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»Gott erschuf den Menschen nach Seinem Ebenbild«, murmelte Grant.

»Wenn wir intelligentes Leben finden, das uns nicht ähnlich ist …«

»Widerlegt es die Schöpfungsgeschichte der Bibel«, folgerte Grant.

»Deshalb sind die religiösen Kreise stets gegen die Raumforschung gewesen. Darum haben sie sich gegen den Einsatz von Radioteleskopen zur Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen gestellt.«

»Und Wo dachte, ich könnte einer dieser fundamentalistischen Zeloten sein, nur weil ich religiös bin.«

»Ich denke, er vertraut Ihnen jetzt allmählich.«

Grant nickte ungewiss. »Vielleicht.«

»Er hat Sie unter seine Fittiche genommen, nicht wahr? Er arbeitet mit Ihnen und fungiert als Ihr Mentor.«

Grant nickte wieder, dachte aber, dass ein Mann wie Dr. Wo klug genug war, ihn unter die Fittiche zu nehmen, um ihn umso besser beobachten zu können. Vielleicht wusste er über Beech Bescheid. Vielleicht wusste er sogar, dass man ihn mit einem Spionageauftrag hierher geschickt hatte.

Beech. Grant sah ihn vor sich, das ernste, angespannte Gesicht, die durchbohrenden hellbraunen Augen. Ellis Beech, ein Fanatiker? Das konnte nicht sein, dachte Grant. Ellis Beech war bloß ein Funktionär, ein Bürokrat, der den ganzen Tag hinter einem Schreibtisch saß und Papiere hin und her schob. Er konnte kein Zelot sein; das konnte er sich nicht vorstellen.

Genau in diesem Augenblick kratzte es im Deckenlautsprecher, als die Gegensprechanlage der Station eingeschaltet wurde, und eine Stimme schnarrte: »Grant Archer, melden Sie sich unverzüglich im Büro des Direktors.«

Großer Gott, dachte Grant erschrocken, der Mann kann Gedanken lesen!

11. COUNTDOWN

Wenn Dr. Wo wirklich wissen konnte, was Grant dachte, gab er es nicht zu erkennen. Seine ständig finstere Miene schien ein wenig milder, als er Grant mit einer Handbewegung zum Stuhl vor seinem Schreibtisch dirigierte. Dieser war wie immer leer bis auf die Blumenvase, die diesmal mit üppigen Pfingstrosen gefüllt war und den einzigen Farbtupfer im nüchtern-funktionalen Büro darstellte. Trotz der beinahe erstickenden Wärme im Raum hatte Wo seinen Uniformrock mit dem steifen Kragen bis zur Kehle zugeknöpft.

»Dr. Muzorawa hat Sie unterrichtet, dass die Mission in dreißig Tagen beginnen soll.« Es war eine Feststellung, keine Frage.

»Ja, Sir«, erwiderte Grant. Wo musste jedes Labor und jeden Raum in der Station verwanzt haben. Es war kein angenehmer Gedanke.

»Ich habe mir Ihre Arbeit über die Flüssigkeitsdynamik des Ozeans angesehen«, sagte Wo in seinem kratzigen, angestrengten Flüsterton. »Gezeitenvariationen. Sehr interessant. Das verlangt nach weiteren Studien.«

»Ja, Sir, das denke ich auch.«

»Und wie reagiert Sheena auf die Idee, das Kontaktnetz mit Kopfschutz zu tragen?«

Am Vorabend hatte Grant das mit Elektroden besetzte Netz selbst auf dem Kopf getragen, um Sheena an den Anblick und die Vorstellung zu gewöhnen. Vielleicht war sie erheitert gewesen; sie konnte natürlich nicht lachen, nahm aber mehrmals auf »Grant Hut« bezug.

»Ich denke, Sie wird sich in einer Woche oder so daran gewöhnt haben. Das zugehörige Gerät erschreckt sie nicht mehr. Sie braucht bloß etwas Zeit, um sich an neue Dinge zu gewöhnen und sich in ihrer Nähe wohl zu fühlen — besonders Dingen, die den Geruch eines Laboratoriums an sich haben.«

Wo trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Sie hat ein langes Gedächtnis.«

Grant nickte. »Sie vergisst nichts, was sie geängstigt hat oder Schmerzen bereitete.«

»Das neurale Elektrodennetz wird ihr in keiner Weise Schmerzen bereiten.«

»Aber es könnte sie ängstigen, es sei denn, sie sieht es als ein Spielzeug oder einen Zeitvertreib.«

