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Nachdem sämtliche Details erläutert worden waren, rief der Vorsitzende sogleich zur Abstimmung auf. Einer der Sullaner fluchte lautstark und verließ den Saal, womit er gegen alle Anstandsregeln verstieß. Die Ernennung wurde ohne Probleme beschlossen und die Sitzung für beendet erklärt. Während des Abschlussgebets blickte Crassus verstohlen zu Pompeius und Cinna hinüber. Er würde sein Geschenk für Servilia mit Sorgfalt wählen müssen. Die beiden anderen spielten zweifellos mit ähnlichen Gedanken.

17

Julius stand wie die anderen um ihn herum mit gezogenem Schwert im finsteren Frachtraum und wartete schweigend auf das Signal. In der unnatürlichen Stille klangen die knarrenden Spanten der Ventulus, die die gegen den Rumpf klatschenden Wellen übertönten, fast wie flüsternde Stimmen.

Sie konnten hören, wie die Piraten über ihnen lachten und fluchten, als sie ihre schnelle Trireme an der Ventulus festmachten und sich, ohne auf Widerstand zu stoßen, auf ihrem Deck versammelten. Julius lauschte auf jedes Geräusch. Es war für sie alle ein Augenblick der Anspannung, am gefährlichsten jedoch war es für die, die an Deck geblieben waren, wo sie zur Abschreckung oder einfach aus Grausamkeit niedergemacht werden konnten. Zuerst hatte die Bereitschaft der Mannschaft der Ventulus, an Deck zu bleiben, wenn die Piraten an Bord kamen, Julius überrascht. Ihr anfänglicher Argwohn und ihre Wut auf seine Männer war verschwunden, als sie von ihrem geplanten Angriff auf die Piraten hörten. Er hatte ihrer Begeisterung Glauben geschenkt. Mit großem Vergnügen hatten sie diejenigen ausgewählt, die sich an Deck ergeben sollten, und Julius begriff, dass für diese Männer die Chance, sich an den gefürchteten und verhassten Piraten zu rächen, die Gelegenheit ihres Lebens bedeutete. Ihnen hatte nie die geballte Kampfkraft einer mit Legionären bemannten Kriegsgaleere zur Verfügung gestanden. Ein Handelsschiff wie die Ventulus konnte sein Heil nur in der Flucht suchen, und viele der Besatzungsmitglieder hatten im Lauf der Jahre Freunde durch Celsus und seinesgleichen verloren.

Trotzdem hatte Julius Pelitas und Prax, in einfache Kleider gehüllt, bei ihnen zurückgelassen. Es zahlte sich nie aus, das eigene Leben in die Hand von Fremden zu legen. Selbst wenn die Mannschaft sie verriet, konnte immer noch einer seiner Offiziere das Signal geben. Julius zog es vor, nichts dem Glück zu überlassen.

Leise drangen Stimmen durch die Luken über ihren Köpfen. Die dicht gedrängten Männer bewegten sich unruhig, aber keiner wagte auch nur zu flüstern. Sie konnten nicht wissen, wie viele Feinde an Deck waren. Die Mannschaft eines Piratenschiffes war meistens kleiner als die Besatzung einer römischen Galeere und bestand selten aus mehr als dreißig Schwertern, doch nachdem er die randvollen Decks der beiden Schiffe gesehen hatte, die die Accipiter versenkt hatten, war Julius klar, dass er sich nicht auf die eigene Überzahl verlassen konnte. Um ganz sicherzugehen, musste er das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben. Mit dem Rest der Schiffsbesatzung warteten insgesamt fünfzig Mann mit ihm. Julius hatte sich entschieden, den Seeleuten die Wahl ihrer Waffen selbst zu überlassen, schließlich konnte er keine Männer entbehren, um sie zu bewachen. Das Beste, das er tun konnte, war, sie zwischen seinen eigenen Soldaten zu verteilen, um einen plötzlichen Angriff von hinten zu verhindern, wenn sie an Deck stürmten.

