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»Ich möchte, dass Sie mir Schauspielunterricht geben.«

Armand Gautier sah sie einen Augenblick an und seufzte dann. »Sie enttäuschen mich. Ich habe etwas Originelleres erwartet.«

»Es ist Ihr Beruf, mit Schauspielern zu arbeiten.«

»Mit Schauspielern, nicht Amateuren. Haben Sie je gespielt?«

»Nein. Aber Sie werden es mich lehren.« Sie nahm ihren Hut ab und zog die Handschuhe aus. »Wo ist Ihr Schlafzimmer?« fragte sie.

Gautier zögerte. In seinem Leben wimmelte es von schönen Frauen, die zur Bühne wollten oder eine größere Rolle oder die Hauptrolle in einem neuen Stück oder eine größere Garderobe haben wollten. Sie gingen ihm alle auf die Nerven. Er wusste, dass er ein Narr wäre, wenn er sich mit noch einer einließe. Andererseits brauchte er sich nicht an sie zu binden. Hier war ein schönes Mädchen, das sich ihm an den Hals warf. Es wäre einfach, mit ihr ins Bett zu steigen und sie dann fortzuschicken. »Dort hinein«, sagte er, auf eine Tür deutend.

Er beobachtete Noelle, während sie aufs Schlafzimmer zuging. Er fragte sich, wie Philippe Sorel wohl zumute wäre, wenn er wüsste, dass seine Braut die Nacht hier verbrachte. Weiber, Huren, alle. Gautier schenkte sich einen Cognac ein und tätigte mehrere Anrufe. Als er schließlich ins Schlafzimmer ging, lag Noelle nackt in seinem Bett, auf ihn wartend. Gautier musste zugeben, dass sie ein erlesenes Werk der Natur war. Ihr Gesicht war atemraubend und ihr Körper makellos. Ihre Haut war honigfarben, ausgenommen das zartgoldene Dreieck zwischen ihren Beinen. Gautier hatte die Erfahrung gemacht, dass schöne Mädchen fast ausnahmslos nazistisch, viel zu ichbezogen, daher im Bett miserabel waren. Sie meinten, ihr Beitrag zur Liebe bestünde allein darin, dass sie sich einem Mann ins Bett legten, der dann am Ende einen bewegungslosen Lehmklumpen im Arm hatte und auch noch dankbar dafür sein sollte. Na ja, vielleicht konnte er dieser da einiges beibringen.

Noelle sah zu, wie Gautier sich auszog, seine Sachen unbekümmert auf dem Boden verstreute und dann ans Bett trat. »Ich werde dir nicht erzählen, du seiest schön«, sagte er. »Das hast du schon viel zu oft gehört.«

»Die Schönheit ist vergeudet«, meinte Noelle schulterzuckend, »wenn sie nicht angewandt wird, um Vergnügen zu bereiten.«

Gautier sah sie überrascht an und lächelte dann. »Einverstanden. Wenden wir uns der deinen zu.« Er setzte sich neben sie.

Wie die meisten Franzosen bildete Armand Gautier sich ein, ein gewandter Liebhaber zu sein. Er war über die Geschichten belustigt, die er von den Deutschen und Amerikanern gehört hatte, deren Vorstellung von einem Liebesakt darin bestand, dass sie ein Mädchen bestiegen, sofort einen Orgasmus hatten, den Hut aufsetzten und sich verabschiedeten. Die Amerikaner hatten sogar eine Redensart dafür: »Wham, bam, thank you Ma'am.« Wenn Armand Gautier einer Frau gefühlsmäßig verbunden war, wandte er viele Kunstgriffe an, um den Genuss des Liebesaktes zu erhöhen. Zuerst gab es immer ein vollendetes Diner und die passenden Weine. Er arrangierte den szenischen Hintergrund kunstverständig, damit er angenehm auf die Sinne wirkte. Das Zimmer war zart parfümiert, und leise Musik erfüllte den Raum. Er erregte seine Frauen zuerst mit zartem Liebesgeflüster und später mit der gemeinen Sprache der Gosse. Und Gautier war erfahren in den dem Akt vorausgehenden manuellen Spielen.

Was Noelle betraf, verzichtete er auf alle diese Dinge. Für eine Nacht war das nicht nötig, kein Parfüm, keine Musik, keine leeren Koseworte. Sie war ganz einfach hier, um aufs Kreuz gelegt zu werden. Tatsächlich war sie eine Närrin, wenn sie glaubte, sie könne das, was jede Frau in der Welt zwischen ihren Beinen hatte, gegen die große und einzigartige Begabung, die Armand Gautier im Kopf hatte, aushandeln.

Er schwang sich über sie. Noelle hielt ihn zurück.

»Warte«, flüsterte sie.

Er sah verblüfft, wie sie nach zwei Tuben griff, die sie auf den Nachttisch gelegt hatte. Sie drückte den Inhalt der einen in ihre Hand und begann, seinen Penis damit einzureihen.

»Was soll denn das alles?« fragte er.

