Pelitas lachte leise über die wütenden Worte des jüngeren Manns.
»Glaubst du wirklich, wir können es schaffen? Du hast uns bis hierher gebracht, und selbst das hätte ich nie für möglich gehalten, wenn ich nicht gesehen hätte, wie du mit den Siedlungen umgesprungen bist. Wenn du sagst, wir machen weiter, dann bin ich bis zum Ende dabei.«
»Es ist zu schaffen«, sagte Julius voller Überzeugung. »Wir müssen an Bord eines Handelsschiffs und damit aufs offene Meer hinausfahren. Außer Sichtweite der Küste bieten wir uns ihnen so verlockend dar wie möglich. Wir wissen, dass die Piraten ihr Unwesen entlang dieser Küste treiben – sie müssen einfach anbeißen. Wenigstens sehen unsere Männer wie römische Legionäre aus, auch wenn manche von ihnen nicht allzu viel taugen. Wir stellen die guten Kämpfer nach vorne, um die Gegner zu täuschen.«
»Ich bleibe bis zum Schluss«, sagte Prax. »Ich brauche mein Lösegeld, um meinen Ruhestand genießen zu können.«
Gaditicus nickte schweigend. Julius’ Blick fiel nun auf denjenigen, den er schon am längsten kannte.
»Was ist mit dir, Suetonius. Fährst du nach Hause?«
Suetonius trommelte mit den Fingern auf den Holztisch. Er hatte von Anfang an gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde, und sich geschworen, die erste Möglichkeit zur Heimkehr zu ergreifen. Von ihnen allen konnte seine Familie den Verlust des Lösegelds am leichtesten verschmerzen, aber der Gedanke an eine Rückkehr in Schande war bitter. In Rom gab es viele junge Offiziere, und die Zukunft sah nicht mehr so viel versprechend aus wie damals, als er zum ersten Mal auf dem Deck der Accipiter gestanden hatte. Sein Vater hatte eine schnelle Beförderung seines Sohns erwartet, und als das nicht geschah, hatte der Senator einfach nicht mehr weiter nachgefragt. Wenn er jetzt auf das Familiengut zurückkehrte und nichts als Niederlagen vorzuweisen hatte, würde das für alle sehr unangenehm werden.
Während die anderen ihn anblickten, kam ihm eine Idee, und er musste sich zusammenreißen, um sich nichts davon anmerken zu lassen. Wenn er vorsichtig war, gab es eine Möglichkeit, wie er im Triumph nach Hause zurückkehren konnte. Köstlicherweise beinhaltete diese Idee sogar Julius’ Vernichtung.
»Suetonius?«, wiederholte Julius.
»Ich bin dabei«, antwortete er fest, während er bereits andere Pläne schmiedete.
»Ausgezeichnet. Wir brauchen dich, Tonius«, erwiderte Julius.
Suetonius verzog keine Miene, obwohl er innerlich vor Wut kochte. Keiner von den Männern hielt viel von ihm, das wusste er, aber sein Vater würde das, was er vorhatte, gutheißen. Zum Wohle Roms.
»Reden wir übers Geschäft, meine Herren«, sagte Julius und senkte die Stimme, damit man sie außerhalb ihrer kleinen Gruppe nicht hören konnte. »Einer von uns muss zu den Männern zurückgehen und ihnen sagen, dass sie in den Hafen kommen sollen. Die Soldaten hier schienen nichts an der Geschichte mit dem Lösegeld auszusetzen zu haben, also sollen sie sie ruhig erzählen, wenn sie dazu befragt werden. Aber wir müssen trotzdem vorsichtig sein. Es nützt uns nichts, wenn einige von ihnen festgehalten werden, um am Morgen vom Quästor vernommen zu werden. Ich möchte mit der ersten Flut bei Tagesanbruch in See stechen, mit allen an Bord.«
»Können wir sie nicht in der Nacht herholen?«, fragte Pelitas.
»Wir kommen an den wenigen Legionärswachen vorbei, aber eine so große Gruppe Soldaten, die an Bord eines Handelsschiffes geht, würde den Piraten gemeldet werden. Zweifellos haben sie Spione hier, die ihnen berichten, welche Schiffe Gold und andere Güter mit sich führen, auf die sie es abgesehen haben. Ich würde es genauso machen. Vergesst nicht, dass die Accipiter hier angelegt hatte, ehe wir angegriffen wurden. Die Piraten haben schließlich genug Geld, um sich ein paar Spitzel zu leisten. Unser Problem ist, wie wir vierzig Leute an Bord kriegen, ohne dass die Falle zu offensichtlich ist. Ich halte es für besser, wenn wir es die ganze Nacht über mit kleinen Gruppen von je zwei oder drei Mann versuchen.«
»Wenn du Recht hast, haben sie Spione am Hafen, die uns sehen werden«, wandte Gaditicus leise ein.
