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»Ich bin Gaius Julius Cäsar, der Beklagte in diesem Rechtsstreit. Ich beanspruche den Besitz meines Grund und Bodens. Ich spreche selbst für mich.«

»Hast du einen Teil davon als Symbol mitgebracht?«

»Allerdings, hohes Gericht«, erwiderte Julius. Er ging zu der Reihe der drapierten Stoffhüllen und zog mit kräftigem Schwung eine davon zur Seite, womit er den ersten Bronzeschild vor dem Gericht enthüllte. Ein Aufkeuchen ertönte aus der Menge, und überall wurde aufgeregt geflüstert.

Der Schild bewirkte genau das, was Julius sich erhofft hatte. Alexandria hatte alles gegeben, um ihn zu erschaffen, in vollem Bewusstsein dessen, dass sie sich damit vor dem Gericht und dem Senat an einem einzigen Tag einen Namen machen konnte.

Der Schild war mit einem Bronzewulst eingefasst, doch alle Augen richteten sich auf das Gesicht und die Schultern der Gestalt des Marius, ein lebensgroßes Relief, das auf die Versammelten herabblickte. Das Flüstern verstummte, doch dann erhob sich Jubel in der Menge, die sich bemühte, ihre Anerkennung für den toten Feldherrn zu zeigen.

Antonidus sprach wütend mit seinem Advokaten, und der Mann räusperte sich laut, um die Aufmerksamkeit des Gerichts auf sich zu lenken. Der Lärm der Zuschauer wurde auch dem Prätor zu viel, und er gab dem Zenturio der Gerichtswache mit der flachen Hand ein Zeichen. Die Soldaten stießen die Enden ihrer langen Stäbe auf das Pflaster und die Menge beruhigte sich wieder, aus Angst vor einer Tracht Prügel. Jetzt trat Rufus vor, ein knochiger Geier von einem Mann, gekleidet in eine dunkle Robe. Mit einem verächtlichen Schnauben zeigte er auf den Schild.

»Ehrenwerter Prätor. Mein Mandant besteht darauf, dass dieser… dieser Gegenstand niemals Teil des fraglichen Hauses gewesen ist. Es kann unmöglich als Symbol gelten, wenn es nicht ein Teil des zu verhandelnden Besitzes war.«

»Ich kenne das Gesetz, Rufus. Versuch nicht, mich zu belehren«, erwiderte der Prätor streng. Dann wandte er sich an Julius. »Was hast du darauf zu sagen?«

»Es ist wahr, dass kein solcher Schild an den Wänden hing, solange Antonidus im unrechtmäßigen Besitz des Hauses des Marius war, aber er hing heute Morgen dort und taugt deshalb so gut wie jeder andere Gegenstand als Symbol für in Frage gestelltes Eigentumsrecht. Ich habe Zeugen, die das bestätigen können«, verkündete Julius gewandt.

Der Prätor nickte. »Das wird nicht notwendig sein, Cäsar. Ich akzeptiere dein Argument. Der Schild ist gültig.«

Er furchte die Stirn, als erneut Jubel in der Menge ringsumher aufbrandete, und wollte gerade die Hand heben, um den Wachen abermals ein Zeichen zu geben. Schon das genügte, um die Leute verstummen zu lassen. Sie wussten, dass sie seine Geduld nicht überstrapazieren durften.

»Kläger und Beklagter, begebt euch nun zu dem Symbol und vollendet den Ritus des Disputs«, sagte er laut.

Antonidus überquerte den Gerichtsplatz mit einem schlanken Speer in der Hand. Julius stieg mit ihm auf die Plattform und ließ sich keinerlei Triumphgefühle anmerken, die das Gericht als Anmaßung empfinden könnte. Er berührte mit seinem Speer den Schild. Ein metallisches Klingen ertönte, und er trat zurück. Antonidus senkte die Spitze seines Speers und seine Lippen wurden schmal, als jemand aus der Menge diese Geste bejubelte. Dann drehte er Julius den Rücken zu und ging wieder zu Rufus, der mit verschränkten Armen dastand, scheinbar unberührt von dem Schlagabtausch.

»Das Eigentum ist als Gegenstand des Disputs gekennzeichnet. Die Verhandlung möge beginnen«, verkündete der Prätor und machte es sich auf seinem Sitz bequem. Sein Anteil an der Zeremonie war damit erledigt, bis es an der Zeit war, die Sitzung aufzulösen. Die drei Richter erhoben sich und verneigten sich vor ihm, ehe einer von ihnen sich vernehmlich räusperte.

»Da du der Kläger bist«, sagte der Magistrat zu Antonidus, »muss dein Advokat als Erster sprechen.«

Rufus verneigte sich und trat drei Schritte vor, um den Schauplatz besser beherrschen zu können.

