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»Sicherlich nicht«, sagte Noelle und ging.

In dem Linienflugzeug, das sie nach Griechenland zurückbrachte, las Noelle den vertraulichen Bericht.

ACME SICHERHEITSAGENTUR

1402 »D« Street Washington, D. C.

Betrifft: Nr. 2-179-210 2. Februar 1946

Sehr geehrter Monsieur Barbet,

einer unserer Detektive sprach mit einer Kontaktperson in der

Personalabteilung der PAN AM: Die fragliche Person wird als

fähiger Kampfpilot angesehen, aber man bezweifelt, ob er

diszipliniert genug ist, um zufrieden stellend in einer großen

straffen Organisation zu arbeiten.

Das Privatleben der fraglichen Person spielt sich in derselben

Weise ab wie in den vorhergehenden Berichten. Wir sind ihm

zu den Wohnungen verschiedener Frauen, die er aufgelesen

hatte, gefolgt, wo er sich während einer Zeitspanne von einer

bis fünf Stunden aufhielt, und wir nehmen an, dass er sexuelle

Beziehungen mit diesen Frauen hat. (Namen und Adressen sind

in unserer Kartei, falls Sie sie wünschen.)

Angesichts der neuen Beschäftigung der fraglichen Person ist

es möglich, dass diese Lebensweise sich ändert. Auf Ihr

Ersuchen hin werden wir dem nachgehen.

Unsere Rechnung ist beigefügt.

Mit vorzüglicher Hochachtung,

R. Ruttenberg

Direktor

Noelle lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie malte sich aus, wie Larry in der Falle saß, die ihm seine eigene Schwäche gestellt hatte, ruhelos, gequält, verheiratet mit einer ungeliebten Frau.

Seine neue Stellung bei der Fluglinie konnte Noelles Plan vielleicht etwas verzögern, aber sie hatte Geduld. Mit der Zeit würde sie Larry zu sich holen. Inzwischen konnte sie gewisse Schritte unternehmen, um die Dinge zu beschleunigen.

Ian Whitestone war entzückt, von Noelle Page zum Mittagessen eingeladen zu werden. Anfänglich hatte er sich eingebildet, dass sie ihn anziehend finde, aber alle ihre Begegnungen hatten sich auf einer liebenswürdigen, doch förmlichen Basis abgespielt, die ihn fühlen ließ, dass er ein Angestellter und sie für ihn unerreichbar war. Er hatte sich oft den Kopf zerbrochen, was Noelle von ihm wollte, denn Whitestone war ein intelligenter Mann und hatte das seltsame Gefühl, dass ihre Zufallsunterhaltungen ihr mehr bedeuteten als ihm.

An diesem Tag fuhren Whitestone und Noelle in eine kleine Stadt am Meer in der Nähe von Kap Sunion, wo sie zu Mittag aßen. Noelle war in ein weißes Sommerkleid und Sandalen gekleidet, ihr weiches blondes Haar flatterte im Wind, und sie war nie schöner gewesen, Ian Whitestone war mit einem Mannequin in London verlobt, und obwohl sie hübsch war,

konnte sie sich nicht mit Noelle messen. Whitestone war niemals einer Frau begegnet, die es mit ihr aufnehmen konnte, und er hätte Constantin Demiris beneidet, wenn ihm Noelle in der Rückerinnerung nicht stets begehrenswerter erschienen wäre. Wenn Whitestone wirklich mit ihr zusammen war, war er leicht eingeschüchtert. Jetzt hatte Noelle das Gespräch auf seine Zukunftspläne gelenkt, und er fragte sich, nicht zum ersten Mal, ob sie ihn etwa auf Demiris' Befehl hin aushorchte, wie ergeben er seinem Chef war.

»Ich liebe meinen Job«, versicherte der Pilot Noelle ernsthaft. »Ich möchte ihn gerne behalten, bis ich so alt bin, dass ich nicht mehr sehe, wohin ich fliege.«

Noelle sah ihn einen Augenblick prüfend an, merkte seinen Argwohn. »Sie enttäuschen mich«, sagte sie bedauernd. »Ich hatte gehofft, Sie hätten mehr Ehrgeiz.«

Whitestone starrte sie an. »Ich verstehe Sie nicht.«

»Haben Sie mir nicht erzählt, dass Sie eines Tages Ihre eigene Elektronikfirma haben wollten?«

Er erinnerte sich, es einmal flüchtig erwähnt zu haben, und es erstaunte ihn, dass sie es noch wusste.

