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Paul Metaxas war nervös. Das im allgemeinen joviale Gesicht des griechischen Piloten war streng und gespannt, und seine Mundwinkel zuckten nervös. Er hatte keinen Termin bei Constantin Demiris, und man drang nicht einfach bei dem großen Mann ein, aber Metaxas hatte dem Butler gesagt, es sei dringend, und jetzt stand Paul Metaxas in der riesigen Halle von Demiris' Villa vor dem großen Mann, starrte ihn an und stammelte unbeholfen: »Ich – ich bitte sehr um Entschuldigung, dass ich Sie belästige, Herr Demiris.« Er wischte sich verstohlen die schweißigen Hände an der Hose seiner Fliegeruniform ab.

»Ist etwas mit einem der Flugzeuge passiert?«

»Nein, ich – es – es handelt sich um etwas Persönliches.«

Demiris sah ihn ohne jedes Interesse an. Es gehörte zu seinen Prinzipien, sich nicht mit den Angelegenheiten seiner Untergebenen abzugeben. Dafür hatte er seine Sekretäre. Er wartete darauf, dass Metaxas weiter sprach.

Paul Metaxas wurde mit jedem Augenblick nervöser. Er hatte eine Reihe schlafloser Nächte verbracht, ehe er den Entschluss gefasst hatte, der ihn jetzt hierher führte. Was er jetzt tat, widersprach seinem Charakter und war ihm selbst widerwärtig, aber er war ein Mann von uneingeschränkter Loyalität, und seine Treuepflicht galt in erster Linie Constantin Demiris.

»Es handelt sich um Mademoiselle Page«, sagte er.

Darauf folgte ein Augenblick des Schweigens.

»Kommen Sie mit«, sagte Demiris. Er ging dem Piloten in die getäfelte Bibliothek voraus und schloss die Tür. Demiris nahm eine flache ägyptische Zigarette aus seinem Platinetui und zündete sie an. Er musterte den schwitzenden Metaxas. »Was ist mit Mademoiselle Page?« fragte er fast gedankenverloren.

Metaxas schluckte. Sollte er einen Fehler begangen haben? Wenn er die Situation richtig eingeschätzt hatte, würde seine Information mit Interesse aufgenommen werden, doch wenn er sich irrte ...

Er verfluchte seine Voreiligkeit, die ihn hierher geführt hatte, aber jetzt blieb ihm keine andere Wahl, als bei der Stange zu bleiben.

»Es – es geht um sie und Larry Douglas.« Er beobachtete das Gesicht von Demiris, versuchte, in dessen Ausdruck zu lesen. Es verriet nicht das geringste Anzeichen von Interesse. Mein Gott! Metaxas zwang sich weiterzustammeln. »Sie – sie leben zusammen in einem Haus am Strand in Rafina.«

Demiris schnippte die Asche von seiner Zigarette in eine tiefe, bauchige Goldschale. Metaxas hatte das Gefühl, gleich verabschiedet zu werden und einen schrecklichen Fehler begangen zu haben, der ihn seine Stellung kosten würde. Seine Worte begannen sich zu überstürzen.

»Meine – meine Schwester ist Haushälterin in einer der Villen dort. Sie sieht die beiden ständig am Strand zusammen. Sie erkannte Mademoiselle Page nach den Bildern in den Zeitschriften, aber sie dachte nicht weiter darüber nach, bis sie vor einigen Tagen zum Flughafen kam, um mit mir zu Abend zu essen. Ich stellte sie Larry Douglas vor und – also da sagte sie mir, dass er der Mann ist, mit dem Mademoiselle Page zusammenlebt.«

Demiris' olivdunkle Augen starrten ihn ohne jeden Ausdruck an.

»Ich – ich dachte mir, dass Sie das wissen sollten«, endete Metaxas lahm.

Als Demiris sprach, klang seine Stimme völlig tonlos. »Wie Mademoiselle Page ihr Privatleben verbringt, ist ihre eigene Angelegenheit. Ich bin überzeugt, sie wird es wenig schätzen, dass man ihr nachspioniert.«

Metaxas' Stirn war schweißbedeckt. Mein Gott, er hatte die Situation falsch beurteilt. Und er hatte doch nur loyal sein wollen. »Glauben Sie mir, Herr Demiris, ich habe nur versucht...«

»Ich bin überzeugt, dass Sie nur meinen Interessen dienen wollten. Sie haben sich geirrt. Sonst noch etwas?«

»Nein – nein, Herr Demiris.« Metaxas drehte sich um und floh.

Constantin Demiris lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seine dunklen Augen starrten blicklos ins Leere.

