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Dalcius, der neue Sklave, ging mit einem Metalltablett voller Gewürze, die in ihre Regale zurückgestellt werden sollten, an ihm vorüber. Als er begann, das Tablett abzuräumen, lächelte Casaverius ihm zu.

Er war ein guter Arbeiter. Der Sklavenhändler hatte beim Verkauf nicht gelogen, als er behauptete, dieser Sklave kenne sich in der Küche aus. Casaverius überlegte, ob er ihm erlauben sollte, unter seinen wachsamen Augen ein Gericht für das nächste Bankett zuzubereiten.

»Sieh zu, dass die Gewürze immer am richtigen Platz stehen, Dalcius«, sagte er.

Der große Mann nickte lächelnd. Offensichtlich war er kein Schwätzer, aber vielleicht sollte er wenigstens diesen Bart abnehmen, dachte Casaverius bei sich. Sein Vater hatte nie einen Bart in seiner Küche erlaubt, weil er der Ansicht war, man könne das als ein Zeichen von Unsauberkeit werten.

Er probierte noch einmal die Senfsamenpaste und schmatzte zufrieden, bemerkte dabei jedoch aus dem Augenwinkel, dass Dalcius seine Aufgabe schnell und ordentlich ausführte. Mit seinen Narben sah er eher wie ein alter Kämpfer aus, aber seine Gestalt wirkte keineswegs bullig. Wenn dem so gewesen wäre, hätte Casaverius ihn nicht in seiner Küche dulden können, denn die ständige Hektik dort führte manchmal auch zu Streitereien. Übellaunige Menschen überlebten in den unteren Regionen der Häuser der Reichen nicht sehr lange. Dalcius aber hatte sich als durchaus liebenswürdig, wenn auch als sehr schweigsam erwiesen.

»Morgen früh brauche ich jemanden, der mir bei den Pasteten hilft. Möchtest du das übernehmen?« Casaverius war sich gar nicht bewusst, dass er langsam und wie mit einem Kind redete, doch Dalcius schien das nichts auszumachen. Im Gegenteil, seine Schweigsamkeit forderte einen geradezu dazu heraus. Der dicke Koch hatte nichts Feindseliges an sich und freute sich aufrichtig, als Dalcius zustimmend nickte, bevor er wieder in die Vorratsräume ging. Ein Koch muss stets ein Auge für gute Arbeiter haben, hatte sein Vater immer gesagt. Darin lag der Unterschied zwischen endloser Plackerei und dem Erreichen absoluter Vollkommenheit.

»…und Vollkommenheit liegt nun einmal im Detail«, murmelte er wieder vor sich hin.

Am Ende der langen Küchenflucht öffnete sich eine Tür, die zum Wohnbereich führte, und ein vornehm gekleideter Sklave trat ein. Casaverius richtete sich auf und stellte Stößel und Mörser achtlos beiseite.

»Der Herr bittet dich, die Störung zu dieser späten Stunde zu entschuldigen. Er lässt fragen, ob du ihm noch etwas Kaltes zubereiten könntest, bevor er zu Bett geht. Eine Eisspeise«, sagte der junge Mann.

Casaverius dankte ihm und war wie immer erfreut über Sullas Höflichkeit.

»Für alle seine Gäste?«, fragte er und fing bereits an zu überlegen.

»Nein, seine Gäste sind bereits gegangen. Nur der Feldherr ist noch da.«

»Dann warte hier. Ich brauche nur ein paar Minuten.«

Kaum hatte Casaverius seine Befehle ausgegeben, schlug die Trägheit des ausklingenden Abends wieder in angespannte Aufmerksamkeit um. Zwei der Küchenboten wurden in die Eisräume tief unter der Küche geschickt. Casaverius ging unter einem niedrigen Bogen hindurch und dann einen kurzen Gang entlang in den Raum, in dem die Nachspeisen zubereitet wurden.

»Ich denke da an ein Zitroneneis«, murmelte er beim Gehen vor sich hin. »Schöne, bittere Zitronen aus dem Süden, gesüßt und gut gekühlt.«

Als er den Nachspeisenraum betrat, lag schon alles bereit. So wie in der Hauptküche hingen auch hier Dutzende von kleinen, mit Sirupen und Soßen gefüllten Amphoren an den Wänden. Diese Zutaten wurden zubereitet oder aufgefüllt, wenn in der Küche sonst nicht sehr viel zu tun war. Hier unten war nichts von der Hitze der Öfen zu spüren. Ein angenehmes Frösteln überlief Casaverius’ massigen Körper.