Dicht neben ihm stand einer von ihnen und hielt eine rostige Eisenstange umklammert. Julius konnte keine Spur von Hinterlist in ihm entdecken. Wie alle anderen starrte er auf die dunklen Luken, deren Konturen sich vor dem Sonnenlicht abzeichneten, das in breiten goldenen Strahlen, in denen glitzernde Staubflocken wirbelten, durch die Ritzen fiel. Die Strahlen bewegten sich beinahe hypnotisch mit dem Schaukeln der Ventulus. Jetzt waren noch mehr Stimmen von oben zu hören, und er erstarrte, als er sah, wie einer der sich bewegenden Schatten das Licht verdunkelte, während die Bretter unter seinem Gewicht knarrten. Seine eigenen Männer hätten sich nicht auf die Luken gestellt. Es mussten die Piraten sein, die auf dem erbeuteten Schiff umherliefen.

Julius hatte so lange wie möglich gewartet, ehe er zu den anderen nach unten gestiegen war, weil er mit eigenen Augen sehen wollte, wie die Piraten vorgingen, um dies beim nächsten Mal berücksichtigen zu können. Um das Ganze echt aussehen zu lassen, hatte er den Ruderern der Ventulus eine gesteigerte Schlagzahl befohlen, aber er war darauf vorbereitet gewesen, einige der Ruder aus dem Takt geraten zu lassen, falls die Piraten nicht aufholen konnten. Das war nicht nötig gewesen. Das feindliche Schiff musste sehr leicht sein, und es kam den ganzen Tag über stetig näher.

Erst als die Verfolger nahe genug heran waren, dass sie ihre Ruder zählen konnten, war Julius zu seinen Männern unter Deck gegangen. Seine größte Sorge war, dass der Gegner eine ausgebildete Mannschaft besaß, so wie Celsus. Wenn die Ruderer für Lohn arbeiteten, waren sie vielleicht nicht an die Bänke gekettet, und der Gedanke an einhundert muskelbepackte Ruderer, die nach oben gestürmt kamen, um es mit seinen Männern aufzunehmen, hätte eine Katastrophe bedeutet, ob sie nun bewaffnet waren oder nicht. Er hatte den spitzen Rammsporn an dem feindlichen Schiff ausgemacht, mit dem sie ihre Beute frontal aufspießen konnten, doch er glaubte nicht, dass sie ihn einsetzen würden. Wahrscheinlich kamen sie stattdessen längsseits und enterten. Zweifellos fühlten sie sich so weit von der Küste und patrouillierenden Galeeren entfernt völlig sicher und würden sich beim Entladen der Fracht Zeit lassen. Vielleicht würden sie sogar die Ventulus selber in Besitz nehmen, anstatt sie zu versenken, schließlich hatten die Piraten keine Werften. Er hoffte, dass sie nur eine kleine Streitmacht an Bord der Ventulus gebracht hatten. Wenn die Schiffe fest miteinander vertäut waren, konnte keines mehr fliehen, und genau so wollte Julius es haben. Er schwitzte vor Nervosität, während er auf das Signal wartete. So vieles konnte schief gehen.

Über ihnen wehte ein starker Wind, der winzige Tropfen salziger Gischt in die Gesichter der Besatzung der Ventulus und der Kaperer trieb. Da sie den Plan kannte, hatte die Mannschaft sich ohne Murren ergeben und den Befehl zum Einholen der Ruder und Segel gegeben. Ohne Vortrieb tanzte und schaukelte die Ventulus auf den Wellen. Eine Salve in hohem Bogen abgeschossener Pfeile hatte die längsseits kommenden Piraten begleitet, und Pelitas hatte einen Schritt zur Seite machen müssen, um nicht getroffen zu werden. Er sah, wie sich einige Mannschaftsmitglieder mit erhobenen Händen aufs Deck setzten. Da in ihrer Nähe keine Pfeile landeten, folgte er ihrem Beispiel und zog Prax mit sich hinunter. Als sie alle saßen, kamen keine weiteren Geschosse mehr geflogen. Pelitas hörte die Männer lachen, die darauf warteten, das Handelsschiff zu entern, und er lauerte grimmig lächelnd auf den richtigen Augenblick. Julius hatte gesagt, er solle abwarten, bis der Feind seine Kräfte zwischen den beiden Schiffen aufgeteilt hatte, doch es war unmöglich, festzustellen, wie viele Männer sie noch in Reserve hatten. Pelitas beschloss, zu rufen, sobald zwanzig Mann über die Reling gestiegen waren. Mehr konnten sie bei einem ersten Angriff vielleicht nicht überwältigen, und das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war eine offene Schlacht an Deck. Zu viele von Julius’ Männern waren Neulinge, und wenn sich die Piraten nicht schnell ergaben, konnte sich das Blatt rasch wenden. Dann war alles verloren.