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«Bedauerlicherweise ja, Ma'am«, sagte der jüngere FBIMann, der mit einem weichen Südstaatenakzent sprach.»Wir sind in einigen Minuten in New Jersey. Diebesgut über eine Staatsgrenze zu transportieren, ist ein Vergehen, das in die Zuständigkeit des FBI fällt.«

Tracy fühlte sich plötzlich einer Ohnmacht nahe. Rote Schleier tanzten ihr vor den Augen und ließen alles verschwimmen.

Der ältere FBI‑Mann, Dennis Trevor, sagte:»Würden Sie wohl mal Ihren Koffer aufmachen?«Es war keineBitte, sondern einBefehl.

Tracybliebnur noch die Hoffnung, diebeiden zubluffen.»Ich denke gar nicht daran! Wie können Sie es wagen, einfach in mein Abteil hereinzuplatzen?«Ihre Stimmebebte vor Entrüstung.»Haben Sie nichtsBesseres zu tun, als friedlicheBürger zubelästigen? Ich werde den Schaffner rufen.«

«Mit dem haben wir schon geredet«, erwiderte Trevor.

Tracy merkte, daß sich diebeiden nichtbluffen ließen.»Haben… haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«

Der jüngere Mann sagte freundlich:»Wirbrauchen keinen, Miß Whitney. Wir haben Sie nämlichbei der Verübung eines Verbrechens gefaßt. «Die Agenten kannten sogar ihren Namen. Sie saß in der Falle. Und es gabkeinen Ausweg. Keinen.

Trevor machte sich an ihrem Koffer zu schaffen, klappte den Deckel auf. Es hatte keinen Sinn, ihn daran zu hindern. Tracy sah zu, wie er das Ledertäschchen aus dem Koffer nahm. Er öffnete es, schaute seinen Partner an und nickte. Tracy ließ sich auf den Sitz sinken. Ihr war auf einmal so schwach, daß sie nicht mehr stehen konnte.

Trevor zog eine Liste aus seinem Anzug, verglich die Posten darauf mit dem Inhalt des Täschchens und schobdas Täschchen ein.»Alles da, Tom.«

«Wie… wie haben Sie das rausgekriegt?«fragte Tracy kläglich.

«Wir sind nichtbefugt, Ihnen Auskünfte zu erteilen«, entgegnete Trevor.»Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern, und Sie haben das Recht, sich vor einer etwaigen Aussage mit einem Anwalt ins Einvernehmen zu setzen. Alles, was Sie von nun an sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Verstanden?«

«Ja«, flüsterte Tracy.

TomBowers sagte:»Das tut mir leid. Ich meine — ich kenne Ihre Vorgeschichte, und es tut mir ehrlich leid.«

«Heiliger Gott«, knurrte der ältere Mann,»das ist doch kein Wohlfahrtsbesuch.«

«Ich weiß, aber trotzdem…«

Dennis Trevor zog Handschellen aus der Tasche und hielt sie vor Tracy hin.»Nehmen Siebitte die Arme ein Stück hoch.«

Tracys Herz krampfte sich zusammen. Sie dachte an ihre Verhaftung auf dem Flugplatz in New Orleans, an den kalten Stahl der Handschellen um ihre Gelenke, an die gaffenden Passanten.

«Bitte! Muß das sein?«

«Ja, Ma'am.«

Der jüngere FBI‑Agent sagte:»Kann ich eine Minute allein mit dir reden, Dennis?«

Dennis Trevor zuckte die Achseln.»Okay.«

Diebeiden Männer traten auf den Seitengang. Tracy saßbenommen und verzweifelt im Abteil. Sie hörteBruchstücke des Gesprächs.

«Um Himmels willen, Dennis, es ist nicht nötig, ihr Handschellen anzulegen. Sie läuft uns schon nicht weg…«

«Wann wirst du endlich erwachsen, Mensch? Wenn du so langbeim FBI wärst wie ich…«

«Na, nun gibihr eine Chance. Es ist ihr sowieso schon peinlich genug, und…«

«Da kommen noch ganz andere Dinge auf sie zu…«

Den Rest des Gesprächs konnte Tracy nicht verstehen. Sie wollte ihn auch nicht verstehen.

Diebeiden Männer kehrten ins Abteil zurück. Der ältere machte einen verärgerten Eindruck.»Na schön«, sagte er,»wir legen Ihnen keine Handschellen an. Am nächstenBahnhof steigen wir mit Ihnen aus. Wirbestellen schon mal

per Funk einen Wagen. Und Siebleiben hier im Abteil. Verstanden?«

Tracy nickte. Sie konnte nicht sprechen, so schlimm war ihr zumute.

Der jüngere Mann, TomBowers, zuckte mitfühlend die Achseln, wie um zu sagen:»Ich wollte, ich könnte mehr für Sie tun.«

Doch niemand konnte etwas für sie tun. Jetzt nicht mehr. Es war zu spät. Man hatte sie auf frischer Tat ertappt. Irgendwie hatte die Polizei herausgefunden, daß sie es war, und das FBI verständigt.

