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Grant zögerte unbeholfen, dann entschied er, dass es töricht sei, einfach unschlüssig dazustehen. Die meisten Tische waren noch unbesetzt, also wählte er einen aus, der groß genug für sechs war und setzte sich so, dass er die Essenausgabe und die Warteschlange im Blickfeld hatte.

Tatsächlich kam O'Hara mit ihrem Tablett gerade auf seinen Tisch zu, danach Muzorawa und die anderen. Alle setzten sich an Grants Tisch und begrüßten ihn, als wäre nichts geschehen. Auch Karlstad gesellte sich zu ihnen. Muzorawa hatte ihm einen Platz gegenüber von O'Hara freigehalten, die sich neben Grant niedergelassen hatte.

Gerade als Karlstad sich setzte, flackerten die Leuchtfelder in der Decke einmal, zweimal. Alle blickten auf.

»O je«, sagte Hideshi.

»Ich glaube«, murmelte Muzorawa, »es hat sich stabilisiert …«

Aber auf einmal gingen alle Lichter aus, und die vollbesetzte Cafeteria lag in völliger Dunkelheit. Grant hörte das Gemurmel und Ächzen der Essensgäste, ein instinktives, kollektives Geräusch von Furcht und Anspannung, das sich rasch in Gemurmel und Murren auflöste. Er merkte, dass er Herzklopfen hatte.

»Es hat sich stabilisiert, kein Zweifel«, höhnte Karlstad.

»Was ist los?«, fragte Grant, atemlos vor ängstlicher Anspannung. »Was geht vor?«

Trübe Notbeleuchtung ging an und erhellte notdürftig den weitläufigen Raum.

»Stromausfall«, zischte Ukara.

»Es kommt hin und wieder vor«, sagte Muzorawa ruhig und gelassen.

Aber Grants Spannung löste sich nicht. Er wusste, dass Elektrizität benötigt wurde, um die Luftzirkulation, die Heizung und alle anderen lebenserhaltenden Systeme in Gang zu halten.

»Es könnte an der Expansion von los Magnetfeld liegen«, meinte Karlstad.

»Eher ein Kurzschluss durch Plasma zwischen Io und dem Planeten«, sagte Ukara.

»Ja«, meinte Muzorawa. »Wahrscheinlich gehen wir durch eine Plasmawolke, und unsere Generatoren wurden überladen.«

»Mir ist es unheimlich«, sagte Hideshi mit bebender Stimme.

Grant fragte: »Plasmawolken verbinden die Atmosphäre Jupiters mit Io?« Seine Stimme klang hoch und zittrig in seinen eigenen Ohren.

»Nicht oft«, erwiderte Muzorawa. »Aber von Zeit zu Zeit ist das der Fall.«

Karlstad murmelte: »Und wir haben gerade das Glück, in der Mitte zu sein.«

»Wie lang …?«

Die Beleuchtung ging wieder an. Alle atmeten dankbar auf.

Die Cafeteria hallte von hundert plappernden, erleichterten Gesprächen wider.

Es dauerte eine Weile, bis Grant sich wieder wohl fühlte. Der Zusammenbruch der Stromversorgung konnte tödlich sein. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass es Reservegeneratoren gab. Und supraleitende Batterien, die alle wichtigen lebenserhaltenden Systeme tagelang in Gang halten konnten. Trotzdem wusste er das helle, doch blendfreie Licht von den Deckenfeldern zu schätzen.

Alle schienen sich zu entspannen.

»Verdammt, ich hatte mich schon auf ein Abendessen bei Kerzenlicht gefreut!«, rief jemand. Leute lachten; zu laut, dachte Grant.

Sie zwangen sich, den Stromausfall zu verdrängen, so zu tun, als sei er nicht geschehen, oder wenigstens vorzugeben, es würde nie wieder passieren.

Karlstad fing an, zynische Witze über jemand in der biologischen Abteilung zu reißen, den Grant persönlich kannte, einen überempfindlichen Neurophysiologen, der die Tage zählte, bis seine Zeit um war und er die Rückreise in die Heimat antreten konnte. O'Hara fügte eine eigene Geschichte hinzu, wie sie Daten aus dem Gehirnscan des Neurophysiologen in Sheenas Datei geschmuggelt hatte.

»War das nach der Intelligenzsteigerung des Gorillas?«, fragte Hideshi.

O'Hara nickte mit breitem Grinsen. »Nur ein paar Tage nachdem er Sheena die neuronalen Wachstumshormone injiziert hatte.«

»Aber er sah dann Daten aus seinem eigenen Gehirn?«, fragte Karlstad.

