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Catherine und Larry besuchten Mykonos mit seinen farbenfrohen Windmühlen und Melos, wo die Venus von Milo gefunden worden war. Aber Catherines Lieblingsort war Paros, eine anmutige grüne Insel, die von einem Blüten übersäten Berg gekrönt wurde. Als ihr Boot anlegte, stand ein Führer am Kai. Er fragte, ob er sie auf Maultieren auf den Gipfel des Berges bringen sollte, und sie bestiegen zwei knochige Maultiere.

Catherine trug einen breitkrempigen Strohhut zum Schutz vor der heißen Sonne. Als sie und Larry den steilen Pfad zum Berggipfel hinauf ritten, riefen ihnen schwarzgekleidete Frauen »kalimera« zu und reichten Catherine frische Kräuter als Geschenk, Oregano und Basilikum, die sie unter ihr Hutband stecken sollte. Nach einem zweistündigen Ritt erreichten sie ein Plateau, eine schöne Baumbestandene Ebene, die von Millionen prächtiger Blumen bedeckt war. Der Führer hielt die Maultiere an, und sie bestaunten diese unglaubliche Farbenpracht.

»Es heißen Tal der Schmetterlinge«, sagte der Führer in unbeholfenem Englisch.

Catherine sah sich nach einem Schmetterling um, entdeckte aber keinen. »Warum heißt es denn so?« fragte sie.

Der Führer lächelte ganz so, als ob er auf diese Frage gewartet hätte. »Ich zeige Ihnen«, sagte er. Er stieg von seinem

Maultier und ergriff einen großen abgefallenen Ast. Er ging auf einen Baum zu und schlug mit aller Wucht den Ast gegen den Stamm. Im Bruchteil einer Sekunde stiegen die »Blüten« von Hunderten von Bäumen plötzlich in einem wilden Regenbogen der Flucht in die Luft und ließen die Bäume kahl zurück. Die Luft erfüllten Hunderttausende farbenfroher Schmetterlinge, die im Sonnenlicht tanzten.

Catherine und Larry bewunderten den Anblick. Der Führer beobachtete die beiden. Sein Gesicht verriet tiefen Stolz, als ob er glaubte, das schöne Wunder geschaffen zu haben, das sie vor sich sahen. Es war einer der schönsten Tage in Catherines Leben, und sie dachte, wenn sie sich einen vollkommenen Tag aussuchen könnte, um ihn noch einmal zu erleben, dann wäre es dieser Tag, den sie mit Larry auf Paros verbrachte.

»He, wir kriegen heute morgen eine VIP.« Paul Metaxas grinste vergnügt. »Warte, bis du sie siehst.«

»Wer ist es denn?«

»Noelle Page, die Dame des Chefs. Du darfst sie ansehen, aber nicht anfassen.«

Larry Douglas erinnerte sich an den kurzen Anblick, den er von der Frau in Demiris' Haus am Morgen seiner Ankunft in Athen gehabt hatte. Sie war eine Schönheit und kam ihm bekannt vor, aber natürlich nur deshalb, weil er sie auf der Leinwand gesehen hatte, in einem französischen Film, in den Catherine ihn einmal mitschleifte. Niemand brauchte Larry die Lehren der Selbsterhaltung beizubringen. Selbst wenn die Welt nicht von willigen weiblichen Wesen erfüllt gewesen wäre, hätte er sich niemals in irgendeiner Weise der Freundin von Constantin Demiris genähert. Larry liebte seine Arbeit zu sehr, um sie durch eine derartige Dummheit zu gefährden. Nun, vielleicht würde er sie um ihr Autogramm für Catherine bitten.

Die Limousine, die Noelle zum Flughafen brachte, wurde mehrmals durch Arbeitertrupps aufgehalten, die die Straße reparierten, aber Noelle war die Verzögerung nur recht. Zum ersten Mal seit der Begegnung in Demiris' Haus würde sie Larry Douglas sehen. Noelle war tief getroffen von dem, was sich ereignet hatte. Oder richtiger, von dem, was sich nicht ereignet hatte. Im Lauf der vergangenen sechs Jahre hatte Noelle sich ihre Wiederbegegnung auf hunderterlei verschiedene Weise vorgestellt. In Gedanken hatte sie die Szene wieder und wieder durchgespielt. Aber nie wäre sie darauf gekommen, dass Larry sie nicht wieder erkennen würde. Das wichtigste Ereignis in ihrem Leben war für ihn nur eine belanglose Affäre gewesen, eine von Hunderten. Nun, ehe sie mit ihm fertig war, würde er sich an sie erinnern.

