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ihr gehörte. Er gehörte jener anderen Catherine Douglas, die seit langem tot und begraben war. Als sie in die Wohnung zurückkamen, sagte sie: »Danke, Larry, es war ein schöner Tag.«

Er trat auf sie zu, nahm sie in die Arme und begann sie zu küssen. Catherine erstarrte und machte sich, von einer plötzlichen, unerwarteten Panik erfüllt, frei.

»Nein«, sagte sie.

»Cathy ...«

»Nein!«

Er nickte. »Nun gut. Ich verstehe.«

Sie zitterte am ganzen Körper. »Wirklich?«

»Ich weiß, wie schlecht ich mich benommen habe«, sagte Larry leise. »Wenn du mir die Chance gibst, will ich es wiedergutmachen, Cathy.«

Mein Gott, dachte sie. Sie presste die Lippen zusammen, zwang sich, nicht zu weinen, und schüttelte den Kopf. Ihre Augen schimmerten von unvergessenen Tränen. »Es ist zu spät«, flüsterte sie.

Und sie stand da und sah ihm stumm nach, wie er durch die Tür ging.

Innerhalb einer Woche bekam Catherine wieder Nachricht von Larry. Er schickte ihr Blumen mit einigen Zeilen und danach kleine Vögel aus den verschiedenen Ländern, in die er flog. Offensichtlich hatte er sich sehr darum bemüht, denn sie waren von einer erstaunlichen Vielfalt: einer aus Porzellan, einer aus Jade, einer aus Teakholz, und sie war gerührt, dass er daran dachte.

Als eines Tages das Telefon läutete und sie Larrys Stimme sagen hörte: »Hör mal, ich habe ein wunderbares griechisches Restaurant entdeckt, in dem man die beste chinesische Küche außerhalb von Peking bekommt«, lachte sie und sagte: »Ich kann es gar nicht erwarten.«

Und das war der Zeitpunkt, an dem es wirklich wieder

begann. Langsam, tastend, zögernd, aber es war ein Anfang. Larry versuchte nicht wieder, sie zu küssen, sie hätte es auch nicht zugelassen, denn Catherine wusste, wenn sie ihren Gefühlen nachgab, wenn sie sich aus ganzem Herzen diesem Mann hingab, den sie liebte, und er sie wieder betrog, würde er sie zerstören. Endgültig und für immer. Und so ging sie mit ihm essen und lachte mit ihm, doch ständig war sie tief innerlich auf der Hut, blieb wachsam abwehrend, unberührt und unberührbar.

Sie waren fast jeden Abend zusammen. An manchen Abenden bereitete Catherine selbst das Essen zu Hause zu, an anderen führte Larry sie aus. Einmal erwähnte sie die Frau, von der Larry gesagt hatte, dass er sie liebe, und er hatte knapp geantwortet: »Das ist vorbei«, und Catherine brachte nie wieder die Sprache darauf. Sie achtete genau auf Anzeichen dafür, dass Larry sich mit anderen Frauen traf, aber es gab keine. Er war sehr aufmerksam zu ihr, drängte nie, forderte nie. Es war, als ob er für die Vergangenheit büßte.

Und dennoch gestand Catherine sich selbst ein, dass es etwas mehr als das war. Er schien sich wirklich für sie als Frau zu interessieren. Abends stand sie dann nackt vor dem Spiegel und prüfte ihr Spiegelbild und versuchte sich zu erklären, warum. Ihr Gesicht war nicht schlecht, das Gesicht eines früher einmal hübschen Mädchens, das Schmerz erlitten hatte, eine Traurigkeit in den ernsten grauen Augen, die ihr entgegensahen. Ihre Haut war etwas schwammig, und ihr Kinn war schwerer, als es hätte sein dürfen, aber an ihrem Körper war sonst nichts weiter auszusetzen, was durch Diät und Massage nicht hätte behoben werden können. Sie erinnerte sich an das letzte Mal, als sie darüber nachgedacht hatte und mit aufgeschnittenen Pulsadern wieder zu sich gekommen war. Ein Schauder überlief sie. Zum Teufel mit Larry, dachte sie trotzig. Wenn er mich wirklich will, muss er mich nehmen, wie ich bin.

Sie waren auf einer Party gewesen, und Larry hatte sie um vier Uhr morgens nach Hause gebracht. Der Abend war herrlich gewesen, Catherine hatte ein neues Kleid getragen und sehr attraktiv ausgesehen, sie hatte die Leute zum Lachen gebracht, und Larry war stolz auf sie. Als sie in die Wohnung kamen, griff Catherine nach dem Lichtschalter, doch Larry legte seine Hand über die ihre und sagte: »Warte,

ich kann es leichter im Dunkeln sagen.« Sein Körper war ihr nahe, aber berührte sie nicht, und dennoch spürte sie, wie seine physische Ausstrahlung auf sie wirkte.