Die Agenten redeten draußen auf dem Seitengang mit dem Schaffner. Trevor deutete auf Tracy und sagte etwas, das sie nicht verstand. Der Schaffner nickte. Trevor schloß die Abteiltür. Für Tracy hörte es sich so an, als würde eine Zellentür zugeschlagen.

Die Landschaft zog an den Zugfenstern vorbei, aber Tracy schenkte ihr keinenBlick. Sie saß da wie gelähmt. Angst erfüllte sie. Sie hatte ein Dröhnen in den Ohren, das nichts mit dem Fahrtlärm zu tun hatte. Eine zweite Chance würde sie nichtbekommen. Sie war rückfällig geworden. Sie würde die Höchststrafe kriegen, und diesmal würde keine Amy da sein, die sie retten konnte, diesmal würde es nichts geben als geisttötende, endlose Gefängnisjahre. UndBigBerthas. Wie hatte das FBI sie erwischt? Der einzige Mensch, der über den DiebstahlBescheid wußte, war Conrad Morgan, und der hatte keinen Grund, sie zu verraten. Denn damit verlor er ja auch die Juwelen. Wahrscheinlich hatte irgend jemand in seinem Geschäft Wind von dem Planbekommen und der Polizei einen Tip gegeben. Der Ablauf war letztlich egal. Das FBI hatte sie geschnappt. Am nächstenBahnhof würde sie aussteigen undbald wieder auf dem Weg ins Gefängnis sein. Dann das Hearing, dann der Prozeß, und dann…

Tracy schloß die Augen. Sie wollte nicht mehr darüber

nachdenken. Sie spürte, wie ihr heiße Tränen über die Wangen rannen.

Der Zug fuhr jetzt langsamer. Tracybekam fast keine Luft mehr. Jeden Moment würden diebeiden FBI‑Agenten sie holen. EinBahnhof tauchte auf, und ein paar Sekunden später hielt der Zug. Zeit zu gehen. Tracy klappte ihren Koffer zu, zog ihren Mantel an und setzte sich. Sie starrte die geschlossene Abteiltür an, wartete darauf, daß sie sich öffnete. Minuten vergingen. Die zwei Männer ließen sich nichtblicken. Was machten sie wohl? Tracy dachte an Trevors Worte:»Am nächstenBahnhof steigen wir mit Ihnen aus. Wirbestellen schon mal per Funk einen Wagen. Und Siebleiben hier im Abteil.«

Sie hörte den Schaffner rufen:»Alles einsteigen…«Tracy geriet in Panik. Vielleicht hatten diebeiden FBI‑Agenten es so gemeint, daß sie auf demBahnsteig auf sie warten würden. Wenn sie im Zugblieb, konnte ihr das als Fluchtversuch ausgelegt werden. Was sie in eine noch heiklere Lagebrachte. Tracy griff sich ihren Koffer, öffnete die Abteiltür und eilte auf den Seitengang.

Der Schaffner nahte.»Wollen Sie hier aussteigen, Miß?«fragte er.»Dann müssen Sie sichbeeilen. Und lassen Sie sich von mir helfen. Wenn eine Frau in anderen Umständen ist, soll sie keine schweren Sachen tragen.«

Tracyblickte den Schaffner mit großen Augen an.»In anderen Umständen?«

«Na, dasbraucht Ihnen doch wirklich nicht peinlich zu sein, daß ich das weiß. IhreBrüder haben's mir gesagt. Sie haben gesagt, daß Sie schwanger sind und daß ich mich einbißchen um Sie kümmern soll.«

«MeineBrüder?«

«Nette Jungs. Waren wirklich um Siebesorgt.«

Tracy wurde auf einmal schwindlig. Alles ging drunter und drüber.

Der Schaffner trug den Koffer zum Ende des Waggons und half Tracy auf denBahnsteig. Der Zug setzte sich inBewegung.

«Wissen Sie, wo meineBrüder geblieben sind?«rief Tracy.

«Nein, Ma'am. Als der Zug hier gehalten hat, sind sie in ein Taxi gestiegen.«

Mit Juwelen im Wert von einer Million Dollar.

Tracy ließ sich zum Flughafen fahren. Das war der einzige Ort, der ihr einfiel. Wenn die zwei Männer ein Taxi genommen hatten, hieß das, daß sie kein eigenes Auto hatten und erst recht keinen Dienstwagen, und sie würden sicher so schnell wie möglich die Stadt verlassen wollen. Tracy lehnte sich zurück. Sie war wütend über das, was diebeiden mit ihr veranstaltet hatten, und sie schämte sich dafür, wiebereitwillig sie ihnen auf den Leim gegangen war. Oh, sie waren gut. Allebeide. Wirklich gut. So überzeugend. Tracy errötetebei dem Gedanken, wie leicht sie auf das uralte Klischee vom lieben und vombösen Cop hereingefallen war.