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»Doch, Sie auch, Egon«, widersprach O'Hara. »Sie wollen es bloß nicht zugeben. Nicht einmal sich selbst gegenüber.«

Karlstad blickte unbehaglich drein, dann wandte er sich zu Grant. »Da fällt mir was ein«, flüsterte er. »Nach diesem köstlichen Imbiss sollten wir einen Blick in die medizinische Patientendatei tun.«

Grant blickte unwillkürlich zu Krebs, die in der Mitte der Brücke schwebte und mit allen Bordsystemen verbunden war. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ihre Haltung schien entspannt, als läge sie im sonnenwarmen Wasser vor einem ruhigen tropischen Strand.

Muzorawa sah verwundert von einem zum anderen. Grant flüsterte: »Egon hat den Computer der Krankenstation angezapft und die Akte Krebs abgerufen.«

Muzorawas Gesichtsausdruck zeigte Missbilligung, beinahe Zorn. »Das war nicht klug, mein Freund.«

Karlstad zog sich den Schlauch aus dem Hals und erwiderte: »Sehen wir mal, was wir haben.«

Er schlüpfte durch die Luke in die Katakombe ihrer Schlafkojen, gefolgt von Muzorawa.

»Warten Sie auf mich«, zischte O'Hara.

Grant sagte: »Beenden Sie ruhig Ihre Mahlzeit, Lane. Es wird Ihnen nichts entgehen.«

Zeb und Egon saßen zusammen am Ende von Karlstads Koje über seinen Taschencomputer gebeugt. Grant schwebte hinauf zur Decke und hielt sich dort mit einer Hand fest.

»Sie haben sich tatsächlich in Dr. Krebs' persönliche Patientendatei gehackt?«, flüsterte Muzorawa.

Karlstad nickte. »Schließlich bin ich der Spezialist für lebenserhaltende Systeme auf dieser Mission, nicht wahr? Jeder Rang hat seine Privilegien.«

Natürlich wagten sie nicht, den Inhalt der Akte auf den Bildschirm ihrer gemeinsamen Kammer zu bringen; Krebs könnte ihn durch den Bordcomputer anzapfen. Also blinzelte Grant in den winzigen, grün glimmenden Bildschirm von Karlstads Taschencomputer. Er merkte kaum, dass O'Hara hereinkam und wortlos neben ihm Platz fand.

»Ich sehe hier nichts Ungewöhnliches«, murmelte Muzorawa.

O'Hara wisperte: »Das ist ein Ausspionieren ihrer persönlichen Angelegenheiten, Egon. Eine Verletzung ihrer Privatsphäre.«

Noch über den Taschencomputer gebeugt, wisperte Karlstad: »Sie könnte uns alle ins Jenseits befördern, Lane. Das hebt ihr Recht auf Privatsphäre auf, soweit es mich betrifft.«

»Aber die Angaben zu ihrem Gesundheitszustand sind gut«, sagte Muzorawa. »Sie hat sich von ihren Verletzungen während der ersten Mission vollständig erholt. ›Voll diensttauglich‹ steht hier.« Er zeigte auf den leuchtenden grünen Bildschirm.

»Moment«, flüsterte Karlstad ungeduldig. »Hier ist das psychologische Material.«

»Es ist normal.«

»Langweilig normal«, stimmte Karlstad zu. Er klang enttäuscht. »Es ist beinahe so, als ob … halt! Was ist das?«

Grant sah die Worte in einem Absatz, der so von medizinischen Fachausdrücken wimmelte, dass er kaum verständlich war: infolge dieses physiologischen Traumas leidet die Patientin unter mäßiger visueller Agnosie.

»Visuelle Agnosie?«, fragte Grant neugierig. »Was ist das?«

»Nicht so laut, verdammt!«, fauchte Karlstad.

»Aber was ist es?«, echote O'Hara.

»Ich weiß nicht. Ich werde nachsehen müssen.«

Muzorawa sagte: »Sie können nicht den Bordcomputer anzapfen, ohne zu riskieren, dass Krebs herausbringt, was Sie tun.«

»Und Sie können nicht noch einmal den Stationscomputer befragen«, fügte Grant hinzu.

»Warum nicht?«

»Weil man Sie erwischen wird!«

Karlstad schaltete den Taschencomputer aus. Grant stieß sich von der Decke ab und kam herunter, gefolgt von O'Hara.

»Hört zu«, flüsterte Karlstad in dringendem Ton. »Es ist möglich, dass diese Sonde von einer Verrückten befehligt wird. Wir sollten wissen, was es mit ihrem Zustand auf sich hat. Wir haben das Recht!«

Muzorawa sagte: »Es spielt keine Rolle. Nun, da wir im Ozean sind, haben wir wirklich keine Kontakte mit der Station.«

»Es sei denn, wir fahren die Antenne aus«, sagte O'Hara. »Sie ist fünf Kilometer lang. In unserer gegenwärtigen Tiefe könnten wir sie gebrauchen, um mit der Station Kontakt aufzunehmen.«

»Krebs würde es merken«, warnte Grant.

