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Larry schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Es ist ein kleines Dorf am Meer, hundert Kilometer nördlich von Athen. Wir haben eine abgelegene Villa dort.«

Er nickte. »In wessen Namen hast du sie gemietet?«

»Ich habe sie gekauft«, antwortete Noelle. »Unter einem anderen Namen.«

Larry fragte sich, wie man sich vorkommen musste, wenn man in der Lage war, eine Villa zu kaufen, nur um gelegentlich mit jemandem ins Heu zu hopsen. »Großartig«, sagte er. »Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen.«

Sie musterte ihn einen Augenblick. »Wirst du Schwierigkeiten haben, von Catherine fort zu kommen?«

Larry sah Noelle überrascht an. Zum ersten Mal erwähnte sie seine Frau. Er hatte gewiss kein Geheimnis aus seiner Ehe gemacht, aber es war merkwürdig, Noelle Catherines Namen aussprechen zu hören. Offensichtlich hatte sie Nachforschungen angestellt, und wie er sie allmählich kannte, waren es wahrscheinlich gründliche Nachforschungen. Sie wartete auf seine Antwort. »Nein«, sagte er. »Ich komme und gehe, wie es mir passt.«

Noelle nickte befriedigt. »Gut. Constantin geht in Geschäften auf eine Kreuzfahrt nach Dubrovnik. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich nicht mitfahren kann. Wir haben zehn herrliche Tage vor uns. Aber du gehst jetzt besser.«

Larry drehte sich um und ging ins Cockpit zurück.

»Wie war es?« fragte Metaxas. »Hast du was erreicht?«

»Nicht viel«, antwortete Larry. »Es braucht Zeit.«

Larry besaß einen Wagen, ein Citroen-Kabriolett, aber Noelle bestand drauf, dass er sich bei einer kleinen Autovermietung in Athen einen Leihwagen nahm. Noelle war allein nach Rafina vorausgefahren, und Larry sollte sie dort treffen. Die angenehme Fahrt führte auf einer staubigen Bergstraße hoch über dem Meer entlang. Zweieinhalb Stunden von Athen entfernt, kam

Larry in ein winziges, reizendes, an die Küste gekuscheltes Dorf. Noelle hatte ihm genaue Anweisungen gegeben, so dass er im Dorf nicht anzuhalten und nachzufragen brauchte. Er erreichte den Dorfrand, bog nach links ab und fuhr über einen Feldweg, der zum Meer führte. Dort standen mehrere Villen, jede für sich hinter hohen Mauern abgeschlossen. Am Ende einer Felsstraße stand auf einem über das Meer hinausragenden Vorsprung eine große luxuriöse Villa.

Larry fuhr vors Tor und drückte auf die Klingel. Einen Augenblick später schwang das elektrische Tor auf. Er fuhr hindurch, und das Tor schloss sich hinter ihm. Er befand sich auf einem großen Hof mit einem Springbrunnen in der Mitte. Die Seiten des Hofs waren von Blumenrabatten umsäumt. Das Haus selbst war eine typische mediterrane Villa, uneinnehmbar wie eine Festung. Die Vordertür öffnete sich, und Noelle erschien in einem weißen Baumwollkleid. Lächelnd standen sie einander gegenüber, und dann lag sie in seinen Armen.

»Komm und sieh dir dein neues Haus an«, sagte sie eifrig und zog ihn hinein.

Das Innere des Hauses bestand aus höhlenartigen, weitläufigen Räumen mit gewölbten Decken. Unten befanden sich ein sehr großer Wohnraum, eine Bibliothek, ein Speisesaal und eine altmodische Küche mit einem runden Herd in der Mitte. Die Schlafräume lagen oben.

»Wie sieht es mit der Bedienung aus?« fragte Larry.

»Du siehst sie vor dir.«

Larry betrachtete sie überrascht. »Willst du selbst kochen und saubermachen?«

Sie nickte. »Wenn wir wieder fort sind, kommt ein Ehepaar her, um zu putzen, aber es wird uns nicht zu Gesicht bekommen. Ich habe alles mit einer Agentur arrangiert.«

Larry grinste zynisch.

In Noelles Stimme lag ein warnender Ton. »Begeh ja nicht den Fehler, Constantin Demiris zu unterschätzen. Wenn er uns

auf die Sprünge kommt, wird er uns beide umbringen.«

Larry lächelte. »Du übertreibst«, sagte er. »Dem Alten mag es nicht passen, aber ...«

Ihre blauen Augen blickten fest in die seinen. »Er wird uns beide töten.« In ihrer Stimme lag etwas, das ein Gefühl böser Vorahnungen in ihm auslöste.

»Ist das wirklich dein Ernst?«

»Ich war nie ernster in meinem Leben. Er kennt keine Rücksicht.«

»Aber wenn du sagst, er würde uns töten«, widersprach Larry, »das heißt doch nicht ...«

»Er wird nicht auf uns schießen«, sagte Noelle entschieden, »sondern er wird eine komplizierte, raffinierte Methode finden, und er wird niemals dafür zur Rechenschaft gezogen werden.« Ihr Ton wurde leichter. »Aber er wird uns nicht auf die Spur kommen, Liebling. Komm, ich will dir unser Schlafzimmer zeigen.« Sie nahm ihn bei der Hand, und sie stiegen die weit geschwungene Treppe hinauf. »Wir haben vier Gästezimmer«, sagte sie und fügte mit einem Lächeln hinzu: »Und wir können sie alle ausprobieren.« Sie führte ihn in den Hauptschlafraum, ein riesiges Eckzimmer, von wo man auf das Meer hinausblickte. Durch das Fenster konnte Larry auf eine große Terrasse hinab sehen und auf einen kurzen Pfad, der sich zum Wasser hinunterschlängelte. Dort befand sich ein Landesteg, an dem ein großes Segelboot und ein Motorboot festgemacht lagen. »Wem gehören die Boote?«

»Dir«, antwortete sie. »Sie sind dein Begrüßungsgeschenk.« Er drehte sich um und sah, dass sie ihr Baumwollkleid abgestreift hatte. Sie war nackt. Den Rest des Nachmittags verbrachten sie im Bett.

