»Es war leicht«, sagte Catherine. »Ich erwähnte Bill Fräsers Namen.« Sie sah den Ausdruck in Larrys Augen. »Er kommt oft hierher«, fuhr Catherine schnell fort, »und er sagte, wenn ich mal einen Tisch brauchte, sollte ich mich auf ihn berufen.«
Larry drehte sich zu den anderen um. »Verdammt noch mal, gehen wir hier raus. Das hier ist nicht für unsereins.«
Die Gruppe bewegte sich auf die Tür zu. Larry sah Catherine an. »Kommst du?«
»Natürlich«, erwiderte Catherine zögernd. »Ich wollte ihnen nur sagen, dass wir nicht...«
»Zum Teufel mit denen«, sagte Larry laut. »Kommst du oder kommst du nicht?«
Die Leute drehten sich um und starrten sie an. Catherine spürte, dass sie errötete.
»Ja«, sagte sie. Sie wandte sich um und folgte Larry hinaus.
Sie gingen in ein italienisches Restaurant in der Sixth Avenue und aßen sehr schlecht. Nach außen hin benahm sich Catherine, als ob nichts vorgefallen wäre, aber sie kochte vor Wut. Sie war sehr böse auf Larry wegen seines kindischen Benehmens und weil er sie öffentlich gedemütigt hatte.
Als sie daheim ankamen, ging sie wortlos ins Schlafzimmer, entkleidete sich, machte das Licht aus und ging zu Bett. Sie hörte, wie Larry sich im Wohnzimmer einen Drink mixte.
Zehn Minuten später betrat er das Schlafzimmer, drehte das Licht an und kam an ihr Bett. »Beabsichtigst du, die Märtyrerin zu spielen?« fragte er.
Sie setzte sich wütend auf. »Versuch nicht, mich in die Defensive zu drängen«, sagte sie. »Dein Benehmen heute Abend war unverzeihlich. Was ist über dich gekommen?«
»Derselbe Kerl, der in dich gekommen ist.«
Sie starrte ihn an. »Was?«
»Ich spreche von Mr. Perfektion, Bill Fräser.«
Sie blickte ihn verständnislos an. »Bill hat uns immer nur geholfen.«
»Das kann man wohl sagen«, entgegnete er. »Du verdankst ihm deine Stellung, ich verdanke ihm die meine. Jetzt können wir uns nicht einmal ohne Fräsers Erlaubnis in ein Restaurant setzen. Er hängt mir zum Hals heraus.« Es war Larrys Tonfall, der Catherine mehr erschütterte als das, was er sagte. Er war derart erfüllt von Komplexen und Ohnmachtsgefühlen, dass sie zum ersten Mal begriff, wie er sich quälte. Warum auch nicht? Er war nach vier Jahren Krieg heimgekehrt und fand seine Frau als Partnerin ihres früheren Liebhabers vor. Und um es noch schlimmer zu machen, er selbst war nicht imstande gewesen, einen Job ohne die Hilfe Fräsers zu bekommen.
Als sie Larry ansah, wusste Catherine, dass dies ein Wendepunkt in ihrer Ehe war. Wenn sie mit ihm zusammenbleiben wollte, musste er von jetzt ab an erster Stelle stehen. Vor ihrem Beruf, vor allem ändern. Zum ersten Mal fühlte Catherine, dass sie Larry wirklich verstand.
Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, sagte Larry zerknirscht: »Es tut mir leid, ich habe mich heute Abend wie ein Schwein benommen. Aber als wir keinen Tisch kriegen konnten, bis du Fräsers magischen Namen erwähntest – da reichte es mir plötzlich.«
»Es tut mir leid, Larry«, sagte Catherine. »Ich werde dir das nie mehr antun.«
Und sie fielen einander in die Arme, und Larry sagte: »Bitte, verlass mich nie, Cathy«, und Catherine dachte, wie nahe daran sie gewesen war, und sie hielt ihn fester und sagte: »Ich werde dich nie verlassen, Liebling, niemals.«
Larrys erster Einsatz als Navigator war auf dem Flug 147 von Washington nach Paris. Er blieb nach jedem Flug achtundvierzig Stunden in Paris, dann kehrte er drei Tage heim, bevor er wieder abflog.
Eines Morgens rief Larry Catherine in ihrem Büro an, seine Stimme klang aufgeregt. »Hör mal, ich habe ein tolles Restaurant für uns gefunden. Kannst du dich fürs Mittagessen frei machen?«
Catherine blickte auf den Stapel graphischer Entwürfe, die bis Mittag durchgesehen und genehmigt werden mussten. »Klar«, sagte sie leichtsinnig.
