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Der Metallschmied grunzte und stieß pfeifend die Luft durch die geschlossenen Zähne.

»Da haben sie ja wirklich ganze Arbeit geleistet. Kannst du richtig atmen?«

Octavian wischte sich die laufende Nase vorsichtig mit dem Handrücken ab.

»Es geht. Ich bin so schnell wie möglich hergekommen. Ich habe sie in der Menge nicht gesehen. Normalerweise passe ich immer auf, aber ich habe mich beeilt, und…« Er fing an zu schluchzen. Alexandria legte einen Arm um ihn und scheuchte Tabbic weg.

»Nun ist es aber gut, Tabbic. Er kann jetzt kein Verhör ertragen. Er hat etwas Schlimmes erlebt und braucht Pflege und Ruhe.«

Tabbic trat beiseite, und sie führte den Jungen in das Hinterzimmer und die Treppe hinauf in die Wohnung über dem Laden. Als er allein war, seufzte er, rieb sich mit einer Hand über das faltige Gesicht und kratzte sich die grauen Bartstoppeln, die seit der morgendlichen Rasur schon wieder nachgewachsen waren. Dann schüttelte er den Kopf, drehte sich zur Werkbank um und wählte die Werkzeuge aus, die er brauchte, um einen neuen Ring für Gethus anzufertigen.

Schweigend arbeitete er ein paar Minuten lang, dann hielt er inne und blickte sich nach der engen Treppe um.

»Ich glaube, ich muss dir ein vernünftiges Messer machen, mein Junge«, murmelte er vor sich hin, ehe er das Werkzeug wieder zur Hand nahm. Nachdem er sich mit Kreide eine Skizze gemacht hatte, fügte er hinzu: »Und dir beibringen, wie man damit umgeht.«

Brutus stand auf dem Campus Martius, die Adlerstandarte der Primigenia neben sich in die Erde gerammt. Voller Freude hatte er gesehen, dass einige der anderen Legionen, die nach Rekruten suchten, Banner aus Stoff verwenden mussten, während man für ihn die alte Standarte aufgetrieben hatte, die Marius hatte anfertigen lassen. Sie bestand aus gehämmertem Gold auf Kupfer und blitzte in der Morgensonne. Er hoffte, sie würde mehr als nur ein paar der Jungen ins Auge stechen, die sich seit dem Morgengrauen versammelt hatten. Nicht alle von ihnen waren hier, um bei einer Legion zu unterschreiben. Einige waren nur zum Schauen gekommen. Für sie hatten die Essenverkäufer noch vor dem ersten Tageslicht ihre Stände aufgebaut. Der Duft von gegrilltem Fleisch und Gemüse ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, und er überlegte gerade, ob er sich ein frühes Mittagessen gönnen sollte, wobei er die Münzen in seinem Geldbeutel klingen ließ und die Menge betrachtete, die sich um die Reihe der Standarten gebildet hatte.

Er hatte erwartet, dass es einfacher sein würde. Renius wirkte von Kopf bis Fuß wie ein Löwe des alten Rom, und die zehn Männer, die sie mitgebracht hatten, sahen prächtig aus in ihren neuen, auf Hochglanz polierten Rüstungen, die die Menge beeindrucken sollten. Trotzdem konnte Brutus nur stumm zusehen, wie sich überall entlang der Reihe Hunderte von jungen Römern als Legionäre verpflichteten, ohne dass auch nur einer von ihnen in die Nähe seines Postens gekommen wäre. Ein paar Mal hatten sich kleinere Gruppen versammelt, mit dem Finger herübergezeigt und geflüstert, waren dann jedoch weitergezogen. Er war in Versuchung geraten, ein paar von den Jungen zu packen und sie zu fragen, was sie da tuschelten, hatte sich aber zurückgehalten. Kurz vor der Mittagszeit war die Menge auf die Hälfte geschrumpft, und soweit er sehen konnte, war die Primigenia die einzige Standarte, um die sich noch keiner aus der neuen Generation geschart hatte.

Er knirschte mit den Zähnen. Diejenigen, die sich schon gemeldet hatten, würden weitere zu diesen Adlern ziehen. Inzwischen fragten sich die Leute wahrscheinlich schon, was denn mit der Primigenia nicht stimmte, weil niemand sich ihr anschließen wollte. Hinter vorgehaltener Hand und mit kindischer Erregung würden sie über die Verräter-Legion flüstern. Er räusperte sich und spuckte auf den sandigen Boden. Bei Sonnenuntergang endeten die Prüfungen, aber bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, als auszuharren und auf das Ende zu warten, in der Hoffnung, vielleicht doch noch ein paar Nachzügler abzubekommen, wenn es dunkelte. Der Gedanke trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht. Wenn Marius hier gewesen wäre, das wusste er, so hätte er sich unter die jungen Leute gemischt, hätte auf sie eingeredet, Witze gerissen und sie dazu gebracht, sich seiner Legion anzuschließen. Natürlich hatte damals auch eine Legion existiert, der man sich anschließen konnte.

