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»Vielleicht…«, setzte Fercus zögernd an.

»Das ist die einzige Möglichkeit, und wir haben lange genug darüber gesprochen. Mach schon!« Tubruk krallte sich an den Lehnen des Stuhles fest, während Fercus die Faust hob und begann, sein Gesicht in eine unkenntliche Masse zu verwandeln. Er spürte, wie sein Nasenbein an den alten Bruchstellen erneut abknickte, und spuckte auf den Boden. Fercus hielt schwer atmend inne, und Tubruk hustete zitternd.

»Hör… noch nicht auf«, flüsterte er durch die Schmerzen hindurch und wünschte sich, es wäre bald vorbei.

Wenn sie hier fertig waren, würde Fercus Tubruk mit in sein eigenes Haus nehmen, doch zuvor würden sie sorgfältig darauf achten, in dem gemieteten Raum keine einzige Spur zu hinterlassen. Dann würde Tubruk mit seinem geschwollenen Gesicht mit einer Gruppe Sklaven zusammengekettet werden, die morgen die Stadt verließ. Bevor er wieder auf den Sklavenmarkt gekommen war, hatte er als Letztes ein Kaufdokument mit seinem eigenen Namen unterschrieben. Fercus würde einen weiteren anonymen Sklaven für die zermürbende Feldarbeit auf dem Gut außerhalb der Stadt liefern.

Endlich hob Tubruk die Hand, und Fercus hörte auf. Er keuchte und war verwundert, wie anstrengend es doch war, jemanden zu verprügeln. Der Mann auf dem Stuhl vor ihm hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem, der vorhin von der Straße hereingekommen war. In dieser Hinsicht war Fercus mit seiner Arbeit zufrieden.

»Ich schlage meine Sklaven nie«, murmelte er dennoch betreten.

Tubruk hob langsam den Kopf.

»Das hast du auch jetzt nicht getan«, sagte er und schluckte Blut.

Brutus duckte sich keuchend hinter einen Felsen. Ihre Verfolger hatten Pfeil und Bogen dabei, und ein schneller Blick hatte ihm gezeigt, dass zwei Bogenschützen zurückgeblieben waren, während zwei andere vorsichtig näher an ihre Position herankletterten. Sobald Renius und er gezwungen wurden, aus der Deckung zu kommen, würden sie von Pfeilen durchbohrt werden und alles wäre vorbei.

Brutus drückte sich so dicht wie möglich an den dunklen Stein und überlegte fieberhaft. Er meinte, ganz sicher Livias Mann in einem der Bogenschützen erkannt zu haben. Also hatte sie ihren Mann wohl erfolgreich von ihrer Unschuld überzeugt, weil niemand mehr da war, der das Gegenteil behauptete. Wenn er Brutus’ Leiche hinter sich herschleifte, würde sie ihn gewiss zu Hause als großen Helden empfangen.

Der Gedanke an sie wärmte Brutus für einen Moment. Ihr stumpfsinniger Ehemann würde nie zu schätzen wissen, was er an ihr hatte.

Renius hatte dem jüngeren Mann seinen Dolch gegeben, weil er selbst das solide Gewicht des Gladius vorzog. Brutus dagegen hatte sein Schwert in die Scheide gesteckt und hielt in jeder Hand einen Dolch. Er konnte gut genug damit werfen, um zu töten. Doch wenn sie ihn einmal im Blickfeld hatten, würden die Bogenschützen ihm wohl kaum eine Chance lassen, richtig zu zielen. Eine ziemlich prekäre Situation.

Er hob den Kopf über den Felsrand und visierte die Position der Männer an, die auf sie zukletterten. Die Bogenschützen riefen ihren Begleitern noch eine Warnung zu, doch Brutus war schon wieder außer Sicht und suchte sich bereits eine andere Position. Dieses Mal kam er ganz aus der Deckung heraus und schleuderte blitzschnell eines der Messer, bevor er sich wieder zu Boden fallen ließ.

Ein Pfeil zischte über seinen Kopf hinweg und Brutus grinste, als er hörte, dass der Dolch sein Ziel nicht verfehlt hatte. Er kroch weiter den Felsrand entlang in Renius’ Richtung und hielt das zweite Messer wurfbereit.

»Ich glaube, du hast ihn nur gestreift«, murmelte Renius.

Brutus zog missmutig die Augenbrauen hoch, weil er in seiner Konzentration gestört worden war. Dann jedoch wurde er von einem Schwall wüster Schimpfworte abgelenkt, die über die Felskante zu ihnen heraufdrangen.

»Und du hast ihn verärgert«, fügte Renius grinsend hinzu.

Brutus machte sich bereit für den nächsten Versuch. Er hätte gerne auf einen der Bogenschützen gezielt, aber jeder der anderen konnte einen Schützen leicht ersetzen. Außerdem waren sie am weitesten vom Versteck der Römer entfernt.

