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„Sturmwind“, antwortete einer der Elfen. „Jemand ist in die königliche Bibliothek eingebrochen. Die Wachen haben die Leichen von zwei Männern vor der Tür gefunden und einen drinnen. Es sieht so aus, als wäre einer durch eine Orc-Axt gestorben.“

„Orcs? In der königlichen Bibliothek?“, Turalyon sah Khadgar an, dann den Orc, der zusammenfuhr. „Artefakte...“, murmelte Turalyon und fügte die Teile des Puzzles zusammen.

„Die perfekte Ablenkung“, musste Khadgar zugeben. „Verdammt. Ich vermute mal, der simple Plan hat perfekt funktioniert. Wir waren hier damit beschäftigt, die Orcs zu bekämpfen, und jemand entkam mit...“ Er wandte sich den Elfen zu. „Was genau haben sie gestohlen?“

Die Elfenkundschafter wirkten unangenehm berührt. „Unglücklicherweise habt Ihr recht. Etwas ist tatsächlich gestohlen worden.“

„Und was?“, fragte Turalyon.

Der Elf räusperte sich. „Das, hm... Buch von Medivh.“

„Beim Licht“, flüsterte Turalyon und spürte einen Kloß im Hals. Das Buch von Medivh. Das Zauberbuch des größten Magiers der Welt, des Mannes, der den Orcs dabei geholfen hatte, das Portal zu erschaffen.

Das Buch enthielt alle Geheimnisse des brillanten Zauberers. Und nun befand es sich in den Händen der Orcs!

Neben ihm schien Khadgar ebenfalls erschüttert zu sein. „Turalyon... ich brauche dieses Buch, um das Portal zu schließen!“

„Was?“, schrie Turalyon.

„Medivh und Gul’dan haben das Tor erschaffen. Im Zauberbuch könnte stehen, wie man es wieder schließt. Und nicht nur das. Wenn die Orcs es haben, können sie es auf zahlreiche andere Arten gegen uns einsetzen. Das ist schlecht. Das ist sogar sehr schlecht.“

Turalyon schüttelte den Kopf und tastete nach der Oase der Ruhe in sich. „Ich verstehe. Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit. Die Orcs belagern uns immer noch und, Ablenkung hin oder her, stellen noch immer eine beachtliche Gefahr dar. Wir müssen die Festung beschützen und sie davon abhalten, daran vorbeizukommen. Wenn das erledigt ist, dann... nun, dann können wir uns darum kümmern.“

Er sah seinen Freund an, der langsam nickte. Dann blickte Turalyon zu Alleria und meinte den Hauch eines zustimmenden Schimmers in ihren grünen Augen zu erkennen, bevor sie ihren Bogen wieder erhob und erneut feuerte.

„Du hast recht“, sagte Khadgar und neigte den Kopf. „Wir müssen die Festung verteidigen. Wir können kein Rätsel lösen, wenn wir tot sind.“

Turalyon warf ihm ein schwaches, besorgtes Grinsen zu, kletterte auf sein Pferd und ritt mitten hinein ins Getümmel der Schlacht.

10

„Wir teilen uns in zwei Gruppen auf“, wies Blutschatten Fenris, Tagar und seine Todesritter an. Um sie herum herrschte das übliche Durcheinander, das charakteristisch war, wenn ein Lager so schnell wie möglich abgebrochen wurde. „Ich brauche...“

Er sah auf, als die Geräusche jäh verklangen. Todesschwinge war zurückgekehrt und wirkte wieder wie der perfekte Mensch. Er sah Blutschatten an.

„Was ist? Hast du geglaubt, ich käme nicht zurück?“

„Nein, natürlich nicht.“

Etwas an der Art, wie Blutschatten antwortete, schien dem Drachen offenbar nicht zu gefallen. Seine schwarzen Augenbrauen zogen sich zusammen.

Blutschatten begriff, dass seine Worte als arrogant ausgelegt werden konnten, und fügte hastig hinzu: „Ich vertraue Eurem Wort völlig, Lord Todesschwinge.“

Der Drache schien besänftigt.

Blutschatten fuhr fort: „Wir müssen nach Alterac reisen. Und von da aus nach Dalaran. Dürfen wir Euch um die Hilfe Eurer Kinder bitten?“

„Ihr dürft. Ich werde sie jetzt rufen.“ Todesschwinge warf den Kopf zurück, riss den Mund weiter auf, als ein Mensch es vermocht hätte, und stieß einen merkwürdigen Schrei aus, der die Ohren marterte. Dadurch erschuf er einen kalten Hauch, der an das Jenseitige erinnerte.

Einige der Orcs wichen zurück. Selbst Blutschatten hatte Mühe, die Nerven zu behalten, während die Erde erbebte, als würde sie dem schwarzen Drachenlord höchstpersönlich antworten.

