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Gewöhne mich an Deine Pfade.

Psalm 25

1. BEFÖRDERUNGSFEIER

Als Grant in die Cafeteria zurückkehrte und seinen Tischgenossen die Neuigkeit seiner Versetzung mitteilte, lächelte Muzorawa, als hätte er es die ganze Zeit gewusst. Und Grant begriff, dass es sich so verhielt; Muzorawa musste bei Dr. Wo Grants Versetzung in seine Gruppe beantragt haben.

»Zeb, Sie haben dies für mich getan!«, sprudelte er hervor. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll!«

»Ich tat es für mich, mein Freund«, sagte Muzorawa. »Ich brauche so viel Hilfe wie ich bei Dr. Wo durchdrücken kann. Leisten Sie gute Arbeit, das ist aller Dank, den Sie abstatten müssen.«

»Das verlangt nach einer Feier«, erklärte Karlstad. »Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Studienanfänger in die Reihen von uns Scootern aufgenommen wird.«

»Bin ich jetzt ein Scooter?«, fragte Grant verdutzt.

Alle nickten und lachten. Ukara schlug ihm sogar auf den Rücken.

»Was für eine Feier soll es geben?«, fragte O'Hara.

»Wir könnten in den Aufenthaltsraum gehen, nehme ich an«, schlug Muzorawa vor.

»Und Fruchtsaft trinken, während Wo jedes Wort aufzeichnet, das wir sagen?«, höhnte Karlstad.

»Der Aufenthaltsraum ist langweilig«, pflichtete ihm Ukara bei.

»Und verwanzt«, ergänzte O'Hara.

Karlstad machte eine Geste zu den Überresten ihres Abendessens auf den Tellern und sagte: »In meinem Quartier habe ich etwas, das einer Feier angemessener ist als dieses schleimige Zeug.«

»Sojafleisch ist kein schleimiges Zeug«, sagte Hideshi mit gespielter Empörung. »Es ist ein Hauptnahrungsmittel für die Hälfte der Weltbevölkerung.«

»Er meint den Algensalat«, sagte Ukara. »Und darin stimme ich ihm zu.«

»Los, gehen wir«, sagte Karlstad und stand auf. »Sie alle sind eingeladen zu Grants Beförderungsfeier.«

»Beförderung?«

»Aus dem Sklavenstand«, sagte Karlstad. »Aus der Leibeigenschaft des Laborhelfers …«

»… in die Vertragsknechtschaft des Scootertums«, beendete O'Hara den Satz für ihn.

Als sie durch den Korridor gingen, fragte Grant: »Woher kommt dieser Begriff ›Scooter‹?«

»Er bedeutet ›Wissenschaftler‹«, antwortete Ukara. »Es ist ein abschätziges Wort, erfunden von den Bürokraten.«

»Aber warum ›Scooter‹?«, beharrte Grant. »Wie konnte dieses Wort für die Bedeutung ›Wissenschaftler‹ gewählt werden?«

»Wahrscheinlich ist es eine Entstellung des lateinischen Wortes ›scholasticus‹, das ›Gelehrter‹ bedeutet«, meinte O'Hara.

»Oder es kommt von dem Wort ›scoter‹«, sagte Hideshi.

»Scoter?«, grübelte Karlstad. »Ist das nicht die Bezeichnung für die Trauerente?«

»Genau. Ein passender Name für einen Wissenschaftler, nicht wahr?«

»Quack, quack«, machte Ukara in einem bei ihr seltenen Anflug von Humor.

»Sie meinen Quark, Quark«, sagte Karlstad.

»Nur wenn Sie Physiker sind«, sagte O'Hara. »Und zwar ein Theoretischer Physiker.«

Karlstads Quartier war mit Grants beinahe identisch, soweit es die Abmessungen und die Einrichtung betraf, aber Karlstad hatte seinen Raum mit Wasserkulturen von Pflanzen in langen Gefäßen geschmückt, und als sie das Zimmer betraten, leuchtete der Wandbildschirm mit einer Ansicht schöner Wälder und Wiesen auf. Auch begann leise Musik zu spielen. Grant erkannte sie nicht, aber sie klang sinfonisch, melodiös und entspannend.

»Willkommen in meiner bescheidenen Behausung«, sagte Karlstad, als sie eintraten und umherblickten.

Der größte Teil des Bodens war von einem farbenfrohen Teppich bedeckt. Grant fragte sich, woher er das Stück hatte.

»Sprachen Sie nicht von etwas Besonderem zur Feier des Anlasses?«, fragte Ukara.

»Gewiss, das tat ich«, erwiderte Karlstad und trat zum Schrank.

Grant war unwohl zumute. Karlstad musste alkoholische Getränke haben, dachte er. Dann fiel ihm ein, dass Karlstad Biophysiker war und sein Zimmer voll von grünen Pflanzen. Konnte es sein, dass er hier illegal Rauschmittel anbaute? Narkotika?

