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»Gehen Sie beide hinauf zum Eingangsbereich«, befahl Wo. »Räumen Sie den gesamten Korridorabschnitt zwischen hier und der Krankenstation.«

Sie eilten zum Tunnel hinaus und ließen Dr. Wo und seine Begleiter vor der geschlossenen Luftschleuse zurück.

»Ich muss da hinein«, sagte Buono, die neben Wos Rollstuhl Aufstellung genommen hatte. »Je eher …«

»Sie können nicht hinein«, sagte der Direktor. »Die Besatzung ist in Hochdruckflüssigkeit. Sie sind nicht ausgestattet, das Zeug zu atmen.«

Buono ließ die Schultern hängen. »Ich hatte vergessen …«

»Zuerst muss der Druckausgleich hergestellt werden«, fuhr Wo fort. »Der Vorgang wird mehrere Stunden in Anspruch nehmen.«

»Wie wird das Irenes Zustand beeinflussen?«, fragte Ukara.

Wo zuckte die Achseln. »Wer weiß?«

»Eins wissen wir«, sagte Buono niedergeschlagen.

»Je länger es dauert, sie in die Krankenstation zu bringen, desto ungünstiger werden ihre Überlebenschancen sein.«

* * *

Pascal kam als Erste durch die Luftschleuse. Nach Dr. Wos Anweisung, die in die Luftschleuse telefoniert worden war, legten Karlstad und Muzorawa die bewusstlose Frau in die Schleusenkammer und pumpten langsam das flüssige Perfluorcarbon ab. Sie hielten sich genau an das erprobte Verfahren, und trotz der Dringlichkeit dauerte es fast eine Stunde, bis ihre Lungen geleert waren.

Patti Buono konnte sich während der gesamten Wartezeit vor nervöser Unrast nicht ruhig halten. Grant sah, dass sogar Wo angespannt und beinahe ängstlich war; sein Blick ging wie der eines gefangenen Tieres unruhig hin und her.

Sobald Krebs meldete, dass die Luftschleuse ausgepumpt und der Luftdruck angepasst sei, öffnete Quintero die Versiegelung und schwang die schwere Luke auf. Irene Pascal lag schlaff und reglos auf der Seite, die mit Elektroden besetzten Beine angezogen, um in der Enge der Luftschleuse Platz zu finden. Sie sah kalt aus und troff noch von öliger Flüssigkeit. Grant konnte nicht erkennen, ob sie atmete.

Ukara sprang am verdutzten Quintero vorbei in die Luftschleuse und warf sich neben dem liegenden Körper auf die Knie.

»Sie atmet nicht!«, rief sie.

Schon war Patti Buono zur Stelle und bedeckte das Gesicht der Bewusstlosen mit einer Sauerstoffmaske. »Schnell, helfen Sie mir, Irene auf die Rolltrage zu heben. Schnell!«

Quintero wollte zugreifen, aber Ukara stieß ihn fort. »Nein, lassen Sie mich!«

Sie griff Pascal unter die Schultern, während Grant sie bei den Füßen nahm. Zusammen hoben sie die scheinbar Leblose auf die Trage und rollten sie im Laufschritt an den Sicherheitswachen vorbei und den Korridor entlang zur Krankenstation. Außer ihnen und Buono war der Korridor vollständig menschenleer. Grant sah die zwei anderen uniformierten Wächter jenseits des Eingangs zur Krankenstation im Korridor auf und ab gehen.

Und Sheena war bei ihnen. Grant fragte sich, was sie mit ihr taten, als er gemeinsam mit Ukara die Trage mit Pascals schlaffem Körper in die Krankenstation rollten. Vier Mediziner standen bereit. Buono war neben der Trage hergelaufen und begann sofort Anweisungen zu geben. Grant und Ukara wurden in den Korridor zurückgescheucht, und die Tür zur Krankenstation geschlossen.

Wo kam mit dem Rollstuhl durch den Korridor gesaust, begleitet vom schnaufenden Frankovic. Ungeduldig riss der Direktor die Tür auf und rollte in die Krankenstation. Durch die Türöffnung sah Grant, wie die grün gekleideten Mediziner sich über Pascals Trage beugten.

Frankovic machte vor der Tür Halt. Das ungewohnte Laufen hatte ihn außer Atem gebracht.

»Was ist mit dem Rest der Besatzung?«, fragte Grant.