Er sprang auf und stand einem der Verfolger beinahe Auge in Auge gegenüber. Der Mann schnappte überrascht nach Luft, und Brutus versenkte seine Klinge in seiner ungeschützten Kehle. Dann ließ er sich wieder platt auf den Boden fallen und kroch Staub aufwirbelnd davon.

Zwei weitere Gegner kamen mit gezogenen Klingen auf Brutus zu. Er stand auf und stellte sich ihnen. Während des Kampfes versuchte er, die Bogenschützen im Hintergrund im Auge zu behalten und ihnen mit schnellen Ausweichschritten nach links oder rechts das Zielen zu erschweren.

Als er den ersten Griechen auf seinem Schwert aufspießte, zerschnitt direkt neben seinem Bein ein Pfeil die Luft. Brutus benutzte den erschlaffenden Körper als Deckung. Und obwohl der Mann starb, hatte er noch genügend Kraft, Brutus, der mit ihm von einer Seite auf die andere tänzelte, anzuschreien und zu beschimpfen. Aus dem Nichts bohrte sich ein Pfeil in den Rücken des Verwundeten, und ein Blutschwall schoss aus seinem Mund direkt in Brutus’ Gesicht. Er fluchte und stieß die Leiche des Mannes gegen dessen Begleiter, dem er zugleich in einem klassischen Legionärsausfall das Schwert in den Unterleib bohrte. Lautlos stürzten die beiden den Hang hinunter in das Gestrüpp und die Blumen. Brutus sah Livias Ehemann just in dem Moment, als er den Pfeil abschoss.

Er wollte noch ausweichen, doch der sirrende Schaft erwischte ihn halb in der Drehung und riss ihn um. Die Rüstung rettete ihm das Leben, und während er auf dem Boden wegrollte, dankte Brutus den Göttern für sein Glück. Er kam rechtzeitig wieder hoch, um zu sehen, wie Renius Livias Ehemann mit einem Schwinger von den Beinen holte und sich dann dem Letzten zuwendete. Der stand vor Angst stocksteif, nur seine Arme zitterten unter der Kraft des gespannten Bogens.

»Ganz ruhig, mein Junge!«, rief ihm Renius zu. »Lauf lieber hinunter zu deinem Pferd und geh nach Hause. Wenn du diesen Pfeil hier abfeuerst, reiße ich dir die Kehle mit den Zähnen heraus.«

Brutus machte einen Schritt auf Renius zu, doch dieser gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, sich nicht von der Stelle zu rühren.

»Er weiß, was er zu tun hat, Brutus. Lass ihm nur noch ein wenig Zeit«, sagte Renius laut und deutlich. Blass vor Anspannung hielt der junge Mann den Bogen weiter gespannt und schüttelte dann den Kopf. Livias Mann kam wieder zu sich und wand sich, aber Renius hielt ihn mit dem Fuß auf der Kehle am Boden.

»Ihr habt euren Kampf gehabt, Jungs. Jetzt geht nach Hause und beeindruckt eure Frauen mit den Geschichten von euren Heldentaten«, fuhr Renius fort und verstärkte langsam aber sicher den Druck, so dass Livias Mann sich an seinen Fuß krallte und nach Luft japste.

Der Bogenschütze lockerte seinen Griff und trat zwei Schritte zurück

»Lass ihn gehen«, sagte er mit starkem Akzent.

Renius zuckte mit den Schultern. »Dann wirf du zuerst den Bogen weg.«

Der junge Mann zögerte so lange, bis Livias Mann blau anlief. Dann schleuderte er den Bogen hinter sich über den Felsen, wo er hörbar aufschlug. Renius nahm seinen Fuß weg und wartete, bis Livias Mann sich keuchend aufgerichtet hatte. Der alte Gladiator rührte sich nicht, während die beiden Griechen sich so schnell wie möglich davonmachten.

»Moment!«, schrie Brutus ihnen plötzlich nach, und sie blieben vor Schreck wie erstarrt stehen. »Ihr habt da unten drei Pferde, die ihr nicht mehr braucht. Ich will zwei davon.«

Cornelia saß kerzengerade da und starrte Antonidus, der auch Sullas Hund genannt wurde, mit weit aufgerissenen Augen an.

Dieser Mann war gnadenlos, das wusste sie. Während er sie einschüchternd und eindringlich befragte, beobachtete er sorgfältig jede Regung in ihrem Gesicht. Sie hatte noch nie etwas Gutes über Sullas Truppenführer gehört, und es war ihr nicht leicht gefallen, bei der Nachricht, die er ihr überbrachte, weder Angst noch Erleichterung zu zeigen. Ihre Tochter lag schlafend in ihren Armen. Sie hatte beschlossen, sie Julia zu nennen.