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«Ja, Sir.«

Jeff machte sich auf den Weg zumBüro des Zahlmeisters.

«Tut mir leid, daß ich Sie störe«, entschuldigte sich Jeff,»aber wir legen in ein paar Stunden an, und ich weiß, wieviel Sie dann zu tun haben, also habe ich mich gefragt, obSie mich vielleicht jetzt schon auszahlen können?«

«Selbstverständlich«, sagte der Zahlmeister lächelnd.»Die junge Dame ist wirklich ein Genie, nicht wahr?«

«Allerdings.«

«Wenn ich eins noch fragen darf, Mr. Stevens — wo hat sie das gelernt?«

Jeff neigte sich dem Zahlmeister zu und teilte ihm vertraulich mit:»Soviel ich weiß, ist sie eine Schülerin vonBobby Fisher.«

Der Zahlmeister holte zwei große Packpapierumschläge aus dem Safe.»Da werden Sie aber recht vielBares mit sich herumtragen. Soll ich Ihnen nicht lieber einen Scheck ausstellen?«

«Nein, machen Sie sich nur keine Umstände. Ich nehme es so«, sagte Jeff.»Aber könnten Sie mirbitte einen anderen Gefallen tun? Das Postboot kommt doch noch, bevor das Schiff in den Hafen einläuft, oder?«

«Ja, Sir. Wir erwarten es um Punkt sechs.«

«Es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie es einrichten würden, daß ich mit dem Postboot mitfahren kann. Meine Mutter ist todkrank, und ich möchte gern zu ihr, bevor…«, hier versagte ihm die Stimme,»…bevor es zu spät ist.«

«Oh, das tut mir schrecklich leid für Sie, Mr. Stevens. Natürlich kann ich das einrichten. Ich werde auch alles Nötige mit dem Zoll regeln.«

Um 6 Uhr 15 kletterte Jeff Stevens, diebeiden Packpapierumschläge in seinem Koffer, über eine Außenbordleiter in das Postboot. Er wandte sich um und warf einen letztenBlick auf das große Schiff, das hinter ihm aufragte. Die Passagiere lagen alle in tiefem Schlaf. Wenn die Queen Elizabeth II in den Hafen einlief, würde Jeff schon längst an Land sein.»Es war eine schöne Reise«, sagte er zu

einem derBesatzungsmitglieder, die mit auf das Postboot gekommen waren.

«Ja, nicht?«bestätigte eine Stimme.

Jeff drehte sich um. Und da saß Tracy auf einer Taurolle. Ihr Haar wehte im Wind.

«Tracy! Was machen Sie denn hier?«

«Na, raten Sie mal.«

Erbemerkte ihren nicht sehr freundlichen Gesichtsausdruck.»Moment, Moment! Sie werden doch nicht etwa denken, daß ich mich verdrücken wollte?«

«Aber nein, warum sollte ich?«fragte sie gallenbitter.

«Tracy, ich habe einenBrief für Sie hinterlassen. Ich wollte mich im Savoy mit Ihnen treffen und…«

«Gewiß«, entgegnete sie sarkastisch.»Die Katze läßt das Mausen nicht, wie?«

Erblickte sie an. Es gabnichts mehr zu sagen.

In ihrer Suite im Savoybeobachtete Tracy mit Argusaugen, wie Jeff das Geld auf den Tisch zählte.»Ihr Anteilbeläuft sich auf einhundertundeintausend Dollar.«

«Danke«, sagte Tracy eisig.

Jeff sagte:»Hören Sie, Tracy, Sie irren sich wirklich. Ich wollte, Sie gäben mir die Chance, alles zu erklären. Essen Sie heute mit mir zu Abend?«

Tracy zögerte. Dann nickte sie.»Okay.«

«Gut. Ich hole Sie um 8 Uhr ab.«

Als Jeff Stevens an diesem Abend im Hotel eintraf und nach Tracy fragte, teilte ihm der Mann an der Rezeption mit:»Tut mir leid, Sir, Miß Whitney ist heute nachmittag ausgezogen. Sie hat keine Adresse hinterlassen.«

21

Es war eine handschriftliche Einladung — zu diesem Schluß gelangte Tracy später —, die ihr Leben veränderte.

Nachdem sie ihren Anteil von Jeff Stevens eingetrieben hatte, verließ Tracy das Savoy und quartierte sich in einem ruhigen Hotel in der Park Street mit großen, freundlichen Zimmern und exzellentem Service ein.

An ihrem zweiten Tag in London wurde ihr die Einladung, abgefaßt in eleganter, wie gestochener Schrift, vom Portier überbracht:»Ein gemeinsamer Freund hat mich darauf hingewiesen, daß es für unsbeide von Vorteil sein könnte, miteinanderbekannt zu werden. Möchten Sie vielleicht heute nachmittag um 16 Uhr im Ritz zum Tee mit mir zusammentreffen? Ich werde, wenn Sie mir das Klischee verzeihen, eine rote Nelke im Knopfloch tragen. «Unterzeichnet war die Einladung mit» Günther Hartog«.