Die in grobes Tuch eingeschlagenen Eisblöcke wurden schnell nach oben gebracht und unter seiner Anweisung zerstampft, bis das Eis sich in einen feinen Brei verwandelt hatte. Dann fügte er die bittersüße Zitrone hinzu und rührte sie so unter, dass sie gerade genug Geschmack abgab, ohne vorzuschmecken. Sein Vater hatte immer gesagt, das Eis dürfe auf keinen Fall gelb werden. Angesichts der feinen Konsistenz und der zarten Färbung lächelte Casaverius zufrieden, nahm eine Schöpfkelle und gab die Mischung in die Glasschälchen, die auf einem Serviertablett bereitstanden.

Er arbeitete zügig, denn selbst in diesem kalten Raum begann das Eis langsam zu schmelzen, weshalb der Weg durch die Küche sehr schnell zurückgelegt werden musste. Er hoffte, Sulla würde eines Tages einen weiteren Durchgang unter seinem luxuriösen Haus genehmigen, durch den man die geeisten Nachspeisen direkt nach oben bringen konnte. Aber mit etwas Umsicht und Schnelligkeit würden sie seinen Tisch auch so beinahe vollkommen erreichen.

Nach wenigen Minuten waren die beiden Schälchen mit weißem Eis gefüllt, und Casaverius schleckte sich die Finger ab und ächzte übertrieben genüsslich. Wie gut schmeckte doch Eisgekühltes im Sommer! Er überlegte kurz, wie viel Silber die beiden Schälchen wohl wert waren, doch das war ohnehin eine kaum vorstellbare Summe. Die riesigen Eisblöcke wurden auf Karren von den Bergen heruntergebracht, wobei unterwegs die Hälfte verloren ging. Dann brachte man die Blöcke in die tropfende Dunkelheit der Kühlräume, wo sie ganz langsam schmolzen. Trotzdem blieb noch genug übrig, um den ganzen Sommer damit gekühlte Getränke und Nachspeisen zuzubereiten – was ihn daran erinnerte, alsbald zu überprüfen, ob noch ausreichende Vorräte vorhanden waren. Es dürfte schon fast wieder Zeit für eine neue Bestellung sein.

Hinter ihm kam Dalcius herein, immer noch mit dem Gewürztablett in der Hand.

»Darf ich zusehen, wie du das Eis zubereitest? Bei meinem letzten Herrn hat es so etwas nie gegeben.«

Fröhlich bedeutete ihm Casaverius, näher zu treten.

»Die Zubereitung ist schon erledigt. Aber jetzt müssen die Schälchen so schnell wie möglich durch die Küche getragen werden, bevor das Eis schmilzt.« Dalcius lehnte sich ungeschickt über den Tisch und stieß dabei mit dem Arm den Krug mit dem klebrig gelben Zitronensirup um, der sich über das Tablett ergoss. Mit einem Schlag war Casaverius’ gute Laune verflogen.

»Beeil dich, du Narr! Hol einen Lappen zum Aufwischen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«

Der große Sklave sah entsetzt drein und stammelte: »Ich… es tut mir sehr Leid. Aber ich habe hier noch ein Tablett, Herr.«

Er hielt sein Tablett vor sich und Casaverius hob schnell die Schälchen an und wischte sie eilig mit seinem schweißgetränkten Tuch sauber. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um lange zu überlegen. Das Eis schmolz! Er stellte die Schälchen auf das Tablett und wischte sich gereizt die Finger ab.

»Steh nicht da wie angewurzelt! Lauf! Und wenn du über deine eigenen Füße stolperst, lasse ich dich auspeitschen.« Dalcius hastete aus dem Raum, und Casaverius fing an, den verschütteten Sirup aufzuwischen. Vielleicht war der Mann ja doch zu ungeschickt für schwierigere Aufgaben.

Draußen im Gang brauchte Tubruk nur den Bruchteil einer Sekunde, um den Inhalt des Giftröhrchens auf die beiden Schälchen zu verteilen und mit dem Finger unterzurühren. Dann rannte er durch die Küche und übergab das Tablett dem wartenden Sklaven.