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»Ich verstehe«, erwiderte Wo. »Wir werden Ihr Signal verfolgen, so lange es möglich ist.«

Die Tauchsonde war mit zwei Funkfeuern ausgestattet, einem Langwellensender und einem Infrarot-Kommunikationslaser. Beide würden von der tiefen turbulenten Atmosphäre und den dort tobenden Stürmen absorbiert, aber durch die Berechnung der Signalstärke und der Streuung konnten Grant und die anderen Kontrolleure an Bord der Station mehr über die Dynamik der Jupiteratmosphäre erfahren. Mit dem Eintauchen in den Ozean würden auch diese Signale nicht mehr durchdringen.

Die Tauchsonde führte aber auch ein halbes Dutzend »Torpedos« mit: kleine, mit eigenem Antrieb ausgestattete automatisierte Kapseln, die von der Tauchsonde abgefeuert werden konnten, um die Wolkenhülle zu durchstoßen und eine aufgezeichnete Botschaft zu senden.

Keiner der Kontrolleure verließ seine Konsole, so lange die Kommunikation mit der Tauchsonde aufrecht erhalten werden konnte. Aber nach sechs weiteren Stunden ging das Radiosignal in den unaufhörlichen atmosphärischen Störungen und Blitzentladungen der Jupiteratmosphäre unter. Sie würden nichts mehr von Zheng He hören, bis die Besatzung eine Kapsel mit aufgezeichneter Botschaft abfeuerte.

Schließlich stieß Dr. Wo seinen Rollstuhl von der Konsole zurück. »Es gibt hier nichts mehr zu tun«, sagte er mit matter Stimme. »Sie sind jetzt auf sich selbst gestellt.«

Er lenkte den Rollstuhl aus der Befehlszentrale. Der Plan sah vor, dass während der gesamten Dauer der Mission eine Person die zentrale Konsole besetzt hielt. Die Reihenfolge war ausgelost worden. Quintero hatte die erste Vierstundenschicht gezogen, Grant die letzte.

»Lassen Sie mich schnell noch zur Toilette gehen«, sagte Quintero, als er seine Athletengestalt an Grants Konsole vorbeizwängte.

»Ich halte Wache, bis Sie zurückkommen«, rief Grant dem davoneilenden Nacho nach.

»Sogar Macho Nacho muss manchmal pinkeln«, sagte Patti Buono in einem Versuch, die Spannung aufzulösen, die erstickend auf ihnen lag.

»Sie nicht?«, fragte Ukara, als sie Quintero in den Korridor folgte.

»Nun, wenn Sie mich schon fragen …« Buono stand auf und folgte ihr.

Grant ersparte sich die Mühe, einen Stuhl zur mittleren Konsole zu tragen, sondern nahm einfach davor Aufstellung und blickte zum großen Bildschirm auf, der keine Veränderung zeigte. Man könnte das Ding genauso gut abschalten, sagte er sich. Aus dem in Wos Konsole eingebauten Radiolautsprecher drang ein gleichmäßiges Zischen atmosphärischer Störungen, alle paar Sekunden überlagert vom Knistern ferner Blitzentladungen.

Quintero kam zurück und zog seinen Stuhl hinüber zur Mittelkonsole. »Danke, Amigo. Alles in Ordnung jetzt.«

»Gut«, sagte Grant, der plötzlich merkte, dass auch seine Blase eine Erleichterung nötig hatte.

Die nächste Toilette befand sich ein Dutzend Schritte den Korridor hinunter. Als Grant darauf zusteuerte, sah er Dr. Wo in seinem Rollstuhl nahe der Tür sitzen.

»Ah … brauchen Sie Hilfe, Dr. Wo?«

Wo blickte geringschätzig zu ihm auf. »Was ich brauche …« fing er in knurrigem Ton an, dann brach er ab. Grant wusste nicht, was er zu erwarten hatte. Dann sagte Wo mit ruhiger Stimme: »Kommen Sie mit mir, Mr. Archer.«

Er folgte Dr. Wo zum Büro des Direktors. Wie immer war es überheizt und unangenehm warm. Aber Grant sah, dass die Vase auf Wos Schreibtisch leer war.

Der Direktor fuhr seinen Rollstuhl hinter den Schreibtisch, bedeutete Grant, sich zu setzen, und sagte: »Ich höre, Sie haben mit dem Gorilla einen Rückschlag erlitten.«

Grant nickte. »Ich fürchte, die Arbeit mehrerer Wochen ist vergebens gewesen.«

»Geduld, Mr. Archer. Geduld.«

»Hätte ich das Kontaktnetz überprüft, bevor ich es ihr anlegte, wäre mir dieser Rückschlag erspart geblieben«, murmelte Grant.