Larry überquerte den Flugplatz, den Flugplan in der Hand, als eine Limousine vor dem großen Flugzeug vorfuhr und Noelle Page ausstieg. Larry ging zum Wagen und sagte höflich: »Guten Morgen, Miss Page. Ich bin Larry Douglas und werde Sie und Ihre Gäste nach Cannes bringen.«

Noelle wendete sich ab und ging an ihm vorbei, so als ob er nichts gesagt hätte, als ob er nicht existierte. Larry stand da, blickte ihr ratlos nach.

Dreißig Minuten später waren die anderen Passagiere, ein Dutzend, an Bord der Maschine, und Larry und Paul Metaxas starteten. Sie flogen die Gruppe an die Cóte d'Azur, wo sie abgeholt und auf Demiris' Jacht gebracht werden sollte. Es war ein leichter Flug, abgesehen von den im Sommer normalen Turbulenzen vor der südfranzösischen Küste. Larry setzte die Maschine weich auf und rollte zu der Stelle, wo einige Wagen auf seine Passagiere warteten. Als Larry mit seinem untersetzten kleinen Kopiloten ausstieg, ging Noelle auf Metaxas zu, ignorierte Larry völlig und sagte in verächtlichem Ton: »Der neue Pilot ist ein Stümper, Paul. Sie sollten ihm ein paar Flugstunden geben.« Danach ging sie zu einem der Wagen, fuhr ab und ließ Larry benommen und hilflos vor Ärger zurück.

Er tröstete sich damit, dass sie eine verdammte Hexe wäre und er sie wahrscheinlich an einem schlechten Tag erwischt hätte. Aber der nächste Zwischenfall, zu dem es eine Woche später kam, überzeugte ihn, dass er vor einem ernsthaften Problem stand.

Auf Demiris' Befehl hin holte er Noelle in Oslo ab, um sie nach London zu fliegen. Aufgrund seiner früheren Erfahrungen arbeitete er seinen Flugplan mit besonderer Sorgfalt aus. Im Norden lag ein Hochdruckgebiet, und im Osten konnte sich womöglich eine Gewitterfront bilden. Larry stellte seinen Flugplan für eine Route auf, die diese Gebiete umging, und der Flug erwies sich als vollkommen ruhig. Er brachte die Maschine in einer makellosen Dreipunktlandung auf den Boden. Danach begaben er und Paul Metaxas sich nach hinten in die Passagierkabine. Noelle Page trug gerade Lippenstift auf. »Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug, Miss Page«, sagte Larry respektvoll.

Noelle blickte kurz mit ausdruckslosem Gesicht auf und wandte sich dann an Paul Metaxas: »Ich bin immer nervös, wenn ich mit einem unfähigen Piloten fliege.«

Larry spürte, wie er rot wurde. Er wollte etwas erwidern, aber Noelle sagte zu Metaxas: »Bitte sagen Sie ihm, er soll in Zukunft nicht mit mir sprechen, wenn ich ihn nicht anrede.«

Metaxas schluckte und sagte: »Jawohl, Madame.«

Larry starrte Noelle wuterfüllt an, als sie aufstand und das Flugzeug verließ. Wäre er seinem Impuls gefolgt, dann hätte er sie geohrfeigt, aber er wusste, dass das sein Ende bedeuten würde. Er liebte seine Arbeit mehr als alles andere je zuvor und wollte sie nicht gefährden. Er wusste, wenn er seine Stellung verlor, würde er nie wieder irgendwo als Pilot unterkommen. Nein, lieber wollte er in Zukunft sehr vorsichtig sein.

Als Larry nach Hause kam, sprach er mit Catherine über den Vorfall.

»Sie hat es auf mich abgesehen«, sagte Larry.

»Sie muss eine entsetzliche Person sein«, meinte Catherine. »Könntest du sie in irgendeiner Weise beleidigt haben?«

»Ich habe kein Dutzend Wörter mit ihr gesprochen.«

Catherine nahm seine Hand. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie tröstend. »Du wirst sie schon noch für dich gewinnen. Warte nur ab.«

Am nächsten Tag, als Larry Constantin Demiris zu einem kurzen Besuch in die Türkei flog, kam Demiris ins Cockpit und nahm Metaxas' Platz ein. Er entließ den Kopiloten mit einer Handbewegung, und Larry war mit Demiris allein. Sie saßen schweigend auf ihren Plätzen und blickten auf die dünnen Stratuswolken hinaus, die die Maschine durchschnitt.