»Ich liebe dich, Cathy«, sagte er. »Ich habe in Wirklichkeit nie eine andere geliebt. Gib mir noch einmal eine Chance.«

Dann schaltete er das Licht ein, um sie anzusehen. Sie stand vor ihm, starr und verstört, einer Panik nahe. »Ich weiß, dass du jetzt vielleicht noch nicht wieder bereit bist, aber wir könnten langsam beginnen.« Er lächelte sein liebes jungenhaftes Grinsen. »Wir könnten damit anfangen, Händchen zu halten.«

Er griff nach ihrer Hand. Und sie zog ihn an sich, und sie küssten sich, und seine Lippen waren sanft und zärtlich und vorsichtig, und die ihren waren fordernd und wild, mit all der aufgestauten Sehnsucht, die sich in diesen langen, einsamen Monaten in ihr angesammelt hatte. Und sie waren zusammen im Bett, liebten sich, und es war, als ob keine Zeit verstrichen wäre und sie auf ihrer Hochzeitsreise wären. Aber es war mehr als das. Die Leidenschaft war noch da, frisch und wunderbar, doch dankbar für das, was sie zusammen hatten, das Wissen, dass nun alles gut war, dass sie diesmal einander nicht verletzen würden.

»Was hieltest du davon, wenn wir zusammen auf eine zweite Hochzeitsreise führen?« fragte Larry.

»O ja, Liebling. Können wir das?«

»Gewiss. Mir steht ein Urlaub zu. Wir fahren am Samstag ab. Ich kenne einen wunderbaren kleinen Ort, wo wir hinfahren könnten. Er heißt Ioannina.«

Noelle und Catherine

Athen 1946

Die Fahrt nach Ioannina dauerte neun Stunden. Catherine erschien die Landschaft beinahe biblisch, aus einem anderen Zeitalter stammend. Sie fuhren am tiefblauen Meer entlang, an kleinen weiß getünchten Häuschen vorbei, mit Kreuzen an den Dächern, und an endlosen Obstgärten, Zitronen und Kirschen und Äpfeln und Orangen. Jeder Zoll des Landes war terrassiert und bestellt, und die Fenster und Dächer der Bauernhäuser waren in fröhlichen blauen Farben gestrichen, wie aus Trotz gegen das harte Leben, das dem steinigen Boden abgerungen wurde. Gruppen hoher, anmutiger Zypressen wuchsen in reicher Fülle überall auf den steilen Berghängen.

»Sieh doch, Larry«, rief Catherine aus. »Sind sie nicht wunderschön?«

»Nicht für die Griechen«, entgegnete Larry.

Catherine blickte ihn an. »Wie meinst du das?«

»Sie betrachten sie als böse Vorzeichen. Sie schmücken ihre Friedhöfe damit.«

Sie fuhren an Feldern mit primitiven Vogelscheuchen vorbei, an jedem Zaun waren Tuchfetzen angebunden.

»Die Krähen müssen hier sehr einfältig sein«, meinte Catherine lachend.

Sie fuhren durch eine Reihe kleiner Dörfer mit unglaublichen Namen: Mesolongion und Agelkastron und Etolikon und Amphilochia.

Spät am Nachmittag erreichten sie das Dorf Rion, das sich sanft am Fluss Rio hinunterzog, wo sie die Fähre nach Ioannina nehmen wollten.

Catherine las Larry aus dem Reiseführer vor.

»Hoch in das Pindos-Gebirge eingeschmiegt, in einer steilen, von aufragenden Gipfeln umgebenen Kluft, nimmt Ioannina, aus der Ferne gesehen, die Gestalt eines Doppeladlers an, unter dessen Klauen der grundlose See Pamvotis liegt, auf dem Ausflugsboote Touristen über das dunkelgrüne Wasser zur Insel in der Mitte des Sees und weiter zu dem fernen Ufer auf der anderen Seite bringen.«

»Klingt wunderbar«, sagte Larry.

Sie trafen am späten Nachmittag ein und fuhren unmittelbar zu ihrem Hotel, einem alten schönen, gut erhaltenen einstöckigen Bau auf einer Anhöhe hoch über dem Ort, um den eine Anzahl von Bungalows für Gäste im Gelände verstreut lagen. Ein alter Mann in Uniform kam heraus, um sie in Empfang zu nehmen. Er blickte in ihre glücklichen Gesichter.

»Hochzeitsreisende«, sagte er. Catherine blickte Larry an und lächelte. »Woran erkennen Sie das?«

»Das sieht man immer«, erklärte ihr der alte Mann. Er führte sie ins Foyer, wo sie sich eintrugen, und zeigte ihnen dann ihren Bungalow. Er bestand aus einem Wohnraum und einem Schlafzimmer, Bad und Küche und einer großen gepflasterten Terrasse. Über die Wipfel von Zypressen hinweg hatte man einen herrlichen Blick auf den unten liegenden Ort und den düsteren, brütenden See. Die Aussicht hatte etwas von der unwirklichen Schönheit einer Ansichtskarte.