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Sie sahen einander an wie die Eltern eines Bandes, das nicht mehr artig ist, sondern nur noch eine Nervensäge. Janet tätschelte mir die Schulter und sagte: >Nun reg dich nicht auf, Mutter Lois - wir möchten ja nur, daß du es dir ansiehst. < Als hätten wir es wieder mit den Broschüren zu tun und ich müßte nur höflich sein. Aber daß sie es gesagt hat, sollte mich nur ein bißchen beruhigen. Ich hätte wissen müssen, daß sie mich nicht zwingen können, dort zu wohnen, daß sie es sich nicht einmal leisten können. Sie rechnen damit, daß das Geld von Mr. Chasse dieses Rad dreht - seine Rente und die Eisenbahnversicherung, die ich bekommen habe, weil er bei der Arbeit gestorben ist.

Wie sich herausstellte, hatten sie einen Termin für elf Uhr vereinbart, und ein Mann sollte mich herumfuhren und mir alles zeigen. Als ich das alles begriffen hatte, war die Angst weitgehend verschwunden, aber ich war gekränkt, weil sie mich so von oben herab behandelt haben, und wütend, weil jedes zweite Wort von Janet Urlaubstag hier und Urlaubstag da war. Sie machte ziemlich deutlich, daß sie einen Urlaubstag besser verbringen konnte, als nach Derry zu fahren und ihre fette alte Schachtel von einer Schwiegermutter zu besuchen.

>Hör auf, dich so zu zieren, und komm mit, Mutter<, sagte sie nach weiterem Hin und Her, als wäre ich so angetan von der ganzen Idee, daß ich mich nicht entscheiden könnte, welchen Hut ich tragen sollte. >Zieh den Mantel an. Ich helfe dir mit dem Geschirr, wenn wir wieder zurück sind.<

>Du hast mich nicht richtig verstanden sagte ich. >Ich werde nicht mitkommen. Weshalb sollte ich so einen schönen Tag damit vergeuden, mir ein Haus anzusehen, wo ich nie wohnen werde? Und was gibt euch überhaupt das Recht, hierher zu kommen und mich derart damit zu überrumpeln? Warum hat nicht einer von euch zumindest angerufen und gesagt: Wir haben uns etwas überlegt, Mom, möchtest du es hören? Hättet ihr so nicht einen eurer Freunde behandelt?<

Als ich das gesagt hatte, haben sie sich noch mal angesehen... «

Lois seufzte, wischte sich zum letztenmal die Augen ab und gab Ralph das Taschentuch zurück, feuchter, aber sonst nicht weiter verändert.

»Nun, an diesem Blick sah ich, daß wir noch nicht fertig waren. Überwiegend lag es daran, wie Harold aussah - wie damals, wenn er gerade eine Handvoll Schokostreusel aus der Tüte in der Vorratskammer stiebitzt hatte. Und Janet... die betrachtete ihn mit dem Blick, den ich am allermeisten hasse. Ich nenne ihn ihren Bulldozerblick. Und dann fragte sie ihn, ob er mir erzählen wolle, was der Arzt gesagt hätte, oder ob sie es tun solle.

Am Ende erzählten sie es beide, und als sie fertig waren, da war ich so wütend und verblüfft, daß ich mir die Haare hätte ausreißen können. So sehr ich es versuchte, ich kam einfach nicht darüber hinweg, daß Carl Litchfield Harold alles erzählt hat, was ich für vertraulich gehalten hatte. Daß er Harold einfach angerufen und es ihm erzählt hatte, als wäre das vollkommen in Ordnung.

>Also denkst du, ich bin senil?< fragte ich Harold. >Läuft es darauf hinaus? Du und Jan denkt, ich bin im biblischen Alter von achtundsechzig nicht mehr ganz dicht im Oberstübchen?<

Harold wurde knallrot im Gesicht und scharrte unter dem Tisch mit den Füßen, während er vor sich hinmurmelte. Daß er das nicht dächte, aber er müßte an meine Sicherheit denken, wie ich immer an seine gedacht hätte, während er aufgewachsen sei. Und Janet saß die ganze Zeit am Tisch, knabberte an einem Brötchen und betrachtete ihn mit einem Blick, für den ich sie hätte töten können - als würde sie ihn für eine Küchenschabe halten, die gelernt hatte, wie ein Anwalt zu sprechen. Dann stand sie auf und fragte, ob sie >auf die Toilette gehen< dürfte. Ich erlaubte es ihr und verkniff mir die Bemerkung, wie erleichtert ich war, sie zwei Minuten aus dem Zimmer zu haben.

>Danke, Mutter Lois<, sagte sie. >Wird nicht lange dauern. Harry und ich müssen bald wieder gehen. Wenn du meinst, du kannst nicht mit uns kommen und deinen Termin wahrnehmen, gibt es nichts mehr zu sagen.<«

»Was für ein Herzchen«, sagte Ralph.

»Nun, was mich betraf, war das das Ende; ich hatte genug.