Julius dachte einen Augenblick nach. »Dann müssen wir die Männer aufteilen. Stellt fest, wer von unseren Leuten schwimmen kann. Sie sollen durchs Wasser zum Schiff kommen, wo wir sie mit Seilen hochziehen. Heute Nacht ist der Mond nur ganz schmal, wir müssten es also schaffen, ohne entdeckt zu werden. Die Rüstungen und Schwerter tragen wir an Bord wie Handelsware. Am besten übernimmst du das, Pelitas. Du schwimmst wie ein Fisch. Kannst du sie um die Landzunge herumführen, sobald es dunkel geworden ist?«
»Es ist eine lange Strecke, aber ohne Rüstung geht es. Diese Jungs sind schließlich an der Küste aufgewachsen. Sie müssten es schaffen«, erwiderte Pelitas.
Julius griff in seinen Geldgürtel und zog zwei Silbermünzen hervor.
»Hast du nicht gesagt, das Geld wäre alle?«, sagte Prax fröhlich. »Wenn das so ist, nehme ich noch einen Becher, wenn du nichts dagegen hast.«
Julius schüttelte ernst den Kopf.
»Später vielleicht. Ich habe sie aufgehoben, damit ein paar von euch heute Abend hierher kommen und sich etwas zu trinken bestellen können. Jemand soll die Rolle eines Wachmannes spielen, an seinem letzten Abend, bevor er mit einer wertvollen Fracht ausläuft, denn genau das sollen die Spitzel den Piraten melden. Derjenige, der diese Rolle übernimmt, darf sich nicht betrinken oder umbringen lassen, deshalb brauche ich jemanden, der solide und verlässlich ist, vielleicht jemanden, der ein paar Jahre mehr Erfahrung hat als die meisten von uns.«
»In Ordnung, du brauchst nicht weiter darauf herumzureiten«, sagte Prax lächelnd. »Ich würde das gerne übernehmen. Bist du dabei, Gadi?«
Der Zenturio schüttelte leicht den Kopf und sah Julius an.
»Dieses Mal nicht. Ich möchte bei den Männern bleiben, falls etwas schief geht.«
»Ich mache mit«, ließ sich Suetonius plötzlich vernehmen.
Prax hob die Augenbrauen und zuckte dann die Achseln.
»Falls sonst niemand will«, fuhr Suetonius fort, der nicht zu eifrig erscheinen wollte. Dabei würde sich ihm die Chance bieten, sich von den anderen zu trennen. Prax nickte ihm zögernd zu, und Suetonius lehnte sich entspannt zurück.
»Ich habe gesehen, wie du die Schiffe gemustert hast, als wir hergekommen sind«, sagte Gaditicus zu Julius. Der junge Mann beugte sich vor, und sie steckten alle die Köpfe zusammen, um zu hören, was er zu sagen hatte.
»Es war eines darunter, das Proviant geladen hat«, sagte er leise. »Die Ventulus. Eine Trireme mit Segeln. Eine kleine Besatzung, die wir ohne große Probleme überwältigen können.«
»Dir ist doch klar«, bemerkte Suetonius, »dass wir selbst zu Piraten werden, wenn wir ein Schiff aus einem römischen Hafen stehlen?« Schon als er noch sprach, wusste er, dass es ein Fehler war, sie zu warnen, aber etwas in ihm konnte dieser Verlockung nicht widerstehen. Sie würden sich später daran erinnern und wissen, wer sie vor Julius’ wilden Plänen gerettet hatte. Die anderen erstarrten ein wenig, als sie über die Worte nachdachten, und Julius funkelte den jungen Wachoffizier wütend an.
»Nur wenn wir gesehen werden. Wenn dir das so wichtig ist, kannst du den Kapitän ja von deinem Anteil ausbezahlen«, sagte er.
Gaditicus runzelte die Stirn. »Nein. Er hat Recht. Ich möchte eines klarstellen: Von der Besatzung wird niemand getötet, und auch die Fracht wird nicht angerührt. Wenn wir erfolgreich sind, muss der Kapitän für seine Zeit und seine entgangenen Profite entschädigt werden.«
Er starrte Julius an, und die anderen spürten deutlich, wie die Spannung zwischen den beiden Männern in ein ungemütliches Schweigen umschlug. Die Frage, wer den Befehl über sie hatte, war so lange unbeantwortet geblieben, dass sie sie fast vergessen hatten, doch sie stand immer noch im Raum, und Gaditicus hatte die Accipiter einst mit eiserner Disziplin befehligt. Suetonius versuchte ein Grinsen ob des stummen Konflikts, den er verursacht hatte, zu unterdrücken.