Die nächsten zehn Tage vergingen wie im Flug. Noelle war quicklebendig, eine Nymphe, ein Luftgeist, ein Dutzend schöner Dienerinnen, die Larry jeden Wunsch erfüllten, noch ehe er wusste, was er sich wünschte. Er fand die Bibliothek der

Villa mit seinen Lieblingsbüchern und -platten bestückt. Noelle kochte seine Lieblingsgerichte mit aller Perfektion, segelte mit ihm, schwamm mit ihm in dem warmen blauen Meer, umarmte ihn, massierte ihn abends, bis er einschlief. In gewisser Weise waren sie zwei Gefangene, denn sie wagten nicht, einen anderen Menschen zu sehen. Jeden Tag entdeckte Larry neue Seiten an Noelle. Sie unterhielt ihn mit faszinierenden Anekdoten von berühmten Leuten, die sie kannte. Sie versuchte, mit ihm über Wirtschaft und Politik zu diskutieren, bis sie entdeckte, dass er sich für keines von beiden interessierte.

Sie spielten Poker und Romme, und Larry wurde wütend, weil er nie gewann. Noelle brachte ihm Schach und Halma bei, und in beidem konnte er sie niemals schlagen. An ihrem ersten Sonntag in der Villa bereitete sie ein köstliches Picknick, und sie saßen am Strand in der Sonne und genossen es. Während sie aßen, blickte Noelle auf und sah in der Ferne zwei Männer, die in ihrer Richtung den Strand entlang geschlendert kamen.

»Lass uns hineingehen«, sagte Noelle.

Larry blickte auf und sah die beiden Männer. »Mein Gott, sei doch nicht so ängstlich. Das sind zwei Dorfbewohner, die einen Spaziergang machen.«

»Sofort hinein«, befahl sie.

»Na gut«, sagte er mürrisch, über den Vorfall und ihren Ton gereizt.

»Hilf mir zusammenzupacken.«

»Warum lassen wir die Sachen nicht einfach hier?« fragte er.

»Weil sie Verdacht erregen würden.«

Schnell stopften sie alles in den Picknickkorb und gingen zurück ins Haus. Larry war den Rest des Nachmittags schweigsam. Mit seinen Gedanken beschäftigt, saß er in der Bibliothek, während Noelle in der Küche arbeitete.

Spät am Nachmittag kam sie in die Bibliothek und setzte sich zu seinen Füßen nieder. Mit ihrem untrüglichen Sinn für seine Gedanken sagte sie: »Denk nicht länger an sie.«

»Das waren doch nur ein paar idiotische Dörfler«, knurrte Larry. »Ich hasse es, mich wie ein Verbrecher zu verkriechen.« Er sah sie an, und sein Ton änderte sich. »Ich will mich nicht vor jedem verstecken müssen. Ich liebe dich.«

Noelle wusste, dass es diesmal die Wahrheit war. Sie dachte an die Jahre, in denen sie geplant hatte, Larry zu vernichten, und an die wilde Freude, mit der sie sich seine Vernichtung vorgestellt hatte. Und dennoch: In dem Augenblick, als Noelle Larry wieder gesehen hatte, wusste sie sofort, dass noch etwas Tieferes als Hass in ihr lebte. Als sie ihn bis an den Rand des Todes getrieben hatte, ihn auf diesem schrecklichen Flug nach Amsterdam gezwungen hatte, ihrer beider Leben zu riskieren, war es gewesen, als ob sie in einer wilden Herausforderung des Schicksals seine Liebe zu ihr auf die Probe stellte. Sie war vorn bei Larry im Cockpit gewesen, hatte mit ihm das Flugzeug gesteuert, mit ihm gelitten, gewusst, dass sie zusammen sterben würden, wenn er starb, und er hatte sie beide gerettet. Und als er in Amsterdam zu ihr ins Zimmer kam und sie liebte, waren ihr Hass und ihre Liebe mit ihren beiden Körpern ineinander verschmolzen, und irgendwie hatte sich die Zeit ausgedehnt und war zusammengeschrumpft, und sie waren wieder in ihrem kleinen Hotelzimmer in Paris, und Larry sagte zu ihr: »Warum heiraten wir eigentlich nicht? Lassen wir uns von irgendeinem Maire auf dem Land trauen«, und Gegenwart und Vergangenheit waren berauschend eins geworden, und da erkannte Noelle, dass sie zeitlos waren, immer zeitlos gewesen waren, dass in Wirklichkeit sich nichts geändert hatte und dass die Tiefe ihres Hasses auf Larry der Höhe ihrer Liebe zu ihm entsprang. Wenn sie ihn vernichtete, würde sie sich selbst vernichten, denn sie selbst hatte sich ihm vor langer Zeit schon vollständig hingegeben, und nichts konnte das jemals ändern.