»Denen fehlt nichts«, sagte Frankovic. »Sie müssen einzeln durch die Schleuse. Abpumpen der Flüssigkeit und Dekompression brauchen ihre Zeit.«

Der Dienst habende Hauptmann der Wache erschien, schlüpfte ein paar Augenblicke in die Krankenstation, kam dann wieder heraus und schloss die Tür hinter sich. Er verschränkte die Arme auf der Brust und blieb mit steinerner Miene vor der Tür stehen, das Bild unbeugsamer Autorität, offensichtlich entschlossen, jeden anderen am Betreten der Krankenstation zu hindern, bis Dr. Wo seine Einwilligung gab.

Grant zögerte. Er wusste nicht, was er tun und wohin er gehen sollte. Sheena war ein Stück weiter den Korridor entlang in Begleitung der Wachen. Wenn sie Grant erkannt hatte, gab sie es nicht zu erkennen. Sie wanderte in ihrem Watschelgang auf Füßen und Handknöcheln herum, ein Dutzend Schritte in eine Richtung, dann wieder zurück, wie ein Soldat im Wachdienst.

Grant wandte sich an den schweigsamen Hauptmann der Wache. »Warum ist Sheena hier?«

Fast ohne die Lippen zu bewegen, sagte der Mann: »Wir verwenden sie hin und wieder, um die Menge unter Kontrolle zu halten.«

»Die Menge? Ich sehe keine.«

»Ah, sehen Sie? Es funktioniert.«

»Sheena sollte nicht Menschenmengen ausgesetzt werden«, sagte Grant.

Die Andeutung eines Lächelns huschte über das ernste, hakennasige Gesicht des Sicherheitsbeamten. »Es ist eher anders herum. Die Leute fürchten sich vor dem Affen.«

»Sheena würde niemanden verletzen!«

»Das wissen die Leute nicht.«

Sheena würde niemanden verletzen, wiederholte Grant bei sich. Es sei denn, jemand würde sie zuerst verletzen.

»Der Direktor will diesen Abschnitt freihalten«, sagte der Hauptmann der Wache. »Der Gorilla hält die Leute davon ab, näher zu kommen.«

»Ich verstehe.«

»Sie sollten jetzt gehen«, sagte der Sicherheitsbeamte.

»Ich möchte hier warten«, sagte Ukara.

»Nun gehen Sie schon, alle miteinander«, beharrte der Sicherheitsbeamte. »Es gibt hier nichts mehr für Sie zu tun.«

Ukara krümmte die Finger mit den rot lackierten Nägeln zu Krallen und fauchte eine Verwünschung. Einen Augenblick lang dachte Grant, sie würde den Hauptmann der Wache anspringen, ein schwarzer Panther, der sich auf einen sturen, muskelbepackten Büffel stürzt.

Frankovic fasste die leicht erregbare Ukara am Arm und sagte: »Er hat Recht, Kayla. Gehen wir. Vielleicht können wir den anderen helfen.«

Ein Zittern überlief sie, aber sie ließ sich von Frankovic wegführen, zurück zur Luftschleuse.

Gänzlich unbewegt stieß der Sicherheitsbeamte Grant mit dem Zeigefinger vor die Brust. »Sie auch. Ab durch die Mitte.«

Grant holte tief Luft, wandte sich ab und ging zu den uniformierten Sicherheitsbeamten, die mit Sheena den Korridor sperrten. Als sie Grant herankommen sah, machte Sheena Halt.

»Hallo, Sheena«, sagte er mit leiser Stimme. Die kleine versengte Stelle auf ihrem haarigen Schädel wirkte auf ihn als ein stummer Vorwurf.

Sheena starrte ihn aus den tiefbraunen, rotgeränderten Augen an. »Grant«, flüsterte sie.

Er streckte die Hand mit der Innenseite nach oben aus. Es war wie die Geste eines Bettlers. Die Wachmänner beobachteten ihn belustigt.

»Sind wir noch Freunde, Sheena?«

»Grant tun Sheena weh.«

»Ich wollte es nicht. Es war ein Unfall.«

»Weh.«

»Es tut mir Leid.« Sheena blickte auf Grants Hand, die noch zu ihr ausgestreckt war. Endlich sagte sie: »Du gehen jetzt.«

»Sheena, ich will wieder dein Freund sein«, bat Grant.

»Du gehen!«

»Aber Sheena …«

Sie schüttelte den Kopf mit einer Gebärde, die ihre massiven Schultern mit einbezogen. »Du gehen!«

Geschlagen ließ Grant die Hand sinken und kehrte ihr den Rücken. Als er ging, hörte er einen der Wachmänner halblaut sagen: »Würdest du es für möglich halten? Liebeshändel mit einem Zweizentneraffen!«