Sie lächelte. »Du wirst sehen.« Sie küsste ihn auf die Lippen, ihre Zunge schoss mit schnellen, vogelartigen Bewegungen in seinen Mund. Sie löste sich, und ihre Zunge bewegte sich über seinen Leib; ihr Haar strich wie leichte, zarte Finger über seinen Körper. Er spürte, dass sein Organ sich zu heben begann. Sie fuhr mit ihrer Zunge an seinen Beinen bis zu seinen Füßen hinunter und begann, sanft an seinen Zehen zu saugen. Sein Organ war jetzt steif und hart, und sie bestieg ihn. Als er spürte, wie er in sie eindrang, wirkte die Wärme ihrer Vagina auf die Salbe, mit der sie seinen Penis eingerieben hatte, und die Empfindung wurde unerträglich erregend. Als sie auf ihm ritt und sich auf und ab bewegte, liebkoste ihre linke Hand seine Hoden, die heiß zu werden begannen. In der Salbe auf seinem Penis war Menthol, und die Sensation des Kalten im Innern ihrer Wärme, dazu die Hitze seiner Hoden brachte ihn zur Raserei.

Sie umarmten sich die ganze Nacht, und jedes Mal liebte Noelle ihn anders. Es war das unglaublichste sinnliche Erlebnis, das er je gehabt hatte.

Morgens sagte Armand Gautier: »Wenn ich genug Energie aufbringen kann, um mich zu bewegen, zieh' ich mich an, und wir gehen frühstücken.«

»Bleib liegen«, sagte Noelle. Sie ging zum Wandschrank hinüber, wählte einen seiner Dressinggowns und zog ihn an. »Ruh dich aus. Ich bin gleich wieder da.«

Eine halbe Stunde später kam Noelle mit einem Frühstückstablett zurück. Darauf waren frisch ausgepresster Orangensaft, ein köstliches Omelett mit Würstchen und Schnittlauch, heiße, mit Butter bestrichene Croissants und Marmelade und eine Kanne schwarzen Kaffees. Es schmeckte außergewöhnlich gut.

»Isst du nichts?« fragte Gautier.

Noelle schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie saß in einem Sessel und sah ihm beim Essen zu. Sie sah sogar noch schöner aus in seinem Morgenrock, den sie oben offen trug, die Kurven ihrer herrlichen Brüste enthüllend. Ihr Haar war zerzaust.

Armand Gautier hatte seine anfängliche Meinung über Noelle radikal geändert. Sie stieg nicht mit jedem Mann auf Anhieb ins Bett; sie war ein absoluter Schatz. Jedoch hatte er viele Schätze in seiner Laufbahn am Theater kennen gelernt und hatte nicht die Absicht, seine Zeit und sein Talent als Regisseur an eine Dilettantin mit strahlenden Augen zu verschwenden, die auf die Bühne wollte, ganz gleich, wie schön oder wie tüchtig im Bett sie auch sein mochte. Gautier war ein engagierter Mann, der seine Kunst ernst nahm. Er hatte sich in der Vergangenheit geweigert, sie aufs Spiel zu setzen, und dachte nicht daransetzt damit anzufangen.

Am Abend zuvor hatte er vorgehabt, mit Noelle die Nacht zu verbringen und sie am Morgen hinauszuwerfen. Jetzt aß er sein Frühstück, betrachtete sie dabei und versuchte, sich einen Weg auszudenken, wie er Noelle als Geliebte halten könnte, bis er ihrer überdrüssig wurde, ohne sie zur Schauspielerei zu ermutigen. Er wusste, dass er ihr einen Köder hinhalten musste. Vorsichtig tastete er sich vor. »Hast du die Absicht, Philippe Sorel zu heiraten?«

»Natürlich nicht«, erwiderte Noelle. »Das will ich nicht.«

Jetzt kam's. »Was willst du denn?« fragte Gautier.

»Ich sagte dir schon«, entgegnete Noelle ruhig. »Ich möchte Schauspielerin werden.«

Gautier biss in noch ein Croissant, um Zeit zu gewinnen. »Natürlich«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Es gibt viele Schauspiellehrer, zu denen ich dich schicken könnte, die ...«

»Nein«, sagte sie. Noelle sah ihn freundlich, herzlich an, als wäre sie begierig, in alles einzuwilligen, was er vorschlug. Und doch hatte Gautier das Gefühl, dass in ihrem Innersten ein stählerner Kern lag. Sie hätte auf vielerlei Arten »nein« sagen können. Zornig, vorwurfsvoll, enttäuscht, schmollend, aber sie hatte es sanft gesagt und mit absoluter Entschiedenheit. Die Sache würde schwieriger werden, als er erwartet hatte. Einen Augenblick war Armand Gautier versucht, ihr zu erklären, was er Dutzenden von Mädchen allwöchentlich sagte, sie solle gehen, er könne seine Zeit für sie nicht vergeuden. Aber dann dachte er wieder an die unglaublichen Sensationen, die er in der Nacht erlebt hatte, und wusste, dass er ein Narr wäre, sie so bald gehen zu lassen. Sicherlich war sie einen kleinen, ganz kleinen Kompromiss wert.