Parker nie etwas nachweisen können.
Nun war Peter wieder am Apparat.»Kein Problem, Gregory. Es ist mehr als genug Geld auf dem Konto. Der Scheck ist auf jeden Fall gedeckt.«
Halston fiel ein Stein vom Herzen.»Danke, Peter.«
«Keine Ursache.«
«Nächste Woche gehen wir essen. Dubist eingeladen.«
Am nächsten Morgen wurde der Scheck eingelöst und der Smaragd von einemBoten an Mrs. Mary LouBenecke im Dorchester Hotel abgeliefert.
Am späten Nachmittag, kurz vor Ladenschluß, sagte Gregory Halstons Sekretärin:»Eine Mrs. Benecke will Sie sprechen, Mr. Halston.«
Halston verzagte. Sie war wiedergekommen, um die Nadel zurückzugeben, und er konnte das schwerlich verweigern. Zum Teufel mit den Frauen, vor allem, wenn sie aus Texas sind! Halston setzte ein süßliches Lächeln auf und verließ seinBüro, um die Kundin zubegrüßen.
«Guten Tag, Mrs. Benecke. Ich nehme an, die Nadel hat Ihrem Gatten nicht gefallen.«
Sie grinste.»Da liegen Sie falsch, Sportsfreund. Mein alter P. J. fand sie einfach Spitze.«
Halston faßte wieder Mut.»Ach, ja?«
«Er fand sie so super, daß ich noch so 'ne Nadelbesorgen soll. Wir lassen dann Ohrringe draus machen. Geben Sie mir noch so 'ne Nadel, ja?«
Gregory Halston legte die Stirn in Falten.»Da haben wir, fürchte ich, ein kleines Problem, Mrs. Benecke.«
«Was für eins, Süßer?«
«Der Stein, den Sie haben, ist ein Unikat. Will heißen, es gibt ihn nur einmal. Aber ich habe zwei sehr schöne, etwas anders geschliffene Smaragde, die ich Ihnen…«
«Ich will keine andern. Ich will so einen wie den, den ich
gekauft habe.«
«Um ganz ehrlich zu sein, Mrs. Benecke, es gibt nicht allzu viele zehnkarätige, kolumbische, lupenreine…«, er sah ihren rügendenBlick,»… fast lupenreine Smaragde.«
«Na, nun machen Sie mal halblang, Sportsfreund. Irgendwo muß es doch noch so 'n Ding geben.«
«Ich habe, in aller Aufrichtigkeit, nur wenig Steine von dieser Qualität gesehen, und ein Duplikat vom selben Schliff und in derselben Farbe zu finden, dürfte fast unmöglich sein.«
«Wir in Texas sagen immer: Nichts ist unmöglich, es dauert nur 'nbißchen länger. Ich habam Samstag Geburtstag. P. J. will, daß ich diese Ohrringe habe, und was P. J. will, das kriegt er auch.«
«Ich glaube wirklich nicht, daß ich…«
«Was habich für die Nadel geblecht? Hundert Riesen, nicht? Also, ich weiß, daß mein alter P. J. für 'ne zweite zweihundert‑bis dreihunderttausend springen lassen würde.«
Gregory Halston dachteblitzschnell nach. Es mußte irgendwo ein Duplikat dieses Steins geben, und wenn P. J. Beneckebereit war, noch einmal zweihunderttausend Dollar draufzulegen, würde das ein recht hübscher Profit sein. Ich kann sogar dafür sorgen, dachte Halston, daß es ein recht hübscher Profit für mich allein wird.
Er sagte:»Ich werde mich umhören, Mrs. Benecke. Ichbin sicher, daß kein anderer Juwelier in London das Duplikat hat, aber es werden ja immer wieder Nachlässe versteigert. Ich werde Anzeigen in die Zeitung setzen und sehen, was dabei herauskommt.«
«Sie haben Zeitbis Samstag«, erwiderte dieBlondine.»Und ganz unter uns — mein alter P. J. geht wahrscheinlich sogarbis dreihundertfünfzigtausend.«
Und damit entschwand Mrs. Benecke. Ihr Zobelmantel wogte ihr nach.
Gregory Halston saß in seinemBüro, in Tagträume versunken. Das Schicksal hatte ihm einen Mann zugeführt, der in seineblonde Nutte so vernarrt war, daß er für einen Smaragd im Wert von hunderttausend Dollar gern auch dreihundertfünfzigtausend Dollar zahlte. Machte
zweihundertfünfzigtausend Dollar Reingewinn. Gregory Halston hielt es nicht für nötig, die Gebrüder Parker mit den Einzelheiten der Transaktion zubelästigen. Es würde ein leichtes sein, den Verkauf des zweiten Smaragds mit hunderttausend Dollar zuBuche schlagen zu lassen und den Rest in die eigene Tasche zu stecken. Mit diesen zweihundertfünfzigtausend Dollar war er lebenslang saniert.
