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Er hielt einen Augenblick lang inne, ehe er in etwas schärferem Tonfall fortfuhr. »Meine Mutter hatte einen Wächter, der damals Optio in der Primigenia war. Er hat sie gefragt, ob er sich melden könnte, und sie hat ihn gehen lassen. Er wird Renius bei der Ausbildung der neuen Rekruten helfen… wenn wir welche bekommen.«

Tubruk drehte sich zu Renius um. »Willst du wirklich mit ihm gehen?«, fragte er.

Renius legte seine Axt nieder und hauchte sich in die Hand. »Als Holzfäller habe ich keine Zukunft, mein Freund. Ich werde meinen Teil beitragen.«

Tubruk nickte. »Versuch keinen von ihnen umzubringen. Es dürfte schwierig genug werden, überhaupt Soldaten zu bekommen. Es ist nicht mehr der Traum eines jeden, sich der Primigenia anzuschließen.«

»Wir können auf eine Geschichte zurückblicken«, erwiderte Brutus. »Die neuen Legionen, die sie ausheben, haben nichts Vergleichbares vorzuweisen.«

Tubruk blickte ihn scharf an. »Eine Geschichte der Schande, wie manche denken. Schau mich nicht so finster an, das sagen die Leute nun mal. Für sie ist das die Legion, die die Stadt verloren hat. Es wird nicht leicht für dich werden.« Er blickte sich um, betrachtete die Holzstapel und den vollen Karren und nickte vor sich hin.

»Das reicht für heute. Der Rest kann warten. Im Haus wartet ein Becher heißer Wein auf uns.«

»Nur noch einen Schlag«, sagte Renius und wandte sich dem Jungen an seiner Seite zu, ohne eine Antwort abzuwarten.

»Ich glaube, ich schlage inzwischen schon etwas sicherer zu als am Anfang, findest du nicht auch, Junge?«

Der Sklave wischte sich die Nase mit der Hand und hinterließ eine silbrige Spur quer über seine Wange. Er nickte und war plötzlich nervös.

Renius lächelte ihn an.

»Mit einem Arm kann man die Axt allerdings nicht so sicher führen wie mit zwei. Heb mal das Stück Holz dort auf und halt es fest, während ich es spalte.«

Der Junge schleppte ein Stück Eiche vor Renius’ Füße und wollte dann ein paar Schritte zurücktreten.

»Nein. Halt es fest. Mit einer Hand auf jeder Seite«, sagte Renius. Seine Stimme hatte einen deutlich härteren Ton angenommen.

Der Junge zögerte einen Augenblick und blickte zu den anderen beiden hinüber, die schweigend, aber interessiert zusahen. Von ihrer Seite war keine Hilfe zu erwarten. Widerstrebend legte er die Hände um das runde Holzscheit und lehnte sich so weit wie möglich zurück, das Gesicht verzerrt in Erwartung dessen, was nun kommen würde.

Renius ließ sich Zeit, bis er die richtige Haltung gefunden hatte. »Halt ihn jetzt gut fest«, sagte er warnend, während er ausholte. Die Klinge schoss herab und spaltete das Holz mit einem lauten Krachen. Der Junge riss die Hände zurück, steckte sie in die Achselhöhlen und biss vor Schmerz die Zähne zusammen.

Renius hockte sich neben den Knaben und legte die Axt auf den Boden. Dann zog er vorsichtig eine Hand des Jungen hervor und betrachtete sie. Dessen Wangen waren vor Erleichterung gerötet, und als Renius keine Wunden entdecken konnte, grinste er und zerzauste ihm gut gelaunt das Haar.

»Sie ist nicht abgerutscht«, sagte der Junge.

»Nicht als es darauf ankam«, pflichtete ihm Renius lachend bei. »Du hast wahren Mut bewiesen. Damit hast du dir einen Becher heißen Wein verdient, würde ich sagen.«

Der Junge strahlte und vergaß den Schmerz in seinen Händen.

Die drei Männer wechselten bei dem Stolz des Knaben Blicke voller Vergnügen und Erinnerungen. Dann packten sie die Griffe des Karrens und machten sich den Hügel hinunter auf den Heimweg zum Gut.

»Bis Julius zurückkehrt, soll die Primigenia stark sein«, sagte Brutus, als sie unten am Tor ankamen.

