Выбрать главу

»Am wahrscheinlichsten sind Pompeius und Cinna, denke ich. Am ehesten vielleicht Cinna, da sich Sulla… für seine Tochter interessiert hat. Und schließlich noch Crassus. Alle drei besitzen genug Geld und Einfluss, um einen Mord zu bezahlen, und sie waren keine Freunde von Sulla. Sie könnten auch gemeinsam gehandelt haben, zum Beispiel könnte Crassus für das Geld und Pompeius für die Kontakte gesorgt haben.«

»Da hast du ein paar sehr mächtige Männer genannt. Ich hoffe, du hast deinen Verdacht noch niemand anderem gegenüber geäußert. Ich würde dich nicht gerne verlieren«, sagte Cato spöttisch.

Antonidus schien den Spott nicht einmal zu bemerken. »Ich habe meine Gedanken so lange für mich behalten, bis ich genug Beweise zusammen hatte, um sie anklagen zu können. Sie haben von Sullas Tod profitiert und im Senat offen gegen seine Anhänger gestimmt. Mein Instinkt sagt mir, dass es einer von ihnen war, oder dass sie zumindest ins Vertrauen gezogen worden sind. Wenn ich sie doch nur verhören könnte, um sicher zu sein!« Er knirschte vor Wut mit den Zähnen, und Cato musste warten, bis die roten Flecke im Gesicht des Generals wieder verblassten und der Wutanfall verging.

»Du darfst ihnen nicht zu nahe treten, Antonidus. Die drei sind durch die Traditionen des Senats und ihre Leibwachen zu gut beschützt. Selbst wenn du Recht haben solltest, könnten sie dir entkommen.«

Er sagte das in erster Linie, um zu sehen, ob man Antonidus dazu bringen konnte, vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren, und mit Genugtuung sah er auf Stirn und Hals des anderen violette Adern anschwellen. Cato lachte, und der General vergaß vor lauter Überraschung über das plötzliche Geräusch seine Wut. Wie hatte ihn Sulla nur ertragen können?, fragte sich Cato. Der Mann war so naiv wie ein Kind und genauso leicht zu manipulieren.

»Es gibt eine ganz einfache Lösung, Antonidus. Du heuerst selber Meuchelmörder an, wobei du natürlich dafür sorgen musst, dass sie nichts von dir erfahren.« Jetzt war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit des Generals sicher, wie er mit Befriedigung bemerkte. Cato spürte, dass er von dem Wein Kopfschmerzen bekam, und wünschte, der wütende kleine Bursche würde endlich verschwinden.

»Schick deine Mörder zu ihren Familien, Antonidus. Such dir eine geliebte Ehefrau aus, eine Tochter, einen Sohn. Hinterlass ein Zeichen, damit sie sehen, dass es im Andenken Sullas geschehen ist. Einer deiner Pfeile wird sein Ziel treffen, die anderen hingegen…? Nun, diese Männer waren noch nie Freunde von mir. Es wird von Vorteil sein, wenn sie eine Zeit lang ihre Verletzlichkeit spüren. Damit lass es gut sein. Stell dir dann vor, dass Sulla auf angemessene Weise ruht, so wie es einem guten Geist zusteht.«

Er lächelte, während Antonidus sich die Idee durch den Kopf gehen ließ und sein Gesicht vor Grausamkeit zu strahlen begann. Die Sorgenfalten auf der Stirn des Generals, die sich dort in den Monaten seit dem Giftmord eingegraben hatten, glätteten sich. Cato nickte in dem Wissen, sein Ziel erreicht zu haben. Er überlegte, ob er vor dem Schlafen noch ein wenig kalten Braten essen sollte, und bemerkte kaum, wie Antonidus sich verbeugte und mit schnellen, erregten Schritten den Raum verließ.

Als sich Cato wenig später langsam kauend den Mund voll stopfte, seufzte er verärgert, als sich seine Gedanken wieder dem Problem zuwandten, das ihm sein idiotischer Sohn und Renius bereiteten. Er erinnerte sich, den Mann in der Arena kämpfen gesehen zu haben, und erschauerte leicht, als er an die beherrschte Grausamkeit dachte, die sogar die johlende Menge Roms zum Verstummen gebracht hatte. Ein Mann, der sein Leben so billig aufs Spiel setzte, würde nicht leicht umzustimmen sein. Was konnte er für seinen Sohn anbieten? Der junge General Brutus war hoch verschuldet. Vielleicht war er mit Gold zu gewinnen. Macht war etwas so Launisches, und dort, wo Geld und Einfluss versagten – womit er stets rechnete–, brauchte er Werkzeuge wie Antonidus. Es wäre schade gewesen, ihn zu verlieren.

