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»Das für seine Ehre!«, brüllte er und packte das Torgitter mit beiden Händen.

Julius winkte einen seiner Männer vorwärts, und Antonidus war gezwungen, die Stäbe loszulassen.

»Lass deine Finger von meinem Eigentum«, sagte Julius.

Antonidus wollte gerade etwas erwidern, als ein Stück weiter unten auf der Straße das Klappern von Legionärssandalen laut wurde. Er drehte sich um, und auf seinem Gesicht zeigte sich ein gehässiges Grinsen.

»Jetzt werden wir ja sehen, du Verbrecher. Der Senat hat Soldaten hergeschickt, um die Ordnung wiederherzustellen. Ich werde dich verprügeln und dann auf der Straße liegen lassen, so wie du es mit meinen Männern getan hast.«

Er trat vom Tor zurück, um die Ankömmlinge in Empfang zu nehmen.

»Dieser Mann ist in mein Haus eingebrochen und hat meine Bediensteten misshandelt. Ich verlange, dass er sofort festgenommen wird«, sagte er zu dem nächstbesten Soldaten, wobei sich vor lauter Eifer weißer Schaum in seinen Mundwinkeln bildete.

»Na ja, der Kerl hat ein ganz freundliches Gesicht. Lass es ihn doch behalten«, antwortete Brutus grinsend.

Einige Sekunden lang begriff Antonidus überhaupt nichts mehr, erst dann sah er, wie viele bewaffnete Männer ohne Legionsinsignien da vor ihm standen.

Langsam wich er zurück, wobei er verächtlich das Kinn reckte. Brutus lachte ihn aus.

Antonidus trat zwischen die beiden Wachen, die angesichts so vieler möglicher Gegner jetzt, da er zeigte, dass sie zu ihm gehörten, nervös von einem Bein aufs andere traten.

»Der Senat wird mich anhören«, krächzte er mit vom Schreien heiserer Stimme.

»Sag deinen Herren, sie sollen einen Termin für eine Anhörung festlegen«, sagte Julius und ließ das Tor öffnen, damit Brutus mit seinen Männern hereinkonnte. »Ich werde meine Handlungen vor dem Gesetz rechtfertigen.«

Antonidus funkelte ihn böse an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte mit seinen beiden Wachen im Schlepptau davon.

Julius hielt Brutus mit einer Berührung am Arm zurück, als dieser an ihm vorbeigehen wollte.

»Nicht ganz die stille und heimliche Zusammenkunft, die ich mir vorgestellt hatte, Brutus.«

Sein Freund schürzte die Lippen und war einen Augenblick lang nicht in der Lage, seinem Blick zu begegnen.

»Ich habe die Männer hergebracht, oder nicht? Du hast keine Ahnung, wie schwierig es ist, bewaffnete Männer in diese Stadt zu schleusen. Die Tage, in denen Marius eine halbe Hundertschaft hierhin und dorthin geschmuggelt hat, sind lange vorbei.«

Cabera gesellte sich zu ihnen, als er mit den letzten Soldaten durch das offene Tor geschlendert kam.

»Die Wachen am Stadttor haben mich für einen wohlhabenden Händler gehalten«, sagte er leichthin.

Sowohl Julius als auch Brutus ignorierten ihn. Sie starrten sich an. Schließlich senkte Brutus leicht den Kopf.

»Na schön, es hätte etwas unauffälliger verlaufen können.«

Noch während er sprach, ließ die Spannung zwischen ihnen nach, und Julius grinste.

»Es hat mir sehr gefallen, als er dachte, der Senat hätte euch geschickt«, sagte er lachend. »Dieser Augenblick war wohl allein schon den öffentlichen Auftritt der Männer wert.«

Brutus sah immer noch ein wenig betreten aus, doch ein leises Lächeln stahl sich bereits über sein Gesicht.

»Wahrscheinlich. Hör zu, der Senat erfährt jetzt von ihm, dass du so viele Männer hier hast. Das wird er nicht durchgehen lassen. Du solltest dir überlegen, ob du nicht einige von ihnen in die Unterkünfte der Primigenia verlegen willst.«

»Das werde ich wohl tun, aber noch nicht gleich, denn zuerst müssen wir ein paar Pläne schmieden. Auch meine anderen Zenturien sollten vom Gut hierher gebracht werden.« Julius kam ein plötzlicher Gedanke. »Wieso hat der Senat eigentlich nichts dagegen, dass die Primigenia in der Stadt ist?«

Brutus zuckte die Achseln. »Vergiss nicht, dass sie zwar in die Musterrollen der Legionen eingetragen sind, aber ihre Unterkünfte liegen eigentlich außerhalb der Mauern, im Norden, unweit des Quirinal-Tores. Ich habe einen der besten Ausbildungsplätze in ganz Rom und Renius als Schwertmeister. Du solltest es sehen.«

»Du hast so viel erreicht, Brutus«, sagte Julius und packte ihn an der Schulter. »Jetzt, da wir zurück sind, wird sich Rom rasch verändern. Ich bringe meine Männer zu dir, sobald ich sicher sein kann, dass Antonidus es nicht noch einmal versucht.«

Brutus ergriff den Arm des Freundes, und seine Begeisterung schäumte über.

