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Caldwell nickte, und sein Lächeln kehrte zurück. »Kommen Sie am Sonntag zum Gottesdienst. Wir haben ihn um zehn Uhr. Dann werden Sie andere Gläubige kennen lernen.«

»Ja, natürlich.«

»Wenn Sie andere Ihres Alters kennen lernen, wird es Ihnen vielleicht helfen, sich Ihrem neuen Leben anzupassen.«

»Vielleicht«, sagte Grant.

Er verabschiedete sich mit Handschlag und verließ die Kapelle mit dem Gedanken: Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen. Aber was kann ich tun, um mir selbst zu helfen? Was kann ich tun, wenn Dr. Wo gegen mich ist?

14. VERSUCHSTIERE

Wochenlang mühte sich Grant mit untergeordneter Plackerei ab, reinigte Gläser aller Art in den Laboratorien, suchte für die Biologen Querverweise heraus, ließ ihre langweiligen und oft unverständlichen Berichte durch die Rechtschreib- und Bearbeitungsprogramme des Computers laufen, schrubbte die Fischtanks im ausgedehnten Aquarium der Station und fegte nach Feierabend aus.

Bald ergab es sich, dass die Reparatur von altem und fehlerhaftem Gerät zu seiner Hauptfunktion wurde. Vom Auswechseln durchgebrannter Beleuchtungskörper und Laborzentrifugen bis zu einem Bildschirm, der ein irritierendes Flimmern entwickelt hatte, für alles sollte er zuständig sein. Seine intellektuelle Beschäftigung beschränkte sich auf die Lektüre von Gebrauchsanleitungen und Montagehinweisen und dem Bemühen, daraus schlau zu werden. Einen ganzen Nachmittag verbrachte er mit Versuchen, eine hartnäckig festsitzende Schublade in einem Aktenschrank der biochemischen Abteilung gängig zu machen. Endlich gelang es ihm, die Schublade zu öffnen, aber seine Fingernägel waren eingerissen und die Knöchel beider Hände abgeschürft und blutig.

Das meiste war geistlose Arbeit, langweilige, einfache Tätigkeiten, die ein Analphabet oder sogar ein abgerichteter Schimpanse hätte ausführen können. Grant machte die Erfahrung, dass ein Großteil der Stationsausrüstung veraltet war und längst hätte ausgewechselt werden müssen. Wie das Mobiliar in den Wohnquartieren, wie die Cafeteria und der fadenscheinige Teppichbelag im Hauptkorridor, war auch die Laboreinrichtung schäbig.

Seine Arbeitszeit schien sich nicht mit jener der wenigen Bekannten zu decken, die er gefunden hatte. Nur selten bekam er Karlstad oder Muzorawa oder einen der anderen zu sehen, die er kannte, und wenn es ihnen gelang, zusammen in der Cafeteria zu sitzen, diskutierten sie ihre Arbeit, die wissenschaftlichen Probleme, mit denen sie sich herumschlugen. Grant konnte nur von seinen Stunden als Hausmeister, Laufbursche, Glasspüler und Reinigungskraft reden.

Muzorawa machte ihn mit zwei anderen Mitgliedern der kleinen Mannschaft bekannt, die sich mit Jupiter selbst beschäftigte: Patricia Buono war Ärztin, klein, dicklich, mit honigblonden Locken, die ihren Kopf so dicht und schwer umstanden, dass Grant sich wunderte, wie sie ihn unter der Last überhaupt hochhalten konnte. Kayla Ukara war aus Tansania und von noch dunklerer Hautfarbe als Zeb. In ihren Augen siedete ständig eine heftige Emotionalität, die Grant nicht ergründen konnte; sie schien ständig misstrauisch und auf der Hut, immer bereit, auszurasten und zu fauchen.

Karlstad grinste, als Grant ihm erzählte, dass er die beiden Frauen kennen gelernt habe.

»Patti und Kayla«, sagte er wie einer, der sich auskennt. »Die Butterkugel und der Panther.«

Der Panther, überlegte Grant. Ja, es passte zu Ukara, dachte er. Eine nervöse schwarze Katze, geschmeidig und kräftig und gefährlich.

»Wie gefällt Ihnen Patti Buono?«

Grant schüttelte den Kopf. Dr. Buono schien ihm mehr mütterlich als sexy. »Sie ist nicht mein Typ«, sagte er.

»Meiner auch nicht. Ich mag sie lang und schlank, wie Laynie.«

* * *

Die meisten Sonntage nahm Grant an den Gottesdiensten in der Kapelle teil, aber die Leute, die er dort traf, schienen ihm völlig gleichgültig gegenüberzustehen. Als Neuankömmling gehörte er nicht zu ihrem sozialen Umfeld. Und er verstand es nicht, in ihre Cliquen einzudringen und sich mit ihnen anzufreunden.