Brutus nahm seine mürrische Betrachtung der Menge wieder auf und wünschte, er könnte sie dazu bringen, ihn zu verstehen. Drei junge Männer kamen auf die Standarte zugeschlendert, und er versuchte, sie so freundlich wie möglich anzulächeln.

»Die Primigenia, nicht wahr?«, sagte einer von ihnen.

Brutus sah, wie die anderen mühsam ihr Grinsen unterdrückten. Sie wollten sich also nur einen Spaß machen, vermutete er. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er ihnen die Köpfe aneinander schlagen sollte, doch er riss sich zusammen, weil er die Blicke seiner zehn Männer auf sich spürte. Er bemerkte, wie in Renius neben ihm der Zorn aufstieg, aber auch der ältere Mann blieb stumm.

»Wir waren die Legion von Marius, dem römischen Konsul«, sagte er, »siegreich in Afrika und überall in allen Ländern Roms. Auf richtige Männer, die sich uns anschließen wollen, wartet hier viel Geschichte.«

»Wie ist denn der Sold bei euch?«, fragte der größte von ihnen in gespielt ernstem Tonfall.

Brutus atmete langsam ein. Sie wussten, dass der Senat den Sold für alle Legionen festsetzte. Mit Crassus im Hintergrund hätte er nur allzu gern mehr geboten, aber es war eine Obergrenze festgelegt worden, um zu verhindern, dass wohlhabende Geldgeber das ganze System unterminierten.

»Fünfundsiebzig Denare, wie bei allen anderen auch«, erwiderte er schnell.

»Einen Augenblick mal… die Primigenia? Waren das nicht die, die die Stadt zerstört haben?«, fragte der hoch gewachsene Bursche, als hätte er plötzlich eine Erleuchtung gehabt. Er drehte sich zu seinen grinsenden Freunden um, die sich nur zu gerne von ihm unterhalten ließen.

»So ist es!«, sagte er erfreut. »Sulla hat sie vernichtet, oder? Sie wurden von irgend so einem Verräter angeführt.«

Der Große hielt inne, als er den veränderten Gesichtsausdruck der Freunde sah und ihm klar wurde, dass er zu weit gegangen war. Als er sich wieder umdrehte, holte Brutus mit der Faust aus, aber Renius blockte den Schlag mit ausgestrecktem Arm ab. Die drei jungen Männer zuckten vor der Drohung zurück, aber ihr Anführer gewann seine Selbstsicherheit rasch zurück, und sein Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen.

Ehe er etwas sagen konnte, trat Renius dicht vor ihn hin. »Wie heißt du?«

»Germinius Cato«, erwiderte er überheblich. »Du wirst schon von meinem Vater gehört haben.«

Renius drehte sich zu den Soldaten hinter ihm um.

»Schreibt seinen Namen auf. Er ist dabei.«

Die Arroganz wich der Verblüffung, als Germinius sah, wie sein Name auf die leere Schriftrolle gesetzt wurde.

»Das kannst du nicht machen! Mein Vater wird dich…«

»Du bist dabei, Junge. Vor Zeugen«, erwiderte Renius. »Diese Männer werden schwören, dass es freiwillig geschehen ist. Sobald wir es dir gestatten, kannst du gerne zu deinem Vater laufen und ihm erzählen, wie stolz du bist.«

Catos Sohn funkelte die älteren Männer an, und seine Selbstsicherheit kehrte wieder.

»Mein Name wird schon vor Sonnenuntergang wieder von dieser Rolle gelöscht sein«, sagte er.

Wieder trat Renius dicht an ihn heran.

»Sag ihm, Renius hätte deinen Namen aufgenommen. Er kennt mich. Sag ihm, du wirst stets als der Sohn bekannt sein, der sich davor drücken wollte, seiner Stadt in der Legion zu dienen. Wenn sich so etwas herumspricht, bedeutet das seinen Untergang, meinst du nicht auch? Glaubst du, du könntest nach einer solchen Schande noch in seine Fußstapfen treten? Der Senat mag keine Feiglinge, Junge.«