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»Viel ist es nicht« – Larry lächelte -, »aber es ist alles für dich.«

»Ich nehme es gern!« rief Catherine begeistert.

»Glücklich?« fragte er.

Sie nickte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich schon einmal so glücklich war.« Sie trat zu ihm und drängte sich fest an ihn. »Lass mich niemals von dir gehen«, flüsterte sie.

Seine kräftigen Arme umfingen sie, drückten sie eng an sich. »Das werde ich nicht«, versprach er.

Während Catherine auspackte, schlenderte Larry zum Haupthaus zurück, um sich mit dem Empfangschef zu unterhalten.

»Was fängt man hier denn so an?« fragte Larry.

»Alles, was man will«, antwortete der Empfangschef stolz. »Wir haben im Hotel ein eigenes Mineralbad. Rings um den Ort kann man wandern, fischen, schwimmen, Kahn fahren.«

»Wie tief ist der See denn?« fragte Larry beiläufig.

Der Empfangschef zuckte mit den Schultern. »Das weiß niemand, mein Herr. Der See ist vulkanischen Ursprungs. Er ist grundlos.«

Larry nickte nachdenklich. »Was ist denn mit den Höhlen hier in der Gegend?« fragte er.

»Ah, die Höhlen von Perama. Sie sind nur wenige Meilen von hier entfernt.«

»Sind sie schon erforscht?«

»Einige. Manche sind noch geschlossen.«

»Aha«, sagte Larry.

Der Empfangschef fuhr fort: »Wenn Sie gern Bergsteigen, empfehle ich Ihnen den Tsoumerka. Falls Mrs. Douglas sich nicht vor der Höhe fürchtet.«

»Nein.« Larry lächelte. »Sie ist eine recht erfahrene Bergsteigerin.«

»Dann wird es ihr sehr gefallen. Sie haben Glück mit dem Wetter. Wir hatten einen meltemi erwartet, aber er ist ausgeblieben. Jetzt wird er wohl nicht mehr kommen.«

»Was ist ein meltemi?« fragte Larry.

»Ein sehr starker Wind, der aus Norden weht. Wahrscheinlich ähnelt er Ihren Hurrikanen. Wenn er kommt, bleibt jeder im Haus. In Athen erlaubt man dann nicht einmal Ozeandampfern auszulaufen.«

»Ich bin froh, dass wir ihn verpasst haben«, sagte Larry.

Als Larry in den Bungalow zurückkam, schlug er Catherine vor, zum Abendessen in den Ort hinunterzugehen. Sie folgten dem steilen, felsigen Pfad, der den Abhang hinunter zum Dorfrand führte. Ioannina bestand aus einer Hauptstraße, der König-Georg-Straße, von der zwei oder drei schmalere Straßen abzweigten. Von diesen Straßen führte ein Gewirr enger

Feldwege zu den Häusern und Wohnungen ab. Die Gebäude waren alt und verwittert, aus Steinen erbaut, die mit Karren aus dem Gebirge heruntergeschafft worden waren.

In der Mitte der König-Georg-Straße war ein Seil gespannt, so dass die Autos auf der linken Seite fuhren und die rechte für die Fußgänger freigehalten wurde.

»Das sollten sie einmal auf der Pennsylvania Avenue in Washington versuchen«, meinte Catherine.

Auf dem Dorfplatz war ein hübscher kleiner Park mit einem hohen Turm, der eine große beleuchtete Uhr an der Spitze hatte. Eine von mächtigen Platanen gesäumte Straße führte zum See hinunter. Es schien Catherine, dass alle Straßen zum Wasser führten. Sie konnte das Gefühl nicht unterdrücken, dass der See etwas Furchterregendes hatte, etwas Fremdartiges, Drohendes. Überall am Ufer entlang wuchs dichtes, hohes Schilf, das wie gierig greifende Finger aufragte, als ob es auf jemanden wartete, um ihn zu packen.

Catherine und Larry schlenderten durch das farbenfrohe kleine Einkaufsviertel, in dem sich zu beiden Seiten der Straße Laden an Laden drängte. Es gab einen Juwelier und daneben einen Bäcker, eine offene Fleischerei, eine Taverne, ein Schuhgeschäft. Vor dem Friseur standen Kinder und sahen stumm zu, wie ein Kunde rasiert wurde. Catherine fand, sie seien die schönsten Kinder, die sie je gesehen hatte.

