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»Ja, aber ich bin teuer. Wollen Sie mir helfen?«

Es folgte ein langes Zögern. »Gut. Ich möchte zuerst einige Tests machen.«

»Bitte, sehr gut.«

In der nächsten Woche machte Israel Katz für Noelle einen Termin mit dem Laboratorium des Krankenhauses aus. Als die Testergebnisse zwei Tage später vorlagen, rief er sie in der Arbeitszeit an. »Sie hatten recht«, sagte er. »Sie sind schwanger.«

»Ich weiß.«

»Ich habe Vorkehrungen getroffen, dass im Krankenhaus eine Ausschabung bei Ihnen gemacht werden kann. Ich habe erklärt, Ihr Mann sei bei einem Unfall umgekommen und Sie könnten das Kind nicht austragen. Wir werden die Operation nächsten Sonnabend vornehmen.«

»Nein«, sagte sie.

»Ist Sonnabend ein schlechter Tag für Sie?«

»Ich bin für die Abtreibung noch nicht bereit, Israel. Ich wollte nur wissen, ob ich mit Ihrer Hilfe rechnen kann.«

Madame Rose bemerkte die Veränderung an Noelle, nicht nur die physische, sondern etwas viel Tieferreichendes, ein Strahlen, eine innere Glut, von der sie erfüllt zu sein schien. Noelle ging mit einem steten leisen Lächeln herum, als ob sie ein wundervolles Geheimnis in sich bewahrte.

»Sie haben einen Liebhaber gefunden«, sagte Madame Rose. »Man kann es in Ihren Augen lesen.«

Noelle nickte. »Ja, Madame.«

»Er ist gut für Sie. Halten Sie ihn fest.«

»Das werde ich«, versprach Noelle. »Solange ich kann.«

Drei Wochen später rief Israel Katz an. »Ich habe nichts mehr von Ihnen gehört«, sagte er. »Haben Sie es denn vergessen?«

»Nein«, sagte Noelle. »Ich denke die ganze Zeit daran.«

»Wie fühlen Sie sich?«

»Wunderbar.«

»Ich habe mir den Kalender angesehen. Ich glaube, wir

sollten uns an die Arbeit machen.«

»Ich bin noch nicht bereit«, sagte Noelle.

Es vergingen drei Wochen, ehe Israel Katz wieder anrief.

»Hätten Sie Lust, mit mir zu Abend zu essen?« fragte er.

»Gern.«

Sie verabredeten sich in einem billigen Cafe in der Rue de Chat Qui Peche. Noelle hatte zuerst ein besseres Restaurant vorschlagen wollen, erinnerte sich aber dann, was Israel über die schlechte Bezahlung von Assistenzärzten gesagt hatte.

Er war schon da, als sie ankam. Während des Essens plauderten sie zwanglos, und erst beim Kaffee rückte Israel mit der Sprache heraus.

»Wollen Sie die Abtreibung immer noch machen lassen?« fragte er.

Noelle sah ihn überrascht an. »Natürlich.«

»Dann muss sie gleich gemacht werden. Sie sind jetzt mehr als zwei Monate schwanger.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht, Israel.«

»Ist das Ihre erste Schwangerschaft?«

»Ja.«

»Dann muss ich Ihnen etwas sagen, Noelle. Bis zu drei Monaten ist eine Abtreibung im allgemeinen eine leichte Sache. Der Embryo hat sich noch nicht voll entwickelt, und es ist nur eine einfache Ausschabung nötig, doch nach drei Monaten« – er zögerte – »ist es eine andere Operation und wird gefährlich. Je länger Sie warten, desto gefährlicher wird es. Ich möchte, dass Sie sich jetzt operieren lassen.«

Noelle beugte sich vor. »Wie sieht das Kind aus?«

»Jetzt?« Er zuckte die Schultern. »Ein Haufen Zellen. Natürlich sind alle Zellkerne schon vorhanden, um ein vollkommenes menschliches Wesen zu bilden.«

»Und nach drei Monaten?«

»Beginnt der Embryo, ein Mensch zu werden.«

»Kann erfühlen?«

»Er reagiert auf Schläge und laute Geräusche.«

Sie saß da, und ihre Augen hielten die seinen fest. »Kann er Schmerz empfinden?«

»Ich denke schon. Aber er wird von einer Hülle geschützt.« Plötzlich fühlte er sich unbehaglich. »Es wäre ziemlich schwer, ihn zu verletzen.«

Noelle schlug die Augen nieder und starrte auf den Tisch, schweigend und gedankenvoll.