Stattdessen zog Karlstad mehrere dicke Sitzkissen aus dem Schrank und warf sie auf den Boden. Als die anderen sich auf die Kissen niederließen, führte er Grant zu dem einzigen gepolsterten Stuhl im Raum.

»Sie bekommen heute Abend den Ehrensitz«, sagte er großartig.

Muzorawa hockte sich neben Grant nieder, den Rücken an die Wand gelehnt. Karlstad ging zum Kühlschrank in seiner Kochnische.

»Wein«, verkündete er und hob eine Flasche mit dunklem Inhalt in die Höhe. »Der feinste Raketensaft. Hat garantiert noch nie eine Traube gesehen.«

»Hundert Prozent künstlich, wie?« Ukara rümpfte die Nase.

»Das feinste Produkt der Prospektoren draußen im Asteroidengürtel«, sagte Karlstad.

Grant atmete auf. Er hatte schon öfter Wein getrunken. Es war in Ordnung.

Aber Muzorawa beugte sich zu ihm und sagte im Flüsterton: »Wenn Sie alkoholische Getränke nicht gewohnt sind, nehmen Sie sich vor diesem Zeug in Acht. Es ist ziemlich stark.«

»Ich habe nicht genug Gläser«, sagte Karlstad. »Wir werden die Flasche herumreichen müssen.«

»Wie unhygienisch«, sagte Hideshi grinsend. Sie entriss Karlstad die Flasche und nahm einen Schluck. Sie würgte, hustete, dann krächzte sie: »Samtig und mild« und reichte sie Ukara.

»He, Moment«, rief Karlstad. »Der Ehrengast sollte zuerst trinken.« Er brachte die Flasche wieder an sich und gab sie Grant.

Grant war so vorsichtig, dass er die Flüssigkeit kaum seine Lippen berühren ließ. Trotzdem brannte sie auf der Zungenspitze und weiter hinunter, als er den winzigen genippten Schluck in die Kehle hinab rieseln ließ. Seine Augen tränten, als er die Flasche Muzorawa gab.

Der sie an Kayla Ukara weitergab, ohne sie an die Lippen zu setzen. Natürlich, Moslem, sagte sich Grant. Alkohol ist ihnen verboten.

Karlstad, der in der Mitte des Zimmers stand, während die fünf anderen die Flasche herumgehen ließen, sagte: »Für diejenigen, die Wein nicht mögen, habe ich auch ein paar chemische Zubereitungen.«

»Etwas Hasch würde willkommen sein«, sagte Muzorawa.

Grant war völlig schockiert.

Karlstad ging wieder zu seinem Kühlschrank und sagte über die Schulter: »Devlin sagt, sein Vorrat sei aufgebraucht …«

»Red Devlin ohne Vorrat?« O'Hara sah völlig konsterniert aus.

»Wahrscheinlich will er bloß den Preis hochtreiben«, murrte Ukara.

»Was immer«, sagte Karlstad, als er Muzorawa zwei rosa Gelatinekapseln gab. »Macht nichts. Ich habe ein paar helle Burschen im biochemischen Labor, die schwören, dass dieses Zeug ein beinahe genaues Analogon der Tetrahydrocannibole sei.«

Als er Grants entsetzte Miene sah, lächelte Muzorawa. »Es ist durchaus in Ordnung, mein Freund. Diese Zubereitung ist denen, die medizinisch zum Stressabbau benutzt werden, ganz ähnlich … werden sogar von Mitgliedern der Neuen Ethik genommen.«

»Wirklich?«

Muzorawa zeigte ihm die Kapseln in der offenen Hand. »Es ist ein Beruhigungsmittel, nichts weiter. Ich glaube, in den Staaten wird es unter einer Handelsbezeichnung vermarktet: De-Tense, glaube ich.«

»Oh.«

»Obwohl diese Kapseln wahrscheinlich eine höhere Konzentration der aktiven Bestandteile enthalten.« Damit steckte Muzorawa die Kapseln in den Mund und schluckte sie trocken hinunter.

Grant wünschte, er hätte etwas Fruchtsaft, fühlte sich aber zu eingeschüchtert, um Karlstad danach zu fragen. Stattdessen gab er vor, von dem Gebräu zu schlucken, als die Flasche wieder bei ihm anlangte, und beobachtete, wie die wirklichen Trinker lauter und fröhlicher wurden.

Nach mehreren Runden war die Flasche leer. Karlstad zeigte zum Kühlschrank. »Bedienen Sie sich, Herrschaften«, sagte er. Seine Sprache begann undeutlich zu werden. »Mi refrigerador es tu refrigerador.« Er runzelte einen Moment angestrengt die Stirn. »Oder muss es esta heißen?«