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Das richtige Büro zu finden war die erste Hürde, die ich zu nehmen hatte. Das Gebäude ausfindig zu machen, in dem der Spark gemacht wurde, war kein Problem, da die Adresse in jeder Ausgabe stand: Es handelte sich um einen weitläufigen Gebäudekomplex in der Nähe des Lexington-Kanals. Den meisten Raum beanspruchten allerdings Druckerei, Binderei, Lager und Vertrieb, und mir blieb nichts anderes übrig, als einen schmutzigen Techniker aus der Druckerei nach dem Weg zu fragen. »Oh, Sie wollen zur Redaktion.«

Die »Redaktion« war eine Zimmerflucht im dritten und obersten Stock am Kopf einer langen, geraden Treppe. Hier oben war es stickig; die ganze Wärme des Gebäudes (und es war ein warmer Junitag) hatte sich hier angesammelt, zusammen mit Gerüchen von Druckerschwärze, Lösungsmitteln und Maschinenöl. Ich wusste nicht genau, an wen ich mich wenden sollte. Nach einigem Hin und Her stand ich vor der Tür des Redakteurs und Verlegers, eines gewissen John Hungerford. Offenbar war Mr. Hungerford es nicht gewöhnt, unangemeldeten Besuch zu empfangen; doch ich zog alle Register eines notleidenden Bittstellers und wurde schließlich von seiner Sekretärin vorgelassen.

Hungerford saß hinter einem Eichenschreibtisch in einem der wenigen Zimmer auf dieser Etage, die ein Fenster zum Öffnen hatten, obwohl das seine auf eine Backsteinmauer blickte. Er war um die fünfzig, wirkte mürrisch und herrisch und fragte ohne Umschweife, was ich von ihm wolle.

Ich sagte, ich sei Schriftsteller. Ich hatte das Wort kaum ausgesprochen, als er mich unterbrach: »Ich habe keinen Job für Sie, falls Sie das meinen. Wir haben alle Schriftsteller, die wir brauchen — Schriftsteller sind dicht gesät im Moment.«

»Ich will keinen Job, ich will mein Recht! Es tut mit leid, Ihnen sagen zu müssen, dass mich ein Mitarbeiter von Ihnen beraubt hat, und Sie haben gemeinsame Sache mit ihm gemacht.«

Das brachte ihn für zwei Augenblicke zum Schweigen. Seine Augenbrauen bewegten sich nach oben, und er musterte mich genauer. »Wie heißen Sie, mein Junge?«

»Adam Hazzard.«

»Sagt mir nichts.«

»Das habe ich auch nicht erwartet. Aber der Dieb heißt Mr. Theodore Dornwood — sagt Ihnen das was?«

Er zeigte sich weniger überrascht, als ich gedacht hatte. »Und was soll Ihnen Dornwood gestohlen haben? Eine Uhr, eine Brieftasche, die Zuneigung einer Frau?«

»Wörter. Geschätzte Zwanzigtausend.« Ich hatte den Umfang der Abenteuer des Captain Commongold in Worten abgeschätzt. Ein Wort ist eine Kleinigkeit; aber zwanzigtausend Kleinigkeiten schlagen kräftig zu Buche. »Darf ich kurz erklären?«

»Ich bitte darum.«

Ich erzählte ihm, was ich in Montreal für Dornwood geschrieben hatte und was Dornwood damit gemacht hatte.

Mr. Hungerford sagte nichts dazu, bat aber seine Sekretärin, nach Dornwood zu schicken, der offenbar ein Büro im Gebäude hatte. Nach wenigen Augenblickten traf der Schurke ein.

Der Dornwood in Manhattan war nicht ganz der nach verbranntem Hasch riechende Säufer, den ich zuletzt in der Nähe von Montreal gesehen hatte. Der Erfolg von Captain Commongold hatte sich positiv auf seine Kleidung, seinen Haarschnitt und seinen Teint ausgewirkt — aber anscheinend negativ auf sein Gedächtnis. Er sah mich ratlos an oder tat zumindest ratlos, bis Mr. Hungerford mich vorstellte.

»Oh, ja! Mr. Hazzard — der Gefreite Hazzard, richtig? Freut mich, dass Sie Ihre Dienstzeit überlebt haben. Tut mir leid, dass ich Sie in Zivil nicht erkannt habe.«

»Aber ich erkenne Sie«, sagte ich, »egal in welchen Sachen.«

»Dieser junge Mann beschuldigt Sie«, sagte Hungerford und wiederholte sinngemäß, was ich ihm gesagt hatte. »Was sagen Sie zu dem Vorwurf?«

Theodore Dornwood zuckte die Schultern und sah ein bisschen betreten drein. »Tja, was soll ich sagen? Ich denke, da ist etwas Wahres dran. Ich erinnere mich jetzt, dass der Gefreite Hazzard kam und mich um Unterricht im Schreiben bat. Und dass ich bereit war, ein paar Seiten von ihm durchzusehen.«

»Sie geben es zu!«, fuhr ich auf.

