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Um Himmels willen, Dennis, es ist nicht nötig, ihr Handschellen anzulegen. Sie läuft uns schon nicht weg…

Wann wirst du endlich erwachsen, Mensch? Wenn du so langbeim FBI wärst wie ich…

Vom FBI waren diebeiden also nicht. Aber Gauner waren sie sicher. Und Tracy hatte zuviel riskiertbei der ganzen Geschichte, um sich von zwei Erzhalunken austricksen zu lassen. Sie mußte rechtzeitig am Flughafen sein.

Siebeugte sich vor und sagte zum Taxifahrer:»Könnten Siebitte einbißchen Tempo zulegen, ja?«

Diebeiden Männer standen in der Schlange vor dem Tor zum Flugsteig, und Tracy erkannte sie nicht gleich. Der jüngere, der sich ThomasBowers genannt hatte, trug jetzt keineBrille mehr, die Farbe seiner Augen hatte sich verändert

— sie waren grau stattblau —, und der Schnurrbart war verschwunden. Der andere, Dennis Trevor, der dickes schwarzes Haar gehabt hatte, hatte jetzt eine Glatze. Aber es waren die zwei von vorhin. Sie hatten nicht die Zeit gehabt, sich umzuziehen. Und sie waren fast am Tor, als Tracybei ihnen ankam.

«Sie haben was vergessen«, sagte Tracy.

Diebeiden drehten sich um undblickten Tracy an. Sie warenbaff. Der jüngere Mann runzelte die Stirn.»Was machen Sie denn hier? Es sollte Sie doch ein Dienstwagen vomBahnhof abholen?«Er sprach nicht mehr mit Südstaatenakzent.

«Dann lassen Sie uns zurückfahren und den Wagen suchen«, schlug Tracy vor.

«Geht nicht. Wirbearbeiten jetzt einen anderen Fall«, erklärte Trevor.»Wir müssen diese Maschine unbedingt erreichen.«

«Aber erst geben Sie mir die Juwelen wieder«, forderte Tracy.

«Das können wir leider nicht«, erwiderte ThomasBowers.»IstBeweismaterial. Wir schicken Ihnen eine Quittung.«

«Ich will keine Quittung. Ich will die Juwelen.«

«Bedaure«, sagte Trevor.»Wir dürfen sie nicht aus der Hand geben.«

Jetzt waren siebeim Tor zum Flugsteig. Trevor gabdem Angestellten von der Fluggesellschaft seineBordkarte. Tracy schaute sich verzweifelt um und sah einen Polizisten.»Officer!«rief sie.»Officer!«

Diebeiden Männerblickten sich verdattert an.

«Sind Sie verrückt geworden?«zischte Trevor.»Wollen Sie, daß wir alle verhaftet werden?«

Der Polizist kam auf die drei zu.»Ja, Miß? Haben Sie Probleme?«

«Oh, Probleme kann man das nicht nennen«, sagte Tracy fröhlich.»Diese beiden reizenden Herren haben den wertvollen Schmuck wiedergefunden, den ich verloren hatte, und werden ihn mir jetzt gleich zurückgeben. Ich hatte schonbefürchtet, ich müßte das FBI verständigen.«

Die zwei Männerblickten sich nervös an.

«Diebeiden Herren haben gemeint, Sie könnten mich vielleicht vorsichtshalber zum Taxibegleiten.«

«Klar kann ich das. Mit Vergnügen.«

Tracy wandte sich den zwei Männern zu.»Sie können mir den Schmuck jetzt geben. Jetzt kann nichts mehr passieren. Dieser nette Herr von der Polizei wird sich meiner annehmen.«

«Also, hören Sie«, wandte TomBowers ein,»es wäre doch wirklichbesser, wenn wir Sie…«

«Nein, auf keinen Fall«, widersprach Tracy.»Ich weiß, wie wichtig es für Sie ist, diese Maschine zu erreichen.«

Die zwei Männerblickten einander hilflos an. Sie konnten nichts machen. Widerwillig zog TomBowers das Ledertäschchen aus seinem Anzug.

«Ja, das ist es!«rief Tracy. Sie nahmBowers das Täschchen aus der Hand, öffnete es und schaute hinein.»Gott sei Dank. Es ist alles noch da.«

TomBowers machte einen letzten verzweifelten Versuch.»Wir könnten es auch für Sie verwahren, bis…«

«Nein, das ist wirklich nicht nötig«, sagte Tracy munter. Sie öffnete ihr Portemonnaie und überreichte denbeiden Männern je einen Fünfdollarschein.»Hier — als kleines Dankeschön.«

Die anderen Passagiere warenbereits durchs Tor gegangen. Der Angestellte von der Fluggesellschaft sagte:»Jetzt müssen Sie sich aberbeeilen, meine Herren.«

«Nochmals vielen Dank!«rief Tracy strahlend, als sie davonschritt, den Polizisten zur Seite.»Man findet heutzutage so selten ehrliche Menschen!«

18

ThomasBowers, der eigentlich Jeff Stevens hieß, saß am Fenster und schaute nach draußen, als die Maschine startete. Er hobein Taschentuch an seine Augen, und seine Schulternbewegten sich ruckartig auf und ab.

