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»Hallo«, sagte er vergnügt. »Du siehst schon viel besser aus.«

»Besser als was?« fragte sie mit schwacher Stimme.

Er legte seine Hand auf die ihre. »Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt, Catherine.«

»Es tut mir schrecklich leid, Bill.« Ihre Stimme versagte, und sie fürchtete, sie würde weinen müssen.

»Ich habe dir ein paar Blumen und Süßigkeiten mitgebracht. Wenn du dich kräftiger fühlst, bringe ich dir auch Bücher.«

Sie blickte ihn an, sah in sein freundliches, markantes Gesicht und dachte: Warum liebe ich ihn nicht? Warum liebe ich den Mann, den ich hasse? Warum musste Gott sich mir als Groucho Marx offenbaren? »Wie bin ich hier hergekommen?« fragte Catherine.

»In einem Krankenwagen.«

»Ich meine – wer hat mich gefunden?«

Fräser antwortete nicht gleich. »Ich«, sagte er dann. »Ich habe dich mehrmals angerufen, und als du dich nicht meldetest, wurde ich unruhig und drang in die Wohnung ein.«

»Wahrscheinlich sollte ich dir dafür dankbar sein«, sagte sie, »aber, ehrlich gesagt, bin ich noch nicht so sicher.«

»Willst du darüber sprechen?«

Catherine schüttelte den Kopf, und durch die Bewegung begann ihr Kopf zu pochen. »Nein«, sagte sie leise.

Fräser nickte. »Ich muss morgen früh nach Hause fliegen. Ich bleibe aber mit dir in Verbindung.«

Sie spürte einen sanften Kuss auf der Stirn und schloss die Augen, um die Welt auszuschließen, und als sie ihre Augen wieder öffnete, war sie allein, und es war mitten in der Nacht.

Am nächsten Morgen besuchte Larry sie. Catherine sah ihm entgegen, als er ins Zimmer trat und sich auf den Stuhl neben ihrem Bett setzte. Sie hatte erwartet, dass er abgespannt und unglücklich aussehen würde, aber in Wahrheit sah er wunderbar aus, schlank und sonnengebräunt und gelöst. Catherine wünschte sich verzweifelt, dass sie sich das Haar hätte kämmen und Lippenstift auftragen können. »Wie fühlst du dich, Cathy?« fragte er. »Prächtig. Selbstmord bekommt mir immer ausgezeichnet.« »Man hatte nicht damit gerechnet, dass du durchkommen würdest.« »Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe.« »Es ist nicht sehr nett von dir, so etwas zu sagen.« »Aber es ist doch wahr, Larry, oder nicht? Dann wärst du mich doch los gewesen.«

»Um Gottes willen, ich will dich doch nicht so loswerden. Ich will doch nur die Scheidung.«

Sie blickte ihn an, diesen bronzebraunen, gut aussehenden Mann, den sie geheiratet hatte. Sein Gesicht war jetzt etwas verlebter, der Mund ein wenig härter, sein jungenhafter Charme etwas abgenutzt. Woran hängte sie sich noch? Sieben Jahre voller Träume? Sie hatte sich ihm mit soviel Liebe und hohen Hoffnungen hingegeben, und sie konnte sie nicht aufgeben, konnte nicht ertragen sich einzugestehen, dass ihr Leben sich in eine dürre Einöde verwandelt hatte. Sie dachte an Bill Fräser und ihre Freunde in Washington und die glücklichen Tage mit ihnen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal laut gelacht oder auch nur gelächelt hatte. Doch alles das spielte in Wirklichkeit keine Rolle. Letzten Endes wollte sie Larry nicht gehen lassen, weil sie ihn immer noch liebte. Er stand vor ihr und wartete auf ihre Antwort. »Nein«, sagte Catherine. »Nie werde ich in eine Scheidung einwilligen.«

Larry traf Noelle an jenem Abend in dem verlassenen Kloster Kaisariani und berichtete ihr über sein Gespräch mit Catherine.

Noelle hörte ihm gespannt zu und fragte: »Meinst du, dass sie ihre Ansicht ändern wird?«

Larry schüttelte den Kopf. »Catherine kann dickköpfig wie der Teufel sein.«

»Du musst noch einmal mit ihr sprechen.«

Das tat Larry. In den nächsten drei Wochen erschöpfte er jedes Argument, das er sich denken konnte. Er flehte, schmeichelte, tobte, bot ihr Geld an, doch nichts konnte Catherine rühren. Sie liebte ihn nach wie vor, und sie war sicher, wenn er es nur versuchte, könnte auch er sie wieder lieben.

