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«Ja, das glaube ich auch. Sie wissen sicher, was für eine große Ehre das ist. Einige der prominentesten Richter dieses Landes sind in der Vergangenheit von uns zum Mann des Jahres ernannt worden… Augenblick mal. Ich habe eine Idee. Meinen Sie, daß Richter Lawrence für uns eine kurze Rede aufBand sprechen könnte… ein paar Dankesworte vielleicht?«

«Das… das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Er hat massenweise Termine, und…«

«Ich darf noch hinzufügen, daß das Fernsehen und die Pressebundesweit in aller Ausführlichkeit darüberberichten werden.«

Schweigen. Richter Lawrences Sekretärin wußte, wie gern sich ihr Chef von den Medien hätscheln ließ. Soweit sie es überblickte, diente die Reise, auf der er sich zur Zeitbefand, hauptsächlich diesem Zweck.

Sie sagte:»Vielleicht kommt er doch dazu, ein paar Worte für Sie aufBand zu sprechen. Ich könnte ihn zumindest fragen.«

«Oh, das wäre wunderbar«, antwortete Tracybegeistert.»Damit wäre der Abend gerettet.«

«Soll Richter Lawrence über irgend etwasBestimmtes sprechen?«

«Ja. Wir stellen uns folgende Thematik vor…«Tracy zögerte.»Das ist leider etwas kompliziert. Es wärebesser, wenn ich es ihm direkt erklären könnte.«

Wieder Schweigen. Die Sekretärin war in der Zwickmühle. Einerseits hatte sie Weisung, die Reiseroute ihres Chefs nicht

zu verraten. Andererseits sah es ihm ähnlich, daß er sie mitBeschimpfungen überschütten würde, wenn ihm eine so wichtige Ehrung entging.

Sie sagte:»Eigentlichbin ich nichtbefugt, Informationen zu geben. Aber wenn ich in diesem Fall eine Ausnahme mache, ist ihm das sicher recht. Sie können ihn in Moskau erreichen, im Hotel Rossija. Da ist er die nächsten fünf Tage, und danach…«

«Wunderbar. Ich werde sofort Kontakt zu ihm aufnehmen. Vielen herzlichen Dank.«

«Ich habe zu danken, Miß Dastin.«

Die Telegramme waren an Richter Henry Lawrence, Hotel Rossija, Moskau, gerichtet. Das erste lautete folgendermaßen:

NÄCHSTES AUSSERORDENTLICHES FORTBILDENDES TREFFEN

DER RICHTER NUNMEHR ARRANGIERT.

TEILT UNS MIT, WIEVIEL ZIMMER, DA DIESEBESTELLT WERDEN

MÜSSEN.

BORIS

Das zweite Telegramm traf tags darauf ein:

RAT ERBETENBETREFFEND REISEPLÄNE.

FLUGZEUG DER SCHWESTER SICHER, WENN AUCH

VERSPÄTET EINGETROFFEN.

PASS VERLOREN UND GELD.

SCHWESTER WIRD DEMNÄCHST UNTERGEBRACHT IN SEHR

SCHÖNEM SCHWEIZER HOTEL.

DURCH DIEBANK ERSTKLASSIGES HAUS.

BORIS

Das dritte Telegramm lautete:

PASS FÜR SCHWESTERBESCHAFFT ÜBER AMERIKANISCHE

BOTSCHAFT.

NEUE VISA NICHT EINGETROFFEN.

INFORMATIONEN LEIDER NICHT VERFÜGBAR ÜBER DIE

AMERIKANISCHEBOTSCHAFT.

RUSSISCHES KONSULAT MÖCHTE SCHWESTER AUSBOOTEN.

BORIS

Das KGBwartete ab, obweitere Telegramme kamen. Dies war nicht der Fall, und Richter Henry Lawrence wurde verhaftet.

Das Verhör dauerte zehn Tage und zehn Nächte.

«An wen haben Sie die Informationen weitergeleitet?«

«Was für Informationen? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«

«Von den Plänen. Wer hat Ihnen die Pläne gegeben?«

«Was für Pläne?«

«Die von unserem Atom‑U — Boot.«

«Sie sind nicht rechtbei Verstand. Was weiß ich denn von sowjetischen Atom‑U — Booten?«

«Das wollen wir ja gerade herausfinden. Mit wem hatten Sie diese geheimen Treffen?«

«Was für geheime Treffen? Ich habe keine Geheimnisse.«

«Na schön. Dann verraten Sie uns vielleicht, werBoris ist.«

«Boris?«

«Der Mann, der Geld auf Ihr Schweizer Konto eingezahlt hat.«

«Was für ein Schweizer Konto?«

Die Leute vom Geheimdienst waren wütend.»Sie sind ein starrköpfiger Idiot«, sagten sie zu Richter Henry Lawrence.»Wir werden an Ihnen ein Exempel statuieren, um all die anderen amerikanischen Spione abzuschrecken, die die UdSSR unterminieren wollen.«

Als es dem amerikanischenBotschafter gestattet wurde,

seinen Landsmann zubesuchen, hatte Richter Henry Lawrence fünfzehn Pfund abgenommen. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann ihn seine Häscher zum letzten Mal hatten schlafen lassen, und er war nur noch ein Wrack.

