Выбрать главу

»Da ist er!«

Grant blickte auf und sah O'Hara durch die Cafeteria auf sie zu eilen. Muzorawa war ein paar Schritte hinter ihr. Die beiden hatten keine Tabletts genommen, und beide hinkten merklich.

»Na, wie fühlen Sie sich?«, fragte O'Hara. Sie zog den Stuhl neben Karlstad heraus und setzte sich.

»Danke, furchtbar.«

»Willkommen im Verein«, sagte Muzorawa, als er sich neben Grant setzte.

»Was sind wir jetzt, Schiffskameraden?«, sagte Karlstad verdrießlich.

»Nehmen Sie es nicht so schwer«, sagte O'Hara mit einem aufmunternden Lächeln. Sie fuhr mit einer Hand über Karlstads kahlen Schädel. »Ich finde, Sie sehen so besser aus.«

»Ohne Augenbrauen?«, erwiderte Karlstad verächtlich.

»Sobald Sie mit der Tauchsonde verbunden sind, wird Ihnen anders zumute sein.«

»Sie werden ein Machtgefühl verspüren«, versicherte Muzorawa. »Es ist anders als alles, was Sie je erfahren haben.«

»Besser als Sex«, spottete O'Hara.

Zum ersten Mal seit Krebs mit dem Finger auf ihn gezeigt hatte, lächelte Karlstad.

* * *

An diesem Sonntag tauchte Tamiko Hideshi wieder in Referend Caldwells Gottesdienst auf. Grant drängte sich durch die kleine Gemeinde, um neben ihr zu sitzen. Anschließend gingen sie zur Cafeteria.

»Die Katholiken stehen auf Krapfen nach der Messe«, informierte sie Grant, als sie sich vor der Essenausgabe in die Schlange einreihten. »Die Moslems nehmen Kaffee und Obst.« Sie verzog das Gesicht.

»Und die Protestanten?«, fragte Grant lachend.

»Fressen am meisten«, antwortete Tamiko und grinste zurück.

Grant wählte Fruchtsalat und Sojamilch; Hideshi füllte ihr Tablett mit Getreideflocken, Räucherfisch, heißem Tee und vier Scheiben Toast.

»Wie schaffen Sie es, so dünn zu bleiben, wenn Sie so viel essen?«, fragte Grant, als sie sich an einen Tisch setzten.

Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht so dünn. Mein Körper ist wie ein Betonblock.«

»Sie sind nicht fett.«

»Wahrscheinlich verbrenne ich die Kalorien bei der Arbeit.«

Das brachte sie auf ihre Studien des eisbedeckten Ozeans auf Europa.

»Allmählich kommen wir dahinter«, sagte sie. »Wie geht es mit Ihrer Arbeit voran?«

Grant nickte und kaute an einer kleinen Melonenschnitte. »Ungefähr genauso. Allmählich komme ich dahinter.«

»Sie kommen dahinter, was es mit dem Jupiterozean auf sich hat?« Ihre Augen weiteten sich.

»Nach und nach«, sagte er.

»Vielleicht können wir einander helfen«, schlug Hideshi vor. »Schließlich arbeiten wir beide an Flüssigkeitsdynamik. Vielleicht sollten wir unsere Aufzeichnungen vergleichen.«

Grant zögerte, dann sagte er: »Das würde ich wirklich gern tun, Tamiko, aber wir haben es mit einem sensiblen Gebiet zu tun. Ich kann nicht …«

Sie winkte missbilligend ab. »Ach was, Dr. Wo und seine albernen Sicherheitsbestimmungen. In der Physik gibt es keine Geheimnisse.«

»Vielleicht nicht«, gab Grant zu, »aber mir ist es nicht erlaubt, meine Arbeit mit irgendjemandem außerhalb der Gruppe zu diskutieren.«

Sie machte ein verletztes Gesicht. »Nicht einmal mit mir?«

Grant dachte darüber nach. Tamikos Vorschlag war nicht unvernünftig. Schließlich arbeiteten sie beide auf dem gleichen Gebiet.

Aber er hörte sich sagen: »Ich kann nicht, Tamiko. Dr. Wo würde mir lebendig die Haut abziehen.«

Sie seufzte kopfschüttelnd. »Wie können Sie wissenschaftlich arbeiten, wenn Sie sich vor dem Erfahrungsaustausch mit Kollegen fürchten?«

Grants Miene hellte sich auf. »Ich könnte den Direktor um die Erlaubnis fragen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn er einverstanden ist …«

»Nein!«, unterbrach sie ihn. »Nein, ich glaube nicht, dass das funktionieren würde. Wo ist so paranoid, dass er uns beide weiß Gott wohin schicken würde.«

»Aber vielleicht würde er Zusammenarbeit für sinnvoll halten«, sagte Grant.

