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Am Sonntagabend, nach einem köstlichen Essen, das Catherine zubereitet hatte, gingen sie zu Bett und liebten sich wieder. Sie lag im Bett und sah Larry nach, der nackt ins Bad ging, und dachte, was für ein schöner Mann er sei und wie glücklich sie wäre, dass er ihr gehöre, und das Lächeln stand ihr noch im Gesicht, als Larry sich unter der Badezimmertür umdrehte und beiläufig sagte: »Triff für die nächste Woche jede Menge Verabredungen, damit wir nicht wieder aneinanderkleben und uns langweilen.« Damit ging er ins Bad und ließ Catherine mit erstarrtem Lächeln zurück.

Oder hatten die Schwierigkeiten vielleicht mit Helena, der schönen griechischen Stewardess, angefangen? An einem heißen Sommernachmittag war Catherine einkaufen gewesen. Larry war auswärts. Sie erwartete ihn am nächsten Tag zurück und wollte ihn mit einem seiner Lieblingsgerichte überraschen. Als Catherine, die Arme voller Lebensmittel, den Markt verließ, fuhr ein Taxi an ihr vorbei. Auf dem Rücksitz saß Larry, den Arm um ein Mädchen in Stewardessenuniform gelegt. Catherine erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf ihre lachenden Gesichter, und dann bog das Taxi um eine Ecke und war verschwunden.

Catherine stand wie benommen da, und erst als ein paar kleine Jungen ihr zu Hilfe kamen, bemerkte sie, dass die Lebensmitteltüten ihren kraftlosen Fingern entglitten waren. Die Buben hatten Catherine geholfen, alles aufzusammeln, und sie war nach Hause geschwankt, ihr Verstand weigerte sich zu denken. Sie hatte versucht sich einzureden, dass es nicht Larry gewesen sei, den sie in dem Taxi gesehen hatte, es war jemand, der ihm ähnlich sah. Die Wahrheit aber war, dass es niemand auf der Welt gab, der Larry ähnelte. Er war einmalig, eine unvergleichliche Schöpfung der Natur. Und er gehörte ganz ihr. Ihr und der Dunkelhaarigen in dem Taxi und wie vielen anderen noch?

Catherine blieb die ganze Nacht auf und wartete darauf, dass Larry durch die Tür träte, und als er nicht nach Hause kam, wusste sie, dass keine Entschuldigung, die er vorbringen mochte, ihre Ehe noch zusammenhalten könnte, und sie hatte auch keine Entschuldigung für sich selbst. Er war ein Lügner und Betrüger, und sie konnte nicht länger mit ihm verheiratet bleiben.

Larry kam erst am späten Nachmittag des folgenden Tages zurück.

»Hallo«, begrüßte er sie vergnügt, als er die Wohnung betrat. Er stellte seine Flugtasche ab und sah sie an. »Was ist los?«

»Wann bist du zurückgekommen?« fragte Catherine steif.

Larry sah sie überrascht an. »Vor ungefähr einer Stunde. Warum?«

»Ich sah dich gestern mit einem Mädchen in einem Taxi.« So einfach ist das also, dachte Catherine. Das sind die Worte, die meiner Ehe ein Ende setzen. Er wird es abstreiten, und ich werde ihn einen Lügner nennen, werde ihn verlassen und ihn nie wieder sehen.

Larry stand vor ihr und blickte sie an.

»Los«, sagte sie. »Sag schon, dass du es nicht warst.« Larry sah sie weiter an und nickte. »Natürlich war ich es.« Der plötzliche scharfe Schmerz, den Catherine in ihrer Magengrube verspürte, ließ sie erkennen, wie sehr sie gewünscht hatte, dass er es ableugnen würde.

»Mein Gott«, sagte er. »Was hast du dir denn gedacht?« Sie wollte sprechen, und ihre Stimme bebte vor Zorn. »Ich« Larry hob die Hand. »Sage nichts, was dir später leid tun könnte.« Catherine blickte ihn ungläubig an. »Was mir leid tun könnte?«

»Ich flog gestern schnell nach Athen zurück, um ein Mädchen namens Helena Merelis für Demiris nach Kreta zu bringen. Helena arbeitet bei ihm als Stewardess.«

»Aber ...« Es war möglich. Larry konnte die Wahrheit sagen; oder war er polymechanos, fruchtbar im Erfinden? »Warum hast du mich nicht angerufen?« fragte Catherine.

»Habe ich«, entgegnete Larry kurz. »Es hat sich niemand gemeldet. Du warst aus, oder?«

Catherine schluckte. »Ich – ich war einkaufen fürs Abendessen.« »Ich habe keinen Hunger«, sagte Larry abweisend. »Nörgeln verdirbt mir immer den Appetit.« Er drehte sich um und ging zur Tür hinaus, ließ Catherine stehen, die die rechte Hand erhoben hatte, als ob sie ihn wortlos beschwören wollte zurückzukehren.

