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Eine Weile nach ihrer Rückkehr aus Venedig gabsie eine Cocktailparty in ihrem Haus am Eaton Square.

«Ich freue mich schon darauf«, sagte Günther.»Ihre Feste sind die Täuschendsten von ganz London. Wer kommt denn?«

«Alle«, antwortete Tracy.

Und es kam noch einer mehr. Tracy hatte dieBaroneß Lithgow eingeladen, eine attraktive junge Erbin, und als dieBaroneß eintraf, ging Tracy ihr entgegen, um sie zubegrüßen. Und plötzlich fehlten ihr die Worte. Denn dieBaroneß hatte einen unerwartetenBegleiter: Jeff Stevens.

«Tracy, ich glaube, Sie kennen Mr. Stevens noch nicht. Jeff, das ist Mrs. Tracy Whitney, unsere Gastgeberin.«

Tracy sagte steif:»Guten Abend, Mr. Stevens.«

Jeff nahm Tracys Hand und hielt sie ein wenig länger als nötig in seiner.»Mrs. Tracy Whitney?«sagte er.»Ja, natürlich! Ich war mit Ihrem Mannbefreundet. Wir waren in Indien viel zusammen.«

«Ach, wie aufregend!«rief dieBaroneß.

«Merkwürdig… er hat nie von Ihnen gesprochen«, entgegnete Tracy kühl.

«Wirklich nicht? Das wundert mich. Ich habe ihn gern gemocht, den alten Jungen. Schade, daß er so enden mußte.«

«Oh! Was ist passiert?«erkundigte sich dieBaroneß.

Tracy funkelte Jeff an.»Nichts weiter.«

«Nichts weiter?!«sagte Jeff rügend.»Wenn ich mich recht erinnere, ist er immerhin in Indien gehängt worden.«

«In Pakistan«, berichtigte Tracy knapp.»Und ich glaube, er hat doch von Ihnen gesprochen. Oder vielmehr, von Ihrerbezaubernden Frau. Wie geht es ihr?«

DieBaroneßblickte Jeff mit großen Augen an.»Du hast mir nie gesagt, daß du verheiratetbist, Jeff.«

«Cecily und ich leben in Scheidung.«

Tracy lächelte lieblich.»Ich meinte ja auch Rose.«

«Ach, die.«

DieBaroneß war ein wenigbefremdet.»Du warst zweimal verheiratet?«

«Nein, nur einmal«, sagte Jeff leichthin.»Die Ehe zwischen Rose und mir ist annulliert worden. Wir warenbeide noch sehr

jung. «Er wandte sich zum Gehen.

Tracy fragte:»Aber Sie hatten doch Kinder? Zwillinge, nicht?«

«Zwillinge?!«rief dieBaroneß.

«Die lebenbei ihrer Mutter«, entgegnete Jeff, Er schaute Tracy an.»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein unbeschreibliches Vergnügen es ist, mit Ihnen zu plaudern, Mrs. Whitney, aber wir dürfen Sie nun Ihren anderen Gästen nicht länger vorenthalten. «Und damit nahm er dieBaroneßbei der Hand und schritt von dannen.

Am nächsten Morgenbegegnete Tracy ihm zufälligbei Harrods in einem vollen Aufzug. Tracy stieg im ersten Stock aus. Als sie den Lift verließ, wandte sie sich Jeff zu und sagte laut und deutlich:»Ach, übrigens, diese Anklage gegen Sie wegen Unzucht mit Minderjährigen — wie haben Sie sich da eigentlich rausgewunden?«Die Aufzugtür schloß sich, und Jeff saß in der Falle, allseits umgeben von sittlich entrüsteten Mitbürgern.

An diesem Abend lag Tracy imBett, dachte an Jeff und mußte lachen. Er war wirklich ein Charmeur. Und ein Gauner. Aber ein sehr netter. Sie fragte sich, welcher Art seineBeziehung zuBaroneß Lithgow war. Nein, sie wußte, welcher Art seineBeziehung zuBaroneß Lithgow war. Jeff und ich sind vom selben Schrot und Korn, dachte Tracy. Sie würdenbeide nie zur Ruhe kommen. Das Leben, das sie führten, war einfach zu aufregend und interessant.

Sie sann über ihren nächsten Auftrag nach. Das Zielbefand sich in Südfrankreich, und das Ganze war eine echte Herausforderung. Günther hatte ihr gesagt, die Polizei fahnde nach einer Frauenbande. Tracy schlief lächelnd ein.