Schließlich schloss Todesschwinge sein Maul, und sein Gesicht nahm normale Proportionen an. „Alles in Ordnung“, sagte er und lächelte, offensichtlich erfreut über das Unbehagen der Todesritter und Orcs. „Sie kommen.“

„Danke.“ Blutschatten verneigte sich. Er wandte sich den beiden Orc-Häuptlingen zu. Es war ihm unangenehm, was er von ihnen verlangen musste, und er befürchtete, dass sie vielleicht störrisch reagierten. Doch es musste getan werden. „Eure Aufgabe ist schwierig, aber notwendig. Ich muss euch bitten, in die Gruft des Sargeras zu gehen.“

Tagar knurrte unruhig, und selbst der kräftigere Fenris wirkte bestürzt. „Dann schickst du uns in den sicheren Tod!“, zischte Fenris.

„Absolut nicht. Dort befindet sich ein Artefakt, das Ner’zhul benötigt. Ich werde Ragnok mit euch schicken, damit er euch hilft und erklärt, was...“

„Gul’dan... der mächtige Gul’dan ist dort gestorben!“, unterbrach ihn Fenris. „Wir haben Geschichten darüber gehört, wie Gul’dan die Gruft vom Grund des Ozeans erhoben hat. Und dann haben ihn die Monster angegriffen, die den schrecklichen Ort bewachten. Wir haben gehört, dass nur ein paar entkommen sind, und dass die meisten dort starben und vor Schmerz dabei geschrien haben... Böses lebt dort in der Finsternis, Blutschatten!“

Der Todesritter lächelte nur schwach über die Ironie dieser Bemerkung. Denn er wusste gut, dass die Menschen auf dieser Welt die Orcs für monströse Kreaturen hielten.

„Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich euch und einen meiner eigenen Todesritter ausschicken würde, wenn ich nicht an euren Erfolg glauben würde?“ Darauf hatten sie keine Antwort und tauschten unbehagliche Blicke. Blutschatten beruhigte sie mit seinem Lächeln. „Das ist schon besser. Wie ich bereits sagte, müsst ihr ein bestimmtes Artefakt bergen. Ragnok wird euch alles erklären. Wenn ihr es gefunden habt, bringt es so schnell wie möglich zum Dunklen Portal. Dort werden wir uns mit euch treffen. Der Kriegshymnenklan kann die Allianz nicht ewig beschäftigen.“

Beide Häuptlinge nickten und sahen entschlossener aus. Blutschatten betrachtete sie einen Moment. Tagar war ein kraftvoller Kämpfer, besaß aber keinerlei Raffinesse und nur wenig Intelligenz. Fenris dagegen war schlau und gerissen genug für sie beide. Und seine Haltung verriet Blutschatten, dass er den jungen Häuptling der Knochenmalmer auf Linie halten würde.

Zufrieden wandte sich Blutschatten dem Drachenlord zu. „Großer Todesschwinge, kannst du sie zu der Gruft bringen?“

Der Drachenmann nickte. „Wir kennen diese Insel, von der du sprichst“, sagte er. „Und hier sind meine Kinder... Mehr als genug für beide Gruppen, denke ich.“

Noch während Todesschwinge sprach, hörte Blutschatten ein flatterndes Geräusch – als würde Regen niederprasseln.

Massive Felsbrocken peitschten durch die Luft und schlugen in den Fels und die Erde um sie herum ein.

Blutschatten sah dunkle Streifen am Sternenhimmel, aber das waren sicherlich keine Regentropfen. Unter seinen Füßen spürte er, wie die Erde erneut bebte. Plötzlich bemerkte er die hell orangefarbenen Flecken, die immer größer wurden und sich in eine diamantartige Struktur verwandelten. Seine Augen weiteten sich, als er das feurige Magma in den großen Mäulern der Bestien sah. Das stetig lauter werdende Geräusch rührte vom Schlag ihrer Flügel her.

Blutschatten beobachtete ehrfürchtig, wie die Drachen landeten. Die Erde erzitterte, als die mächtigen Kreaturen aufsetzten. Flüssiges Feuer tropfte aus ihren Mäulern und fiel glühend zu Boden. Ihre Schuppen leuchteten im Sternenlicht, ein glänzendes Schwarz wie in einem mitternächtlichen Teich, und ihre Klauen wirkten wie poliertes Eisen.

In Blutschattens Augen waren sie die lebende Erweiterung des Bodens, auf dem sie standen. Als alle gelandet waren, falteten die Drachen ihre ledrigen Schwingen zusammen und beobachteten die Orcs und Todesritter genau. Ihre schwarzen Augen starrten die Krieger an.