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Ciros riesige Gestalt versperrte ihm den Weg, und Celsus sah die Klinge nicht, in die er hineinrannte. Im Todeskampf schaute er in das Gesicht des Mannes, der ihn niedergestreckt hatte, aber dort war nichts zu sehen, nur Leere. Dann war er tot und glitt von dem Schwert auf das Deck.

Julius setzte sich keuchend auf. In der Nähe hörte er das Splittern von Holz. Dort bahnten sich seine Männer den Weg in die verbarrikadierten Kajüten. Es war so gut wie vorüber. Er zuckte beim Lächeln zusammen, weil seine Lippen von einem Schlag bluteten, den er irgendwann im Kampf abbekommen hatte.

Cabera kam über das Holzdeck auf ihn zugelaufen. Er sah noch ein bisschen magerer aus, falls das überhaupt möglich war, und in seinem breiten Grinsen fehlte seit dem letzten Mal mindestens ein weiterer Zahn. Trotzdem war es noch immer dasselbe Gesicht.

»Ich habe ihnen immer wieder gesagt, dass du kommen würdest, aber sie wollten mir nicht glauben«, sagte er fröhlich.

Julius stand auf und umarmte ihn, überwältigt vor Erleichterung, den alten Mann gesund und munter wiederzusehen. Es bedurfte keiner weiteren Worte.

»Lasst uns nachsehen, wie viel von unserem Lösegeld Celsus schon ausgegeben hat«, sagte er schließlich. »Lampen! Schafft Lampen her! Bringt sie mit hinunter in den Frachtraum.«

Cabera und die anderen folgten ihm die Treppe hinunter, die fast so steil war wie eine Leiter. Jeder der drängelnden Männer waren ebenso gespannt wie er, was sie wohl finden würden. Die Wachen waren betrunken gewesen und gleich beim ersten Angriff überwältigt worden, aber die vergitterte Tür war noch immer verschlossen, so wie Julius es angeordnet hatte. Als er die Hand darauf legte, hielt er einen Augenblick inne, atemlos vor Erwartung. Der Frachtraum konnte leer sein, das wusste er. Andererseits konnte er auch randvoll sein.

Die Tür gab unter den Äxten leicht nach, und als die anderen Julius folgten, erhellten die Öllampen den Hohlraum, der direkt unter den Ruderbänken lag. Das wütende Gemurmel der Ruderer hallte als gespenstisches Echo durch den geschlossenen Raum. Die Belohnung für ihre Treue zu Celsus würde die Sklaverei sein, als einzige ausgebildete Mannschaft im Dienst Roms.

Julius holte tief Luft. Alle Wände des Frachtraums bestanden aus stabilen, tiefen Eichenregalen, die vom Boden bis zur hohen Decke reichten. Auf jedem Regalbrett lagen Schätze. Kisten mit Goldmünzen und kleine, aufgestapelte Silberbarren, sorgfältig platziert, um das Gleichgewicht des Schiffes nicht zu beeinträchtigen. Julius schüttelte ungläubig den Kopf. Das, was er vor sich sah, würde ausreichen, um in manchen Teilen der Welt ein kleines Königreich zu kaufen. Die Sorge um diese Reichtümer musste Celsus zum Wahnsinn getrieben haben. Julius bezweifelte, dass er das Schiff jemals verlassen hatte, wo er so viel zu verlieren hatte. Das Einzige, was er nicht entdecken konnte, war der Stapel Wechsel, die ihm Marius vor seinem Tod gegeben hatte. Er hatte von Anfang an gewusst, dass sie für Celsus keinen Wert besaßen, denn der Pirat konnte niemals eine so große Summe aus der Stadtkasse beanspruchen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, dass sein Treiben bekannt wurde. Julius hatte gehofft, dass sie nicht mit der Accipiter versunken waren, aber das verlorene Geld war nichts im Vergleich zu dem Gold, das sie im Gegenzug gewonnen hatten.

Die Männer, die mit ihm eingetreten waren, verstummten bei dem Anblick. Nur Cabera und Gaditicus traten weiter in den Frachtraum hinein und begutachteten den Inhalt eines jeden Regals. Gaditicus blieb plötzlich stehen und zog ächzend eine Kiste hervor. In das Holz war ein Adler eingebrannt, und aufgeregt wie ein Kind öffnete er den Deckel mit dem Heft seines Schwertes.

Er zog eine Hand voll glänzender, frisch geprägter Silbermünzen hervor. Jede einzelne war mit Insignien Roms und dem Konterfei des Cornelius Sulla versehen.

»Wenn wir die hier zurückbringen, können wir unsere Namen reinwaschen«, sagte er zufrieden und blickte Julius an.

Julius musste über die Prioritäten des älteren Mannes lachen.

