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»Danke«, sagte Catherine. »William Fräser, ich komme!«

Zwanzig Minuten später war Catherine auf dem Weg zum State Department. Als sie ankam, sagte der Posten ihr, wo Fräsers Büro war, und sie nahm den Aufzug nach oben. Public Relations – das klang genau nach der Sorte, die sie suchte.

Catherine blieb im Gang vor dem Büro stehen und nahm ihren Taschenspiegel heraus, um ihr Make-up zu überprüfen. In Ordnung. Es war noch nicht neun Uhr dreißig, sie müsste also das Feld eigentlich für sich haben. Sie öffnete die Tür und ging hinein.

Das Bürovorzimmer war zum Bersten voll von Mädchen, die standen, saßen, an der Wand lehnten, und alle redeten offenbar gleichzeitig. Die hinter ihrem belagerten Schreibtisch völlig außer Fassung geratene Vorzimmerdame versuchte vergebens, Ordnung in das Chaos zu bringen. »Mr. Fräser hat jetzt zu tun«, wiederholte sie immerzu, »ich weiß nicht, wann er Sie empfangen kann.«

»Interviewt er Sekretärinnen oder nicht?« wollte eines der Mädchen wissen.

»Ja, aber ...« Sie blickte sich verzweifelt in dem lärmenden Haufen um. »Mein Gott, das ist ja absurd!«

Die Tür vom Gang öffnete sich, und drei weitere Mädchen drängten sich herein, Catherine beiseite schiebend.

»Ist die Stelle schon vergeben?« fragte eines von ihnen.

»Vielleicht möchte er gern einen Harem«, meinte ein anderes Mädchen. »Dann können wir alle hier bleiben.«

Die Tür zum Innenbüro öffnete sich, und ein Mann kam heraus. Er war etwa 1,85 m groß und hatte den beinahe schlanken Körper eines Nichtsportlers, der sich im Sportklub an drei Morgen in der Woche fit hält. Er hatte lockiges blondes, an den Schläfen angegrautes Haar, hellblaue Augen und ein energisches, ziemlich abstoßendes Kinn. »Was zum

Teufel geht denn hier vor, Sally?« Seine Stimme klang tief und gebieterisch.

»Diese Mädchen haben von der freien Stelle gehört, Mr. Fräser.«

»Um Himmels willen! Ich selbst habe erst vor einer Stunde davon gehört.« Seine Augen schweiften durch den Raum. »Es ist wie Urwaldtrommeln.« Als sein Blick auf Catherine zuwanderte, richtete sie sich gerade auf und schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln: Ich werde eine großartige Sekretärin sein. Aber seine Augen gingen über sie hinweg und kehrten zu der Vorzimmerdame zurück. »Ich brauche ein Exemplar von Life«, sagte er zu ihr. »Eine alte Ausgabe von vor drei oder vier Wochen. Auf dem Titelblatt ist ein Bild von Stalin.«

»Ich werde es bestellen, Mr. Fräser«, sagte die Vorzimmerdame.

»Ich brauche es jetzt.« Er schickte sich an, in sein Büro zurückzugehen.

»Ich werde das Time-Life-Büro anrufen«, sagte die Vorzimmerdame, »und zusehen, ob ich eine Nummer auftreiben kann.«

Fräser blieb an der Tür stehen. »Sally, ich habe Senator Borah am Apparat. Ich möchte ihm einen Absatz aus dieser Nummer vorlesen. Sie haben zwei Minuten Zeit, mir ein Exemplar zu beschaffen.« Er ging in sein Büro und schloss die Tür.

Die Mädchen im Zimmer sahen sich gegenseitig an und zuckten die Schultern. Catherine überlegte angestrengt. Dann drehte sie sich um und drängte sich aus dem Büro.

»Gut. Eine weniger«, sagte eines der Mädchen.

Die Vorzimmerdame hob den Hörer und wählte die Auskunft. »Die Nummer des Time-Life-Büros«, sagte sie. Es wurde still im Raum, die Mädchen beobachteten sie. »Danke.« Sie legte auf, nahm den Hörer wieder ab und wählte. »Hallo. Hier ist Mr. William Fräsers Büro im State Department. Mr.

Fräser braucht sofort eine alte Nummer von Life. Die mit Stalin auf dem Titelblatt... Sie haben keine alten Nummern da? An wen könnte ich mich wenden? ... Ach so, danke.« Sie legte auf.

»Pech, Süße«, sagte eines der Mädchen.

Eine andere: »Was die so alles wollen! Wenn er heute Abend zu mir kommen will, les' ich ihm vor.« Gelächter.

Die Sprechanlage summte. Sie drückte die Taste.