Früher hatte Catherine mit Larry schon darüber gesprochen, dass sie gern ein Kind hätte, aber er hatte den Gedanken immer von sich gewiesen, hatte gesagt, er sei noch nicht soweit, eine Familie zu gründen. Jetzt mochte er vielleicht anderer Meinung sein. Catherine blickte zu ihm auf, als er neben ihr herging, größer als die anderen Männer. Er sah aus wie ein griechischer Gott, und sie entschloss sich, mit ihm über diese Frage zu sprechen, ehe sie abreisten. Schließlich waren sie ja auf Hochzeitsreise.

Sie kamen an einem Kino vorbei, dem Palladium. Zwei sehr alte amerikanische Filme wurden gespielt. Sie blieben stehen, um sich die Plakate anzusehen.

»Haben wir ein Glück«, scherzte Catherine. »Südlich von Panama mit Roger Pryor und Virginia Vale und Der Staatsanwalt im Fall Carter.«

»Habe nie davon gehört«, sagte Larry abschätzig. »Dieses Kino muss noch älter sein, als es aussieht.«

Sie aßen an dem Platz musakas, saßen im Freien unter einem unglaublich großen Vollmond und gingen zum Hotel zurück und liebten sich. Es war ein vollkommener Tag.

Am nächsten Vormittag fuhren Catherine und Larry durch die schöne Umgebung, erforschten eine schmale Straße, die sich am See entlang wand, ein paar Meilen weit an dem felsigen Ufer entlang führte und sich dann zurück in die Berge hinaufschlängelte. Steinerne Häuser klebten dicht am Rand steiler Abhänge. Hoch über dem See entdeckten sie im Wald ein riesiges weiß getünchtes Gebäude, das wie ein altes schloss aussah.

»Was ist denn das?« fragte Catherine.

»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Larry.

»Lass uns nachsehen.«

»Einverstanden.«

Larry lenkte den Wagen in eine Fahrspur, die zu dem Gebäude hinaufführte, quer über eine Wiese, auf der Ziegen grasten und ein Hirte ihnen nachstarrte, als sie an ihm vorbeikamen. Sie hielten vor dem verlassenen Zugang zu dem Gebäude. Aus der Nähe sah es wie die Ruine einer alten Burg aus.

»Das muss ein übrig gebliebenes schloss von Riesen sein«, sagte Catherine. »Wahrscheinlich aus Grimms Märchen.«

»Möchtest du es wirklich genau wissen?« fragte Larry.

»Aber ja. Vielleicht kommen wir gerade noch rechtzeitig, um eine Jungfrau aus Not und Gefahr zu retten.«

Larry warf Catherine schnell einen merkwürdigen Blick zu.

Sie stiegen aus und gingen zu dem massiven hölzernen Tor, in dessen Mitte sich ein riesiger eiserner Türklopfer befand. Larry klopfte einige Male, dann warteten sie. Es war kein Laut zu hören außer dem Summen der Insekten auf der Wiese und dem Flüstern der Brise im hohen Gras.

»Anscheinend ist niemand zu Hause«, sagte Larry.

»Vielleicht schaffen sie gerade die Leichen beiseite«, flüsterte Catherine.

Plötzlich begann das riesige Tor sich knarrend langsam zu öffnen. Eine schwarz gekleidete Nonne stand vor ihnen.

Catherine war überrascht. »Ver-Verzeihung«, stammelte sie. »Wir wussten nicht, was das hier ist. Es ist kein Schild oder sonst etwas da.«

Die Nonne sah die beiden einen Augenblick an, dann winkte sie ihnen einzutreten. Sie traten durchs Tor und befanden sich in einem Hof, der die Mitte eines weitläufigen Anwesens bildete. Es herrschte eine seltsame, bedrückende Stille, und Catherine erkannte plötzlich, was hier fehlte: der Laut menschlicher Stimmen.

Sie wandte sich an die Nonne und fragte: »Was ist das hier?«

Die Nonne schüttelte stumm den Kopf und bedeutete ihnen zu warten. Sie blickten ihr nach, als die Nonne sich umdrehte und auf ein altes Steinhaus auf der anderen Seite des Hofs zuging.

»Sie geht Bela Lugosi holen«, flüsterte Catherine.

Hinter dem Gebäude konnten sie auf einem Bergvorsprung, der hoch über dem See aufragte, einen von Reihen hoher Zypressen eingefassten Friedhof sehen.