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»Zu teuer?«

»Richtig. Zu teuer, verglichen mit menschlicher Arbeit. Studienanfänger sind billige Arbeitskräfte, Grant. Ich habe immer gedacht, dass, wenn jemand einen praktischen Roboter erfindet, es ein Student sein wird. Das sind die Einzigen mit der richtigen Motivation.«

»Die Biologieabteilung«, stöhnte Grant.

»Kopf hoch«, sagte Karlstad. »Zur Biologieabteilung gehört das Aquarium. Sie werden mit Laynie arbeiten. Vielleicht wird sie Ihnen zeigen, wie man es wie die Delphine macht.«

13. TROST

Benommen, verletzt und zornig stolperte Grant zurück zu seinem Quartier. Aushilfslabortechniker, murrte er in sich hinein. Sklavenarbeit. Genauso gut könnte ich im Knast sein. Dies ruiniert mein Leben.

In der Zurückgezogenheit seines Zimmers versuchte er zu beten, aber es war als spräche er zu einer Statue, kalt, unbewegt und taub. Er erinnerte sich an seine Kindheit zu Hause; damals konnte er mit seinen tränenreichen Problemen immer zu seinem Vater kommen. Es war nicht so sehr der Umstand, dass sein Vater ein Geistlicher war; entscheidend war vielmehr, dass er ein weiser und freundlicher Vater war, der seinen Sohn liebte und immer bemüht war, ihm den Weg zu ebnen. Später, in der Schule, fand Grant, dass nicht einmal der frömmste geistliche Berater die Wärme und das Verständnis seines Vaters hatten. Wie konnten sie?

Jetzt aber, allein und unglücklich in dieser Forschungsstation, eine halbe Milliarde Kilometer von daheim — so entfernt, dass er kein wirkliches Gespräch mit seinem Vater oder seiner Frau oder sonst jemandem, der ihn liebte, führen konnte — suchte Grant Rat.

Die Forschungsstation Gold hatte eine Kapelle. Grant wusste es von seinem Studium des Lageplans. Eine Kapelle bedeutete, dass es dort einen Kaplan geben musste, einen Geistlichen. Tatsächlich fand Grant unter der betreffenden Rubrik im Videophoncomputer ein halbes Dutzend Namen. Zu seiner Überraschung gehörte Zareb Muzorawa dazu, eingetragen unter Islam.

Es gab drei protestantische Geistliche auf der Liste: einen Baptisten, einen Presbyterianer und einen Methodisten. Zuerst versuchte er es mit dem Methodisten, erfuhr aber, dass Reverend Stanton in kirchlichen Angelegenheiten in Europa war.

Der presbyterianische Geistliche, Reverend Arnold Caldwell, sah im kleinen Bildschirm des Videophons wie ein gemütlicher, rotwangiger Typ aus einem Roman von Dickens aus. Grants Mut sank; Caldwell schien nicht der starke geistliche Führer zu sein, den er brauchte. Aber er stand zur Verfügung.

»Ich werde in weniger als dreißig Minuten meine Schicht hier in der Krankenstation beenden«, sagte er in munterem Ton. »Kommen Sie ein paar Minuten nach der vollen Stunde zu mir in die Kapelle.«

Grant stimmte zu, beschäftigte sich noch eine halbe Stunde in seinem Zimmer und ging dann eilig zur Kapelle.

Sie war ein nüchterner Raum, ungefähr dreimal so groß wie sein Wohnquartier. Auf einer zwei Stufen hohen Plattform stand ein nackter Altar. An den Wänden gab es keinerlei Schmuck, nicht einmal ein Kruzifix. Zwei Reihen leerer Bänke boten Platz für vielleicht fünfzig Menschen.

»Ah, da sind Sie ja.«

Grant wandte sich um und sah Reverend Caldwell durch den Mittelgang auf sich zukommen. Ergrauendes schulterlanges Haar umrahmte sein rundes Gesicht, aus dem hellsaphirblaue Augen blickten, und seine rosigen Lippen lächelten freundlich. Mit seiner korpulenten Statur sah er wie ein glatt rasierter Nikolaus aus, doch trug er den olivgrünen Overall eines Technikers.

»Reverend Caldwell?«, fragte Grant, obwohl er den Mann vom Bildschirm wiedererkannte.

»Ja«, sagte Caldwell. »Und Sie müssen der junge Mann sein, der mich vor einer halben Stunde anrief.«

»Grant Archer.«

Als sie einen Händedruck austauschten, sagte Grant: »Sie sind in der technischen Abteilung?«

Caldwell nickte energisch. »In der Tat. Es entspricht der Stationspolitik. Da hier kein Raum für einen Vollzeitkleriker ist, müssen wir alle einer weltlichen Arbeit nachgehen und uns in der Freizeit unserer seelsorgerischen Tätigkeit widmen.«

»Ich verstehe«, sagte Grant. Das erklärte Zebs Listeneintragung als islamischer Geistlicher.

