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»Umschalten auf Hilfsaggregat«, rief Krebs.

Grant wusste, dass er die Hände von den Bedienungselementen vor sich lassen und abwarten wollte, wie die Besatzung das Problem löste. Doch die Versuchung, den Stromausfall aufzuheben und den Simulator wieder auf volle Leistung zu bringen, machte ihn zappelig.

»Hilfsgenerator an«, verkündete Muzorawa.

Der Wandbildschirm zeigte, dass der Simulator nun schwächer beleuchtet war, und auf den Konsolen im Tank blinkten rote Warnleuchten.

»Leistungsverlust der lebenserhaltenden Systeme«, sagte O'Hara mit gepresster Stimme. »Die Umlaufpumpen brauchen mehr Energie.«

»Rückkehr zur Station«, befahl Krebs. Das war die übliche Verfahrensweise. So frühzeitig nach der Trennung war es am sichersten, die Tauchsonde zur Station zurück zu steuern und an ihre Energieversorgung anzuschließen. Wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt während der Mission Energieausfall hatten, würden sie das Problem selbst lösen müssen.

Grants Finger zuckten noch, um den Schaden zu korrigieren, den Dr. Wo absichtlich ausgelöst hatte, doch er wartete passiv, während die Besatzung ihre Rückkehr simulierte und die Tauchsonde andockte. Alles geschah reibungslos und effizient.

Sie brauchten kaum eine Tastatur oder eine Schaltung zu berühren. Es ist bloß eine Simulation, ermahnte sich Grant, aber trotzdem war er in Schweiß gebadet, als Krebs endlich die erfolgreiche Wiederandockung verkündete.

»Sehr gut«, sagte Wo in sein Mikrofon. »Legen Sie eine Pause ein, aber verlassen Sie nicht den Simulator. Als Nächstes werden wir sehen, was Sie tun, wenn Sie nach dem Eindringen in die Wolkenhülle einen Notfall haben.«

Alle Besatzungsmitglieder ächzten. Alle bis auf Krebs, wie Grant bemerkte. Sie lächelte sogar. Er wandte sich zu Frankovic, der neben ihm an der nächsten Konsole eingezwängt saß und kaum Platz genug für seine langen Beine hatte.

»Kapitän Krebs hat ihren Spaß daran«, sagte Frankovic. Dann beugte er sich zu Grant herüber und flüsterte: »Aber Dr. Wo nimmt dies alles sehr ernst.«

Grant blickte hinüber zu Wo. Der Direktor schaute grimmig drein. Ja, dachte Grant bei sich, der nimmt dies alles wirklich sehr ernst.

2. STÖRUNG

Hundemüde von den Simulatordurchläufen des langen Tages, holte Grant sein Abendessen im Konferenzraum ab, machte unterwegs Halt in der Cafeteria, wo er eine Schale Früchte für Sheena auf sein Tablett stellte, dann trottete er allein hinunter zum Aquarium, zwei Kontaktnetze mit neuralen Elektroden in den Hosentaschen.

Er passierte die Fischtanks, deren Unterwasserlampen sich in der Stahlwand zu seiner Linken als schimmernde Flecken spiegelten. Die Delphine schwammen träge in ihrem großen Tank, schnittig, elegant und stumm. Grant blieb einen Moment vor dem Tank stehen, der den Simulator enthielt.

Er war jetzt leer. Sobald die Tauchsonde von der Station ablegte, um ihre Mission anzutreten, würden Techniker mit dem Abbau der Anlage beginnen. Wahrscheinlich, dachte Grant, würden sie den auseinander genommenen Simulator in Erwartung künftiger Missionen einlagern.

Er verspürte ein leises Unbehagen, dass Sheena nicht im Korridor war, um ihn zu begrüßen. Gewöhnlich wanderte sie die Fischtanks entlang und erwartete ihn ungeduldig. Andererseits gab es ihm die Möglichkeit, die Überwachungskonsole im Korridor zu überprüfen und die Energieleistung zu verstärken. Grant sah, dass der Monitor einwandfrei arbeitete und ein gleichmäßiges, flaches Signal vom Netz in seiner linken Hosentasche empfing.

Das andere in seiner rechten Tasche war deaktiviert, eine Attrappe, deren einziger Zweck es war, Sheena glauben zu machen, dass er den gleichen »Hut« trug, den sie hatte.

Als er zu Sheenas Nische kam, sah er sie auf den Keulen sitzen und sich über ein großes hölzernes Puzzle beugen. Sie hatte acht der zehn großen Stücke zusammengesetzt.

Sie blickte auf, als Grant eintrat.

