«Nein, es ist mir ernst«, sagte Jeff.»Das ist ein echtes Problem. Leute zapfen Computer an, bringenBanken, Versicherungen und andereBranchen um Milliarden — und es wird immer schlimmer.«
«So was müßte dir doch eigentlich liegen«, bemerkteBudge.
«Ich habe jemanden kennengelernt, der einen Rechner entwickelt hat. Er sagt, sein System könne nicht geknackt werden.«
«Und das möchtest du ändern«, scherzte Mike Quincy.
«Nein. Ich möchte Geld zur Förderung dieses Mannesbeschaffen. Und ich habe mirbloß überlegt, objemand von euch über ComputerBescheid weiß.«
«Nein«, erwiderteBudge grinsend.»Aber über die finanzielle Förderung von Erfindern wissen wirBescheid, was, Leute?«
Abermals Gelächter.
Zwei Tage später lief Jeff im Cluban seinem gewohnten Tisch vorbei und erklärteBudge:»Tut mir leid, daß ich heute nicht mit euch zusammensitzen kann. Ich habe einen Gast.«
Jeff ging zu einem anderen Tisch, und Alan Thompson sagte höhnisch lächelnd:»Wahrscheinlich speist er heute mit derbärtigen Lady aus dem Vergnügungspark.«
Ein etwas gebeugter, grauhaariger Mann trat in den Raum und wurde an Jeffs Tisch geführt.
«Oha!«staunte Mike Quincy.»Ist das nicht Professor Ackerman?«
«Wer?«
«Liest du nie was anderes alsBilanzen, Budge? Vernon Ackerman war vorigen Monat auf der Titelseite der Time. Er ist der Vorsitzende des President's National ScientificBoard — derbrillanteste Naturwissenschaftler unseres Landes.«
«Und was macht der mit meinem hochverehrten Schwager?«
Jeff und der Professor führtenbeim Essen ein langes, intensives Gespräch. Budge und seine Freunde wurden immer
neugieriger. Als der Professor gegangen war, winkteBudge seinen Schwager zu sich.
«He, Jeff! Wer war das?«
Jeffblickte schuldbewußt drein.»Oh… du meinst — Vernon?«
«Ja. Worüber habt ihr geredet?«
«Wir… äh…«Die anderen glaubten fast sehen zu können, wie es in Jeffs Kopf arbeitetebei dem Versuch, der Frage auszuweichen.»Ich… äh… vielleicht schreibe ich einBuch über ihn. Er ist sehr interessant… als Mensch, meine ich.«
«Du schreibst? Das ist ja das Neueste!«
«Na, anfangen müssen wir alle irgendwann mal.«
Drei Tage später hatte Jeff wieder einen Gast. Diesmal erkannte ihnBudge.»He! Das ist Seymour Jarrett, der Generaldirektor von Jarrett International Computer. Was will der denn mit Jeff?«
Wieder führten Jeff und sein Gast ein langes, intensives Gespräch. Nach dem Essen tratBudge an Jeffs Tisch.
«Junge, läuft was zwischen dir und Seymour Jarrett?«
«Nein«, antwortete Jeff, diesmal wie aus der Pistole geschossen.»Wir habenbloß einbißchen miteinander geplaudert. «Er wollte gehen. Budge hielt ihn auf.
«Nicht so schnell, alter Freund. Seymour Jarrett ist ein vielbeschäftigter Mann. Der sitzt nichtbloß so rum und plaudert einbißchen.«
«Also gut«, sagte Jeff ernst.»Du sollst die reine Wahrheit erfahren, Budge. Seymour sammeltBriefmarken, und ich habe ihm von einer erzählt, die ich vielleicht für ihnbesorgen kann.«
Die reine Wahrheit — daß ich nicht lache, dachteBudge.
In der Woche darauf speiste Jeff mit CharlesBartlett, dem Eigentümer vonBartlett &Bartlett, einer der größten privaten Kapitalanlagegesellschaften der Welt. Budge, Ed Zeller, Alan Thompson und Mike Quincybeobachteten fasziniert, wie die
beiden Männer die Köpfe zusammensteckten.
«Dein Schwager ist in letzter Zeit aber in verdammt hochkarätiger Gesellschaft«, bemerkte Zeller.»Was hat er da wohl auf der Pfanne, Budge?«
Budge sagte unwirsch:»Keine Ahnung. Aber ich krieg's raus, kannst du Gift drauf nehmen. Wenn Jarret undBartlett interessiert sind, riecht das nach einem dicken Geschäft.«
Sie sahen zu, wieBartlett aufstand, Jeffbegeistert die Hand schüttelte und ging. Als Jeff an ihrem Tisch vorbeikam, hieltBudge ihn fest.