»Ich arbeite in der Krankenstation, kümmere mich dort um die lebenserhaltenden Systeme. Eine hübsche Kombination, finden Sie nicht? Bei Tag sorge ich mich um die Leiber der Menschen, bei Nacht kümmere ich mich um ihre Seelen.«

Er lachte über seinen Scherz. Grant lächelte gezwungen.

Noch schmunzelnd, fuhr Caldwell fort: »Es scheint hier ziemlich kalt zu sein, nicht wahr?« Bevor Grant antworten konnte, stieg Caldwell die Stufen zum Altar hinauf und öffnete eine kleine, in seine Seite eingebaute Tür.

Plötzlich erblühte der nüchterne Raum zu einer Mini-Kathedrale mit farbigen Glasfenstern entlang den Wänden, einer Kreuzigungsszene aus der Hochrenaissance und Reihen brennender Kerzen. Grant glaubte sogar Weihrauch zu riechen.

»Ach du liebe Zeit, der falsche Schalter«, murmelte Caldwell. »Das ist die katholische Ausstattung.«

Er versuchte es wieder, und die kunstvolle Ausschmückung verschwand und wurde ersetzt von schmalen Fenstern entlang den Seitenwänden, durch die Sonnenlicht einfiel, und eine prachtvolle Fensterrosette mit tiefblauen und roten Farben in der Rückwand über dem Eingang.

»Ah, das ist besser.«

»Hologramme«, erkannte Grant. »Es sind Hologramme.«

»Ja, natürlich«, sagte Caldwell. »Viele Glaubensrichtungen müssen sich diesen Raum teilen, und keine zwei von ihnen sind sich über die passende Inneneinrichtung einig. Die Moslems erlauben keinerlei Bilder, während die Buddhisten ihren verehrten Religionsgründer sehen wollen. Und so weiter.«

Grant nickte, und Caldwell zeigte zur ersten Bankreihe, wo sie sich nebeneinander setzten. Da er befürchtete, dass ein Gläubiger hereinkommen und ihn unterbrechen könnte, sprudelte Grant seine Geschichte so schnell heraus wie es ihm möglich war, und ließ nur die Tatsache aus, dass die Neue Ethik ihm einen Spionageauftrag gegeben hatte. Reverend Caldwell lauschte mitfühlend und nickte, und das Lächeln verlor sich nach und nach aus seinem fleischigen Gesicht.

Grant schloss mit den Worten: »Sie nehmen mir vier Jahre meines Lebens. Vier Jahre fern meiner Heimat und meiner Frau. Ich dachte, ich könnte wenigstens etwas erreichen, für mein Studium arbeiten, aber nun …« Die Worte gingen ihm aus.

»Ich sehe«, sagte Caldwell. »Ich verstehe.«

»Was kann ich tun?«, fragte Giant.

Caldwell schwieg eine ganze Weile. Er schien in Gedanken verloren. Sein Lächeln war vollständig geschwunden.

Er seufzte schwer und sagte dann: »Mein Sohn, der Herr bestimmt unseren Weg für uns. Er hat Sie offensichtlich aus einem Grund hierher geschickt.«

»Aber …«

»Weder Sie noch ich können den Zweck erkennen, den unser Herr in alledem verfolgt, aber ich versichere Ihnen, Er hat einen Plan für Sie.«

»Ein Aushilfslabortechniker zu sein?«

»Was immer es ist, Sie müssen es mit aller Demut und Bescheidenheit annehmen. Wir sind alle in Gottes Hand.«

»Aber mein Leben wird ruiniert!«

»So mag es Ihnen erscheinen, aber wer kann die Absichten des Herrn ergründen?«

»Sie sagen mir, ich solle diese Aufgabe übernehmen und es dabei bewenden lassen? Ich sollte mich damit zufrieden geben praktisch ein Sklave zu sein?«

»Sie sollten für Anleitung beten, mein Sohn. Und hinnehmen, was nicht zu ändern ist.«

Grant sprang auf. »Das ist keine Hilfe, Reverend.«

»Tut mir Leid, mein Sohn«, sagte Caldwell und stemmte seinen rundlichen Körper von der Bank in die Höhe. »Es ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann.«

Es kostete Grant eine Anstrengung, sich die zornige Antwort zu verbeißen, die ihm auf der Zunge lag. Er hielt einen Moment den Atem an, dann sagte er durch die Zähne: »Nun … danke für Ihre Zeit, Reverend.«