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»Ja, Sir.«

»Tanya, es könnte gute Gründe geben, nach Dunai zu reisen. Ihnen muss es nicht gefallen … Mir selbst gefällt es auch nicht. Aber Sie müssen respektieren, dass ich die Autorität derjenigen akzeptieren muss, die über mir stehen, solange sie diese Autorität legitim einsetzen.«

»Das tue ich.« Sie lächelte ihn entschuldigend an. »Sie stehen auch so schon genug unter Druck. Ich weiß, wie unglücklich die Schiffsbesatzungen der Rift-Föderation und der Callas-Republik sind. Glauben Sie mir, wenn nicht Sie der Befehlshaber dieser Flotte wären, dann hätten die längst gemeutert und die Heimreise angetreten. Wenigstens können Sie dafür nun dieser Hexe die Schuld geben, die diese Befehle mitgebracht hat.« Riones ohnehin geringes Ansehen innerhalb der Flotte war fast auf den Nullpunkt gesunken. »Unsere eigenen Besatzungen sind nicht begeistert, aber sie vertrauen darauf, dass Sie sie zurück nach Hause bringen.«

»Ich weiß.« Dieser Druck ließ nie nach. Das Vertrauen dieser Männer und Frauen, dass er das Leben eines jeden Einzelnen von ihnen als jenes unermesslich wertvolle Gut behandelte, das es ja auch war, war einfach unerschütterlich. Aber er wusste auch, dass er eben diese Frauen und Männer in Situationen würde schicken müssen, aus denen sie womöglich lebend nicht wieder herauskommen würden.

»Es tut mir leid. Aber es gibt da noch eine Sache, die Sie wissen müssen. Ich bin wegen einer anderen Sache beunruhigt, die mit Politikern gar nichts zu tun hat. Glaube ich jedenfalls. Zumindest ist es sehr eigenartig. Heute hat die Dauntless einen weiteren Knotenpunkt zur Energieverteilung verloren.«

»Sie meinen, er lässt sich nicht mehr reparieren?« Er wunderte sich, warum sie dieses Thema anschnitt. Verteilerknoten fielen eben manchmal aus. So was kam zwar nur ziemlich selten vor, aber bekanntlich funktionierte nichts ewig.

»Er ist vollständig ausgebrannt. Es ist nichts übrig, was man noch irgendwie gebrauchen könnte.« Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Ihre Augen blickten in seine. »Normalerweise behellige ich Sie nicht mit Materialproblemen. Die Dauntless in Schuss zu halten, ist meine Aufgabe, nicht ihre. Aber wir hatten drei Ausfälle von Energieverteilerknoten, während ich nicht hier war. In zwei Fällen hat eine Inspektion dafür gesorgt, dass sie aus dem Verkehr gezogen wurden, der dritte machte einen so wackligen Eindruck, dass mein XO ihn vorsorglich abschalten ließ. Zum Glück konnte in Varandal Ersatz hergestellt werden, aber jetzt haben wir schon wieder einen verloren.«

Geary schaute in die Ferne und versuchte nachzudenken. »Vier Verteilerknoten? Innerhalb weniger Monate? Das ist eine sehr hohe Ausfallquote für ein Schiff, das seitdem keine Schäden im Gefecht mehr davongetragen hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich so was vor hundert Jahren jemals mitbekommen hätte.«

»Wahrscheinlich wurden Schiffe vor hundert Jahren auch anders gebaut«, wandte Desjani ein. »Außerdem wurden sie nicht ständig in Gefechte verwickelt, wie es danach der Fall gewesen ist. Tatsache ist aber auch, dass die Dauntless noch nie mit solchen Problemen zu tun hatte. Ich habe meinen Leuten gesagt, sie sollen den Grund für diese Ausfälle herausfinden, aber alle Ingenieure an Bord der Dauntless und an Bord der Hilfsschiffe können mir nur sagen, dass die Verteilerknoten eine ›schwere Komponentenfehlfunktion erlitten haben, die sich maßgeblich auf die Funktionsparameter auswirkt‹. Normale Menschen bezeichnen eine Sache dann als ›kaputt‹.«

