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»Mir fehlen die Worte ... Ein erfahrener Vormann und anschieben wie eine Ramme ... du Vollidiot ...«

»Ich sagte ihm, er soll langsam tun, aber mein Arabisch ist eben sehr dürftig«, warf Lucas ein, und seine schuldbewußte Miene bestätigte mir, daß wohl er an dem Unglück schuld sein müsse.

»Ist Ihr Arm gebrochen?« fragte ich Emerson.

»Nein, ausgerenkt.« Er biß die Zähne zusammen. »Ich muß zurück. Walter weiß, wie .«

»So weit können Sie nicht laufen.«

»Kann ich, wenn ich muß«, widersprach er, aber seine Knie wurden weich.

»Sie müssen ja gar nicht«, erklärte ich ihm. »Ich weiß, wie unser Arzt zu Hause das macht. Wenn Sie also . Spaß wird es Ihnen keinen machen.«

»Ihnen auch nicht«, erwiderte er.

Ich ziehe es vor, die Prozedur nicht zu beschreiben, wir waren wirklich alle froh, als sie vorüber war. Zum Glück hatte Abdullah Wasser mitgebracht, und wir konnten unseren Durst löschen. Ich opferte einen meiner Unterröcke und band Emersons Arm an seinen Körper, um ihn ruhigzustellen. Leider machte er dazu wieder ein paar ganz ungehörige Bemerkungen.

Der Rückweg war lang und mühsam, aber Lucas erzählte uns, wie er uns zufällig gefunden habe. Der Besitzer seines Esels hatte ihn und das Tier im Stich gelassen, als er zum Lager ritt, und jetzt wollte er den Esel zurückhaben. »Ich bot ihm an, das elende Tier zu kaufen, damit es Evelyn zur Verfügung habe, aber plötzlich sah ich mich einer heulenden Horde von Dorfbewohnern gegenüber.

Was sollte ich da machen, wenn man mich daran hinderte, den Esel zu kaufen? Auf dem Rückweg zum Lager traf ich Abdullah, und er sagte mir, Sie seien zum Königsgrab gegangen. Nach meinem Abenteuer machte ich mir Sorgen um Sie. Glücklicherweise, möchte ich sagen.«

»Dann haben Sie also den Steinschlag nicht gesehen?« fragte Emerson.

»Nein.«

»Aber das war kein Zufall«, knurrte er. »Warum ist das gerade da passiert, als wir im Grab waren?«

»Wir hatten dabei doch einiges Glück«, machte ich geltend, aber Emerson brummte dazu nur etwas.

Wir waren noch etwa eine Meile vom Lager entfernt, als uns Walter und Evelyn entgegenkamen. Sie hatten sich wegen unserer langen Abwesenheit Sorgen gemacht, und als wir ihm von unserem Pech erzählten, meinte er nachdenklich, das sei Wasser auf die Mühlen der abergläubischen Dorfbewohner.

»Und wissen werden sie's«, sagte ich, »einer weiß es ganz bestimmt.«

»Dann glauben Sie also, daß es kein Unfall war?« rief Lucas. Er schien die ganze Sache als Abenteuer zu betrachten, und darüber ärgerte ich mich.

»Jedenfalls bleiben wir in Zukunft im Lager«, sagte ich kurz. »Vielleicht war nicht beabsichtigt, uns ernstlichen Schaden zuzufügen, aber .«

»Das kann man nie wissen«, unterbrach mich Walter. »Ebensogut hätte ein Stein meinen Bruder am Kopf treffen können.«

»Verletzt wurde Ihr Bruder ja, als wir befreit wurden, nicht vorher«, berichtete ich. »Der Steinschlag konnte kaum inszeniert worden sein, um uns zu ermorden. Sie hätten ja nach uns gesucht, wenn wir zu lange nicht gekommen wären. Ich glaube, es war ein Unfall.«

»Und wenn Peabody so sagt, dann ist das so gut wie das Wort des Propheten«, bemerkte Emerson dazu.

Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.

Mir fiel dann auf, daß Evelyn sehr blaß und bedrückt war. »Hat Lucas dich geärgert?« fragte ich sie, als wir allein waren.

»Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate«, antwortete sie. »Aber du kennst ja meine Gefühle. Den Mann, den ich liebe, kann ich nicht heiraten, und einen anderen will ich nicht.«

»Da irrst du aber«, erwiderte ich bestimmt. »Walter liebt dich, und das kannst du nicht leugnen. Du bist ungerecht, wenn du ihm keine Chance gibst.«

»Damit er meine Schande erfährt? Nun, Amelia, falls er mich je fragen sollte - dann erfährt er alles.«

»Klar, das mußt du tun. Jedenfalls ist es besser, er hört die Geschichte von dir als von anderer Seite. Er ist ein feiner Bursche, Evelyn. Ich mag ihn. Er würde niemals .«

»Er ist ein Mann«, unterbrach sie mich voll so überlegener Weisheit, daß ich gelacht hätte, wäre die Sache nicht so ernst gewesen. »Und welcher Mann könnte einer Frau einen solchen Fehltritt verzeihen?«

»Ah, bah!« rief ich.

»Wenn ich ihm etwas zu bieten hätte . ein Vermögen .«

»Was? Du glaubst, wegen dieses Fehltrittes würde er dich verachten, dich aber akzeptieren, wenn du ihm ein Vermögen brächtest?«

»Amelia, du sprichst, als seist du hundert Jahre alt, und dabei ist Walter nur ein paar Jahre jünger als du; und du bist auch noch nicht alt. Außerdem wirst du immer jünger, immer attraktiver.«

»Komm, komm, Evelyn, jetzt übertreibst du. Ich rui-niere meine Kleider, meine Haut ist sonnenverbrannt, meine Hände sind zerschunden. Vergiß mich und laß uns von dir sprechen. Wenn du nur auf mich hören wolltest ...«

»In diesen Dingen kann ich nur meinem eigenen Gewissen folgen.«

»Aber das ist schrecklich! Du liebst doch dieses Leben. Du siehst zart aus, hast aber einen eisernen Willen. Du könntest für Walter die beste nur denkbare Gefährtin sein.«

»Du liebst dieses Leben, Amelia. Und du wärst die beste nur denkbare Archäologin.«

»Hm. Ganz unrecht hast du da nicht. Schade, daß ich kein Mann bin. Emerson würde mich als Kollegen akzeptieren. Welch herrliche Zeit hätten wir! Arbeit und Streit in schöner Abwechslung. Emerson würde mir recht geben. Schade, daß ich eine Frau bin.«

»Das glaube ich nicht, Amelia«, meinte sie lächelnd.

»Du könntest doch Lucas' Angebot annehmen. Das heißt, sein Geld«, drängte ich. »Moralisch gehört sowieso die Hälfte des Vermögens deines Großvaters dir. Und wenn du glaubst, Walter würde ...«

»Nein, das wäre nicht ehrlich. Nein, Amelia. Ich kann Lucas nicht heiraten, und deshalb will ich auch keinen Penny von ihm. Willst du mich denn unbedingt loshaben? Ich habe mich so darauf gefreut, mit dir alt zu werden, Wolle abzuwickeln, Katzen zu haben und einen Garten zu pflegen und . Aber, Amelia, warum weinst du? Nein, du darfst doch nicht weinen!«

Sie legte die Arme um mich, und wir weinten gemeinsam. Ich wußte gar nicht, weshalb ich weinte, aber irgendwie war es tröstlich. Also leistete ich mir den Luxus eines Gefühls.

»Ich liebe dich doch, Amelia«, schluchzte Evelyn. »Du bist mir wie eine liebe Schwester. Deine Güte, dein Humor, deine himmlische Geduld .«

»Geduld, sagst du? Meine liebe Evelyn, Geduld habe ich keine, und mein Temperament ist teuflisch, und störrisch bin ich wie ein Muli. Aber weine nicht mehr, Liebes. Gott wird es schon recht machen für dich und mich. Es paßt mir ja manchmal gar nicht, was er über mich bestimmt, aber was immer auch geschieht, ich will nicht ruhen, bis du den Mann bekommst, den du verdienst. Hier, nimm das Taschentuch und trockne deine Augen. Aber dann gibst du's mir zurück, ich brauche es auch.«

»Willst du mich behalten, damit ich Wolle abwickeln, Garten pflegen und Katzen haben kann, wenn du verheiratet bist?« fragte sie.

»Das ist die allerdümmste Frage, meine Liebe, die du je gestellt hast«, antwortete ich. »Und wir haben allerhand dummes Zeug geredet.«

8. Kapitel

Wir hatten frische Kleider an, als wir aus dem Grab kamen. Die Männer waren schon versammelt. Lucas hatte sich viele Sachen bringen lassen, als wolle er mitten in der Wüste einen Laden einrichten. Der Tisch war mit Blumen, Silberzeug und Kristall geschmückt. Emerson betrachtete mit einer Mischung aus Unverständnis und Abscheu die elegante Aufmachung. Und Lucas trug einen teuren, makellosen Anzug.