»Essen!«, sagte sie in ihrem kratzigen Flüsterton und erhob sich auf alle viere. Grant wusste, dass sie nicht lächeln konnte, dachte aber, dass sie sich freue, ihn zu sehen — und die Schüssel, die er mitgebracht hatte.

»Obst«, sagte er und stellte das Tablett auf den Boden.

»Obst«, wiederholte Sheena. »Und Grant Essen.«

Er nickte. »Ich habe eine Sojafrikadelle und Salat und Eis als Nachspeise.«

Sheena nahm die Obstschüssel an sich, wandte aber den Blick nicht vom Speiseeis. Dann blickte sie zu Grant auf. »Grant Eis?«

»Möchtest du auch ein Eis, Sheena?«

»Ja.«

»Gut.« Grant reichte ihr die kleine Schale. Sheena hielt die Obstschüssel in einer Hand und griff mit der anderen nach dem Eis.

Grant lachte über ihre ungenierte Gier. »Lass mir etwas übrig.«

»Ja«, erwiderte Sheena. Aber innerhalb einer Minute war das Eis bis auf ein paar Schmierer um ihre Lippen verschwunden. Dann machte sie sich über das Obst her.

Grant schlang seine Frikadelle hinunter, überrascht, wie hungrig er plötzlich war. Er bot Sheena ein paar Blätter von seinem Salat an, aber sie schnüffelte an der Salatsoße und nahm sie nicht an.

Als das Obst verzehrt war, fragte Sheena: »Grant bring Hut?«

Er zog die Kontaktnetze aus seinen Taschen. »Hier, Sheena. Einer für dich und einer für mich.«

Sie beugte sich näher und erlaubte ihm, das Netz über ihren Kopf zu ziehen und unter dem Kinn zu verknoten. Dann tat er das Gleiche bei sich selbst.

»Machen wir das Puzzle fertig«, sagte Grant, als er beide Kontaktnetze angebracht hatte.

»Grant tun.«

»Nein, nein, Sheena. Du hast die meisten Stücke zusammengesetzt. Nur zwei sind noch übrig. Die kannst du auch legen.«

»Grant tun erst.«

Er nickte. »Du willst, dass ich ein Stück einsetze?«

»Ja«, sagte Sheena und hob eine Hand an den Kopf.

»Nein, nein!«, sagte Grant hastig. »Nicht den Kopf reiben! Du bringst den Hut durcheinander.«

»Tut weh«, sagte Sheena.

Grant lächelte. »Nein, der Hut tut nicht weh, Sheena. Mein Hut tut nicht weh. Dein Hut tut nicht weh.«

Sie hatte das Netz verschoben. Grant erhob sich auf die Knie und rückte es wieder zurecht.

»Tut weh«, wiederholte Sheena.

»Der Hut kann dir nicht weh tun«, sagte Grant. »Hier, lass uns das Puzzle fertig machen.«

Er nahm eines der zwei verbliebenen Teile und setzte es ein. Sheena starrte einen Moment darauf, dann griff sie zum letzten Stück.

Plötzlich warf sie es fort. »Tut weh!«, sagte sie in einem flüsternden Keuchen und griff an den Kopf, um das Netz fortzureißen.

Grant sah einen dünnen Rauchfaden von einer der Elektroden aufsteigen. Verdammt, das Netz brannte sie!

Sheena riss es sich vom Kopf und schleuderte es zu Boden. Sie brüllte vor Schmerz und erhob sich schwerfällig auf die Hinterbeine, ballte die Faust und schlug gegen die Stahlblech wand. Das Metall verbog sich.

Grant kam hastig auf die Beine. Sheena stand mit gebleckten Zähnen vor ihm.

»Grant tut weh Sheena«, keuchte sie heiser.

»Nein, ich wollte nicht …«

»Grant nicht Freund!«

Er wich vor ihr zurück zum Eingang ihrer Nische. Draußen war ein Notschalter, bei dessen Betätigung sich ein Eisengitter vor die Öffnung schob.

Aber Sheena war nicht aggressiv, nur verletzt und zornig. Sie ließ sich auf alle viere zurückfallen, und Grant sah eine Stelle auf ihrem Kopf, wo das Fell angesengt war. Sie starrte ihn finster an. Grant erinnerte sich, dass es falsch wäre, ihr den Rücken zu kehren. Gorillas griffen selten einen Menschen an, der ihnen zugekehrt war. Was heißt selten, fuhr es ihm durch den Kopf.

Alles schien in Zeitlupe zu geschehen, wie in einem Albtraum. Grant schob sich zum Eingang der Kammer, Sheena grollte tief in der Kehle und funkelte ihn zornig an, dann kam sie, auf die Knöchel gestützt, einen Schritt auf ihn zu.