Kurz danach fing Catherine an zu trinken. Es begann auf eine recht harmlose Weise. Sie erwartete Larry um sieben Uhr zum Essen, und als es neun wurde und er noch nicht angerufen hatte, trank Catherine einen Kognak, um die Zeit totzuschlagen. Bis zehn hatte sie dann mehrere getrunken, und bis er dann nach Hause kam, falls er kam, war das Essen längst verdorben und sie etwas angetrunken. So konnte sie leichter ertragen, was ihrem Leben widerfuhr.

Catherine konnte sich selbst nicht länger die Tatsache verheimlichen, dass Larry sie betrog und sie wahrscheinlich vom ersten Tag ihrer Ehe an betrogen hatte. Als sie eines Tages eine seiner Uniformhosen durchsuchte, ehe sie sie zur Reinigung schickte, fand sie in der Tasche ein Spitzentaschentuch, steif von Sperma. An seiner Unterhose war Lippenstift.

Sie stellte sich Larry in den Armen einer anderen Frau vor. Und sie wollte ihn umbringen.

Noelle und Catherine

Athen 1946

Wie die Zeit zu Catherines Feind geworden war, so wurde sie zu Larrys Freund. Die Nacht in Amsterdam war nichts weniger als ein Wunder gewesen. Larry hatte eine Katastrophe herausgefordert, und gerade dabei hatte er unglaublicherweise die Lösung für alle seine Probleme gefunden. Das ist das Glück der Douglas, dachte er befriedigt.

Doch er wusste, dass es mehr als Glück war. Es war ein finsterer, perverser Instinkt in ihm, der ihn drängte, das Schicksal herauszufordern, bis an die Grenze des Todes und der Vernichtung vorzustoßen, ein Testen, ein Aufbäumen seiner selbst gegen das Geschick bei einem Einsatz von Leben oder Tod.

Larry erinnerte sich an einen Morgen über den Truck Islands in der Südsee, als ein Schwärm japanischer Zeros aus der Wolkendecke herausgeschossen kam. Er flog am äußersten Flügel, und die Japaner konzentrierten ihren Angriff auf ihn. Drei Zeros hatten ihn von dem übrigen Geschwader abgedrängt und eröffneten das Feuer auf ihn. In einer Art Hellsichtigkeit, die ihn im Augenblick der Gefahr überkam, war er sich des Vorhandenseins der Inseln unter sich bewusst, der Dutzende von Schiffen, die auf der rollenden See auf und ab wogten, der dröhnenden Flugzeuge, die in dem leuchtendblauen Himmel aufeinander zustießen. Es war einer der glücklichsten Augenblicke in Larrys Leben, war Lebenserfüllung und Verspottung des Todes.

Er hatte seine Maschine abtrudeln lassen und sie hinter einer Zero abgefangen. Er hatte den Japaner explodieren sehen, als er mit seinen Maschinengewehren das Feuer eröffnete. Die zwei anderen Flugzeuge stießen von beiden Seiten auf ihn herunter. Larry beobachtete, wie sie auf ihn zurasten, und zog seine Maschine im letzten Augenblick in einem Immelmann hoch, und die beiden Japaner kollidierten in der Luft. Es war ein Augenblick, den Larry später in Gedanken oft genoss.

Aus irgendeinem Grund hatte er sich in der Nacht in Amsterdam daran erinnert. Er hatte Noelle wild und hemmungslos geliebt, und nachher hatte sie in seinen Armen gelegen und von ihnen beiden, von ihrem Zusammensein vor dem Krieg in Paris gesprochen. Plötzlich tauchte ihm eine verschwommene Erinnerung an ein lebenshungriges junges Mädchen auf, aber mein Gott, seit damals waren ihm Hunderte lebenshungriger junger Mädchen begegnet, und Noelle war für ihn nicht mehr als eine flüchtige Erinnerung aus der Vergangenheit.

Welch ein Glück, dachte Larry, dass ihre Wege sich zufällig, nach all den langen Jahren, wieder gekreuzt hatten.

»Du gehörst mir«, sagte Noelle. »Jetzt bist du mein.«

Etwas in ihrem Ton machte Larry unruhig. Aber schließlich, fragte er sich, was habe ich zu verlieren?

Solange er Noelle beherrschte, konnte er ewig bei Demiris bleiben, wenn er wollte.

Sie sah ihn prüfend an, als ob sie in seinen Gedanken läse, und in ihren Augen lag ein seltsamer Ausdruck, den Larry nicht deuten konnte.