>Ich nehme meine Termine wahr, Janet Chasse<, sagte ich, >aber nur die, die ich selbst vereinbare. Wenn andere Leute welche für mich treffen, kümmert mich das einen feuchten Furz.<

Sie warf die Hände hoch, als wäre ich die unvernünftigste Frau, die jemals auf dem Antlitz dieser Erde gewandelt ist, und ließ mich mit Harold allein. Er sah mich mit seinen großen braunen Augen an, als wartete er darauf, daß ich mich entschuldigen würde. Und ich fühlte mich fast, als müßte ich mich entschuldigen, und sei es nur, damit sein Gesicht nicht mehr diesen Cockerspanielausdruck hatte, aber ich habe mich nicht entschuldigt. Ich wollte nicht. Ich sah ihn nur an, und nach einer Weile ertrug er es nicht mehr und sagte mir, ich sollte nicht mehr wütend sein. Er sagte, er würde sich nur Sorgen machen, weil ich ganz allein hier unten lebte, daß er nur versuchte, ein guter Sohn zu sein, und Janet eine gute Tochter.

>Ich denke, das verstehe ich<, sagte ich, >aber du solltest wissen, daß man Liebe und Sorge nicht dadurch ausdrückt, daß man hinter dem Rücken von jemandem intrigierte Da wurde er stocksteif und sagte, er und Jan würden es nicht als intrigieren bezeichnen. Als er das sagte, sah er eine oder zwei Sekunden zum Badezimmer, und ich dachte mir, er wollte mir damit zu verstehen geben, daß Jan es nicht als intrigieren betrachtete. Dann sagte er mir noch, daß es keineswegs so war, wie ich es darstellte - Litchfield hätte ihn angerufen, nicht umgekehrt.

>Na gut<, antwortete ich, >aber was hat dich daran gehindert, einfach aufzulegen, als dir klar wurde, warum er dich angerufen hatte, worüber er mit dir reden wollte? Das war schlicht und einfach falsch. Was, in Gottes Namen, ist in dich gefahren, Harry?<

Er fing wieder an zu zappeln und herumzudrucksen - ich glaube, er hätte sich sogar entschuldigt -, als Jan zurückkam, und da war die du-weißt-schon-was aber richtig am Dampfen. Sie fragte mich, wo meine Diamantohrringe seien, die sie mir zu Weihnachten geschenkt hätten. Das war so ein abrupter Themenwechsel, daß ich zuerst nur stottern konnte, und ich nehme an, es hörte sich an, als wäre ich senil. Aber schließlich brachte ich heraus, sie wären in dem kleinen Porzellanteller auf meiner Schlafzimmerkommode, wie immer. Ich habe eine Schmuckschatulle, aber diese Ohrringe und zwei oder drei andere hübsche Stücke lasse ich immer draußen, weil sie so schön sind und es mich immer aufmuntert, wenn ich sie ansehe. Außerdem sind es nur Diamantsplitter - es ist nicht so, daß jemand einbrechen würde, nur um sie zu stehlen. Dasselbe gilt für meinen Verlobungsring und meine Elfenbeinminiatur, die beiden anderen Stücke, die auf diesem Teller liegen.«

Lois warf Ralph einen durchdringenden, flehenden Blick zu. Er drückte wieder ihre Hand.

Sie lächelte und holte tief Luft. »Das ist sehr schwer für mich.« »Wenn du aufhören möchtest -«

»Nein, ich möchte alles erzählen... nur ab einem bestimmten Punkt kann ich mich sowieso nicht mehr erinnern, was passiert ist. Es war alles so gräßlich. Weißt du, Janet hat gesagt, sie wüßte, wo ich sie aufbewahre, aber da wären sie nicht. Der Verlobungsring sei da, die Miniatur auch, aber nicht die Ohrringe von Weihnachten. Ich ging selbst nachsehen, und sie hatte recht. Wir haben alles auf den Kopf gestellt, überall nachgesehen, aber wir haben sie nicht gefunden. Sie sind fort.«

Lois umklammerte Ralphs Hand jetzt mit ihren beiden und schien hauptsächlich mit dem Reißverschluß seiner Jacke zu reden.

»Wir haben sämtliche Kleidungsstücke aus der Kommode genommen... Harold hat die Kommode selbst von der Wand gezogen und dahinter nachgesehen... unter dem Bett und den Sofakissen... und mir schien jedesmal, wenn ich Janet ansah, als würde sie mich auch ansehen, mit diesem unschuldigen Ausdruck mit den großen Augen. Süß und lieb - nur in den Augen nicht -, und sie mußte nicht laut aussprechen, was sie dachte, weil ich es schon wußte. >Siehst du? Da siehst du, wie recht Dr. Litchfield hatte, uns anzurufen, und wie recht wir hatten, diesen Termin zu vereinbaren. Und wie starrsinnig du bist. Du gehörst nämlich in ein Haus wie Riverview Estates, und das ist der Beweis. Du hast die hübschen Ohrringe verloren, die wir dir zu Weihnachten geschenkt haben, du leidest an einer ernsten Verschlechterung der Kognition, und das ist der Beweis. Nicht mehr lange, und du wirst den Gasherd anlassen... oder den Badezimmerofen...<«