»Dass ich Sie beraten habe, ja. Ich glaube, Sie verkennen das Wesen des Journalismus, Mr. Hazzard. Aber ich mache Ihnen keinen Vorwurf, ein Pächterjunge aus dem Norden weiß es nicht besser. Ein Journalist bedient sich aus vielen Quellen. Wir haben uns über Julian Commongold unterhalten, ja — womöglich haben Sie mir sogar Ihre Notizen gezeigt —, aber ich habe mich mit vielen Infanteristen und Offizieren unterhalten, nicht nur mit Ihnen. Sollte ich tatsächlich Ihre Notizen als Quelle benutzt haben (und ich gebe zu, dass es so sein kann), geschah das im Austausch gegen meine — wenn Sie so wollen — schriftstellerische Beratung eines dürftig gebildeten Burschen aus dem Westen. Es gab keinen Vertrag zwischen uns; aber wenn es so etwas wie ein unausgesprochenes Abkommen zwischen uns gab, haben wir uns daran gehalten.«

Ich starrte ihn an. »Es gab kein Abkommen zwischen uns!«

Mr. Hungerford sah plötzlich von seinem Schreibtisch auf. »Wenn Sie kein Abkommen hatten, Mr. Hazzard, dann konnte auch keines gebrochen werden, oder? Ich fürchte, Mr. Dornwood hat Ihren Vorwurf in allen Punkten entkräftet.«

»Außer, dass der Text von Captain Commongold Wort für Wort von mir stammt! — Abgesehen von den fehlenden und falsch gesetzten Kommas.«

Dornwood, der sich als aalglatter und geschickter Lügner erwies, warf die Hände hoch und schickte seinem Arbeitgeber einen flehenden Blick. »Er wirft mir geistigen Diebstahl vor. Muss ich mich herablassen, das zu leugnen?«

»Sehen Sie, Mr. Hazzard«, sagte Hungerford, »Sie sind nicht der Erste, der hier hereinstürmt und behauptet, irgendein Text beruhe auf seiner Idee oder sei ihm gestohlen worden. Das passiert mit jeder erfolgreichen Publikation. Ich sage nicht, dass Sie ein Lügner sind — und Dornwood gibt ja offen zu, Sie und hundert andere Soldaten als Informationsquelle benutzt zu haben —, aber Sie legen keinen Beweis für die Richtigkeit Ihrer Behauptung vor. Stattdessen spricht alles dafür, dass es sich lediglich um ein peinliches Missverständnis Ihrerseits handelt.«

»Ich bin froh, dass Sie nicht sagen, ich sei ein Lügner, denn ich bin keiner — aber Sie finden einen in greifbarer Nähe!«

»Hören Sie«, sagte Dornwood.

»Die Diskussion ist beendet«, verkündete Hungerford und war bereits aufgestanden. »Ich will zum Lunch. Es tut mir leid, dass wir nichts für Sie tun können, Mr. Hazzard.«

»Nichts tun können? Ich will meinen Lohn! Wenn es sein muss, gehe ich vor Gericht!«

»Wie Sie wollen. Um Ihretwillen hoffe ich, Sie lassen die Finger davon. Wenn nicht, kommen Sie heute Nachmittag wieder, und wir besprechen die Sache in Gegenwart meines Anwalts. Er kommt um fünfzehn Uhr vorbei. Vielleicht kann er Sie ja überzeugen, dass die Sache aussichtslos ist. Leben Sie wohl, Mr. Hazzard — Sie wissen, wo die Tür ist.«

Dornwoods Lächeln war zum Verrücktwerden.

Ich ging verbittert nach Hause. Calyxa war, wie sich herausstellte, mit Mrs. Comstock in die Stadt gefahren, um angemessene Kleidung für den Vierten Juli zu besorgen. Julian, der sich nach dem Film noch mit Freunden getroffen hatte (Filmleuten und anderen Ästheten des Broadway), war eben erst aufgestanden. Wir trafen uns auf dem Weg zur Küche, und Julian fragte, ob ich schon gefrühstückt hätte.

»Vor Stunden, und Mittag ist auch schon vorbei«, sagte ich gereizt.

»Schön — Frühstück, Mittag —, mir ist nach Mittagessen. Warum gehen wir nicht aus und essen was Anständiges? Nichts gegen das Küchenpersonal.«