»Die zwei Minuten sind um«, sagte Fräsers Stimme. »Wo bleibt das Magazin?«

Die Vorzimmerdame holte tief Atem. »Ich habe gerade mit dem Time-Life-Büro gesprochen, Mr. Fräser, und dort sagte man mir, es sei unmöglich, es ...«

Die Tür ging auf, und Catherine eilte herein. In ihrer Hand hielt sie eine Nummer von Life mit Stalins Bild auf der Titelseite. Sie schob sich zum Schreibtisch durch und reichte der Vorzimmerdame das Magazin. Die sah es ungläubig an. »Ich habe eine Nummer hier, Mr. Fräser. Ich bringe sie Ihnen sofort hinein.« Sie stand auf, lächelte Catherine dankbar an und eilte ins Innenbüro. Die anderen Mädchen starrten Catherine plötzlich giftig an.

Fünf Minuten später öffnete sich die Tür zu Fräsers Büro, und Fräser und die Vorzimmerdame erschienen. Die Vorzimmerdame zeigte auf Catherine. »Das ist sie.«

William Fräser sah Catherine forschend an. »Wollen Sie bitte hereinkommen?«

»Ja, Sir.« Catherine folgte Fräser in sein Büro und spürte die durchbohrenden Blicke der anderen Mädchen im Rücken. Fräser schloss die Tür.

Sein Büro war die typische bürokratische Washingtoner Angelegenheit, aber er hatte es stilvoll eingerichtet und ihm seinen persönlichen Stempel an Möbeln und Kunstgegenständen aufgedrückt.

»Setzen Sie sich, Miss ...«

»Alexander, Catherine Alexander.«

»Sally sagte mir, Sie hätten das Magazin Life gebracht.«

»Ja, Sir.«

»Ich nehme an, Sie hatten nicht zufällig eine drei Wochen alte Nummer in Ihrer Handtasche?«

»Nein, Sir.«

»Wie haben Sie es dann so schnell aufgetrieben?«

»Ich ging ins Friseurgeschäft hinunter. Bei Friseuren und Zahnärzten liegen immer alte Nummern herum.«

»Aha.« Fräser lächelte, und sein schroffes Gesicht schien weniger furchterregend. »Das wäre mir, glaube ich, nicht eingefallen«, sagte er. »Sind Sie in allen Dingen so gescheit?«

Catherine dachte an Ron Peterson. »Nein, Sir«, erwiderte sie.

»Suchen Sie eine Anstellung als Sekretärin?«

»Nicht eigentlich.« Catherine sah seinen erstaunten Blick. »Ich nehme sie natürlich«, fügte sie eilig hinzu. »An sich möchte ich Ihre Assistentin werden.«

»Wie war's, wenn Sie heute als Sekretärin anfingen?« meinte Fräser trocken. »Und morgen können Sie dann meine Assistentin werden.«

Sie sah ihn hoffnungsvoll an. »Sie meinen, ich bekomme die Anstellung?«

»Auf Probe.« Er drückte die Taste der Sprechanlage herunter und beugte sich vor. »Sally, würden Sie sich bitte bei den jungen Damen bedanken? Sagen Sie ihnen, der Posten ist besetzt.«

»Jawohl, Mr. Fräser.«

Er drückte die Taste zurück. »Sind Sie mit dreißig Dollar die Woche einverstanden?«

»O ja, Sir. Danke, Mr. Fräser.«

»Morgen früh, neun Uhr, können Sie anfangen. Lassen Sie sich von Sally ein Personalformular zum Ausfüllen geben.«

Als Catherine das Büro verließ, ging sie zur Washington Post hinüber. Der Polizist am Empfangspult in der Halle hielt sie an.

»Ich bin William Fräsers Privatsekretärin«, sagte sie von oben herab, »drüben im State Department. Ich brauche einige Informationen aus Ihrem Archiv.«

»Was für Informationen?«

»Über William Fräser.«

Er sah sie einen Augenblick prüfend an und sagte: »Das ist die sonderbarste Bitte, die ich in dieser Woche gehört habe. Hat Ihr Chef Sie belästigt oder so was?«

»Nein«, sagte sie entwaffnend. »Ich beabsichtige, ein Expose über ihn zu schreiben.«

Fünf Minuten später führte ein Angestellter sie ins Archiv. Er zog die Akte über Fräser heraus, und Catherine begann zu lesen.

Eine Stunde später war Catherine eine der über William Fräser bestinformierten Personen. Er war fünfundvierzig, hatte an der Princeton Universität summa cum laude promoviert, hatte eine Werbeagentur aufgemacht, Fräser Associates, die eine der erfolgreichsten Agenturen in der Branche geworden war, und hatte auf Ersuchen des Präsidenten ein Jahr Urlaub genommen, um für die Regierung zu arbeiten. Er war mit Lydia Campion, einer Angehörigen der oberen Zehntausend, verheiratet gewesen. Sie waren seit vier Jahren geschieden. Keine Kinder. Fräser war Millionär und hatte ein Haus in Georgetown und einen Sommersitz in Bar Harbor, Maine. Seine Hobbies waren Tennis, Rudern und Polo. In mehreren Zeitungsartikeln wurde er als »einer der begehrenswertesten Junggesellen Amerikas« bezeichnet.