»So viele Ausfälle der Ausrüstung, und es gibt keinen Hinweis auf die Ursache?« Er legte die Stirn in Falten und ließ eine vage Geste folgen. »Kommen Sie, wir sehen uns das mal genauer an.« Er führte sie zu seinem Quartier, deutete auf den Sessel, in dem Desjani Platz nehmen sollte, dann setzte er sich ebenfalls hin. Geary rief die Datenbank der Flotte auf, dann engte er die Anzeige ein, bis nur noch die Ausfälle der Verteilerknoten während der letzten Monate aufgelistet wurden. Eine Fülle von Schiffen wurde genannt, die alle im Zuge von Kampfhandlungen entsprechende Schäden erlitten hatten, also gab er als Obergrenze zwei Monate ein. »Die Dauntless hat nicht als einziges Schiff diese Probleme. Die Warrior hat fünf verloren, die Amazon drei, die Leviathan vier …« Er stutzte und forderte das System auf, Gemeinsamkeiten zwischen den Kriegsschiffen zu suchen. Als er das Ergebnis sah, schwieg er einen Moment lang. »Die ältesten Schiffe der Flotte, die Dauntless eingeschlossen.«

»Die Dauntless wurde vor fast drei Jahren in Dienst gestellt«, sagte Desjani und ergänzte stolz. »Es gibt nicht viele Schiffe, die im Krieg so lange überlebt haben.«

»Nur die Warspite ist noch ein paar Monate älter.« Geary betätigte den Komm-Schirm. »Ich muss darüber mit Captain Smythe reden.«

Die Flotte hatte ihre Einheiten enger zusammengezogen, da der Zeitpunkt näher gerückt war, Varandal zu verlassen. Aus diesem Grund waren die Tanuki und die anderen Hilfsschiffe nur ein paar Lichtsekunden entfernt. Das Bild von Captain Smythe tauchte mit nur geringer Verzögerung in Gearys Quartier auf. Der Mann salutierte auf seine gewohnt nachlässige Art, von seiner üblichen guten Laune war nichts zu merken. »Ja bitte, Admiral?«

»Wir scheinen auf den älteren Schiffe ein Problem mit den Energieverteilerknoten zu haben«, begann Geary.

Smythe seufzte angestrengt. »Mit älter meinen Sie alles, was vor zwei Jahren und mehr vom Stapel gelaufen ist, richtig, Admiral?«

»Sie klingen nicht überrascht.«

»Nachdem heute Morgen von der Dauntless und der Warspite neue Meldungen über Ausfälle bei der Ausrüstung eingegangen sind, habe ich mich damit beschäftigt und bin zu einigen unerfreulichen Schlussfolgerungen gekommen. Ich war eigentlich noch nicht ganz fertig, um Ihnen Bericht erstatten zu können, aber die Ergebnisse sind weit genug gediehen. Und wenn Sie schon danach fragen, kann ich es Ihnen ja auch direkt erzählen.« Er ließ eine kurze Pause folgen, in der er vor sich auf etwas schaute, ehe er sich wieder an Geary wandte. »Ihr letztes Schiff, Sir, die Merlon. Für welche Einsatzdauer war sie konstruiert worden?«

Darüber musste er erst einmal nachdenken. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass er das letzte Mal auf den Decks der Merlon gestanden hatte. Obwohl er ein Jahrhundert im Kälteschlaf verbracht hatte, war die Erinnerung an sein Schiff noch sehr klar und deutlich. »Sie war ungefähr dreißig Jahre alt, als ich das Kommando übernahm. Geplant war eine Lebensdauer von ungefähr hundert Jahren, was für alle Schiffe dieser Klasse galt. Die Hülle konnte notfalls auch länger im Einsatz bleiben, aber wenn man die Lebensdauer um mehrere Jahrzehnte verlängern wollte, musste ein Schiff komplett überholt und ein Großteil des Innenlebens ersetzt werden.«

Desjani sah ihn ungläubig an. »Hundert Jahre? Man hat tatsächlich geglaubt, die Schiffe würden so lange durchhalten?«

»Sie haben so lange durchgehalten«, gab Geary zurück. »Bis der Krieg begann. Natürlich wurden die Systeme der Schiffe ständig auf den neuesten Stand gebracht.«

»Erstaunlich«, murmelte Smythe. »Ich wünschte, ich hätte mal so ein Schiff sehen können. Die Ingenieursleistung muss ja von außergewöhnlich hoher Qualität gewesen sein.« Traurig lächelnd schüttelte er den Kopf. »Wissen Sie, auf welche Lebensdauer unsere Schiffe ausgelegt sind, Sir?«