»Wir brauchen deine Männer. Die Primigenia muss wachsen. Ich werde nicht eher rasten, bevor sie nicht ihre alte Stärke wiedererlangt hat. Marius…«

»Nein, Brutus.« Julius ließ den Arm fallen. »Du hast mich falsch verstanden. Meine Männer sind allein auf mich eingeschworen. Sie können nicht unter deinem Kommando dienen.« Er wollte seinen Freund nicht enttäuschen, doch es war besser, von Anfang an für Klarheit zu sorgen.

»Was?«, erwiderte Brutus verblüfft. »Hör mal, sie gehören keiner regulären Legion an, und die Primigenia besteht aus weniger als tausend Mann. Du brauchst nur…«

Julius schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich helfe dir bei der Rekrutierung, so wie ich es versprochen habe, aber nicht mit diesen Männern. Tut mir Leid.«

Brutus sah ihn ungläubig an. »Aber ich baue die Primigenia für dich auf. Ich sollte dein Schwert in Rom sein, erinnerst du dich nicht mehr?«

»Ich erinnere mich genau«, antwortete Julius und nahm abermals seinen Arm. »Deine Freundschaft bedeutet mir mehr als alles andere, mit Ausnahme des Lebens meiner Frau und meiner Tochter. Dein Blut fließt durch meine Adern, erinnerst du dich noch daran? Mein Blut ist dein Blut.«

Er hielt inne und umschloss den Arm mit kräftigem Griff.

»Diese Männer hier sind meine Wölfe. Sie können nicht unter deinem Befehl dienen. Lass es dabei bewenden.«

Brutus entzog ihm seinen Arm mit einem Ruck. Seine Züge verhärteten sich. »Na schön. Behalte du deine Wölfe, während ich um jeden neuen Rekruten kämpfe. Ich kehre zu meinen Unterkünften und meinen eigenen Männern zurück. Wenn du deine Soldaten bringen willst, findest du mich dort. Dann können wir uns auch über ihre Unterbringungskosten unterhalten.«

Er wandte sich um und drehte den Schlüssel im Schloss, um das Tor zu öffnen.

»Marcus!«, rief Julius ihn von hinten an.

Brutus erstarrte einen Moment, dann öffnete er das Tor, ging davon und ließ es offen stehen.

Selbst in der Begleitung seiner beiden verbliebenen Wachen behielt Antonidus auf dem Weg durch die dunklen Gassen die Hand an dem Dolch, der in seinem Gürtel steckte. Die Durchgänge waren so schmal, dass sie in der Dunkelheit viel zu viel Verstecke für die Raptores boten, als dass sich Antonidus in falscher Sicherheit gewiegt hätte. Er atmete durch die Nase und versuchte die Pfützen zu ignorieren, die seine Sandalen gleich nach den ersten Schritten abseits der großen Straßen ruiniert hatten. Einer seiner Männer stieß einen unterdrückten Fluch aus, als er auf einem Haufen ausrutschte, der noch frisch genug war, um noch nicht völlig kalt zu sein.

Das Tageslicht drang ohnehin kaum in dieses Viertel Roms, bei Nacht jedoch waren die Schatten wahrhaft beängstigend. Hier gab es kein Gesetz, keine Soldaten, die zu Hilfe eilten, und auch keine Bürger, die beherzt auf einen Hilferuf herbeilaufen würden. Antonidus schloss die Finger noch fester um den Messergriff und zuckte zusammen, als etwas hastig vor ihren vorübereilenden Schritten davonhuschte. Er schaute nicht genauer hin, sondern stolperte fast blind weiter, zählte die Straßenecken, indem er sie mit den Händen ertastete. Drei Ecken von der Einmündung, dann vier weitere nach links.

Sogar in der Nacht waren hier Menschen zu Fuß unterwegs, Menschen, die sich in anderen Vierteln der Stadt niemals würden blicken lassen. Die Passanten, denen sie begegneten, unterhielten sich kaum, und auch dann nur sehr gedämpft. Hastende Gestalten schoben sich grußlos vorbei und gingen mit gesenkten Köpfen um die schmutzigen Pfützen herum. Dort, wo vereinzelte Fackeln den Weg ein paar Schritte weit erleuchteten, wichen sie dem Licht aus, als würden sie das Verderben auf sich ziehen, sobald sie in seinen Kreis traten.