Israel betrachtete sie einen Augenblick und sagte dann schüchtern: »Noelle, wenn Sie dieses Kind behalten wollen und fürchten sich davor, weil es keinen Vater haben wird ... nun, ich wäre bereit, Sie zu heiraten und dem Kind einen Namen zu geben.«

Sie blickte erstaunt auf. »Ich sagte Ihnen doch schon, ich möchte das Kind nicht haben. Ich möchte eine Abtreibung.«

»Dann, zum Donnerwetter, lassen Sie sie machen!« brüllte Israel. Er dämpfte die Stimme, als er merkte, dass andere Gäste ihn anstarrten. »Wenn Sie noch länger warten, gibt es keinen Doktor in ganz Frankreich, der sie macht. Verstehen Sie denn nicht? Wenn Sie zu lange warten, könnten Sie sterben!«

»Ich verstehe«, sagte Noelle ruhig. »Wenn ich dieses Kind bekommen sollte, auf welche Diät würden Sie mich setzen?«

Er fuhr sich verwirrt durch die Haare. »Viel Milch und Obst, mageres Fleisch.«

Auf ihrem Nachhauseweg ging Noelle rasch auf den Markt an der Ecke in der Nähe ihrer Wohnung und kaufte zwei Liter Milch und eine Kiste frisches Obst.

Zehn Tage später ging Noelle in Madame Roses Privatbüro und sagte ihr, sie sei in anderen Umständen, und bat um Urlaub.

»Wie lange?« fragte Madame Rose, Noelles Figur musternd.

»Sechs oder sieben Wochen.«

Madame Rose seufzte. »Sind Sie sicher, dass es das Beste ist, was Sie tun?«

»Ich bin sicher«, erwiderte Noelle.

»Kann ich etwas für Sie tun?«

»Nichts.«

»Nun gut. Kommen Sie zurück, sobald Sie können. Ich werde die Kassiererin anweisen, Ihnen einen Vorschuss auf Ihr Gehalt auszuzahlen.«

»Danke, Madame.«

Die nächsten Wochen verließ Noelle ihre Wohnung nie, außer, um Lebensmittel zu kaufen. Sie war nicht hungrig und aß sehr wenig für sich selbst, aber sie trank riesige Mengen Milch und stopfte sich mit Obst voll. Sie war nicht allein in ihrer Wohnung. Das Kind war bei ihr, und sie sprach fortwährend mit ihm. Sie wusste, dass es ein Junge war, genau wie sie gewusst hatte, dass sie schwanger war. Sie hatte ihn Larry getauft.

»Du sollst groß und stark werden«, sagte sie, als sie ihre Milch trank. »Du sollst gesund ... gesund und stark sein, wenn du stirbst.« Jeden Tag lag sie im Bett und plante ihre Rache an Larry und seinem Sohn. Was sie im Schoß trug, war nicht Teil von ihr. Es gehörte ihm, und sie würde es töten. Es war das einzige von sich, was er ihr hinterlassen hatte, und sie würde es vernichten, wie er versucht hatte, sie zu vernichten.

Wie wenig Israel Katz sie begriffen hatte! Sie war nicht an einem formlosen Embryo interessiert, der nichts wusste. Sie wollte, dass Larrys Brut spürte, was ihm geschehen würde, sie sollte leiden, wie sie gelitten hatte. Das Hochzeitskleid hing jetzt neben ihrem Bett, immer in Sicht, ein Talisman des Bösen, eine Mahnung an seinen Verrat. Zuerst Larrys Sohn, dann Larry.

Das Telefon läutete oft, aber Noelle lag im Bett, in ihre Träume versunken, bis es aufhörte. Sicher war es Israel Katz, der sich mit ihr in Verbindung setzen wollte.

Eines Abends wurde an die Tür getrommelt. Noelle lag im Bett, hörte nicht hin, aber als das Trommeln nicht nachließ, schleppte sie sich schließlich zur Tür und öffnete.

Israel Katz stand mit sorgenvollem Gesicht da. »Mein Gott, Noelle, ich rufe Sie seit Tagen an.«

Er sah auf ihren geschwollenen Leib. »Ich glaubte schon, Sie hätten es woanders machen lassen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie werden es machen.«

Israel starrte sie an. »Haben Sie denn gar nicht verstanden, was ich Ihnen gesagt habe? Es ist zu spät! Niemand wird es machen.«

Er sah die leeren Milchflaschen und das Obst auf dem Tisch, blickte dann wieder zu ihr zurück. »Sie wollen das Kind also haben«, sagte er. »Warum geben Sie es nicht zu?«

»Sagen Sie mir, Israel, wie sieht es jetzt aus?«

»Wer?«

»Das Kind. Hat es Augen und Ohren? Finger und Zehen? Kann es Schmerz fühlen?«

»Um Himmels willen, Noelle, hören Sie auf. Sie reden, als ob ... als ob ...«