Um neun Uhr am folgenden Morgen erhielt Metaxas einen Anruf, der ihn anwies, sich bei Demiris' Minenunternehmen im Kongo zu melden. Dort sollte Metaxas zehn Tage damit verbringen, Ausrüstung von Brazzaville zur Mine zu fliegen.

An einem Mittwochmorgen, bei seinem dritten Flug, zerschellte die Maschine im dichten grünen Urwald. Niemals wurden Spuren von Metaxas' Leiche oder dem Wrack gefunden.

Zwei Wochen nachdem Catherine aus dem Krankenhaus entlassen worden war, kam Larry sie besuchen. Es war ein Samstagabend, und Catherine stand in der Küche und bereitete sich ein Omelett zu. Die Geräusche beim Kochen verhinderten, dass sie hörte, wie die Vordertür geöffnet wurde, und sie nahm Larrys Anwesenheit erst wahr, als sie sich umdrehte und ihn in der Tür stehen sah. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, und er sagte: »Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe. Ich bin nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie es dir geht.«

Catherine spürte, wie ihr Herz schneller schlug, und verachtete sich selbst dafür, dass er immer noch diese Wirkung auf sie haben konnte.

»Mir geht es ganz gut«, antwortete sie. Sie drehte sich wieder um und nahm das Omelett aus der Pfanne.

»Riecht gut«, sagte Larry. »Ich hatte keine Zeit, zu Abend zu essen. Würdest du mir auch so eins zubereiten, wenn es dir nicht zuviel Mühe macht?«

Sie sah ihn für einen langen Augenblick an und zuckte die Schultern.

Sie machte Abendessen für ihn, war durch seine Anwesenheit aber so entnervt, dass sie selbst keinen Bissen essen konnte. Er sprach mit ihr, erzählte ihr von einem Flug, von dem er gerade zurückgekommen war, und eine amüsante Anekdote über einen der Freunde von Demiris. Er war der alte Larry, herzlich und charmant und unwiderstehlich, als ob zwischen ihnen nichts vorgefallen wäre, als ob er nicht ihr Zusammenleben zerstört hätte.

Nach dem Essen half Larry Catherine das Geschirr spülen und abtrocknen. Er stand neben ihr am Abwaschbecken, und seine Nähe bereitete ihr körperlichen Schmerz. Wie lange lag es schon zurück? Sie ertrug es nicht, daran zu denken.

»Es hat mir wirklich gut geschmeckt«, sagte Larry mit seinem raschen, jungenhaften Grinsen. »Danke, Cathy.«

Und damit, dachte Catherine, war es vorüber.

Drei Tage später klingelte das Telefon, und es war Larry, der von Madrid aus anrief, um ihr zu sagen, dass er auf dem Weg nach Hause sei, und um sie zu fragen, ob sie am Abend mit ihm zum Essen ausgehen wolle. Catherine umklammerte den Hörer, lauschte auf seine freundliche, gelassene Stimme und war entschlossen, nicht zu gehen. »Ich bin heute zum Abendessen frei«, sagte sie.

Sie dinierten bei Tourkolimano am Hafen von Piräus. Catherine war kaum fähig, ihr Essen anzurühren. Das Zusammensein mit Larry war eine viel zu schmerzliche Erinnerung an andere Restaurants, in denen sie gegessen hatten, an zu viele gemeinsam verbrachte, angeregte Abende in der seit langem toten Vergangenheit, an die Liebe, die für sie beide ihr Leben lang andauern sollte.

»Du isst ja nicht, Cathy. Soll ich etwas anderes für dich bestellen?« fragte er besorgt.

»Ich habe erst spät Mittag gegessen«, log sie. Wahrscheinlich wird er mich nie wieder einladen, dachte Catherine, aber wenn er es tut, werde ich nein sagen.

Wenige Tage später rief Larry an, und sie aßen zusammen Mittag in einem bezaubernden Restaurant in einer versteckt gelegenen Gasse beim Syntagma Platz. Es nannte sich Gerofi-nikas, »Die alte Palme«, und man erreichte es durch eine lange, kühle Passage, vor der eine Palme stand. Sie bekamen eine ausgezeichnete Mahlzeit, dazu Hymettos, den leichten, trockenen griechischen Wein. Larry war in seiner besten Form.

Am folgenden Sonntag bat er Catherine, mit ihm nach Wien zu fliegen. Sie aßen zusammen im Hotel Sacher und flogen noch am gleichen Abend zurück. Es war ein wunderbarer Abend mit Wein und Musik und Kerzenlicht, aber Catherine hatte das gespenstische Gefühl, dass der Abend irgendwie nicht