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„Ihr seid Narren“, knurrte Ragnok, doch seine Stimme gestand die Niederlage ein.

„Vielleicht“, stimmte Fenris zu. „Aber wir sind Narren, die den nächsten Tag noch erleben.“ Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab. Sein Klan folgte ihm, so auch Tagar und seine Orcs. Nur mäßig zufrieden sah er einen Augenblick später, dass sich Ragnok ihnen anschloss.

„Hast du es?“

Fenris stieg vom Rücken des Drachen und setzte beide Füße auf den zerklüfteten Boden. Er blickte zu Blutschatten, der auf ihn zukam. Die Drachen hatten auf die Orcs gewartet, als ihre Boote wieder Land erreichten, und sie schnell in die Verwüsteten Lande zurückgebracht. Dort trafen sie sich mit Blutschatten und den anderen.

„Ja, ich habe es“, bestätigte Fenris und hielt das stoffumwickelte Zepter hoch. Er übergab es an Blutschatten, froh, es los zu sein. „Was nun?“

„Jetzt werden wir durch das Portal zurückkehren“, antwortete Blutschatten. Fenris unterdrückte einen Schauder, als sich Blutschattens Hände schützend über das Bündel legten. „Unsere Aufgaben hier sind erledigt. Azeroth ist nicht länger wichtig für uns. Wir überlassen diese Welt den Menschen und ihren Alliierten. Gut, dass wir sie los sind.“

Fenris wollte mehr Details erfahren, aber ein lautes Rumpeln stoppte ihn. Über die Schulter blickend, sah er mehrere große Wagen, die ins Tal rollten. Sie wurden von Orcs gelenkt. Ihm fiel wieder das Gespräch im Schwarzfelsgebirge ein. Das musste die Fracht sein, die Todesschwinge durch das Portal befördert haben wollte. Er fragte sich, was für den schwarzen Drachen so wichtig war, dass es auf eine andere Welt geschafft werden sollte. Doch er wusste, dass er das wohl nie erfahren würde.

Ein anderer Orc aber war noch neugieriger als Fenris. Er versuchte, sich einem der Wagen zu nähern. Bevor Fenris auch nur Atem holen konnte, um ihm eine Warnung zuzurufen, stürzte sich ein schwarzer Schatten vom Himmel. Der Orc schrie und warf sich zu Boden, die Hände vors Gesicht geschlagen. Blut lief durch seine Finger.

„Zurück!“, schrie Fenris. „Bleibt von den Wagen weg!“

Die Drachen, die die Orcs hierher getragen hatten, erhoben sich nun in die Lüfte, um die Ladung zu verteidigen. Einige warteten nicht einmal ab, dass ihre Reiter abstiegen.

„Blutschatten!“, dröhnte eine Stimme, die Fenris erkannte. Der Schrei kam von niemand anders als dem Häuptling des Kriegshymnenklans. Grom Höllschrei war bei den Truppen gewesen, die die Allianz bei Nethergarde angegriffen hatten, und kam gerade von dort zurück. Er war noch nicht ganz durch das Tal, sie konnten ihn jedoch gut verstehen. „Hast du diese Kreaturen mitgebracht?“

„Das habe ich“, antwortete Blutschatten, der seine Stimme nicht erhob. Aber seine Worte wurden trotzdem überall verstanden. „Die schwarzen Drachen sind unsere neuen Verbündeten!“

Grom duckte sich, als die Klaue eines schwarzen Drachen gefährlich nah an seinem Kopf vorbeiwischte, und schaute finster. „Mach etwas wegen deiner geflügelten Freunde, bevor noch eine Panik ausbricht... oder sie uns alle töten!“

Der Todesritter schaute zu den Drachen auf und beobachtete sie einen Moment lang. Dann nickte er. „Todesschwinge“, rief er. „Ich schwöre dir, dass ich diese Wagen und ihre Ladung verteidigen werde! Bitte schicke deine Drachen an den Rand des Tals!“

Fenris konnte den Drachenältesten nicht unter den umherfliegenden Gestalten ausmachen. Aber einen Augenblick später drehten sie ab und landeten auf den Klippen entlang des Talrands.

„Schon besser“, knurrte Grom. Er nickte Fenris zu, der zurückgrüßte. Die beiden kannten sich. Fenris hielt Grom für einen der besten Häuptlinge der Horde und einen erstklassigen Krieger.

„Habt ihr bekommen, was du brauchtest?“, fragte Grom sie beide.

„Haben wir“, antwortete Blutschatten. Er sagte sonst nichts. Grom schaute zu den Wagen.

„Fracht“, antwortete Blutschatten knapp. Jeder Wagen war aus soliden Holzbalken gebaut, hatte hohe Seitenwände und war komplett von einer dicken Plane bedeckt. Die Art, wie die Plane sich bewegte, verriet Fenris, dass die Wagen vollgepackt waren. Aber mehr war nicht zu erkennen.