In seinem Pariser Hotelzimmer las Daniel Cooper die Unterlagen, die Inspektor Trignant ihm zur Verfügung gestellt hatte. Es war 4 Uhr morgens. Cooper hatte seit Stunden über

den Papieren gesessen und die einfallsreiche Mischung aus Schwindeleien und Einbruchdiebstählen analysiert. Einige der Tricks kannte Cooperbereits, andere waren ihm neu. Wie Inspektor Trignant erwähnt hatte, genossen alle Opfer einen zweifelhaften Ruf. DieseBande hält sich offenbar für eine Nachfolgeorganisation von Robin Hood und seinen Leuten, dachte Cooper.

Er war fast fertig. Er hatte nur noch dreiBerichte zu lesen. Auf dem obersten Aktendeckel standBRÜSSEL. Cooper klappte ihn auf und überflog denBericht. Schmuck im Wert von zwei Millionen Dollar war aus dem Wandsafe eines Mr. van Ruysen gestohlen worden, einesbelgischenBörsenmaklers.

Die van Ruysens waren im Urlaubgewesen, das Haus stand leer, und… Plötzlich schlug Coopers Herz schneller. Er las denBericht noch einmal, Wort für Wort. Der Fall unterschied sich von den anderen in einem sehr wichtigen Punkt: Die Einbrecherin hatte die Alarmanlage ausgelöst, und als die Polizei eintraf, wurde sie an der Tür von einer Frau empfangen, die ein hauchdünnes Nachthemd trug. Sie hatte eine Frisierhaube auf dem Kopf und eine dicke Schicht Cold Cream im Gesicht. Siebehauptete, ein Hausgast der van Ruysens zu sein. Die Polizei kaufte ihr die Geschichte ab, und als die van Ruysens aus dem Urlaubzurückkehrten und wegen ihres Hausgastsbefragt wurden, war die Frau mitsamt den Juwelen längst über alleBerge.

Cooper legte denBericht aus der Hand. Er warf einenBlick auf seine Armbanduhr. In New York war es 10 Uhr vormittags. Cooper rief J. J. Reynolds an.

«Sie müssen etwas für mich feststellen«, sagte Cooper.»Fragen Sie die Polizisten auf Long Island, die damalsbei dem Einbruch im HauseBellamy mit der Täterin gesprochen haben, obsie sicher sind, daß die Frau Amerikanerin war.«

Reynolds rief eine Stunde später zurück.»Ja, sie sind

sicher«, sagte er.»Warum wollen Sie das…«Aber Cooper hattebereits aufgelegt.

Inspektor Trignant verlor allmählich die Geduld:»Und ich sage Ihnen, es ist unmöglich, daß eine Frau all diese Straftaten verübt hat.«

«Das läßt sich ohne weiteres herausfinden«, entgegnete Daniel Cooper.

«Wie?«

«Ichbrauche einen Computer‑Ausdruck über Datum und Ort der letzten Einbrüche und Informationen über die für diese ›Bande‹ typischen Schwindeleien.«

«Das kann ich natürlich einrichten, aber…«

«Außerdembrauche ich Einblick in die Register der Grenzpolizei. Sie soll alle amerikanischen Touristinnen auflisten, die sich in der Zeit, zu der die Straftaten verübt wurden, in den jeweiligen Städten aufgehalten haben. Es ist möglich, daß die Frau mit falschen Pässen arbeitet, aber es kann auch sein, daß sie hin und wieder unter ihrem wahren Namen reist.«

Inspektor Trignant dachte nach.»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Monsieur. «Erbetrachtete den kleinwüchsigen Mann vor sich und mußte entdecken, daß er fast hoffte, Cooper möge sich irren. Der Amerikaner war viel zu eingebildet.»Nun denn. Ich werde alle Räder inBewegung setzen.«

Der erste Einbruch der Serie hatte sich in Stockholm ereignet. In demBericht des schwedischen Zweigs von Interpol wurden alle amerikanischen Touristinnen aufgeführt, die in der Tatwoche in Stockholm gewesen waren. Ihre Namen wurden in den Computer der Zentrale von Interpol in Paris eingegeben. Die nächste Stadt war Mailand. Die Namenliste der amerikanischen Touristinnen, die sich zur Zeit des Einbruchs in Mailand aufgehalten hatten, wurde mit der Liste

aus Stockholm verglichen. Es ergabsich eine neue Liste mit vierundfünfzig Namen. Dann wurde überprüft, welche amerikanischen Touristinnen in der Woche einesbesonders unverschämten Schwindels in Irland gewesen waren, und die Liste verkürzte sich auf fünfzehn Nahmen. Inspektor Trignant überreichte Cooper den Computer‑Ausdruck.