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»Der arme Egon«, sagte O'Hara. »Er war entsetzt, dass ihm dies zustoßen könnte.«

»Kann er sich nicht weigern?«, fragte Grant. »Ich meine, wir haben noch immer unsere gesetzlich garantierten Rechte.«

Muzorawa schüttelte den Kopf. »Egon nicht. Juristisch ist er ein zu Haft verurteilter Straftäter, der hier seine Strafe verbüßt.«

»Darum hat Krebs ihn ausgewählt. Er kann nicht ablehnen.«

»Ich bin bloß froh, dass ich es nicht machen muss«, sagte Frankovic inbrünstig.

»So schlimm ist es nicht«, meinte O'Hara. »Sobald man den Eingriff hinter sich hat und mit der Sonde verbunden ist.«

»Verbunden?«, fragte Grant.

»Die Biochips verbinden einen mit den Bordsystemen der Tauchsonde«, erläuterte Muzorawa. »Statt über Tastaturen oder Scanner oder gesprochene Kommandos, wird das Nervensystem direkt mit den Bordsystemen verbunden.«

Grant zog die Brauen hoch.

»Es ist … sonderbar, ganz eigentümlich«, sagte O'Hara. »Man hat ein Gefühl von Macht, wissen Sie. Man fühlt die Maschinerie und die Technik der Sonde. Man wird eins mit ihr.«

Muzorawa nickte. »Ich habe nie etwas dergleichen erfahren. Es ist …« Er suchte nach einem Wort.

»Intim«, sagte O'Hara.

»Ja. Eine irgendwie körperlose Erfahrung, die gleichwohl im eigenen Kopf vor sich geht.«

»Beinahe wie Sex«, sagte O'Hara.

»Besser«, sagte Muzorawa.

»Besser, sagen Sie?«, erwiderte sie herausfordernd.

Muzorawa lächelte wissend. »Es dauert länger.«

Grant wechselte das Thema. »Aber was ist mit Dr. Krebs? Wer ist sie? Woher kommt sie?«

»Sie war bei der ersten Mission dabei«, antwortete Zeb. »Als Wos Stellvertreterin.«

»Tatsächlich steuerte sie die Tauchsonde«, sagte O'Hara, »und bei dem Unfall wurde sie ziemlich schwer verletzt.«

»Manche Leute behaupten, sie habe den Unfall verursacht«, sagte Frankovic. »Und nun übergibt Wo ihr die Leitung.«

»Ich dachte, sie sei irgendwo auf der Erde«, sagte Grant.

»Das war sie«, antwortete O'Hara. »Zur Behandlung und Rehabilisierung nach dem Unfall, wie sich denken lässt.«

»Sie muss ganz wiederhergestellt sein«, meinte Muzorawa.

Frankovic schüttelte den Kopf. »Körperlich vielleicht. Aber haben Sie den Ausdruck in ihren Augen gesehen? Wie bei einer gemeingefährlichen Fanatikerin.«

Weder Muzorawa noch O'Hara erwiderten etwas.

Grant kam eine weitere Frage in den Sinn. »Wenn Sie mit den Bordsystemen der Tauchsonde verbunden waren, als der Unfall geschah, wie fühlte es sich an? Empfanden Sie Schmerzen? Oder was?«

Muzorawa schloss kurz die Augen. »Lane und ich hatten dienstfrei, als es passierte.«

»Den Heiligen im Himmel sei Dank«, murmelte O'Hara.

»Jorge Lavestra fand den Tod, Krebs und Dr. Wo wurden schwer verletzt.«

Frankovic beugte sich vor und legte die Hände auf der Tischplatte ineinander. »Nach dem, was ich hörte, hatte sich Lavestra gerade in die Bordsysteme eingeklinkt. Er wurde nicht körperlich verletzt. Er starb an einer Gehirnblutung.«

»Einem Schlaganfall?«

»Ja, das ist wahr«, sagte O'Hara. »Zur falschen Zeit mit der Sonde verbunden zu sein, kann fatale Folgen haben.«

7. NEUE AUFGABEN

Am nächsten Morgen erwachte Grant in kalten Schweiß gebadet. Sein Bettlaken war völlig durcheinander und um seine Beine gewickelt. Unbestimmt erinnerte er sich eines Traums, eines Albtraums über Fremde, die ihn niederhielten und mit Skalpellen sein Fleisch aufschnitten, während er sich vergeblich zur Wehr setzte und um Gnade winselte.