Wo nickte. »Also müssen Sie von vorn anfangen.«

»Das nehme ich an.«

»Genauso wie die Besatzung in der Zheng He. Unser erster Versuch zur Erforschung des Ozeans scheiterte, und nun versuchen sie es wieder.«

»Bevor die Inspektoren der IAB sie aufhalten können«, bemerkte Grant.

Wo seufzte und nickte knapp.

»Darf ich eine Frage stellen, Sir?«

»Sie dürfen fragen«, sagte Wo.

»Was bedeutet Zheng He? Ist es der Name einer Person oder was?«

Der Direktor ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. »Eine gute Frage. Eine ausgezeichnete Frage!«

Grant wartete auf mehr.

»Zheng He war ein großer Forscher. Flottenbefehlshaber der Ming-Kaiser im fünfzehnten Jahrhundert. Fünfzig Jahre bevor Kolumbus mit seinen armseligen kleinen Schiffen den Atlantik überquerte, segelten Zheng Hes Flotten über den ganzen Indischen Ozean nach Afrika, Arabien und die ostindischen Inseln, sogar nach Australien.«

»Davon habe ich nie gehört«, sagte Grant.

»Große Schiffe, zehnmal so groß wie die spanischen Karavellen«, fuhr Wo fort. »Hunderte von Schiffen! Tausende von Seeleuten! Die halbe Welt war unter Chinas Herrschaft, während die Europäer noch glaubten, die Welt sei eine flache Scheibe!«

»Wenn es so war, warum …?«

»Der Kaiser Zhu Di starb, und sein Nachfolger ließ die großen Schiffe verbrennen. Sie zerstörten die Flotte, verboten Entdeckungen und Außenhandel! China wandte sich nach innen und verfiel. Als die Europäer Chinas Küsten erreichten, war das Reich des Himmels schwach, arm, geteilt und leicht zu erobern.«

Grant dachte darüber nach, dann meinte er: »Es hätte also auch anders ausgehen können, nicht wahr? Wenn sie Zheng He erlaubt hätten, seine Unternehmungen fortzusetzen, hätte China womöglich Europa erobern können.«

»Mit Leichtigkeit.«

»Warum gaben die chinesischen Kaiser dies alles auf und schlossen das Land gegen die Außenwelt ab?«

Wo holte tief Atem und strich sich mit müder Hand über die Augen. »Zheng He war Eunuch.«

»Sie meinen, er war kastriert worden?«

»Das wurde häufig gemacht, in jenen Zeiten. Auch in Europa. Jungen mit guten Singstimmen wurden noch im neunzehnten Jahrhundert kastriert, um Kastratentenöre aus ihnen zu machen, glaube ich. Nun, die meisten hohen Palastbeamten, die seine Flotte förderten und den Bau neuer Schiffe anordneten, waren ebenfalls Eunuchen. Die konfuzianischen Bürokraten, die den Rest der Regierungsgeschäfte besorgten, wendeten sich gegen die Machtpositionen der Eunuchen beim Kaiser.«

»Palastintrigen.«

»Ja«, sagte Wo, »Palastintrigen. Und die Unterlegenen wurden oft hingerichtet.«

»Die Konfuzianer siegten?«

»Schließlich. Als der Kaiser Zhu Di starb, festigten die Konfuzianer ihren Einfluss auf seinen Nachfolger. Die große Flotte Zheng Hes wurde zerstört.«

»Und für China begann der Niedergang.«

»Ganz recht. Das Land brauchte mehr als fünfhundert Jahre, um sich zu erholen. Noch heute ist China nicht so reich oder so mächtig wie es sein könnte.«

»Dann war es ein Glück für die Europäer.«

»Ja, ein großes Glück für sie«, knurrte Wo.

Grant versuchte die Stimmung aufzuhellen. »Aber heute sind wir über alles das hinaus. Asiaten und Europäer und Afrikaner — wir alle arbeiten zusammen.«

»Tun wir das?«

»Tun wir das nicht?«

»Wenn es nach Ihren Glaubenseiferern ginge, würde diese Station geschlossen und genauso zerstört wie Zheng Hes Flotte zerstört wurde.«

»Es sind nicht meine Glaubenseiferer«, erwiderte Grant so entschieden wie es ihm möglich war.

»Ich fühle mich dem Geist des Zheng He sehr eng verwandt«, sagte Wo und schloss die Augen. »Sein Geist berührt den meinen.«

Grant sagte nichts.