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»Miss Page hat eine Abneigung gegen Sie«, sagte Demiris endlich.

Larry spürte, wie sich seine Hände fester um das Steuer schlössen, und lockerte bewusst seinen Griff, um sich zu entspannen. Er zwang sich zu einem ruhigen Ton. »Hat sie – hat sie gesagt, weshalb?«

»Sie sagte, Sie wären unhöflich zu ihr gewesen.«

Larry öffnete den Mund, um zu protestieren, überlegte es sich dann jedoch. Er musste das Problem auf seine eigene Weise lösen.

»Es tut mir leid. Ich werde versuchen, achtsamer zu sein, Mr. Demiris«, sagte er ruhig.

Demiris stand auf. »Tun Sie das. Ich empfehle Ihnen sehr, Miss Page in Zukunft nicht wieder zu beleidigen.« Er verließ das Cockpit.

Nicht wieder! Er zermarterte sich das Hirn und versuchte zu erraten, womit er sie beleidigt haben könnte. Vielleicht mochte sie einfach seinen Typ nicht. Oder sie war eifersüchtig, weil Demiris ihn mochte und ihm vertraute, aber das war unsinnig. Nichts von dem, was Larry sich dachte, erschien sinnvoll. Und doch hatte Noelle Page es auf seine Entlassung abgesehen.

Larry dachte daran, was es für ihn bedeuten würde, wieder stellungslos zu sein, das entwürdigende Ausfüllen von Fragebogen bei Bewerbungen wie ein dummer Schuljunge, das

Vorstellen und das Warten, die endlosen Stunden, in denen er versuchte, die Zeit in billigen Bars und mit Amateurhuren totzuschlagen. Er erinnerte sich daran, wie geduldig und nachsichtig Catherine gewesen war und wie sehr er sie deswegen gehasst hatte. Nein, das alles wollte er nicht noch einmal durchmachen. Ein weiteres Versagen würde er nicht ertragen.

Bei einem Zwischenaufenthalt in Beirut wenige Tage später kam Larry an einem Kino vorbei und sah, dass Noelle Page die Hauptrolle in dem Film spielte, der gezeigt wurde. Einem Impuls folgend ging er hinein, bereit, den Film und seinen Star abscheulich zu finden, aber Noelle war so brillant, dass er gegen seinen Willen völlig von ihr hingerissen war. Doch wieder kam sie ihm irgendwie bekannt vor. Am folgenden Montag flog Larry Noelle und einige Geschäftsfreunde von Demiris nach Zürich. Larry wartete, bis Noelle Page allein war, ehe er sich ihr näherte. Er hatte gezögert sie anzusprechen, weil er sich an ihre letzte Warnung erinnerte, war aber zu der Überzeugung gekommen, die einzige Möglichkeit, ihre Abneigung zu überwinden, sei, sich die größte Mühe zu geben, freundlich zu ihr zu sein. Alle Schauspielerinnen sind eigensüchtig und hören es gern, wenn man ihnen sagt, dass sie gut sind. So trat er an sie heran und sagte mit ausgesuchter Höflichkeit: »Verzeihen Sie, Miss Page, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Sie neulich in einem Film gesehen habe. >Das andere Gesichte Ich glaube, Sie sind eine der größten Schauspielerinnen, die ich je gesehen habe.«

Noelle starrte ihn einen Augenblick an, und dann erwiderte sie: »Ich würde gern glauben, dass Sie ein besserer Kritiker sind als Pilot, aber ich bezweifle sehr, dass Sie dazu die erforderliche Intelligenz und den nötigen Geschmack besitzen.« Damit ging sie fort.

Larry stand wie angewurzelt da. Er hatte das Gefühl, geschlagen worden zu sein. Einen Augenblick lang war er

versucht, ihr zu folgen und ihr zu sagen, was er von ihr hielt, aber er wusste, dass er ihr damit in die Hände spielen würde. Nein, von nun an würde er einfach nur seine Arbeit tun und sich so fern von ihr halten wie möglich.

Während der nächsten Wochen war Noelle bei verschiedenen Flügen sein Passagier. Larry sprach kein Wort zu ihr und gab sich die größte Mühe, es so einzurichten, dass sie ihn nicht sah. Er mied die Kabine und ließ alle erforderlichen Mitteilungen an die Passagiere durch Metaxas überbringen. Von Noelle Page erfolgten keine weiteren Bemerkungen, und Larry gratulierte sich, dass er sein Problem gelöst hatte.

Es erwies sich jedoch, dass er sich zu früh gratulierte.