Hideshi schüttelte den Kopf. »Sagen Sie kein Wort darüber zu Wo. Er ist schon so verrückt genug.«

Grant zuckte die Achseln. »Vielleicht haben Sie Recht.«

»Ich weiß es«, sagte sie.

* * *

Es überraschte Grant, als er sich ausrechnete, dass er seit einem halben Jahr an Bord der Forschungsstation Gold war. Eines Morgens erwachte er und sah die Kontrollleuchte an seinem Videophon blinken. Als er sich gähnend und am Kinn kratzend meldete, erschien Dr. Wos grimmiges Gesicht auf dem kleinen Bildschirm.

Automatisch setzte Grant sich gerader im Bett auf und versuchte sein vom Schlaf zerzaustes Haar zu glätten. Aber die Botschaft war eine Aufzeichnung. »Kommen Sie morgen um elf Uhr zu Ihrer Halbjahresbeurteilung in mein Büro«, sagte Dr. Wo. Dann erlosch der kleine Bildschirm.

Grant holte tief Luft. Halbjahresbeurteilung, dachte er. Großartig. Das bedeutete, dass seine Dienstverpflichtung nur noch dreieinhalb Jahre dauerte.

Er lächelte beinahe, bis ihm einfiel, dass Besprechungen in Dr. Wos Büro niemals erfreulich waren.

Am nächsten Tag klopfte er um Punkt elf Uhr vernehmlich an die Tür des Direktors. Keine Antwort. Er stand im Korridor und widerstand dem Impuls, nochmals kräftiger an die Tür zu schlagen, als Leute vorbeigingen. Wos alberne kleine Machtdemonstrationen, dachte Grant. Er würde nicht noch einmal darauf hereinfallen wie beim ersten Mal, als er ins Büro des Direktors gerufen worden war.

Endlich hörte er: »Herein.« Er öffnete die Tür und betrat das Büro.

Wie gewöhnlich war es überheizt. Sogar die blutroten Tulpen in der zierlichen Vase ließen die Köpfe hängen. Der Direktor gab sich schroff und geschäftsmäßig. Es schien Grant, dass Wo noch immer vor Wut schäumte und kaum an sich halten konnte. Er blickte zurück auf Grants erste Tätigkeit als Hilfslaborant und auf seine neuere Arbeit mit Muzorawa im Labor für Flüssigkeitsdynamik. Grant saß steif und mit unbewegter Miene auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch des Direktors.

»Alles in allem«, fasste Wo zusammen und blickte von dem Bildschirm auf, der Grants Personalakte zur Schau stellte, »einigermaßen akzeptable sechs Monate. Wenigstens haben Sie keine größeren Fehler gemacht.«

Grant fragte sich, welche kleineren Fehler der Direktor in seinen Unterlagen sah.

»Nun, einige Veränderungen sind angebracht«, sagte der Direktor nach kurzer Pause.

»Veränderungen, Dr. Wo?«, fragte Grant besorgt.

»Zunächst einmal wird Dr. Muzorawa mit dem Training und den Vorbereitungen für die bevorstehende Tiefenmission vollauf beschäftigt sein und als Ihr Studienberater und Betreuer ausfallen, bis die Mission beendet ist.«

Grant sank der Mut.

»Darum werde ich seine Stelle als Ihr Tutor einnehmen. Sie werden hier als Fernstudent der Universität Kairo weiterarbeiten. Die Verwaltung der Universität hat mir eine Gastprofessur eingeräumt.«

»Sie werden mein Tutor sein?«, fragte Grant. Seine Stimme ging unwillkürlich eine Oktave hinauf.

»Haben Sie Einwände gegen solch eine Lösung?«

»O … o nein, Sir. Keineswegs«, log Grant. Der Gedanke, Dr. Wo in einer weiteren Kapazität über sich zu haben, erfüllte Grants Seele mit Verzweiflung, aber er wusste, dass es nicht zu umgehen war.

»Gut«, sagte Wo.

»Tatsächlich bin ich geschmeichelt, Sir«, hörte Grant sich sagen. Es galt, das Beste aus einer Situation zu machen, über die er keine Macht hatte.

Wo nickte, doch seine düstere Miene hellte sich nicht auf. »Die zweite Veränderung«, fuhr er fort, »mag für Sie weniger angenehm sein. Ich brauche jemanden, der mit Sheena arbeitet.«

»Mit dem Gorilla?«

»Ja. Ihr Intelligenzniveau hat sich abgeflacht. Jede Zunahme an Intelligenz wird eine chirurgische Öffnung des Schädels erfordern.«