»Ich hole dich in fünfzehn Minuten ab.«
»Sie lassen mich doch nicht etwa allein!« jammerte ihre Assistentin Lucia. »Stuyvesant wird aus der Haut fahren, wenn wir ihm die Werbekampagne heute nicht liefern.«
»Er wird eben warten müssen«, sagte Catherine. »Ich gehe mit meinem Mann zum Essen.«
Lucia zuckte die Schultern. »Kann ich verstehen. Wenn Sie ihn mal satt haben, lassen Sie es mich bitte wissen.«
Catherine lachte. »Dann werden Sie zu alt sein, meine Liebe.«
Larry holte Catherine vor dem Büro mit dem Wagen ab.
»Habe ich dir den Tag vermurkst?« fragte er boshaft.
»Natürlich nicht.«
Er lachte. »Diese ganzen Direktoren wird der Schlag treffen.«
Larry lenkte den Wagen in Richtung Flughafen.
»Ist das Restaurant weit?« fragte Catherine. Sie hatte fünf Verabredungen am Nachmittag, die erste um zwei Uhr.
»Nicht weit... Bist du heute Nachmittag sehr beschäftigt?«
»Nein«, log sie. »Nicht besonders.«
»Gut.«
Als sie die Abzweigung zum Flugplatz erreichten, bog Larry in die Einfahrt ein.
»Ist das Restaurant am Flughafen?«
»Am anderen Ende«, erwiderte Larry. Er parkte den Wagen, nahm Catherines Arm und führte sie zum Schalter der PanAm.
Das attraktive Mädchen hinter dem Desk begrüßte Larry mit Namen.
»Das ist meine Frau«, sagte Larry stolz. »Das ist Amy Winston.«
Sie begrüßten einander.
»Komm.« Larry nahm Catherines Arm, und sie gingen auf die Abflugrampe zu.
»Larry«, begann Catherine. »Wo ...«
»Hör mal, du bist das lauteste Mädchen, das ich je zum Essen eingeladen habe.«
Sie waren bei Gate 37 angekommen. Zwei Männer hinter dem Schalter fertigten die Passagiere ab. Auf der Informationstafel stand: »Flug 147 nach Paris – Abflug 13 Uhr.«
Larry ging zu einem der Männer hinter dem Desk. »Hier ist sie, Tony.« Er gab dem Mann einen Flugschein. »Cathy, das ist Tony Lombardi. Das ist Catherine.«
»Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte der Mann lächelnd. »Ihr Ticket ist in Ordnung.« Er übergab Catherine das Ticket.
Catherine blickte es völlig verwirrt an. »Was soll das?«
»Ich habe dich angelogen«, lächelte Larry. »Wir gehen nicht hier zum Essen. Ich bringe dich nach Paris zum Maxim.«
Catherines Stimme brach. »M-Maxim? In Paris? Jetzt?«
»Jawohl.«
»Ich kann nicht«, klagte Catherine. »Ich kann jetzt nicht nach Paris fliegen.«
»Natürlich kannst du.« Er grinste. »Ich habe deinen Pass in
der Tasche.«
»Larry«, sagte sie, »du bist verrückt! Ich habe nichts anzuziehen und unheimlich viele Termine. Ich«
»Ich werde dir Kleider in Paris kaufen. Sag deine Termine ab. Fräser kann ein paar Tage ohne dich auskommen.«
Catherine starrte ihn an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie entsann sich aller Vorsätze, die sie gefasst hatte. Larry war ihr Mann. Er hatte den Vorrang. Catherine begriff, dass es für Larry nicht wichtig war, ihr einfach Paris zu zeigen, sondern sich vor ihr in Szene zu setzen und sie in das Flugzeug einzuladen, in dem er Navigator war. Fast hätte sie ihm den Spaß verdorben. Sie legte ihre Hand in die seine und lächelte zu ihm auf.
»Worauf warten wir?« sagte Catherine. »Ich sterbe vor Hunger.«
Paris war ein toller Wirbel von Vergnügungen. Larry hatte sich eine ganze Woche frei genommen, und es schien Catherine, dass jede Tag- und Nachtstunde voll ausgefüllt war. Sie wohnten in einem bezaubernden kleinen Hotel am linken Ufer.
An ihrem ersten Morgen in Paris führte Larry Catherine in ein elegantes Geschäft auf den Champs-Elysees, das er offenbar für sie leer kaufen wollte. Aber sie kaufte nur, was sie brauchte, und war entsetzt über die hohen Preise.
»Weißt du, was dein Problem ist?« sagte Larry. »Du machst dir zuviel Sorgen ums Geld. Du bist auf der Hochzeitsreise.«
»Ja, Sir«, sagte sie. Aber sie weigerte sich, ein Abendkleid zu kaufen, das sie nicht brauchte. Als sie Larry fragte, wo all das Geld herkomme, wollte er nicht darüber sprechen, aber sie bestand darauf, es zu erfahren.