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Dann kam ein Sklave aus dem Haus auf die beiden Männer zu.

»Senator Prandus heißt dich willkommen, Tribun. Bitte folgt mir.«

Tubruk hob die Augenbrauen. Mit einer so schnellen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Julius zuckte die Achseln, und die beiden folgten dem Sklaven bis in einen weit entfernten Flügel, wo der Mann eine Tür vor ihnen öffnete und sich verneigte. Sie traten ein.

Senator Prandus stand mit seinem Sohn in einem Zimmer, das eher an einen Tempel als an einen Wohnraum erinnerte. Kostbarer, gemaserter Marmor säumte die Wände und bedeckte den Boden, und in die gegenüberliegende Wand war der Hausschrein eingelassen. Es roch ein wenig nach Weihrauch, ein würziger Duft, den Julius anerkennend einatmete. Es bestand kein Zweifel daran, dass er in seinem Anwesen für die eine oder andere Veränderung sorgen musste. Bei jedem Schritt fielen ihm neue und interessante Einzelheiten ins Auge, von der Büste eines Vorfahren im Schrein bis hin zu der Sammlung griechischer und römischer Relikte an einer Wand, die er nur zu gerne näher betrachtet hätte. Es handelte sich um eine wohl kalkulierte Zurschaustellung von Reichtum, doch Julius nahm es alles als Anregungen für die Veränderungen in sich auf, die er in seinem eigenen Haus vorzunehmen gedachte, wodurch der beabsichtigte Effekt wirkungslos verpuffte.

»Ein unerwarteter Besuch, Cäsar«, begrüßte ihn Prandus.

Julius riss sich von seiner Umgebung los und lächelte die beiden Männer offen an.

»Du hast ein wunderschönes Haus, Senator. Besonders die Gartenanlagen.«

Prandus blinzelte erstaunt, runzelte jedoch sofort wieder die Stirn, denn er war zur Höflichkeit gezwungen.

»Vielen Dank, Tribun. Es waren viele Jahre harter Arbeit nötig, um alles so zu gestalten. Aber du hast noch nicht gesagt, was dich zu mir führt.«

Julius hob die Taschen von der Schulter und ließ sie mit dem unmissverständlichen Klirren metallener Münzen auf den Marmorboden fallen.

»Du weißt genau, was mich zu dir führt, Senator. Ich bin gekommen, um das Land zurückzukaufen, das dir während meiner Gefangenschaft, die ich gemeinsam mit deinem Sohn erlitten habe, verkauft worden ist.« Julius warf Suetonius einen kurzen Blick zu und sah, dass der Sohn des Senators das Gesicht zu einem arroganten Grinsen verzogen hatte. Julius reagierte nicht darauf und behielt seinen unbeteiligten Gesichtsausdruck bei. Schließlich musste er mit dem Vater verhandeln, nicht mit dem Sohn.

»Ich hatte vor, meinem Sohn ein Haus auf diesem Land zu bauen«, wandte der Senator ein.

Julius unterbrach ihn sofort: »Ich erinnere mich daran. Ich bringe dir den Preis, den du dafür bezahlt hast sowie ein Viertel mehr, um dich für den Verlust zu entschädigen. Ich werde nicht mit dir über mein Land verhandeln. Und ich werde dir auch kein zweites Angebot machen«, sagte er mit fester Stimme und knotete den Beutel auf, um seinem Gegenüber das Gold zu zeigen.

»Das ist… ein faires Angebot«, bemerkte Prandus mit Blick auf die Beutel. »Einverstanden. Ich lasse meine Sklaven den Grenzzaun sofort entfernen.«

»Was? Vater, du kannst doch nicht einfach…«, fuhr Suetonius dazwischen.

Der Senator drehte sich zur Seite und packte seinen Sohn zornig am Arm.

»Schweig!«, fuhr er ihn an.

Der jüngere Mann schüttelte ungläubig den Kopf, als Julius auf seinen Vater zuging und ihm zur Besiegelung der Abmachung die Hand schüttelte.

Ohne ein weiteres Wort gingen Julius und Tubruk wieder hinaus und ließen Suetonius mit seinem Vater allein.

»Warum hast du das getan?«, fragte der Sohn voll wütender Verwunderung.

Der Mund seines Vaters verzog sich zu einem Abbild seines eigenen höhnischen Lächelns.

»Du bist ein Narr, mein Sohn. Ich liebe dich, aber du bist ein Narr. Du warst doch mit mir bei der Gerichtsverhandlung auf dem Forum. Diesen Mann möchte man sich nicht zum Feind machen. Ist das verständlich genug für dich?«

»Aber was ist mit dem Haus, das du bauen wolltest? Bei den Göttern, ich habe schon tagelang mit den Architekten über den Plänen gesessen.«

Senator Prandus sah seinen Sohn an. In seinen Augen spiegelte sich eine Enttäuschung, die den Jüngeren mehr verletzte, als es ein Fausthieb vermocht hätte.