Jetzt mußte er nur noch ein Duplikat des Smaragds finden, den er Mrs. Benecke verkauft hatte.
Es war schwieriger, als Halston gedacht hatte. Keiner der Juweliere, mit denen er telefonierte, hatte etwas Ähnliches auf Lager. Er ließ Anzeigen in die Times und in die Financial Times setzen, er riefbei Christie's und Sotheby's und einem Dutzend kleinerer Auktionshäuser an. In den nächsten Tagen wurde er mit einer Flut von minderwertigen Smaragden überschwemmt. Es waren auch ein paar gute und einige wenige erstklassige darunter, aber keiner von ihnen kam dem gleich, den er suchte.
Am Mittwoch rief Mrs. Benecke an.»Mein alter P. J. wird langsam fickerig«, sagte sie.»Haben Sie die Nadel schon?«
«Noch nicht, Mrs. Benecke«, antwortete Halston.»Aber nur keine Aufregung. Bald.«
Am Freitag rief sie wieder an.»Morgen habich Geburtstag«, hielt sie Halston vor.
«Ich weiß, Mrs. Benecke. Wenn Sie mir noch ein paar Tage Zeit ließen, würde ich mit Sicherheit…«
«Gilt nicht, Sportsfreund. Wenn Sie den Smaragd nichtbis morgen vormittag haben, geb’ ich Ihnen den zurück, den ichbei Ihnen gekauft habe. Mein alter P. J. sagt, ich krieg
stattdessen 'n Landhaus. In… in Sussex oder so — gibt's das?«
Halstonbrach der kalte Schweiß aus.»Mrs. Benecke«, sagte er,»es würde Ihnenbestimmt nicht gefallen in Sussex. Sie würden es abscheulich finden, in einem Landhaus zu wohnen. Die meisten sind in einem kläglichen Zustand. Sie haben keine Zentralheizung und…«
Mrs. Benecke fiel ihm ins Wort.»Also, noch mal ganz unter uns, mir wären die Ohrringe lieber. Mein alter P. J. hat gesagt, für noch so'n Stein würde er sogar vierhunderttausend rausrücken. Sie haben keine Ahnung, wie unheimlich stur der sein kann.«
Vierhunderttausend Dollar! Halston hörtebereits das leise Knistern der Scheine zwischen seinen Fingern.»Ich tue, was ich kann«, versicherte er.»Geben Sie mirbitte nur noch einbißchen Zeit.«
«Das liegt nichtbei mir, Süßer«, erwiderte sie.»Das liegtbei P. J.«
Und damit war die Leitung tot.
Halston saß da und verwünschte das Schicksal. Wo konnte erbloß einen haargenau identischen, zehnkarätigen Smaragd finden? Er war derart mitbitteren Gedankenbeschäftigt, daß er die Sprechanlage erstbeim dritten Summen hörte. Er drückte die Taste undblaffte:»Was ist denn?«
«Eine Contessa Marissa ist am Telefon, Mr. Halston. Sie ruft wegen der Anzeige an. Wegen des Smaragds.«
Schon wieder jemand! Heute vormittag hatte erbereits zehn einschlägige Anrufe entgegengenommen, und jeder war reine Zeitverschwendung gewesen. Halston nahm den Hörer von der Gabel und sagte ungnädig:»Ja?«
Eine sanfte Frauenstimme mit italienischem Akzent meldete sich:»Guten Tag, Signore. Ich habe Ihre Anzeige gelesen. Sie sind möglicherweise daran interessiert, einen Smaragd zu erwerben?«
«Wenn er das ist, was ich mir vorstelle, ja. «Halston konnte die Ungeduld nicht aus seiner Stimme verbannen.
«Ich habe einen Smaragd, der seit vielen, vielen Jahren imBesitz meiner Familie ist. Leider sehe ich mich aufgrund meiner derzeitigen Lage genötigt, den Stein zu veräußern.«
Ja, ja, ja. Die Geschichte hatte er schon hundertmal gehört.
Ich muß es noch einmalbei Christie's versuchen, dachte Halston. Oderbei Sotheby's. Vielleicht ist da in letzter Minute noch etwas zur Auktion gegeben worden, oder…
«Signore? Sie suchen einen zehnkarätigen Smaragd, nicht wahr?«