»Richtig. Er warf einen Blick auf die neuronale Aktivität und dachte, er würde den Nobelpreis bekommen!«

Alle schütteten sich aus vor Lachen.

»Hatte Sheena ihm später nicht den Arm gebrochen?«

»Nein, das war Ferguson.«

»Ja, richtig. Der Chirurg.«

Plötzlich plärrten die Deckenlautsprecher: »Grant Archer, melden Sie sich im Büro des Direktors.«

Erschrocken blickte Grant zur Decke auf. »Was … wozu braucht er mich?«

»Es wird keine gute Nachricht sein«, murmelte Karlstad. »Es hat nie Gutes zu bedeuten, wenn er einen in sein Büro ruft.«

»Sie sollten lieber gleich gehen«, sagte Muzorawa.

»Jetzt? Mitten in der Mahlzeit?«

Karlstad zeigte mit dem Finger auf ihn. »Wenn unser unvergleichlicher Führer ruft, folgen Sie. Ohne zu zögern.«

»Und ohne Nachspeise«, ergänzte O'Hara.

Grant stieß den Stuhl zurück und stand auf. »Kümmert er sich überhaupt nicht um uns?«

Karlstad schüttelte den Kopf. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, mein Freund, ich glaube nicht, dass er sich noch um irgendetwas kümmert. Seit dem Unfall ist er …«

Muzorawa legte ihm die Hand auf den Arm, und Karlstad klappte den Mund zu.

»Gehen Sie lieber sofort zum Büro des Direktors«, sagte der Flüssigkeitsdynamiker mit halblauter Stimme. »Dr. Wo hat es nicht gern, wenn man ihn warten lässt.«

Grant nickte und eilte aus der Cafeteria.

* * *

Auf Dr. Wos Schreibtisch stand ein beladenes Tablett, aber Grant sah, dass der Direktor sein Essen kaum angerührt hatte. Auch diesmal war es unangenehm warm im Büro. Grant fragte sich, ob es Teil seiner Herrschaftstechnik sein mochte. Gefiel es ihm, seine Besucher schwitzen zu sehen? Endlich blickte er mit finsterer Miene zu Grant auf.

»Sie sind lange genug in dieser Station, um zu wissen, wie Sie von der Cafeteria zu diesem Büro kommen«, schnarrte Wo, als Grant sich vor seinen Schreibtisch gesetzt hatte.

»Jawohl, Dr. Wo.«

»Warum haben Sie dann so lange gebraucht, um hierher zu kommen?«, fragte Wo mit seiner kratzenden Stimme. »Haben Sie den langen Weg um die Station gemacht?«

Grant wäre am liebsten aufgesprungen und sofort hinausgestürmt, aber er beherrschte sich doch und sagte nichts.

Nach einer langen Pause verkündete der Direktor widerwillig, wie es Grant vorkam: »Ihre Pflichten als Aushilfslabortechniker sind beendet. Morgen früh werden Sie sich bei Dr. Muzorawa melden, um ihre Ausbildung bei der Arbeitsgruppe Flüssigkeitsdynamik zu beginnen.«

Überraschung durchströmte Grant wie ein elektrischer Stromstoß.

»Das ist alles. Sie können gehen.«

»Ich werde mit Dr. Muzorawa arbeiten?«, hörte er sich sagen. Seine Stimme klang hoch und ungläubig in seinen eigenen Ohren.

»Das sagte ich bereits, nicht wahr? Nun hören Sie auf, meine Zeit zu vergeuden. Der Arbeitstag beginnt pünktlich um acht Uhr. Haben Sie mich verstanden?«

»Ja, Sir«, sagte Grant. Er sprang auf, bemüht, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen und ein ekstatisches Grinsen am Ausbruch zu hindern. »Danke, Sir«, Dr. Wo machte eine wedelnde Handbewegung, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen.

Grant trat hinaus in den Korridor, schloss Dr. Wos Tür und lehnte sich dagegen. Auf einmal hatte er weiche Knie. Ich werde richtige Arbeit tun können!, frohlockte er.

Nicht Astrophysik, aber richtige wissenschaftliche Forschung!

Doch das Hochgefühl verlor sich rasch. Ich werde mehr darüber erfahren, was sie tun, dachte er. Ich werde von Vorgängen und Projekten erfahren, die ich der Neuen Ethik melden sollte.

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Belehre, Herr, mich über Deine Wege.