„Ich dachte, wir sollten nur diese Artefakte holen“, sagte Grom.

„Es gab eine Planänderung“, antwortete der Todesritter. „Du musst dir keine Sorgen machen.“ Er erhob seine Stimme und musste etwas Magie hineingelegt haben, weil sie plötzlich über das ganze Tal zu hören war. „Diese Wagen stehen unter meinem persönlichen Schutz. Jeder, der das missachtet oder hineinsehen will, muss sich vor mir verantworten.“ Mehrere Orcs sahen erschreckt auf, und die beiden, die sich dem hinteren Wagen näherten, hasteten davon.

Fenris zuckte die Achseln. Seine Aufgabe war erledigt, und wenn Blutschatten noch eine andere Sache durchziehen wollte, war das etwas zwischen ihm und Ner’zhul. „Wann können wir durchgehen?“, fragte er stattdessen.

„Ich will, dass ein paar Mann eures Klans zurückbleiben und das Portal für eine kurze Zeit sichern. Du und der Rest, ihr könnt jetzt durchgehen, wenn du willst“, antwortete Blutschatten. „Tagar, ich brauche ein paar von euch Knochenmalmern.“

Fenris furchte die Stirn, nickte aber. Er hatte gehofft, sein ganzer Klan würde zurückkehren dürfen. Aber er verstand Blutschattens Gründe.

„Was ist mit uns?“, fragte Grom Blutschatten, doch Fenris wandte sich ab. Die Befehle für den Kriegshymnenklan waren jetzt nicht seine Sorge. Stattdessen winkte er seinen Stellvertreter Malgrim Sturmhand herbei, und gemeinsam wählten sie zwölf Krieger aus, die unter Malgrims Kommando zurückblieben. Die Orcs protestierten nicht. Sie waren Donnerfürsten, sie dienten der Horde, wann immer man es verlangte.

„Zum Portal!“ Der Rest des Donnerfürstenklans marschierte durch das Tal und erreichte das über ihnen aufragende neue Tor. Direkt vor ihnen befanden sich die bedeckten Wagen, und Fenris bemerkte mehrere Todesritter, die sich aus der Streitmacht lösten und neben den rätselhaften Wagen Position bezogen. Blutschatten war auch dort, ganz vorne.

Fenris hörte, wie Targas seine Knochenmalmer anschrie und sie aufzuteilen versuchte. Dazu kam das Gebrüll von Ogern, denen man Kämpfe versprochen hatte. „Ich zuschlagen!“, rief einer von ihnen fröhlich.

Auch der gesamte Kriegshymnenklan würde bleiben, schenkte man ihren Kommentaren Glauben. Das Portal würde gut beschützt werden. Ein Teil von ihm wollte auch bleiben, aber ein anderer Teil war sehr müde; ihn zog es nach Hause. Später würde er – vielleicht – mit frischen Orcs diejenigen ablösen, die jetzt zurückblieben.

Fenris lief die Rampe hinauf und stand vor dem Dunklen Portal. Das Tor mit seiner merkwürdig wabernden Energie machte ihn immer noch nervös. Es störte ihn, dass etwas so Kleines, das nicht mal so breit wie die dicken Steinsäulen war, eine Brücke zwischen zwei Welten schlagen konnte.

Er erwartete beinahe, dass das Portal versagen würde. Dass es kollabierte und jeder darin auseinandergerissen wurde.

Dieser Gedanke ließ ihn schneller gehen, und schließlich rannte er hindurch und spürte erneut das merkwürdige Gefühl, das ihm aufgefallen war, als er Draenor verlassen hatte. Als würde sein Körper über eine große Distanz befördert. Ein kaltes Prickeln lief über seine Haut, und ein Blitz ließ ihn die Augen schließen.

Dann schaute er in den vertrauten roten Himmel von Draenor. Fenris seufzte erleichtert und entfernte sich weiter vom Portal. Schließlich blieb er stehen, damit der restliche Klan aufschließen konnte.

Er beobachtete, wie die anderen Klans ebenfalls herüberkamen. Und Blutschatten war mit den Wagen bereits verschwunden.

Fenris hatte getan, was man ihm befohlen hatte. Und jetzt würde er darauf warten, dass Ner’zhul neue Befehle für ihn hatte. Bis dahin würden die Donnerfürsten-Krieger heimkehren.

Er hatte für lange Zeit erst einmal genug von Intrigen, Betrug und Ränkeschmieden.

13

Khadgar stand im Versammlungsraum, einem der wenigen vollständig fertig gestellten Bauabschnitte von Nethergarde. Er hatte auf der Brüstung bleiben und gegen die Horde kämpfen wollen, aber Turalyon hatte ihn überredet, sich für ein paar Minuten auszuruhen und etwas zu essen.