Servilia warf ein Gewand über ihren nassen Körper und erschauerte leicht vor Vorfreude.
Sie blieb kurz vor einem großen Spiegel stehen, der in die Wand eingelassen war, und strich sich das feuchte Haar aus der Stirn. Ihr Magen fühlte sich vor überraschender Spannung leicht an bei dem Gedanken daran, Julius endlich gegenüberzutreten, und sie musste über sich selbst lächeln.
Brutus saß mit Julius in einem Zimmer, das nichts von der kunstvollen Aufmachung aufwies, mit der sie ihre Geschäftsräume ausgestattet hatte. Es war schlicht eingerichtet, und die Wände waren mit einem zurückhaltend gemusterten Stoff verhüllt, der eine wohl tuende Wärme vermittelte. Auf dem Rost flackerte ein Feuer, und die Flammen warfen goldenes Licht auf die beiden Männer, die sich erhoben, um sie zu begrüßen.
»Es freut mich, dass ich dich endlich kennen lerne, Cäsar«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen. Ihr Gewand lag genauso an ihrem feuchten Körper an, wie sie es erhofft hatte, und als sie sein Gesicht sah, während er versuchte, sie nicht offen anzustarren, erfüllte sie eine freudige Zufriedenheit.
Julius fühlte sich regelrecht überwältigt von ihr. Er fragte sich, ob es Brutus nichts ausmachte, dass sie fast nackt vor ihnen stand, trotz des dünnen Stoffs, der ihren Körper bedeckte. Er sah, dass sie gebadet hatte, und sein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken daran, was vor ihrer Ankunft dort vor sich gegangen sein mochte. Sie war nicht herkömmlich schön, dachte er, aber wenn sie lächelte, vermittelte sie eine natürliche, unverstellte Sinnlichkeit. Flüchtig wurde ihm klar, dass er schon so lange nicht mehr mit einer Frau geschlafen hatte, dass er es bereits vergessen hatte, doch abgesehen davon konnte er sich nicht entsinnen, dass ihn Cornelia oder Alexandria jemals so ohne jede Mühe erregt hatten, wie diese Frau es tat.
Als er ihre Hand ergriff, errötete er ein wenig.
»Dein Sohn spricht in den höchsten Tönen von dir. Ich bin froh, dass ich deine Bekanntschaft machen darf, wenn auch nur kurz, ehe ich nach Hause zurückkehre. Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht länger bleiben kann.«
»Die Primigenia muss antreten, um den Aufstand niederzuschlagen«, sagte sie nickend, und seine Augen weiteten sich ein wenig bei ihren Worten. »Ich will dich nicht aufhalten, und ich sollte mich wieder meinem Bad widmen. Denk einfach immer daran, dass du eine Freundin hast, solltest du mich jemals brauchen.«
Julius fragte sich, ob in diesen Augen, die ihn so freundlich ansahen, wirklich ein Versprechen lag. Ihre Stimme war so tief und sanft, er hätte ihr eine Ewigkeit zuhören können. Dann schüttelte er den Kopf, wie um sich aus einer Trance zu befreien.
»Ich vergesse es bestimmt nicht«, sagte er und legte den Kopf ein wenig zur Seite. Als sie Brutus ansah, erhaschte er einen Blick auf ihre von dem feuchten Tuch verhüllten Brüste und wurde wieder rot, als sie seinen Blick auffing und ihn mit offensichtlicher Genugtuung anlächelte.
»Bring deinen Freund bald wieder mit, Brutus, wenn ihr einmal mehr Zeit habt. Anscheinend spricht mein Sohn von uns beiden in den höchsten Tönen.«
Julius sah seinen Freund an, der leicht die Stirn runzelte.
»Das werde ich tun«, erwiderte Brutus. Dann führte er Julius hinaus, und Servilia schaute den beiden nach. Ihre Finger strichen bei dem Gedanken an den jungen Römer ganz sacht über ihre Brüste, deren steife Brustwarzen nur wenig mit der kühlen Luft auf ihrer Haut zu tun hatten.
Brutus fand trotz der Dunkelheit in den Straßen leicht den Weg zu Alexandrias Wohnung. In der Rüstung der Primigenia war er ein wenig verlockendes Ziel für das räuberische Gesindel, das es auf die Armen und Schwachen abgesehen hatte. Atia, Octavians Mutter, öffnete die Tür mit ängstlichem Gesichtsausdruck, der jedoch gleich wieder verflog, als sie ihn erkannte. Sie ließ ihn ein, und er fragte sich, wie viele andere Menschen sich vor nächtlichen Soldatenbesuchen fürchteten. Während sich die Senatoren mit Leibwachen umgaben, blieb dem einfachen römischen Bürger kein anderes Mittel zum Schutz von Leib und Leben, als die verriegelte Tür, die den Rest der Stadt aussperrte.