»Vertrau mir, Suetonius. Du wärst in diesem Haus, so dicht an seinen Ländereien, schon bald gestorben. Ob du dir dessen bewusst bist oder nicht, ich habe dir soeben das Leben gerettet. Ich fürchte ihn nicht aus Angst um mein eigenes Leben, aber du bist mein ältester Sohn, und er ist zu gefährlich für dich. Er macht Cato Angst, und auch du solltest dich vor ihm in Acht nehmen.«

»Ich habe weder Angst vor Cäsar noch vor seinen Soldaten!«, schrie Suetonius.

Sein Vater schüttelte traurig den Kopf.

»Genau aus diesem Grunde, mein Sohn, bist du ein Narr.«

Als Julius und Tubruk ihre Pferde durch das Tor des Gutes führten, ertönte ein Ruf vom Haupthaus. Brutus kam ihnen entgegengerannt, doch ihre freudigen Begrüßungen erstarben ihnen auf den Lippen, als sie seinen Gesichtsausdruck sahen.

»Den Göttern sei Dank, dass ihr zurück seid!«, rief er. »Der Senat hat alle zusammengerufen. Die Primigenia muss sich zum Ausrücken bereit machen.« Noch während er sprach, brachte ihm ein Sklave sein Pferd, und er schwang sich in den Sattel.

»Was ist passiert?«, fragte Julius, als Brutus entschlossen nach den Zügeln griff.

»Ein Sklavenaufstand im Norden. Tausende und Hunderte Gladiatoren, die ihre Aufseher umgebracht haben. Mutina ist überrannt worden«, erwiderte Brutus. Sein Gesicht war blass unter dem Staub der Straße.

»Das ist unmöglich! Dort stehen zwei Legionen!«, meldete sich Tubruk entsetzt zu Wort.

»So wurde es jedenfalls berichtet. Überall sind Boten unterwegs, aber ich dachte, du würdest es gern so schnell wie möglich erfahren.«

Julius wendete sein Pferd und packte die Zügel fester.

»Ich kann die Männer, die meine Frau schützen, nicht abziehen, sonst riskiere ich hier eine zweite Rebellion«, sagte er brüsk.

Brutus zuckte die Achseln. »Der Befehl lautete, jeden verfügbaren Soldaten marschbereit zu machen, Julius. Aber wenn du willst, vergesse ich diese hier einfach«, gab er zurück und streckte den Arm aus, um dem Freund aufmunternd auf die Schulter zu klopfen. Julius zog die Zügel an und schickte sich an, seinem Pferd die Fersen in die Flanken zu drücken.

»Sichere das Haus, Tubruk«, befahl Julius. »Falls sich der Aufstand ausbreitet, sind wir bestimmt noch einmal dankbar dafür, dass du die Verteidigungsanlagen ausgebaut hast. Sieh zu, dass meine Familie in Sicherheit ist, so wie du es zuvor auch getan hast.«

Sie blickten einander einen Augenblick lang in die Augen. Dann beugte sich Julius über den Hals seines Pferdes und flüsterte Tubruk ins Ohr, damit Brutus ihn nicht hören konnte.

»Ich weiß, was ich dir schuldig bin«, sagte er. Sullas Tod hatte sie alle gerettet.

»Keine Sorge. Geh jetzt«, erwiderte Tubruk schroff und gab dem Pferd einen Klaps aufs Hinterteil.

Die beiden jungen Männer duckten sich im Sattel, preschten davon und zogen auf der Straße nach Rom eine lange Staubfahne hinter sich her.

34

Der Senat summte vor Geschäftigkeit, als Julius und Brutus eintrafen. Sie stiegen am Rande des Forums von ihren Pferden und führten sie durch die Grüppchen der Senatoren, die aus allen Richtungen, aus der Stadt und von außerhalb, zusammenkamen, um an der Dringlichkeitssitzung teilzunehmen.

»Wie hast du so schnell davon erfahren?«, fragte Julius seinen Freund, als sie über den Platz gingen.

Brutus sah ein wenig verlegen aus; dann hob er den Kopf.

»Meine Mutter hat es mir erzählt. Sie hat etliche… Kontakte zum Senat. Wahrscheinlich war sie eine der Ersten, die davon gehört haben.«

Verwundert bemerkte Julius eine gewisse Behutsamkeit in Brutus’ Verhalten. Der Freund hatte ihn die ganze Zeit zu einem Treffen mit Servilia gedrängt, und Julius spürte, wie wichtig es ihm war.