Es war noch früh, sah er. Er rief Karlstads Nummer, bekam aber keine Antwort. Der Arme musste sich noch von dem chirurgischen Eingriff erholen, vermutete Grant. Er nahm eine Dusche, zog sich an und ging zur Cafeteria. Um diese Stunde war sie beinahe leer, aber Red Devlin lachte und schwatzte mit ein paar Frühaufstehern. Er musste hinter der Theke schlafen, dachte Grant.

Erst am nächsten Abend nach dem Essen sah er Karlstad wieder. Egon betrat die Cafeteria mit unsicheren Schritten, und seine Beine steckten in den gleichen, mit Metallknöpfen besetzten schwarzen Leggings und er trug den gleichen Rollkragenpullover wie O'Hara und Muzorawa sie zu allen Zeiten trugen. Sein Kopf war völlig haarlos.

Grant ließ sein halb verzehrtes Abendessen stehen und eilte zu Karlstad.

Der Mann lächelte halbherzig, als Grant zu ihm kam.

»Nun ja«, sagte er zittrig, »wenigstens habe ich den Eingriff überlebt.«

»Wie fühlen Sie sich?«

Statt zu antworten, zog Karlstad den Rollkragen seines Pullovers herunter. »Darf ich Sie mit Frankensteins Monster bekannt machen?«, sagte er. In beide Seiten seines Halses waren kreisrunde Kunststoffgeräte eingesetzt. Die Haut um die Implantate sah rot und entzündet aus.

»Was ist das?«

»Nahrungsanschlüsse. Wenn wir in der Suppe sind, können wir keine normale Nahrung zu uns nehmen. Wir werden intravenös ernährt.«

»Für wie lange?«

Karlstad ließ den Rollkragen los und antwortete mit grimmiger Miene: »So lange wir auf Mission sind.«

»Mein Gott«, stieß Grant hervor.

»Ich werd's überleben — denke ich.«

Grant leistete ihm Gesellschaft, als Karlstad einen bescheidenen Salat und einen Becher Fruchtsaft wählte. Der Mann wankte unsicher, als er zu Grants Tisch kam.

»Wo sind Laynie und Zeb und die anderen?«, fragte Karlstad, während er sich langsam und vorsichtig niedersetzte.

»Noch nicht hier.«

»Hm.« Karlstad stocherte in seinem Salat.

Grant versuchte seinen Teller leer zu essen, aber ihm war der Appetit vergangen.

»Sie möchten wissen, wie es ist, oder?«, sagte Karlstad mit tonloser Stimme.

»Ich will nicht neugierig sein.«

»Sie können es ruhig sein, es macht mir nichts. Das Schlimmste ist vorbei. Sie schnitten mich auf und steckten mir ihre verdammten Chips hinein. Aber zuerst ertränkten sie mich.«

»Ertränkten …?«

»Es wird alles unter Wasser gemacht. Oder in dieser beschissenen Perfluorcarbonbrühe. Es ist, als müsste man Suppe atmen. Eiskalte Suppe, noch dazu. Ist so einfacher, Infektionen vorzubeugen, während sie einen aufschneiden, behaupten sie.«

Die nächste Viertelstunde verbrachte Karlstad damit, dass er bis ins grässliche Detail alles beschrieb, was sie ihm angetan hatten. Grant verlor den letzten Rest Appetit.

»Und nun brauche ich nur wieder das Gehen zu lernen«, schloss er seine Schilderung. Er klang bitter und resigniert.

»Es scheint Ihnen ganz gut zu gehen«, versuchte Grant ihn aufzumuntern.

»Für einen ambulanten Patienten ja. Wird wohl so sein.«

»Was ich nicht verstehe, ist, warum sie die Biochips in die Beine stecken«, sagte Grant. »Wäre es nicht vernünftiger, sie ins Gehirn zu implantieren?«

Karlstad warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Im Schädel ist nicht genug Raum. Außerdem würden sie durch das Schädeldach gehen müssen, wie sie es mit Sheena machen wollen.«

»Oh.«

»Aber die Chips sind mit dem Gehirn verbunden. Ich bin mit Fasern verdrahtet, die an meinem Rückgrat entlang bis in den zerebralen Cortex führen. Was diese Elektroden in meinen Beinen aufnehmen, wird an mein Gehirn weitergeleitet. Sehr effizient.«