»Das war nur ein Wunschtraum«, erwiderte er. »Man braucht eine Menge Geld dazu.«

»Ein Mann mit Ihren Fähigkeiten«, sagte Noelle, »sollte sich nicht durch Mangel an Geld abhalten lassen.«

Whitestone saß verlegen da, er wusste nicht, was Noelle von ihm erwartete. Er mochte seine Stellung wirklich. Er verdiente mehr Geld, als er je in seinem Leben verdient hatte, die Arbeitszeit war gut, und die Arbeit war interessant. Andererseits musste er nach der Pfeife eines exzentrischen Milliardärs tanzen, der von ihm erwartete, dass er zu jeder Tages- und Nachtstunde zu seiner Verfügung stand. Sein Privatleben war dadurch sehr unruhig geworden, und seine Verlobte war trotz des guten Gehaltes über seine Tätigkeit nicht glücklich.

»Ich habe mit einem Freund über Sie gesprochen«, sagte

Noelle. »Er investiert gerne in neuen Unternehmungen.«

Ihre Stimme hatte einen fast emphatischen Klang, als wäre sie sehr angetan von dem, was sie sagte, ohne ihn direkt drängen zu wollen. Whitestone blickte auf.

»Er ist sehr an Ihnen interessiert«, sagte sie.

Whitestone schluckte. »Ich – ich weiß nicht, was ich sagen soll, Mademoiselle Page.«

»Ich erwarte nicht, dass Sie sich jetzt dazu äußern«, versicherte ihm Noelle.

Er dachte einen Augenblick nach. »Weiß Mr. Demiris davon?« fragte er endlich.

Noelle lächelte verschwörerisch. »Ich fürchte, Mr. Demiris würde nie zustimmen. Er verliert nicht gerne Angestellte, besonders wenn sie gut sind. Wie dem auch sei« Sie machte eine kleine Pause. »Ich glaube, jemand wie Sie hat das Recht, so viel aus dem Leben herauszuholen, wie er kann. Es sei denn natürlich«, fügte sie abschätzig hinzu, »Sie wollen Ihr ganzes Leben für andere arbeiten.«

»Das will ich nicht«, sagte Whitestone schnell und erkannte plötzlich, dass er sich gebunden hatte. Er musterte Noelles Gesicht, um zu sehen, ob er die Andeutung einer Falle darin entdecken konnte, aber alles, was er darin las, war mitfühlendes Verständnis. »Jeder Mann, der etwas taugt, möchte gern sein eigenes Geschäft haben«, sagte er zu seiner Rechtfertigung.

»Natürlich«, gab Noelle zu. »Denken Sie darüber nach, und wir sprechen noch einmal darüber.« Und dann fügte sie warnend hinzu: »Es bleibt unter uns.«

»Selbstverständlich«, sagte Whitestone, »und vielen Dank. Wenn es zustande käme, wäre es schon fabelhaft.«

Noelle nickte. »Ich habe das Gefühl, es kommt zustande.«

Catherine

Washington-Paris 1946

Um 9 Uhr am Montag morgen meldete sich Larry Douglas bei dem Chef-Piloten, Kapitän Hai Sakowitz, im Büro der PanAm auf dem La Guardia Flugplatz von New York. Als Larry eintrat, nahm Sakowitz die Kopie von Larrys Personalbogen, die er gerade studiert hatte, und schob sie in eine Schreibtischschublade.

Kapitän Sakowitz war ein untersetzter, robust wirkender Mann mit einem durchfurchten, Wetter gegerbten Gesicht und den größten Händen, die Larry je gesehen hatte. Sakowitz war einer der wahren Veteranen der Luftfahrt. Er hatte in den frühesten Tagen der Luftakrobatik angefangen, hatte einmotorige Postflugzeuge für die Regierung geflogen, war zwanzig Jahre lang Fluglinienpilot gewesen und PanAm-Chefpilot während der letzten fünf Jahre.

»Ich freue mich, Sie bei uns zu haben, Douglas«, sagte er.

»Ich freue mich, hier zu sein«, entgegnete Larry.

»Brennen Sie darauf, wieder in ein Flugzeug zu steigen?«

»Wer braucht schon ein Flugzeug?« grinste Larry. »Stellen Sie mich in die richtige Windrichtung, und ich starte.«

Sakowitz zeigte auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich. Ich lerne gerne euch Jungs kennen, die hier hereinkommen, um meinen Job zu übernehmen.«

Larry lachte. »Sie haben es also bemerkt.«

»Oh, ich mache keinem von euch einen Vorwurf. Ihr seid alle tolle Piloten, habt großartige Kampferfahrung, ihr kommt hier herein und denkt: >Wenn dieser dämliche Sakowitz Chefpilot sein kann, dann müssten sie mich zum Präsidenten der Gesellschaft machen.< Keiner von euch Jungen hat die Absicht, sehr lange Navigator zu bleiben. Es ist nur ein