Dann sah er eines Sonntags Tamiko Hideshi im Gottesdienst. Erfreut, ein bekanntes, freundliches Gesicht zu sehen, schlüpfte Grant aus seiner Bank, um sich neben sie zu setzen.

»Ich wusste nicht, dass Sie Presbyterianerin sind«, sagte er, als sie gemeinsam die Kapelle verließen.

»Ich bin keine«, sagte sie lachend. »Aber es gibt hier keine Shinto-Andachten, also gehe ich in die Gottesdienste, die gerade passend liegen. Heute ist mein presbyterianischer Sonntag.«

»Sie gehen zu allen Gottesdiensten?«

»Nur einmal in der Woche«, sagte sie. »Man kommt sich wie eine Art Spion vor: Beobachtung der Konkurrenz.«

Grant hielt den Atem an, als sie Spion sagte, aber ihr fröhlicher Gesichtsausdruck verriet, dass sie keine Ahnung von seiner Situation hatte.

Hin und wieder traf er Lane O'Hara, meistens im Aquarium, aber sie verhielt sich streng sachlich, eben wie ein Mitglied des wissenschaftlichen Kollegiums, das einem Studienanfänger sagt, welche Arbeit als Nächstes zu tun ist. Gelegentlich sah er sie mit den Delphinen im großen Tank schwimmen. Bei diesen Gelegenheiten trug sie einen glatten weißen Tauchanzug, der sie vollständig einhüllte, aber jede Rundung ihres schlanken, geschmeidigen Körpers enthüllte. Sie schwamm glücklich und spielerisch zwischen ihnen, als wäre sie bei den Delphinen in ihrem Element zu Hause, und sie war im Umgang mit ihnen viel freundlicher als zu Grant.

Jeden Abend betete Grant um Erlösung von seiner Sklaverei. Wie sollte er jemals mit seinem Studium vorankommen und sein Doktorat machen, wenn er vier Jahre hier festsaß, Gläser spülte, defekte Geräte wieder herrichtete und das Labor ausfegte?

Er war so deprimiert und schämte sich so sehr, wie tief er gefallen war, dass er es nicht über sich brachte, in seinen Botschaften an Marjorie darüber zu sprechen. Seinen Eltern deutete er die Lage vorsichtig an. Seine Mutter war beinahe in Tränen, als sie antwortete; sein Vater riet ihm zur Geduld.

»Ich bin überzeugt, dass sie dich nur auf die Probe stellen. Tu dein Bestes, und bald werden sie sehen, dass du zu talentiert bist, um ein Hilfsarbeiter im Labor zu bleiben. Dies ist eine Probezeit, du wirst es sehen.«

Grant hoffte, dass sein Vater Recht habe, glaubte aber nicht daran und bat seine Eltern, Marjorie nichts von seinem Problem zu sagen.

Wenn er zu seiner Frau sprach, versuchte er sich fröhlich und zuversichtlich zu geben und vermied jede Erwähnung der Arbeit, die er tat. Am niederdrückendsten empfand er, dass er in seinem gerade erst begonnenen Studium der Astrophysik keinen Schritt vorankam. Es gab nicht einmal einen anderen Astrophysiker in der Station, der ihm als Mentor hätte helfen können — vorausgesetzt, er hätte überhaupt die Zeit gehabt, sein Studium fortzuführen.

Auch Marjories Botschaften an ihn wurden seltener. Sie war offensichtlich viel beschäftigt und ging in ihrer Arbeit auf. Sie wirkte noch immer munter und energisch und lächelte ihm zuliebe in die Kamera, selbst wenn sie müde aussah und Schweiß auf der Stirn hatte. Oft schien sie in einem Zelt oder auf einer Lichtung in einem tropischen Wald zu sein. Einmal sah er ein Buschfeuer hinter ihr wüten, lange Flammenzungen, die durch die Zweige und Bäume schossen, das Unterholz in Glut verwandelten und dichten grauschwarzen Rauch brodelnd zum Himmel steigen ließen, während schwer bewaffnete Soldaten mit den himmelblauen Helmen der internationalen Friedenstruppe in aufgelockerten Gruppen vorbeizogen. Sie aber schien immer munter, enthusiastisch, erzählte Grant aufgeregt von ihren Erfolgen im Aufspüren versteckter Drogenfabriken oder Lagern biologischer Waffen.

Dennoch sah Grant etwas in Marjories strahlendem, freudigem Gesicht, das ihm Sorgen bereitete. Wochenlang versuchte er zu bestimmen, was es sein konnte. Und dann kam ihm die Erleuchtung. Sie war mit sich selbst zufrieden! Sie war glücklich mit der Arbeit, die sie tat, mithelfen zu können, dass die Welt besser und sicherer wurde — während Grant nichts als Hausmeisterarbeit in einer entlegenen Station verrichtete, Hunderte von Millionen Kilometer von daheim.