Julius und Gaditicus spähten durch die Büsche am Steilufer auf das weit entfernte, winzige Schiff, das unter ihnen in einer ruhigen Bucht der Insel festgemacht lag. Beide Männer hatten Hunger und fast unerträglichen Durst. Ihr Wasserschlauch war leer, doch sie hatten vereinbart, sich erst nach Einbruch der Dunkelheit auf den Rückweg zu machen.

Es hatte länger gedauert als erwartet, den sanfteren Hang bis zum Gipfel zu ersteigen, wo der Boden unerwartet steil abfiel. Jedes Mal, wenn die beiden geglaubt hatten, oben angelangt zu sein, hatten sie eine weitere Erhebung entdeckt. Schließlich hatten sie kurz nach Tagesanbruch Halt gemacht, als sie schon wieder absteigen wollten. Bis sie das Schiff endlich entdeckten, hatte sich Julius mehr als einmal gefragt, ob ihn sein Pirateninformant angelogen hatte, um nicht den Haien vorgeworfen zu werden. Auf der ganzen langen Fahrt zur Insel war der Mann an ein Ruder seines eigenen Schiffes gekettet gewesen, doch nun sah es so aus, als hätte er sich mit den Einzelheiten hinsichtlich Celsus’ Winterquartier sein Leben verdient.

Julius zeichnete das, was sie sehen konnten, mit Holzkohle auf ein Pergament, um den Zurückgebliebenen etwas zeigen zu können. Gaditicus beobachtete ihn schweigend und mit säuerlichem Gesicht.

»Es ist nicht zu schaffen, zumindest nicht ohne Risiko«, murmelte er, während er einen weiteren Blick durch das niedrige Blätterwerk riskierte. Julius hörte auf, aus der Erinnerung zu zeichnen, und kniete sich hin, um die Szene erneut zu betrachten. Die beiden Soldaten hatten keine Rüstung angelegt, um schneller voranzukommen und um zu verhindern, dass sie sich durch ein Glitzern verrieten. Julius ließ sich wieder zurücksinken, um seine Zeichnung fertig zu stellen. Er betrachtete sie kritisch.

»Vom Schiff aus nicht«, sagte er nach einer Weile, und die Enttäuschung malte sich auf seinem Gesicht. Während des Monats der schnellen Überfahrt hatten die Mannschaften Tag und Nacht geübt und waren für den Kampf gegen Celsus bereit. Julius hätte seine letzte Münze darauf verwettet, dass sie in der Lage waren, sein Schiff ohne große eigene Verluste zu entern und ihn gefangen zu nehmen. Jetzt, da er die kleine, zwischen drei Bergen eingebettete Bucht betrachtete, schienen alle ihre Pläne umsonst gewesen zu sein.

Die Insel hatte kein ebenes Land in der Mitte, sondern bestand lediglich aus drei erkalteten, uralten Vulkangipfeln, die rings um eine winzige Bucht aufragten. Von ihrem hoch gelegenen Aussichtspunkt aus konnten sie die tiefen Fahrrinnen sehen, die zwischen den Bergen verliefen. Ganz gleich, aus welcher Richtung Celsus angegriffen wurde, er konnte durch einen der beiden anderen Kanäle ohne große Eile und ungefährdet aufs offene Meer entkommen. Mit drei Schiffen hätten sie ihm den Weg versperren können, mit zweien jedoch war es ein reines Glücksspiel.

Tief unter sich sah Julius die dunklen Schatten von Delfinen, die um das Schiff in der Bucht herumschwammen. Es war ein wunderschöner Ort, und Julius dachte, dass er gerne einmal hierher zurückkehren würde, wenn sich ihm die Gelegenheit bot. Aus der Ferne wirkten die Berge feindselig und schroff, graugrün im Sonnenschein, aber von diesem luftigen Aussichtspunkt aus boten sie einen herrlichen Anblick. Die Luft war so klar, dass er jede Einzelheit auf den anderen beiden Gipfeln ausmachen konnte, weshalb er und Gaditicus sich auch nicht zu rühren wagten. Wenn sie die Bewegungen der Männer auf dem Deck von Celsus’ Schiff sehen konnten, konnte man auch sie hier oben entdecken, und ihre einzige Rachechance wäre dahin.

»Ich hätte eher damit gerechnet, dass er in einer der großen Städte fernab von Rom überwintert«, sagte Julius nachdenklich. Die Insel schien bis auf das ankernde Schiff unbewohnt zu sein, und es überraschte ihn, dass sich die harten Burschen der Piratenmannschaft nach den langen Monaten der Jagd auf Handelsschiffe hier nicht langweilten.