«Setz dich, Jeff. Wir wollen mit dir reden.«»Ich muß wieder insBüro«, wandte Jeff ein.»Ich…«»Du arbeitest doch für mich, oder? Nun setz dich schon. «Jeff setzte sich.»Mit wem hast du eben zu Mittag gegessen?«Jeff zögerte.»Mit… mit einem alten Freund.«»CharlieBartlett ist ein alter Freund von dir?«»Könnte man sagen.«
«Und worüber hast du mit deinem alten Freund gesprochen, Jeff?«
«Äh… über Autos. Charlie hat eine Schwäche für Oldtimer, und ich habe was von einem Packard‑Cabrio gehört, viertürig, Baujahr '37…«
«Jetzt erzähl uns keinen Scheiß!«raunzteBudge.»Du sammelst keineBriefmarken und verkloppst keine Autos. Und irgendwelche Kackbücher schreibst du auch nicht. Nun rück mal raus damit, was du wirklich machst.«
«Nichts weiter. Ich…«
«Du suchst Geldgeber, nicht wahr, Jeff?«fragte Ed Zeller.
«Nein!«Aber das sagte er einbißchen zu prompt.
Budge legte den mächtigen Arm um Jeffs Schulter.»He, Junge, ichbin dein Schwager, vergiß das nicht. «Er zog Jeff an sich.»Es hat was mit diesem Computer zu tun, den man nicht knacken kann, mit diesem hundertprozentigen Rechner, von dem du vorige Woche geredet hast, stimmt's?«
Budge und seine Freunde sahen es Jeff an der Nasenspitze
an, daß sie ins Schwarze getroffen hatten.
«Also… ja.«
Es war wirklich eine schwere Geburt, aus dem Kerl was rauszukriegen.»Warum hast du uns nicht gesagt, daß Professor Ackerman an der Sachebeteiligt ist?«
«Ich dachte, ihr wärt nicht interessiert.«
«Da hast du falsch gedacht, Junge. Wenn du Kapitalbrauchst, wendest du dich an deine Freunde — ist doch völlig klar.«
«Der Professor und ichbrauchen kein Kapital«, erwiderte Jeff.»Jarrett undBartlett…«
«Jarrett undBartlett sind Ganoven! Die leimen dich, daß du nur noch mit den Ohren schlackerst!«rief Alan Thompson.
Ed Zeller hakte nach.»Jeff, wenn du mit Freunden Geschäfte machst, bist du ambestenbedient.«
«Es ist allesbereits verbindlich abgesprochen«, sagte Jeff.»CharlieBartlett…«
«Hast du irgendwas unterschrieben?«
«Nein, aber ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben, daß…«
«Dann ist überhaupt nichts abgesprochen.«
«Eigentlich sollte ich nicht mal mit euch darüber reden«, sagte Jeff.»Professor Ackermans Name darf keinesfalls erwähnt werden. Er ist unter Vertragbei einer Institution der Regierung…«
«Ja, das wissen wir«, entgegnete Thompson.»Glaubt der Professor denn, daß das gehen wird?«
«Oh, er weiß, daß das gehen wird.«
«Wenn es für Ackerman gut genug ist, ist es auch für uns gut genug. Richtig, Leute?«
Es erschallte ein Chor der Zustimmung.
«He, ichbin kein Wissenschaftler!«gabJeff zubedenken.»Ich kann nichts garantieren. Es wäre sogar möglich, daß dieses Ding überhaupt keinen Wert hat.«
«Klar, klar. Wir kapieren schon. Aber sagen wir mal, es hat
einen Wert, Jeff. Wie groß könnte der Markt dann sein?«
«Weltweit, Budge. Jeder könnte damit umgehen — vorausgesetzt, er ist nicht schwachsinnig.«
«Und wieviel Kapitalbrauchst du?«
«Zwei Millionen Dollar. Aber fürs erste genügen uns zwei‑hundertfünfzigtausend. Bartlett hat versprochen, daß…«
«Vergiß ihn. Das ist doch Kleingeld, alter Junge. Wirbringen das in eigener Regie auf. Sobleibt's in der Familie. Richtig, Leute?«
«Richtig!«
Budgeblickte auf und schnippte mit den Fingern. Ein Kellner kam an den Tisch geeilt.»Dominick, bringen Sie Mr. Stevens ein paarBogen Papier und einen Füller.«
Der Kellner holte das Verlangte in Windeseile.
«Wir können das Geschäft gleich hier abwickeln«, sagteBudge zu Jeff.»Du schreibst einen Vertrag, mit dem du uns die Rechte an dem Computer abtrittst, wir unterzeichnen ihn alle, und morgen früh kriegst du einenbestätigten Scheck über zweihundertfünfzigtausend Dollar. Na, wie hört sich das an?«