Dennis Trevor, dessen wirklicher NameBrandon Higgins war, saß neben ihm undbetrachtete ihn verwundert.»He«, sagte er,»sind doch nur Moneten. Deswegenbrauchst du nicht gleich zu heulen.«

Jeff Stevens wandte sich seinem Partner zu. Tränen strömten ihm übers Gesicht, und Higgins merkte, daß Jeff sichbog vor Lachen.

«Was ist denn mit dir los?«wollte Higgins wissen.»Zum Lachen ist es auch nicht.«

Jeff sah das anders. Wie Tracy Whitney sie am Flughafen übertölpelt hatte — das war der genialste Trick, den er je erlebt hatte. Conrad Morgan hatte ihnen gesagt, die Frau sei eine Amateurin. Mein Gott, dachte Jeff, was würde sie erstbringen, wenn sie ein Profi wäre? Tracy Whitney war die schönste Frau, die Jeff Stevens je gesehen hatte. Und raffiniert war sie auch. Jeffbrüstete sich damit, derbeste Schwindler weit undbreit zu sein, und sie hatte ihn reingelegt. Onkel Willie hätte sie geliebt, dachte er.

Onkel Willie hatte Jeff erzogen. Jeffs Mutter, eine reiche Erbin, hatte einen Luftikus geheiratet, der die Wie‑werde‑ich‑schnell‑reich‑Projekte nur so aus dem Ärmel schüttelte — bloß verwirklichen konnte er sie leider nie. Jeffs Vater war ein Charmeur, dunkelhaarig und gutaussehend, zungenfertig und überzeugend, und nach fünf Jahren Ehe hatte er es geschafft,

das Vermögen seiner Frau durchzubringen. Jeffs früheste Erinnerungenbeschränkten sich auf Geldstreitigkeiten seiner Eltern und außereheliche Affären seines Vaters. Es war eine sehr unglückliche Verbindung, und der kleine Junge hatte sich geschworen: Ich heirate nie.

DerBruder seines Vaters, Onkel Willie, besaß einen reisenden Vergnügungspark, und wenn er in die Nähe von Marion/Ohio kam, wo Jeff und seine Eltern wohnten, besuchte er sie immer. Er war der vergnügteste Mensch, den Jeff kannte, stets optimistisch, stets voll von rosigen Zukunftsträumen.

Er versäumte es nie, aufregende Geschenke für den Jungen mitzubringen, und lehrte ihn wunderbare Zauberkunststücke. Onkel Willie hatte als Zaubererbei einem Vergnügungspark angefangen und ihn aufgekauft, als derbisherigeBesitzer pleite ging.

Jeff war vierzehn, als seine Mutterbei einem Verkehrsunfall starb. Zwei Monate später heiratete sein Vater eine neunzehnjährige Kellnerin.»Als Mann kann man nicht allein leben, das ist unnatürlich«, erklärte er Jeff. Doch der Junge grollte ihm und empfand die Gefühllosigkeit seines Vaters als Verrat.

Mr. Stevens hatte damals einen Vertreterposten und war drei Tage pro Woche unterwegs. Eines Abends, als Jeff mit seiner Stiefmutter allein zu Hause war, wurde er dadurch wach, daß die Tür zu seinem Zimmer aufging. Ein paar Momente später spürte er einen warmen, nackten Körper neben seinem. Jeff setzte sich erschreckt auf.

«Halt mich ganz, ganz fest, Jeffie«, flüsterte seine Stiefmutter.»Ich fürchte mich so, wenn's donnert.«

«Es… es donnert doch gar nicht«, stotterte Jeff.

«Könnte aber. In der Zeitung hat's geheißen, es gibt Regen. «Sie drückte sich an ihn.»Schlaf mit mir, Baby.«

Der Junge geriet in Panik.»Okay. Können wir das in Dads

Bett machen?«

«Meinetwegen. «Sie lachte.»Hast wohl 'n Spleen, wie?«

«Geh du schon mal voraus«, sagte Jeff.»Ich komme gleich nach.«

Sie stieg aus demBett und ging ins Schlafzimmer. Noch nie in seinem Leben hatte sich Jeff so schnell angezogen. Er hüpfte aus dem Fenster und machte sich auf den Weg nach Cimarron/Kansas, wo Onkel Willies Vergnügungspark gastierte. Über das, was geschehen war, verlor er kein Wort.