»Mit diesem Schiff als Ersatz für die Accipiter wird man uns wie verlorene Söhne empfangen. Wie wir wissen, ist es schneller als die meisten der unseren«, erwiderte Julius. Er sah, wie Cabera einige wertvolle Gegenstände in den Falten seines Gewandes verschwinden ließ, wo sie der enge Gürtel, der seine Taille umgab, am Herausfallen hinderte. Julius hob amüsiert die Augenbrauen.

Gaditicus fing an zu lachen, als er die Münzen durch die Finger rinnen und wieder in die Kiste zurückfallen ließ.

»Wir können wieder nach Hause«, sagte er. »Endlich können wir wieder nach Hause.«

Julius weigerte sich, Kapitän Durus die zwei Triremen zu übergeben, die er ihm als Ausgleich für seine verlorene Fracht versprochen hatte. Er hielt es für unklug, sich eine solche Blöße zu geben, ehe sie die Sicherheit eines römischen Hafens erreicht hatten. Während Durus wegen dieser Entscheidung tobte, suchte Gaditicus Julius in der Kajüte auf, die einmal Celsus gehört hatte, jetzt jedoch sauber geschrubbt und leer geräumt worden war. Der junge Mann ging während ihres Gesprächs darin auf und ab, unfähig, sich zu entspannen.

Gaditicus nippte an einem Becher Wein und genoss die vorzügliche Auswahl aus Celsus’ Vorräten.

»Wir könnten im Legionshafen von Thessaloniki anlanden und dort der Legion das Silber und das Schiff übergeben. Nachdem wir unsere Ehre wiederhergestellt haben, könnten wir die Küste entlangsegeln, oder sogar Richtung Westen nach Dyrrhachium marschieren und dort ein Schiff nach Rom nehmen. Wir sind so dicht dran. Durus sagt, er wird schwören, dass wir eine Geschäftsvereinbarung gehabt haben, also kann man uns nicht wegen Piraterie anklagen.«

»Da ist immer noch der Soldat, den Ciro im Hafen getötet hat«, sagte Julius langsam und gedankenverloren.

Gaditicus zuckte die Achseln. »Soldaten sterben, und wir haben ihn schließlich nicht niedergemetzelt. Der Mann hatte einfach Pech. Sie werden uns daraus keinen Strick drehen können. Wir können nach Hause zurückkehren.«

»Was wirst du machen? Du hast jetzt genug, um dich zur Ruhe zu setzen, denke ich.«

»Vielleicht. Ich habe mir überlegt, meinen Anteil dazu zu verwenden, um dem Senat die Sklaven zu bezahlen, die mit der Accipiter untergegangen sind. Wenn ich das tue, schicken sie mich vielleicht sogar wieder als Kapitän zur See. Wir haben schließlich zwei Piratenschiffe erobert, das können sie kaum außer Acht lassen.«

Julius erhob sich und packte den Arm seines Gefährten.

»Ich schulde dir weit mehr als das, das weißt du.«

Gaditicus ergriff den Arm, der ihn festhielt.

»Du schuldest mir gar nichts, Junge. Als wir in dieser stinkenden Zelle saßen… und unsere Freunde starben… damals hat mich mit ihnen auch mein Wille für eine Weile verlassen.«

»Aber du warst der Kapitän, Gadi. Du hättest auf deinem Befehlsrecht bestehen können.«

Gaditicus lächelte ein wenig traurig.

»Ein Mann, der das tun muss, merkt ziemlich schnell, dass er keinen sehr guten Stand hat.«

»Du bist ein guter Mann. Und ein großartiger Kapitän«, sagte Julius und wünschte sich, er hätte bessere Worte für seinen Freund gefunden. Er wusste, was für eine seltene Stärke es Gaditicus abverlangt hatte, seinen Stolz hinunterzuschlucken, doch ohne dies wäre es ihnen niemals gelungen, ihr Leben und ihre Ehre zurückzuerobern.

»Na, dann komm«, sagte er. »Wenn du es so willst, setzen wir nach Griechenland über und begeben uns wieder in die Zivilisation.«

Gaditicus lächelte mit ihm. »Was wirst du mit deinem Anteil am Gold machen?«, fragte er vorsichtig.

Nur Suetonius hatte sich beschwert, als Julius die Hälfte für sich beansprucht hatte, während der Rest zu gleichen Teilen aufgeteilt werden sollte. Auch wenn sie das römische Silber und die Lösegelder für die Offiziere der Accipiter abzogen, würde ihr Anteil immer noch größer sein, als sie jemals zu hoffen gewagt hatten. Suetonius hatte kein Wort mehr mit Julius gesprochen, nachdem er die für ihn bestimmte Summe erhalten hatte. Außer ihm gab es jedoch kein unzufriedenes Gesicht auf den drei Schiffen. Die anderen betrachteten Julius beinahe mit Ehrfurcht.