Eines Morgens schickte Demiris nach Larry. »Miss Page fliegt mit einem vertraulichen Auftrag von mir nach Paris. Ich wünsche, dass Sie an ihrer Seite bleiben.«

»Ja, Mr. Demiris.«

Demiris musterte ihn einen Augenblick, setzte dazu an, noch etwas hinzuzufügen, überlegte es sich aber. »Das ist alles.«

Noelle war der einzige Passagier auf diesem Flug nach Paris, und Larry entschloss sich, mit der Piper zu fliegen. Er veran-lasste Metaxas, für die Behaglichkeit seines Passagiers zu sorgen, und hielt sich während des ganzen Flugs im Cockpit auf. Nachdem sie gelandet waren, ging er zu Noelle in die Kabine und sagte: »Entschuldigen Sie, Miss Page, Mr. Demiris hat mich beauftragt, Sie zu begleiten, solange Sie in Paris sind.«

Sie blickte verächtlich zu ihm auf und sagte: »Nun gut. Nur lassen Sie es mich nicht merken, dass Sie in meiner Nähe sind.« Er nickte in eisigem Schweigen.

Sie fuhren in einem Privatwagen von Orly in die Stadt. Larry saß vorn beim Chauffeur und Noelle auf dem Rücksitz. Während der Fahrt in die City sprach sie nicht mit ihm. Das erste Mal hielten sie bei Paribas, der Banque de Paris et des Bas. Larry ging mit Noelle in die Halle und wartete dort, während sie in das Büro des Präsidenten und dann hinab in den Keller geführt wurde, wo sich die Tresorfächer befanden. Noelle war etwa dreißig Minuten lang fort, und als sie zurückkam, ging sie wortlos an Larry vorbei. Er blickte ihr einen Augenblick nach, dann folgte er ihr.

Das nächste Ziel war die Rue du Faubourg-St.-Honore. Hier schickte Noelle den Wagen fort. Larry folgte ihr in ein Kaufhaus und blieb in ihrer Nähe stehen, während sie ihre Einkäufe machte. Danach reichte sie ihm die Pakete zum Tragen. Sie kaufte in einem halben Dutzend Geschäften ein: bei Hermes Handtaschen und Gürtel, bei Guerlain Parfüm, bei Celine Schuhe, bis Larry mit Paketen überladen war. Falls Noelle sein Missbehagen bemerkte, zeigte sie es nicht. Larry hätte ein Hündchen sein können, das sie an der Leine mit sich führte.

Als sie von Celine herauskamen, begann es zu regnen. Alle Fußgänger suchten eilig Schutz. »Warten Sie hier«, befahl Noelle.

Larry blieb stehen und sah sie in einem Restaurant auf der anderen Straßenseite verschwinden. Zwei Stunden lang wartete er im strömenden Regen, die Arme voller Pakete, und verfluchte sie und verfluchte sich, weil er sich ihre Behandlung gefallen ließ. Er befand sich in einer Falle und wusste nicht, wie er aus ihr herauskommen sollte.

Und er hatte die böse Vorahnung, dass es noch schlimmer kommen würde.

Catherine begegnete Demiris zum ersten Mal in seiner Villa. Larry war dorthin gegangen, um ein Paket abzuliefern, das er in Kopenhagen mit dem Flugzeug abgeholt hatte, und Catherine begleitete ihn in das Haus. Sie stand in der riesigen Halle und bewunderte eines der Gemälde, als sich eine Tür öffnete und Demiris herauskam. Er beobachtete sie einen Augenblick und fragte dann: »Mögen Sie Manet, Mrs. Douglas?«

Catherine drehte sich schnell um und fand sich der legendären Gestalt gegenüber, von der sie so viel gehört hatte. Sie hatte zwei unmittelbare Eindrücke: Constantin Demiris war größer, als sie ihn sich vorgestellt hatte, und er strahlte eine überwältigende Energie aus, die ihr fast Furcht einflößte. Catherine war überrascht, dass er ihren Namen kannte und wusste, wer sie war. Er gab sich denkbar große Mühe, sie von ihrer Befangenheit zu befreien. Erfragte Catherine, wie ihr Griechenland gefalle, ob ihre Wohnung bequem sei, und sagte, sie solle es ihn wissen lassen, ob er irgendwie dazu beitragen könne, ihr den Aufenthalt angenehm zu machen. Er wusste sogar – Gott allein mochte wissen, woher! -, dass sie kleine Vögel sammelte. »Ich habe einen sehr hübschen gesehen«, sagte er. »Den werde ich Ihnen schicken.«

Larry erschien, und er und Catherine gingen.

»Wie gefällt dir Demiris?« fragte Larry.

»Er ist ein Charmeur«, antwortete sie. »Kein Wunder, dass du gern für ihn arbeitest.«

»Und ich werde weiter für ihn arbeiten.« In seinem Ton lag ein verhaltener Zorn, den Catherine nicht verstand.