»Ja«, räumte Wo ein. »Sehr schlau.«

»Es erfordert nicht viel, um ein Kleinkind zu übertölpeln«, hörte Grant sich mit einiger Bitterkeit sagen. »Nur Zeit und Geduld.«

Wo schenkte ihm ein ironisches Lächeln. »Es freut mich, dass Sie Geduld lernen.«

»In dieser Hinsicht ist Sheena eine gute Lehrerin.«

Das dünne Lächeln des Direktors ging in die Breite. »In Ihrer zunehmenden Weisheit werden Sie beinahe konfuzianisch, Mr. Grant.«

Da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, erwiderte Grant: »Danke, Sir.«

»Ich fürchte jedoch, dass ich Ihnen eine weitere Pflicht aufbürden muss.«

»Eine weitere?«

»Ich habe Sie zum Mitglied der Tiefenmission ernannt. Sie werden sich morgen zum Intensivtraining bei der Missionsleitung melden. Sie müssen imstande sein, der Missionsleitung zu assistieren, wenn die Tiefensonde startet.«

»Intensivtraining?«, erwiderte Grant konsterniert. »Aber … wann? Wie kann ich … der Tag hat nicht genug Stunden für alles, was auf meinem Programm steht.«

»Dann werde ich einige Dinge aus Ihrem Programm streichen«, erwiderte Wo knapp. »Ihre Pflichten im Labor für Flüssigkeitsdynamik werden bis zum Ende der Mission ausgesetzt.«

»Aber meine Arbeit!«

»Sie kann ein paar Wochen warten.«

»Die Kartographierung der Meeresströmungen … Sie werden das für die Mission brauchen.«

»Die Kartographierung ist für die Zwecke der Mission hinreichend detailliert. Weitere Verfeinerung ist nicht notwendig.«

Grant schüttelte heftig den Kopf. »Wie können Sie das sagen? Wie können Sie bestimmen, wie viel Information genug ist? Je mehr Daten verarbeitet werden können …«

Wo unterbrach ihn mit einer zornig abwärts schlagenden Handbewegung. »Es liegt in meiner Verantwortung zu sagen, wie viel genug ist.«

»Sie treffen eine willkürliche Entscheidung, Dr. Wo.«

»Ja, natürlich.« Der Direktor wandte seinen Blick einen Moment von Grant, als müsste er es tun, um seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen, dann sagte er in ruhigerem Ton: »Als Wissenschaftler stimme ich Ihnen zu. Gewiss, je mehr Daten, desto besser. Arbeiten und lernen Sie weiter.«

»Also dann …«

»Aber ich bin nicht bloß Wissenschaftler. Ich bin Direktor dieser Station und Leiter dieser Tiefenmission. Ich muss harte Entscheidungen treffen, wenn es notwendig wird. Ich muss entscheiden, wie ich das Personal einsetze, das mir zur Verfügung steht, und ich habe entschieden, dass die beste Verwendung für Sie die Assistenz in der Zentrale der Missionsleitung ist. Für die Dauer der Mission.«

»Es gibt in dieser Station mehrere Dutzend Techniker, die diese Arbeit besser tun können als ich.«

»Vielleicht«, räumte Wo ein. »Aber ich habe entschieden, kein zusätzliches Personal für diese Mission abzustellen.«

»Warum nicht? Wäre es nicht klüger …«

»Genug!«, fauchte Wo. »Ich habe meine Entscheidung getroffen, und Sie werden meine Befehle ausführen. Ende der Diskussion!«

Grant verstummte. Die beiden starrten einander über den schimmernden Schreibtisch hinweg an.

»Es ist eine Sicherheitsfrage, nicht wahr?«, fragte Grant mit viel zaghafterer Stimme. »Sie möchten keine zusätzlichen Leute in die Mission bringen, weil Sie ein Sicherheitsleck befürchten.«

Wo schwieg eine Weile. Grant fühlte, wie ihm Schweißtropfen von den Schläfen und über den Rücken rannen. Er konnte nicht verstehen, warum Wo sein Büro so höllisch überheizte.

Schließlich sagte Wo: »Dr. Muzorawa hat mit Ihnen über die Zeloten gesprochen.«

Grant nickte. Allmächtiger, dachte er, er hört tatsächlich unsere sämtlichen Gespräche ab.

»Ich fürchte sie«, sagte Wo so leise, dass Grant die Worte kaum verstand.

»Aber sicherlich ist hier in dieser Station keine Gefahr, Sir. Wir sind Millionen von Kilometern von ihnen entfernt.«

»Sind wir das? Wer unter den Dutzenden von Technikern, die Sie erwähnten, könnte ein Zelot sein? Wer unter den Wissenschaftlern, die auf Europa oder Io arbeiten?«