»Prätor, Magistrates, Senatoren«, fing er an. »Es handelt sich hier um einen sehr einfachen Fall, auch wenn die Strafen, die er nach sich ziehen kann, zu den drastischsten unseres Rechtswesens zählen. Vor fünf Wochen hat der Beklagte zum Zwecke der Gewaltanwendung bewaffnete Männer in die Stadt gebracht. Ein solches Vergehen kann mit dem Tod oder mit Verbannung bestraft werden. Dazu kommt, dass der Beklagte seinen Männern befohlen hat, in ein Privathaus einzubrechen, das Haus des Klägers, des Heerführers Antonidus. Die Strafe dafür wäre mit einfachem Auspeitschen abgegolten, was nach dem Tod jedoch als unnötige Grausamkeit angesehen und damit vernachlässigt werden kann.« Er hielt inne, während hier und da in den Bankreihen verhaltenes Lachen zu vernehmen war. Die Menge außerhalb des Gerichtsplatzes blieb stumm.

»Sowohl die Diener als auch die Wachen des Hauses wurden grob behandelt, und als der Eigentümer zurückkehrte, wurde ihm von ebenjenen Soldaten der Zutritt zu seinem Hause verwehrt.

Er ist kein rachsüchtiger Mann, aber die gegen ihn verübten Vergehen sind schwer wiegend und vielfältig. Als sein Advokat verlange ich die härteste, die Höchststrafe. Der Tod durch das Schwert ist die einzig mögliche Antwort auf eine derartige Missachtung der Gesetze Roms.«

Höfliches Klatschen kam von den Männern rings um Cato, und Rufus nickte ihnen kurz zu, als er seinen Platz wieder einnahm. Seine flammenden Augen straften die Gelassenheit Lügen, die er zur Schau trug.

»Und nun der Beklagte«, fuhr der Magistrat fort. Nichts in seinem Verhalten verriet, ob ihn Rufus’ Worte beeindruckt hatten. Trotzdem trat Julius mit einem flauen Gefühl im Magen vor. Er hatte gewusst, dass die Gegenpartei die Todesstrafe fordern konnte; es hier jedoch in aller Öffentlichkeit vor Gericht zu vernehmen, machte das Ganze zu einer Realität, die sein Selbstvertrauen erschütterte.

»Prätor, Magistrates, Senatoren, Volk von Rom«, begann Julius so laut, dass seine Worte bis in die Zuschauermenge getragen wurden. Dies wurde mit Jubelrufen quittiert, doch der Prätor sah ihn nur finster an. Bevor er weitersprach, ordnete Julius seine Gedanken. Instinktiv spürte er, dass die Verteidigung des Marius eher das Volk, das unter Sulla gelitten hatte, ansprechen würde als die schweigenden Magistrates. Doch darauf einzugehen, war ein gefährliches Spiel, das die Richter sogar dazu bringen konnte, gegen einen recht eindeutigen Fall zu entscheiden. Er musste äußerst vorsichtig vorgehen.

»Die Geschichte dieses Falles reicht weiter zurück als fünf Wochen«, fing er an. »Sie beginnt an einem Abend vor drei Jahren, an dem sich die Stadt für den Bürgerkrieg bereit machte. Marius war der rechtmäßige Konsul von Rom, seine Legion hatte die Stadt gegen feindliche Angriffe befestigt…«

»Verehrtes Gericht, ich bitte doch sehr, ihm diesen ausschweifenden Diskurs zu untersagen«, fiel ihm Rufus ins Wort und erhob sich. »Es geht hier um den Besitzanspruch auf das Haus, nicht um längst geschlagene Schlachten der Geschichte.«

Die Richter besprachen sich kurz, dann erhob sich einer von ihnen.

»Unterbrich nicht, Rufus. Der Beklagte hat ein Recht darauf, seinen Fall so darzustellen, wie er es für richtig befindet«, sagte er.

Rufus fügte sich und nahm wieder Platz.

»Vielen Dank, hohes Gericht«, fuhr Julius fort. »Dass Marius mein Onkel war, ist allgemein bekannt. Er hat die Verteidigung der Stadt übernommen, als Sulla nach Griechenland zog, um Mithridates zu besiegen. Eine Aufgabe, die Sulla nur sehr unvollständig erfüllt hat.«

Bei dieser Bemerkung ging ein Lachen durch das Publikum, das jedoch sogleich verklang, als der Prätor seinen funkelnden Blick hob. Julius redete weiter: »Marius war überzeugt, dass Sulla mit dem Ziel in die Stadt zurückkehren würde, die Macht vollends an sich zu reißen. Um das zu verhindern, ließ er die Mauern Roms befestigen und bereitete seine Männer darauf vor, die Bewohner der Stadt gegen einen bewaffneten Angriff zu verteidigen. Hätte sich Sulla den Stadtmauern ohne Gewalt genähert, hätte er seinen Konsulposten ohne weiteres wieder einnehmen können und der Frieden der Stadt wäre nicht gebrochen worden. Stattdessen hat er Attentäter innerhalb ihrer Mauern zurückgelassen, die den Marius feige im Schutz der Dunkelheit überfielen, um ihn zu ermorden. Sullas Männer haben die Tore geöffnet und ihren Herrn in die Stadt eingelassen. Ich glaube, es war der erste bewaffnete Angriff auf Rom seit über zweihundert Jahren.«