Tracy hatte keine Ahnung, wer das sein konnte. Ihre erste Regung war, so zu tun, als habe sie die Karte nicht erhalten, aber dann gewann ihre Neugier die Oberhand, und um 16 Uhr 15 stand sie im Ritz an der Tür zum Speisesaal. Siebemerkte ihn sofort. Er war über sechzig, vermutete Tracy, ein interessant aussehender Mann mit schmalem, intellektuellem Gesicht. Seine Haut war glatt und fast durchscheinend. Er trug einen teuren grauen maßgeschneiderten Anzug und hatte, wie angekündigt, eine rote Nelke im Knopfloch.

Als Tracy auf seinen Tisch zuging, stand er auf und verbeugte sich leicht.

«Vielen Dank, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind.«

Er rückte mit einer altmodischen Höflichkeit, die Tracybezaubernd fand, den Stuhl für sie zurecht. Er schien in eine

andere Welt zu gehören. Tracy konnte sich nicht vorstellen, was er von ihr wollte.

«Ichbin gekommen, weil ich neugierig war«, gestand Tracy,»aber sind Sie sicher, daß Sie mich nicht mit einer anderen Tracy Whitney verwechselt haben?«

Günther Hartog lächelte.»Nach dem, was ich gehört habe, gibt es nur eine Tracy Whitney.«

«Was haben Sie denn gehört?«

«Wollen wir darüberbeim Tee reden?«

Der Tee wurde in schönen Porzellantassen serviert; dazu gabes einen kleinen Imbiß.

«Sie haben in Ihrer Einladung von einem gemeinsamen Freund gesprochen«, begann Tracy.

«Ja, Conrad Morgan. Ich mache hin und wieder Geschäfte mit ihm.«

Ich habe einmal mit ihm Geschäfte gemacht, dachte Tracy wütend. Und er hat versucht, mich übers Ohr zu hauen.

«Er ist ein großerBewunderer von Ihnen«, sagte Günther Hartog.

Tracybetrachtete ihren Gastgeber genauer. Er hatte die vornehme Art eines Aristokraten und sah vermögend aus. Was will er von mir? fragte sich Tracy noch einmal. Sie kam zu dem Schluß, daß er das selbst zur Sprachebringen sollte, aber im folgenden wurden weder Conrad Morgan noch der gemeinsame Vorteil erwähnt, der für Günther Hartog und Tracy Whitney aus einerBekanntschaft erwachsen könnte.

Tracy fand dieBegegnung angenehm, ja faszinierend. Günther erzählte ihr aus seinem Leben.»Ichbin in München geboren. Mein Vater warBankier. Er war reich, und ich fürchte, daß ich als ziemlich verwöhntes Herrschaftskind aufgewachsenbin, umgeben von schönen Gemälden und Antiquitäten. Meine Mutter war Jüdin, und als Hitler an die Macht kam, wollte mein Vater sie nicht im Stich lassen — also haben ihn die Nazis um alles gebracht, was erbesaß. Sie sind

beidebei denBombardements gestorben. Freunde haben mich aus Deutschland herausgeschmuggelt, in die Schweiz, und als der Krieg zu Ende war, beschloß ich, nicht nach Deutschland zurückzukehren. Ichbin nach London übergesiedelt und habe ein kleines Antiquitätengeschäft in der Mount Street eröffnet. Ich hoffe, daß Sie es eines Tagesbesuchen werden.«

Da liegt also der Hase im Pfeffer, dachte Tracy verwundert. Er will mir etwas verkaufen.

Wie sich später herausstellte, irrte sie sich.

Als Günther Hartog die Rechnungbeglich, sagte erbeiläufig:»Ich habe ein kleines Landhaus in Hampshire. Übers Wochenende kommen ein paarBekannte von mir, und es würde mich sehr freuen, wenn Sie sich uns anschließen wollten.«

Tracy zögerte. Der Mann war ihr fremd, und sie wußte immer noch nicht, was er von ihr wollte. Doch dann gelangte sie zu dem Schluß, daß sie sich gewiß nichts vergab, wenn sie am Freitagabend aufs Land fuhr.

Günther Hartogs» kleines Landhaus «erwies sich als ein schöner Herrensitz aus dem 17. Jahrhundert mit dreißig Morgen Grund. Günther war Witwer und lebte allein — abgesehen von seinen Dienstboten. Er zeigte Tracy, was sehenswert war, unter anderem auch den Stall mit den Pferden und die Schweinekoben und den Hühnerhof.