«Warum machen die das mit mir?«jammerte der Richter.»Ichbin amerikanischer Staatsbürger. Ichbin Richter. Holen Sie mich hier raus, um Gottes willen!«

«Ich tue, was ich kann«, versicherte derBotschafter. Lawrences Aussehen schockierte ihn. Er hatte Lawrence und die anderen Mitglieder der Juristendelegationbegrüßt, als sie vor zwei Wochen in der Sowjetunion eingetroffen waren. Der Mann, dem derBotschafter damals die Hand geschüttelt hatte, besaß keinerlei Ähnlichkeit mit der erbärmlichen, verängstigten Kreatur, die ihm jetzt gegenübersaß.

Verflucht, was führen die Russen diesmal im Schild? fragte sich derBotschafter. Der Richter ist ebensowenig ein Spion wie ich. Dann dachte er sarkastisch: Na, da hätte ich mir vielleicht einbesseresBeispiel einfallen lassen sollen.

DerBotschafter forderte ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Politbüros, und als ihm dies verweigert wurde, beschied er sich mit einem der Minister.

«Ich möchte hiermit in aller Form protestieren«, sagte derBotschafter aufgebracht.»Es ist unverzeihlich, wie Ihr Land Richter Henry Lawrencebehandelt. Und es ist lächerlich, einen Mann von seinem Format der Spionage zubezichtigen.«

«Wenn Sie jetzt fertig sind«, entgegnete der Minister kühl,»dann schauen Sie sich das mal an, bitte.«

Er überreichte demBotschafter Fotokopien der Telegramme.

DerBotschafter las sie undblickte verwirrt auf.»Na, und? Die sind doch völlig harmlos?!«

«Wirklich? Dann lesen Sie siebitte noch einmal. Dechiffriert. «Der Minister gabdemBotschafter einen weiteren Satz Fotokopien. Jedes vierte Wort war ganz oder teilweise unterstrichen.

NÄCHSTES AUSSERORDENTLICHES FORTBILDENDES TREFFEN

DER RICHTER NUNMEHR ARRANGIERT.

TEILT UNS MIT, WIEVIEL ZIMMER, DA DIESEBESTELLT WERDEN

MÜSSEN.

BORIS

RAT ERBETENBETREFFEND REISEPLÄNE. FLUGZEUG DER SCHWESTER SICHER, WENN AUCH VERSPÄTET EINGETROFFEN. PASS VERLOREN UND GELD.

SCHWESTER WIRD DEMNÄCHST UNTERGEBRACHT IN SEHR

SCHÖNEM SCHWEIZER HOTEL.

DURCH DIEBANK ERSTKLASSIGES HAUS. BORIS

PASS FÜR SCHWESTERBESCHAFFT ÜBER AMERIKANISCHE

BOTSCHAFT.

NEUE VISA NICHT EINGETROFFEN.

INFORMATIONEN LEIDER NICHT VERFÜGBAR ÜBER DIE

AMERIKANISCHEBOTSCHAFT.

RUSSISCHES KONSULAT MÖCHTE SCHWESTER AUSBOOTEN.

BORIS

Ich werd verrückt, dachte derBotschafter.

Der Prozeß fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Der Gefangenebliebverstocktbis zuletzt undbestritt hartnäckig, daß sein Aufenthalt in der Sowjetunion Spionagezwecken diente. Die Anklage stellte ihm ein mildes Urteil in Aussicht, wenn er offenbarte, wer seine Auftraggeber waren, und Richter Lawrence hätte es nur zu gern offenbart, doch das konnte er leider nicht.

Am Tag nach dem Prozeß wurde in der Prawda mit ein paar Zeilen gemeldet, daß ein fragwürdiger Gast aus Amerika,

Richter Henry Lawrence, der Spionage überführt und zu vierzehn Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt worden sei.

Die amerikanischen Geheimdienste standen, was den Fall Lawrencebetraf, vor einem Rätsel. Gerüchte kursiertenbei der CIA, dem FBI, dem Secret Service und im Finanzministerium.

«Von uns ist er nicht«, sagte die CIA.»Wahrscheinlich hat er fürs Finanzministerium gearbeitet.«

Das Finanzministerium stellte jede Kenntnis von der Affäre in Abrede.»Nein, nichts da. Das ist nicht unserBier. Vermutlich wildert das verdammte FBI mal wieder in fremden Revieren.«