Выбрать главу

„Würdet ihr lieber gegen eine Horde der doppelten Größe antreten, die nach Belieben Portale nach Azeroth von überall her eröffnen kann?“

Khadgar sah die Enttäuschung in Turalyons Augen. Der Paladin hatte gehofft, dass die Männer ihn verstehen würden. Und mehr noch hatte er gehofft, dass Alleria es würde. Aber es schien, als ob Alleria immer noch vom Hass gegen die Orcs verzehrt wurde. Sie interessierte sich nicht wirklich für die anderen Welten. Sie wollte Orcs jagen und töten. Sie wollte dieses grausame Vergnügen mit niemandem teilen.

Sie wandte sich Turalyon zu, ihre Wangen hatten kurz etwas Farbe, die dann aber schwand. „Turalyon, mir ist etwas aufgefallen, das du wissen solltest. Ich habe eine Gruppe von...“

Khadgar hörte kaum ihrer melodischen Stimme zu. Etwas nagte an seinen Gedanken... etwas, das nicht stimmte.

Er schnappte nach Luft, als ihn die Erkenntnis überkam.

„Ich bin ein Narr!“, rief Khadgar und schnitt Alleria das Wort mitten im Satz ab. „Sie verlieren nicht!“, brüllte er. „Sie ziehen sich zurück! Sie haben alle Artefakte gefunden, die sie brauchen, und kehren jetzt nach Draenor zurück! Die ganze Invasion diente nur der Ablenkung, und jetzt sind sie fertig!“

Gaz Soulripper sah ihn an, Schrecken und Angst lagen in seinen glühenden Augen. Der Todesritter kam auf die Beine, zerriss die Fesseln, die Hände und Füße banden. Der Schreck verlieh ihm widernatürliche Stärke. Gaz schob Khadgars mentale Lanze beiseite und baute seine Schilde neu auf. Sie blockierten den augenblicklichen Versuch des Erzmagiers, die Kontrolle zurückzuerlangen.

„Du wirst uns nicht dazwischenfunken!“, brüllte Gaz, sprang auf Khadgar und legte seine gepanzerten Hände um die Kehle des Erzmagiers. „Du wirst unsere Bestimmung nicht vereiteln!“

Der Todesritter begann zuzudrücken, und Khadgar röchelte. Er kämpfte, wollte die Kreatur wegschieben. Aber seine Sicht trübte sich bereits. Schwärze kroch von den Rändern heran, wilde Farben blitzten vor ihm auf. Er konnte die Hände nicht wegdrücken, er konnte sich auch nicht konzentrieren, um einen Spruch zu wirken.

Und plötzlich, durch die wirbelnde Palette von Farben, kam ein Blitz aus purem Weiß. Selbst als er Khadgar blendete, umgab ihn ein warmes Gefühl des Friedens, das im krassen Gegensatz zu dem Schmerz stand, den die Hände verursachten, die seine Luftröhre zu zerquetschen drohten und ihm das Blut abschnitten.

Kurz fragte er sich, ob er schon tot war, aber er war sich nicht sicher.

Das Licht wurde intensiver, dann verblasste es. Die toten Hände um Khadgars Kehle schlossen sich zuckend, bevor der Druck plötzlich verschwand. Khadgar beherrschte sich, blinzelte, benebelt von dem weißen Licht, keuchte und rang nach Atem. Seine Lungen kämpften, um Luft in seinen Körper zu pumpen.

„Ist alles in Ordnung?“, wollte Turalyon wissen. Seine Hände leuchteten noch schwach, er half Khadgar beim Aufstehen. Khadgar bemerkte, dass sein violettes Gewand jetzt staubig war. Das war alles, was von Gaz Soulripper übrig geblieben war.

Er sah Turalyon an, wieder verblüfft von der Kraft des jungen Generals. Turalyon las in dem Blick und lächelte verlegen. Khadgar fasste seinen Freund am Arm. „Danke.“

„Das war das Licht, nicht ich“, wehrte Turalyon mit der für ihn typischen Bescheidenheit ab.

„Nun, dein verdammtes Licht hat ihn zu schnell getötet“, knurrte Alleria.