»Nicht, wenn wir es tun, während sie schläft«, konterte Karlstad.

»Wenn sie schläft, bevor wir tiefer hinuntergehen«, sagte O'Hara.

»Lane, stimmen Sie Egon zu?«, fragte Muzorawa.

Sie runzelte die Stirn, bemüht, ihre Empfindungen in Worte zu fassen. »Ich bin nicht sicher. Sie benimmt sich eigentümlich, finden Sie nicht?«

Grant wollte dagegen argumentieren, ließ es aber sein und fragte Muzorawa: »Zeb, was meinen Sie? Sollten wir das Risiko auf uns nehmen und noch einmal den Stationscomputer anwählen?«

Muzorawa schwieg lange, während er das Für und Wider abwog. Endlich sagte er ernst: »Ja, ich fürchte, wir müssen das Risiko auf uns nehmen. Der Psychiater mag sie ebenso wie der Allgemeinarzt für diensttauglich erklärt haben, aber die Stressfaktoren der Mission könnten ihren Zustand verschlimmert haben, was immer es ist.«

»Wir haben ein Recht, es zu wissen«, wiederholte Karlstad.

»Ja«, stimmte Muzorawa zu. »Wahrscheinlich ist es nichts, und wir verhalten uns töricht. Aber wir sollten es wissen, wenn auch nur aus keinem anderen Grund als unserer eigenen inneren Ruhe.«

Grant kam plötzlich auf eine andere Idee. »Wir könnten sie fragen«, platzte er heraus.

»Was?«

»Sie nach ihrem Zustand fragen«, sagte Grant.

Karlstad ächzte bei der Vorstellung. Muzorawa schüttelte den Kopf. O'Hara sagte: »Ich glaube nicht, dass das zweckmäßig wäre, ganz und gar nicht.«

6. KOMMUNIKATION

Wieder im Dienst, behielt Grant O'Haras Navigationsprogramm im Auge. Die Zheng He kreuzte fünfzehnhundert Meter unter dem Punkt, wo die atmosphärische Dichte der Dichte des Wassers an der Erdoberfläche gleichkam. Die Antenne war mehr als dreimal so lang. Wenn Krebs nicht Befehl gab, tiefer zu gehen, konnten sie das faseroptische Kabel abspulen und die Station rufen.

Wenn Krebs schlief. Sie zeigte allerdings keine Neigung dazu. Sie kreuzten durch den Ozean und überprüften alle Bordsysteme. Muzorawa stand mit glasigem Blick an seiner Konsole, während die Sensoren einen unendlichen Datenstrom in den Computer ergossen — und mit allen Arten von sensorischen Wahrnehmungen direkt in sein Nervensystem.

Generator und Antrieb arbeiteten so reibungslos, dass Grant sich an seiner Konsole beinahe langweilte. Seine Beine schmerzten jetzt, und ein unbestimmter dumpfer Schmerz hinter seinen Augen plagte ihn, kaum an der Schwelle des Bewusstseins, doch hinreichend, um als lästig empfunden zu werden. Er schaltete sich in Zebs sensorische Daten ein, um wenigstens für ein paar Augenblicke die eingehenden Informationen zu verfolgen.

Sofort überschwemmte ihn eine Flut von Sinneswahrnehmungen. Deutlich konnte er die ausgefällten Flocken organischen Materials in die dunklen Tiefen niedersinken sehen. Das Wasser strömte an der Tauchsonde vorbei, als glitte sie wie ein Fisch durch den Ozean, der zusehends wärmer wurde, je weiter sie in seine Tiefe vordrangen.

In diesem Meer gab es keine Lebewesen, sah er. Keine Fische, keine Büschel von Pflanzen. Um das zu sehen, mussten sie tiefer sinken. Dr. Wo hatte gesagt, sie hätten die bewegten Objekte in mehr als zehn Kilometern unter der Oberfläche ausgemacht, und selbst dann seien sie noch weit weg gewesen …

»Sie schläft.« Grants Aufmerksamkeit fand zurück zur Brücke. Er musste mehrmals zwinkern und seine Perspektive umstellen. Die Loslösung vom Informationsstrom der Sensoren war wie das Erwachen in einer anderer Wirklichkeit.

Grant sah, dass Krebs tatsächlich die Brücke verlassen hatte. Die faseroptischen Drähte, die sie mit den Bordsystemen verbunden hatten, steckten in ihrem Aufbewahrungskasten an der Decke.