Alexandria war zu Hause, und Brutus war peinlich berührt, als er sah, dass Octavians Mutter nur ein paar Fuß neben ihnen ihr Abendmahl zubereitete.
»Gibt es hier einen Ort, wo wir uns etwas ungestörter unterhalten können?«, fragte er.
Alexandria blickte durch die offene Tür in ihr Zimmer, und Atias Mund verzog sich zu einer schmalen Linie.
»Nicht in meinem Haus«, sagte sie und sah Brutus finster an. »Ihr zwei seid nicht verheiratet.«
Brutus stieg die Röte in die Wangen.
»Ich verlasse morgen die Stadt. Ich wollte nur…«
»Ich weiß sehr wohl, was du nur wolltest, aber ich sage dir eins: Nicht in meinem Haus.« Atia widmete sich wieder dem Zerkleinern von Gemüse und überließ Brutus und Alexandria sich selbst. Das Kichern, das die beiden unterdrückten, hätte ihre Vermutungen nur noch bestätigt.
»Kommst du mit mir nach draußen, Brutus? Ich bin sicher, Atia vertraut dir in Sichtweite der Nachbarn«, sagte Alexandria. Sie warf sich ihren Umhang um und folgte ihm nach draußen in die Nacht. Atia setzte ihr Hackbrett an den Kessel und strich ungerührt das Gemüse in den Sud.
Kaum waren sie allein, warf sich Alexandria in seine Arme, und sie küssten sich. Obwohl es bereits dunkel war, waren die Straßen immer noch belebt. Brutus blickte sich irritiert um. Der kleine Hauseingang bot ihnen kaum Schutz vor dem Wind, ganz zu schweigen vor fremden, neugierigen Blicken.
»Das ist wirklich lächerlich«, sagte er, obwohl er insgeheim an genau die Art von Zusammenkunft gedacht hatte, die Atia ihnen verwehrt hatte. Er würde ausziehen, um auf weit entfernten Schlachtfeldern zu kämpfen, und es war beinahe Tradition, sich für die Nacht davor ein Bett zu suchen, in dem man willkommen war.
Alexandria kicherte und küsste ihn auf den Hals, dorthin, wo die Haut durch die Berührung der Rüstung kalt war.
»Zieh meinen Umhang um uns«, flüsterte sie ihm ins Ohr, was seinen Puls sofort beschleunigte. Er drapierte das Kleidungsstück so, dass es sie beide umhüllte, und sie atmeten einer des anderen Atem.
»Ich werde dich vermissen«, sagte er wehmütig, als er spürte, wie sich ihr Körper eng an den seinen presste. Mit einer Hand musste er den Umhang festhalten, aber die andere konnte über ihren Rücken gleiten, und als sie warm genug war, unter ihre Stola und auf ihre Haut. Sie keuchte leise auf.
»Ich glaube, Atia hatte Recht«, flüsterte sie, denn sie wollte nicht, dass die Frau sie mit ihren scharfen Ohren hörte. Mit seiner breiten Hand auf ihrer Hüfte kam sie sich vor, als stünde sie nackt neben ihm, und die Menschen, die ständig vorübereilten, verstärkten ihre Erregung nur noch. Der Umhang bot einen warmen Schutz gegen die Kälte, und sie drückte ihn fest an sich, spürte die harten Konturen seiner Rüstung. Seine Beine waren nackt, wie üblich, und mit einem schockierenden Gefühl des Wagemuts legte sie die Hände auf seine Oberschenkel, spürte die sanfte Kraft darin.
»Ich sollte sie herausrufen, damit sie mich vor dir in Schutz nimmt«, sagte sie und ließ die Hand nach oben wandern. Sie fand weiche Bänder, löste sie und spürte seine Wärme an ihrer Hand. Er stöhnte leise, als sie ihn umfasste, und warf einen vorsichtigen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, dass auch niemand auf sie aufmerksam geworden war. Die Menschenmenge verschwamm in der Dunkelheit, und auf einmal war es ihm egal, ob man sie sehen konnte oder nicht.
»Ich möchte, dass du dich in der Fremde an mich erinnerst, junger Brutus. Ich möchte nicht, dass du dir den Hals nach diesen Lagerhuren verdrehst«, flüsterte sie. »Wir beide haben noch etwas zu erledigen, du und ich.«
»Ich würde nie… oh, ihr Götter… ich sehne mich schon so lange nach dir.«
Sie knöpfte die Stola unter ihrem Umhang auf und führte ihn in sich hinein; ihre Augen schlossen sich zitternd unter seinen Bewegungen. Er hob sie mit Leichtigkeit hoch, dann lehnten sie sich eng umschlungen in den Hauseingang, ohne darauf zu achten, was um sie herum geschah. Die Menge ging an ihnen vorüber, aber niemand blieb stehen, und die Nacht verschlang sie.