Selbst Khadgar blinzelte angesichts des Hasses in ihrer Stimme. „Wir hätten ihn noch über die Wagen befragen können, die ich gesehen habe.“

„Wagen?“, fragte Khadgar. „Was für Wagen?“

Sie wandte sich ihm zu. Ganz offensichtlich konnte sie mit dem Magier leichter sprechen als mit Turalyon. „Ich habe ein paar Orcs gesehen, die durch das Portal gegangen sind. Schwarze Drachen begleiteten sie. Es gab mehrere Wagen, ihre Ladeflächen waren zugedeckt. Sie brachten etwas hinüber in ihre Welt.“

„Sie wollten hier ein paar Artefakte stehlen und nicht massenweise Souvenirs“, knurrte Khadgar. „Wozu brauchten sie diese Wagen?“

Alleria zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich dachte, dass vielleicht du etwas weißt.“

„Noch ein Teil im Puzzle. Und das, wo ich gerade geglaubt hatte, alles durchschaut zu haben.“ Khadgar fuhr sich angeekelt über die Kleidung und sah sie an. „Wir haben eine Aufgabe vor uns. Wir müssen einen Erkundungstrupp nach Draenor schicken. Wir müssen Ner’zhul finden und töten, bevor er weitere Portale öffnen kann. Schließlich gilt es, die Artefakte zurückzubekommen, besonders das Buch von Medivh und Gul’dans Schädel, um das Dunkle Portal für immer zu zerstören.“

Turalyon nickte und winkte einen Kundschafter herbei. Er wirkte mit jedem Zoll wie ein militärischer Befehlshaber. „Benachrichtige die Könige der Allianz“, sagte er schnell. „Die Horde ist...“ Er verstummte, als ein Schatten die Sonne verdunkelte. Der junge Kommandeur schirmte seine Augen ab und sah auf. Dann lachte er, als sich aus dem Schatten mehrere geflügelte Gestalten herausschälten, die zu ihnen herabstießen.

Sie hatten keine Ähnlichkeit mit den pfeilgleichen Drachen, sondern waren breiter und kompakter. Gelbbraunes Fell und goldene und weiße Federn bedeckten ihre Haut.

„Was hat dich aufgehalten?“, rief Turalyon und lachte mit Khadgar, als Kurdran Wildhammer, Anführer der Wildhammerzwerge, den Kopf schüttelte und versuchte, empört vom Rücken seines Greifs zu ihnen herunterzusehen.

„Ungünstige Winde“, gestand der Zwerg ein. Sky’ree landete anmutig mit einem Krächzen. Sie flatterte ein letztes Mal mit den Flügeln, bevor ihr Reiter abstieg. Trotz des Ernstes der Lage lächelte Khadgar. Es tat gut, den rüstigen, ungeschliffenen Kurdran zu sehen.

„Ihr kommt gerade rechtzeitig“, sagte der Erzmagier und trat vor, um dem Zwerg die Hand zu schütteln, der den Handschlag kräftig erwiderte. „Wir haben eine Nachricht, die übermittelt werden muss, und zwar schnell.“

„Wenn ihr mir versprecht, mir und meinen Jungs ein paar dieser Grünhäute übrig zu lassen, überbringen wir die Nachricht.“ Er winkte einem anderen Zwerg zu, der in Habtachtstellung seine Befehle erwartete.

„Wir müssen mehrere Nachrichten an mehrere Könige schicken“, sagte Turalyon, das Lächeln verschwand. Khadgar fragte sich, ob Turalyon wusste, wie ernsthaft er wirken konnte, wenn es sein musste. „Sagt ihnen Folgendes: Die Orcs ziehen sich nach Draenor zurück, aber sie haben einen Weg gefunden, Portale in andere Welten zu öffnen.“

Die Augen des Zwergs weiteten sich, doch er unterbrach ihn nicht. „Sie nehmen mehrere Wagenladungen von etwas mit, das für sie offensichtlich wertvoll ist. Aber wir wissen noch nicht, was“, fuhr Turalyon fort. „Wir wollen sie durch das Dunkle Portal verfolgen und sie davon abhalten, neue Tore zu öffnen. Egal, was dazu nötig ist.“

„Bist du dir sicher, Junge?“, fragte Kurdran leise. Turalyon nickte. Jeder war einen Moment lang still, wohl wissend, dass Turalyon nur das aussprach, was getan werden musste.

„Beeilt euch“, sagte Turalyon. „Lasst die Greife sich ihr Futter verdienen.“ Die Kundschafter nickten, salutierten, kletterten auf ihre Greife und hoben ab.

Turalyon wandte sich seinen Freunden zu. „Und jetzt“, sagte er düster, „bereiten wir uns darauf vor, unsere Welt zu verlassen.“

14

Der Rest des Tages war vollgepackt mit chaotischer Planung. Wer sollte gehen? Wer sollte zurückbleiben? Welche Vorräte sollten sie mitnehmen? Wie lange sollten sie warten?

Aus Debatten wurden Diskussionen, die dann in Geschrei mündeten. Und einmal am Abend dachte Turalyon sogar, dass Alleria und Kurdran sich über die Frage, wie man die Greife am besten einsetzen sollte, so sehr in die Haare geraten waren, dass es gleich Prügel setzen würde.

Schließlich aber wurde eine Strategie entworfen, mit der alle zufrieden waren. Einige, darunter Alleria, wollten danach gleich aufbrechen.