»Du bist mein Mann«, sagte sie eigensinnig, »und du wirst mein Mann bleiben, bis ich sterbe.«

Er wiederholte vor Noelle, was sie gesagt hatte.

Noelle nickte. »Ja«, sagte sie.

Larry sah sie überrascht an. »Was ja?«

Sie lagen am Strand bei der Villa. Unter ihnen ausgebreitete weiche weiße Badetücher schützten ihre Körper vor dem heißen Sand. Der Himmel war von einem tiefen berauschenden Blau, von weißen Zirruswölkchen gefleckt.

»Du musst sie loswerden.« Sie erhob sich und schlenderte zur Villa zurück, ihre langen, graziösen Beine schritten leicht über den Sand. Larry blieb liegen, ratlos, glaubte, sie missverstanden zu haben. Sie konnte doch nicht gemeint haben, er solle Catherine töten.

Und dann erinnerte er sich an Helena.

Sie saßen auf der Terrasse und aßen zu Abend. »Siehst du denn das nicht ein? Sie verdient nicht zu leben«, sagte Noelle. »Sie hält dich nur aus Rachsucht fest. Sie versucht, dein Leben zu ruinieren, unser Leben, Liebling.«

Sie lagen rauchend im Bett, die glühenden Enden ihrer Zigaretten blinkten in der Unendlichkeit der Spiegel an der Decke.

»Du würdest ihr einen Gefallen tun. Sie hat schon einmal versucht, sich umzubringen. Sie will sterben.«

»Ich könnte es nie, Noelle.«

»Wirklich nicht?«

Sie streichelte sein nacktes Bein, strich zu seinem Bauch hinauf und beschrieb kleine Kreise mit der Spitze ihrer Fingernägel. »Ich werde dir helfen.«

Er wollte den Mund öffnen, um zu protestieren, aber Noelles Hände hatten ihn gefunden und begannen, an ihm zu arbeiten, sich in entgegen gesetzter Richtung zu bewegen, die eine sanft und langsam, die andere hart und schnell. Und Larry stöhnte und griff nach ihr und verdrängte Catherine aus seinen Gedanken.

Irgendwann in der Nacht erwachte Larry, in kaltem Schweiß gebadet. Er hatte geträumt, Noelle sei fortgelaufen und habe ihn verlassen. Sie lag neben ihm im Bett, und er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Den Rest der Nacht über lag er wach, dachte daran, was es für ihn bedeutete, wenn er sie verlöre. Er war sich nicht bewusst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, aber am Morgen, während Noelle das Frühstück bereitete, fragte er plötzlich: »Was passiert, wenn wir gefasst werden?«

»Wenn wir schlau sind, passiert das nicht.« Falls seine Kapitulation sie befriedigte, verriet sie es durch kein Zeichen.

»Noelle«, sagte er ernst, »jeder in Athen weiß, dass Catherine und ich uns getrennt haben. Wenn ihr etwas zustößt, wird die Polizei verdammt misstrauisch werden.«

»Selbstverständlich wird sie das«, stimmte Noelle gelassen zu. »Deshalb muss alles sehr sorgfältig geplant werden.«

Sie deckte für sie beide den Frühstückstisch, setzte sich und begann zu essen. Larry schob seinen Teller von sich, ohne ihn anzurühren.

»Ist es nicht gut?« fragte Noelle besorgt.

Er starrte sie an, fragte sich, was für ein Mensch sie sein musste, dass sie ihr Frühstück genießen konnte, während sie den Mord an einer anderen Frau plante.

Später, als sie segelten, sprach Larry wieder davon, und je mehr sie darüber sprachen, um so wirklicher wurde es. Was als flüchtige Idee begonnen hatte, gewann durch Worte Fleisch, bis es Tatsache geworden war.

»Es muss wie ein Unfall aussehen«, sagte Noelle, »damit es nicht zu einer Untersuchung durch die Polizei kommt. Die Polizei in Athen ist sehr klug.«

»Und was wird, wenn sie doch untersucht?«

»Sie wird es nicht. Der Unfall wird sich nicht hier ereignen.«

»Wo denn?«

»In Ioannina.« Sie neigte sich vor und begann zu sprechen.

Er hörte aufmerksam zu, während sie ihren Plan erläuterte, jeden Einwand widerlegte, den er erhob, brillant improvisierte. Als Noelle schließlich fertig war, musste Larry zugeben, dass ihr Plan fehlerfrei war. So konnte es ihnen wirklich gelingen.