Alexandria zögerte einen Augenblick, ehe sie an das Tor des Gutshofs klopfte, den sie so gut kannte. Die fünf Meilen aus der Stadt heraus waren ihr wie eine Reise in die Vergangenheit vorgekommen. Das letzte Mal hatte sie als Sklavin hier gestanden. Viele Erinnerungen stürzten auf sie ein… wie Renius sie ausgepeitscht, wie Julius sie in den Ställen geküsst hatte, wie sie bei Wind und Wetter bis zum Umfallen gearbeitet hatte, und wie sie auf dem Höhepunkt der Unruhen im Schatten der Mauern Männer mit dem Küchenmesser getötet hatte. Wenn Julius sie nicht mit in die Stadt genommen hätte, würde sie immer noch hier arbeiten, gebrochen unter der Last der Jahre.

Alte Gesichter fielen ihr wieder ein, und die Zeit, die seitdem vergangen war, schien sich in Luft aufzulösen, so dass sie ihren gesamten Mut aufbringen musste, um die Hand zu heben und gegen das schwere Holz zu klopfen.

»Wer ist da?«, rief eine fremde Stimme, begleitet von schnellen Schritten, die drinnen zur Mauerkrone hinaufeilten. Ein ihr unbekanntes Gesicht schaute absichtlich ausdruckslos auf sie herab. Der Sklave musterte sie und den kleinen Jungen, den sie an der Hand hielt. Trotzig hob sie unter diesem prüfenden Blick den Kopf und erwiderte ihn so selbstsicher, wie sie nur konnte, obwohl ihr Herz raste.

»Alexandria. Ich möchte zu Tubruk. Ist er da?«

»Warte bitte einen Augenblick, meine Dame«, erwiderte der Sklave und verschwand.

Alexandria holte schnell Luft. Er hatte sie für eine freie Frau gehalten. Ihre Schultern reckten sich noch mehr, ihr Selbstvertrauen wuchs. Es fiel ihr nicht leicht, Tubruk gegenüberzutreten, und sie musste sich dazu zwingen, ruhig zu bleiben, während sie auf ihn wartete. Octavian schwieg trotzig. Er war mit der Entscheidung, die sie für ihn getroffen hatte, ganz und gar nicht einverstanden.

Als Tubruk das Tor öffnete und zu ihr heraustrat, wäre sie fast in sich zusammengesunken. Sie drückte Octavians Hand so fest, dass er quietschte. Tubruk schien sich kein bisschen verändert zu haben, während sich die restliche Welt rasend schnell weitergedreht hatte. Er lächelte sie mit aufrichtiger Freundlichkeit an, und sie spürte, wie die Anspannung in ihr langsam nachließ.

»Wie ich gehört habe, ist es dir gut ergangen«, sagte er. »Seid ihr hungrig? Soll ich euch etwas zu essen bringen lassen?«

»Vielen Dank. Wir sind nur durstig von dem langen Marsch. Das ist Octavian.«

Tubruk beugte sich hinab, um sich den kleinen Jungen anzusehen, der sich mit ängstlichem Gesicht hinter Alexandria zu verstecken versuchte.

»Guten Tag, mein Junge. Du hast doch bestimmt mächtig Hunger?« Octavian nickte knapp, und Tubruk lachte. »Mir ist noch kein junger Bursche begegnet, der keinen Bärenhunger gehabt hätte. Kommt rein, ich lasse uns ein paar Erfrischungen bringen.«

Tubruk hielt einen Augenblick nachdenklich inne.

»Marcus Brutus ist hier«, sagte er, »zusammen mit Renius.«

Alexandria zuckte kurz zusammen. Der Name Renius weckte bittere Erinnerungen. Auch Brutus war ein Name aus ihrer vergessenen Vergangenheit, süß und schmerzhaft zugleich. Sie hielt Octavian fest an der Hand, als sie zusammen durch das Tor traten, mehr um ihrer selbst als um seinetwillen.

Die schattige Kühle des Innenhofs jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Dort hatte sie gestanden… und einen Mann erstochen, der sie packen wollte, und dort neben dem Tor war Susanna gestorben. Sie schüttelte den Kopf und holte tief Luft. Wie leicht man sich doch in der Vergangenheit verlor, vor allem hier.

»Ist die Herrin daheim?«, fragte sie.

Als Tubruk antwortete, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und mit einem Mal sah er deutlich älter aus.

»Aurelia geht es nicht gut. Du wirst nicht mit ihr sprechen können, falls du deswegen gekommen bist.«

»Es tut mir Leid, das zu hören, aber ich bin hier, um mit dir zu reden.«

Er führte sie in einen stillen Raum, den sie in ihrer Zeit als Sklavin nur selten betreten hatte. Der Boden war warm, und das Zimmer machte einen gemütlichen und bewohnten Eindruck. Tubruk verließ sie, um sich um das Essen zu kümmern, und Alexandria wurde noch ruhiger. Sie warteten. Octavian zappelte unruhig neben ihr herum und scharrte mit den Sandalen über den Teppich, bis sie seine schaukelnden Beine mit einem festen Griff um seine Knie zur Ruhe zwang.